Wissenschaftliche und teilnehmende Beobachtung, Bestandteile, Formen und die "Marienthal-Studie"


Hausarbeit, 2004

18 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Beobachtung
2.1 Quantitative und qualitative Sozialforschung
2.2 Bestandteile der Beobachtung
2.2.1 Das Beobachtungsfeld
2.2.2 Die Beobachtungseinheiten
2.2.3 Der Beobachter
2.2.4 Die Beobachteten

3 Beobachtungsformen
3.1 Naive und wissenschaftliche Beobachtung
3.2 Strukturierte und unstrukturierte Beobachtung
3.3 Offene und verdeckte Beobachtung
3.4 Teilnehmende und nicht teilnehmende Beobachtung
3.5 Aktiv und passiv teilnehmende Beobachtung
3.6 Direkte und indirekte Beobachtung
3.7 Feld- und Laborbeobachtung

4 Marienthalstudie
4.1 Hintergrund der Studie
4.2 Vorgehensweise und Forschungsziele
4.3 Angewandte Methode und Ergebnis

5 Teilnehmende Beobachtung
5.1 Überblick über die teilnehmende Beobachtung
5.1.1 Beobachter als Teilnehmer („observer-as-participant“)
5.1.2 Teilnehmer als Beobachter („participant-as-observer“)
5.1.3 Völlige Identifikation mit dem Feld („complete participant“)
5.1.4 Reiner Beobachter ohne Interaktion mit dem Feld („complete observer“)
5.2 Beobachterschulung
5.3 Grenzen der Beobachtung

6 Schlussbemerkung

7 Literatur- und Quellenverzeichnis

1 Einleitung

Allgemein betrachtet, basiert jede Datenerhebungsmethode auf einem Beobachtungsvorgang, der das Wahrnehmen unserer Umwelt durch Sinnesorgane beinhaltet.

Somit stellt die Beobachtung sowohl in der empirischen Sozialforschung als auch in anderen Wissenschaftsdisziplinen, beispielsweise der Recherche von literarischen und journalistischen Sozialreportagen oder der Psychologie eines der ursprünglichsten Verfahren dar. Was verstehen wir unter Beobachtung?

Die wissenschaftliche Beobachtung ist „das systematische Erfassen, Festhalten und Deuten sinnlich wahrnehmbaren Verhaltens zum Zeitpunkt seines Geschehens“ (Atteslander 2003, S. 79).

Den Unterschied zur alltäglichen Beobachtung erklärt Atteslander folgendermaßen: „Während alltägliches Beobachten der Orientierung der Akteure in der Welt dient, ist das Ziel der wissenschaftlichen Beobachtung die Beschreibung bzw. Rekonstruktion sozialer Wirklichkeit vor dem Hintergrund einer leitenden Forschungsfrage.“

Weitere Unterschiede sind die Anwendung systematischer Verhaltensweisen und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den erlangten Ergebnissen bei der Beob-achtung als Datenerhebungsmethode. Durch die Beobachtung kann gegenwärtiges Geschehen festgehalten und somit ein real existierendes Verhalten registriert werden. Im Gegensatz zur Befragung, bei der der Befragte nur eine Antwort bezüglich eines möglichen Verhaltens gibt, die zudem subjektiv verarbeitet und interpretiert ist, befasst sich die Beobachtung mit effektiv sozialem Verhalten.

Jürgen Friedrichs weist allerdings auf die verhältnismäßig seltene Anwendung der Beobachtung in der Soziologie hin. Grund hierfür ist, „dass die Beobachtung Hypothesen über das Verhalten von Individuen verlangt, zu denen dann Analysen und Prognosen nötig sind. In den Hypothesen sind Variablen enthalten, deren Messung anhand der Kategorien des Forschers erfolgt; er interpretiert Bewegung, räumliche Distanz und Interaktionen“ (Friedrichs 1980, S. 269).

Folglich steht die Interpretation des Betroffenen der des Akteurs gegenüber.

Ziel meiner Ausarbeitung ist es zunächst, einen Überblick über die wissenschaftliche Beobachtung und deren Bestandteile zu geben, bevor ich die einzelnen Formen der Beobachtung näher erläutere. In einem weiteren Schritt werde ich die Datenerhebungsmethode „Beobachtung“ anhand der „Marienthal-Studie“, die als berühmteste teilnehmende Beobachtung gilt, vorstellen.

Abschließend werde ich die spezifischen Rollen im Rahmen der teilnehmenden Beob-achtung erläutern und die Grenzen der Methode „Beobachtung“ darlegen.

2 Die Beobachtung

2.1 Quantitative und qualitative Sozialforschung

Der Ablauf und die Anwendung einer wissenschaftlichen Beobachtung hängt entscheidend vom theoretischen und methodologischen Standpunkt der Forscher ab (Atteslander, 2003, S. 79). In der Sozialforschung wird deshalb zwischen einer quantitativen und einer qualitativen Konzeption beziehungsweise zwischen quantitativen und qualitativen Beobachtungsstudien unterschieden.

Bei der quantitativen Beobachtung wird die soziale Realität als objektiv gegeben betrachtet, die mit kontrollierten Methoden zu erfassen ist. Hierbei geht es in erster Linie um die Aufnahme von Daten, die zur Überprüfung von Theorien und Hypothesen dienen. Die Reliabilität und Validität dieser Daten sind die einzigen Kriterien, denen man mit der Erhebung großer Fallzahlen und der personellen Trennung von Forscher und Beobachter Genüge zu tun versucht. Atteslander kritisiert die quantitative Methode, da sie von einem „Primat der Methode“ gekennzeichnet ist, was bedeutet, dass die Beschäftigung mit der Methode den eigentlichen Gegenstand überlagert. Außerdem weist er bei dieser Art der Beobachtung durch Standardisierung und Quantifizierung auf die Gefahr der Scheinobjektivität hin.

Demgegenüber steht die qualitativ orientierte Beobachtung. Diese ist gekennzeichnet durch „die Annahme, dass soziale Akteure Objekten Bedeutungen zuschreiben, sich nicht starr nach Normen und Regeln verhalten, sondern soziale Situationen interpretieren und so prozeßhaft soziale Wirklichkeit konstituieren“ (Atteslander, 2003, S. 84). Der Forscher beschäftigt sich hierbei also nicht mehr hauptsächlich mit der Methode, sondern vielmehr mit der Interpretation des Prozesses. Die Forschungsprinzipien sind zwar auf einer gemeinsamen Basis begründet, können jedoch Unterschiede aufweisen.

2.2 Bestandteile der Beobachtung

Atteslander unterscheidet vier verschiedene Bestandteile der Beobachtung, die in Beziehung zu einander stehen, sich aber analytisch trennen lassen (Atteslander 2003, S.88). Sie können als eine Art Checkliste verstanden werden, um zu einer Auswahl der Beobachtungsform, auf die ich im folgenden Kapitel zu sprechen komme, zu gelangen.

2.2.1 Das Beobachtungsfeld

Das Beobachtungsfeld gibt Aufschluss über die Rahmenbedingungen der Beobachtung und enthält Angaben über den räumlichen und sozialen Charakter der Untersuchung. Hier bestehen Unterschiede zwischen der qualitativen und quantitativen Forschungsmethode.

So muss bei der quantitativen Beobachtung eine genaue Beschreibung des Beobachtungsfeldes erfolgen, während sich bei der qualitativen Methode das Feld auch während der Beobachtung ändern kann.

2.2.2 Die Beobachtungseinheiten

„Die Beobachtungseinheiten bezeichnen denjenigen Teilbereich sozialen Geschehens, der konkreter Gegenstand der Beobachtung sein soll“ (Atteslander 2003, S. 90).

Grundsätzlich werden die Beobachtungseinheiten im Vorfeld festgelegt, da nie alles beobachtet werden kann. Atteslander weist jedoch darauf hin, dass am Anfang einer Untersuchung oftmals noch unklar ist, welche Faktoren für das Untersuchungsziel entscheidend sind. Bei der quantitativen Beobachtung werden die Beobachtungseinheiten zeitlich zerlegt, während bei der qualitativen Beobachtung komplexere Situationen und Interaktionen als Einheiten erfasst werden.

2.2.3 Der Beobachter

Grundsätzlich wird der Beobachter durch seinen Beobachterstatus im Feld begründet. Dieser ist einerseits von seinem Partizipationsgrad und andererseits von der Ausfüllung der Beobachterrolle, die mit dem Partizipationsgrad korrespondiert, abhängig.

Atteslander teilt dem Beobachter zwei verschiedene Rollen zu, die im Feld eingenommen werden können: die Rolle als forschender Beobachter und seine Teilnehmerrolle im Feld. Die Rolle als forschender Beobachter wird häufig bei quantitativen Beobachtungsdesigns verwendet. Hierbei ist der Partizipationsgrad im Feld eher gering, was zu einer personellen Abgrenzung zwischen Forschungs- und Erfahrungsprozess führt. Somit ist die Objektivität und die intersubjektive Überprüfbarkeit der Beobachtung gewährleistet.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Wissenschaftliche und teilnehmende Beobachtung, Bestandteile, Formen und die "Marienthal-Studie"
Hochschule
Fachhochschule im Deutschen Roten Kreuz Göttingen (Hochschule wurde zum 01.10.2008 geschlossen)
Veranstaltung
Empirische Sozialforschung
Note
1,3
Autor
Jahr
2004
Seiten
18
Katalognummer
V54359
ISBN (eBook)
9783638495851
ISBN (Buch)
9783656817024
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Wissenschaftliche Beobachtungen - Am Beispiel der Marienthalstudie
Schlagworte
Beobachtung, Empirische, Sozialforschung
Arbeit zitieren
Heike Homburger (Autor:in), 2004, Wissenschaftliche und teilnehmende Beobachtung, Bestandteile, Formen und die "Marienthal-Studie", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/54359

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