Das Massenmedium Zeitung und die Öffentlichkeit am Beispiel der Boulevardzeitung „BILD“


Hausarbeit, 2004

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung und Aufgabenstellung

2. Massenmedien und die Öffentlichkeit
2.1. Von der Öffentlichkeit zur Teilöffentlichkeit
2.2. Die Zeitung als Massenmedium

3. Die Boulevardzeitung „Bild“
3.1 Darstellung von Inhalt, Form und Sprache der BILD

4. Exkurs: „Die Zeitung im Netz“ - Zahlen und Fakten

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung und Aufgabenstellung

„Wes Geistes Kind er ist, zeigt die Zeitung, die er liest“[1]. Die Zeitung gilt als DAS klassische Massenmedium schlechthin und übte schon Jahrhunderte vor Radio, TV und Internet ihre Wirkung auf die Öffentlichkeit aus. In dieser Hausarbeit soll die Zeitung als Massenmedium und ihr Bezug zur Öffentlichkeit verdeutlicht werden. Am exemplarischen Beispiel der Boulevardpresse, hier insbesondere der „Bild-Zeitung“, soll dargestellt werden, dass Massenmedien nicht die gesamte Öffentlichkeit gleichermaßen bedienen, sondern ihre Kommunikation auf Teilöffentlichkeiten beschränken. Es wird aufgezeigt werden, dass die Boulevardpresse nicht nur durch die Themenauswahl der abgedruckten Artikel, sondern auch über Stilmittel wie Wort- und Bildwahl versucht, ihre Leserschaft für sich zu gewinnen. Des Weiteren soll die Frage beleuchtet werden, in wieweit Massenmedien die Meinung der Öffentlichkeit durch ihre Berichterstattung beeinflussen können (und wollen). In einem Exkurs wird die Zeitung im Internet, bzw. die Öffentlichkeit, die sie anspricht, (hier: www.Bild.t-online.de) mit ihrer Print-Ausgabe verglichen.

2. Massenmedien und die Öffentlichkeit

Unter dem Stichwort Massenmedien steht im Lexikon geschrieben, es seinen „alle technischen Einrichtungen, durch die fortlaufend ein unüberschaubar großes Angebot an Nachrichten, Unterhaltung und Wissen öffentlich an ein großes heterogenes Publikum weitergegeben wird“[2]. Laut der These des Systemtheoretikers Niklas Luhmann werden Massenmedien jedoch besonders über ihren technischen Verbreitungsaspekt definiert, nämlich als „ Einrichtungen der Gesellschaft, die sich zur Verbreitung von Kommunikation technischer Mittel der Vervielfältigung bedienen“[3]. Dies bedeutet also, dass Massenmedien überall dort ihren Einsatz finden, wo das gesprochene Wort einen sich nicht am selben Ort und zur selben Zeit befindlichen Personenkreis nicht erreichen kann. Massenmedien dienen also in erster Linie dazu, „um zwischen Menschen, die einander nicht in Gesellschaft gegenwärtig sind, kommunikative Gemeinschaft, Gegenwart (und) Öffentlichkeit zu stiften oder wiederherzustellen“.[4] Zu den heute allgegenwärtigen Massenmedien gehören neben den Print- auch die audio-visuellen Medien, etwa Radio, TV und Internet. Die „Mutter aller Massenmedien“ ist jedoch die Zeitung bzw. die Zeitschrift. (=>siehe 2.2)

Massenmedien haben seit ihrem Entstehen eine weit reichende und tief greifende öffentliche Bedeutung. Print- und audio-visuelle Medien sind heute die Grundpfeiler des Mediensystems unserer Gesellschaft und bilden die so genannte „vierte Säule“ der Demokratie. Sie besitzen eine große politische und wirtschaftliche Macht und können durch gezielte Kommunikation die Öffentlichkeit stark beeinflussen. Jedoch ist dieses „Wechselspiel zwischen dem Medium und seinen Rezipienten“[5] sehr komplex. Es lässt sich nicht leugnen, dass Massenmedien enormen Anteil am Prozess der öffentlichen Meinungsbildung haben. Diese Beeinflussung der Öffentlichkeit durch die Medien beruht wesentlich auf einem wechselseitigen Zusammenhang, der Kohärenz zwischen „Sender“ und „Empfänger“ des übermittelten „Kontextes“[6].

2.1. Von der Öffentlichkeit zur Teilöffentlichkeit

Die Botschaften der Medien „treffen auf ein Individuum, das bereits aus Kenntnissen, Meinungen und Vorstellungen besteht, das in eine soziale Gruppe mehr oder weniger locker integriert ist. Auf Grund dieser Prädispositionen reagiert der Einzelne ganz unterschiedlich auf die gleiche Information“[7]. Daher wäre es folglich auch nicht richtig, die Rezipienten eines bestimmten Mediums als „die Öffentlichkeit“ zu betrachten. Sicher, alle Informationen, die in den Massenmedien kommuniziert werden, stehen prinzipiell jedem einzelnen Individuum zur Verfügung. Doch mit dem stetig wachsenden Überangebot an Informationen entwickelt sich die große, homogene Öffentlichkeit immer mehr hin zu kleinen, heterogenen, auf individuelle Einstellungen, Lebenssituationen und Denkarten reduzierte Teilöffentlichkeiten. Die Medienforschung hat festgestellt, dass das weit reichende Angebot der Massenmedien heute immer selektiver wahrgenommen wird. „Die Menschen lesen, hören und sehen vornehmlich diejenigen Mitteilungen, die ihre schon bestehende Meinung unterstützen“[8]. Die Leserschaft, zu deren morgendlicher Lektüre die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zählt, bildet ganz offensichtlich eine andere Teilöffentlichkeit als die Stammleser der „Bild-Zeitung“ - und umgekehrt. Anders als noch in den 50er und 60er Jahren, als die „Tagesschau“ die gesamte deutsche Öffentlichkeit allabendlich um 20 Uhr mit Informationen und Nachrichten versorgte, bilden sich durch die Vielfalt und Ausdifferenzierung der Massenmedien in unseren Tagen immer mehr, nach speziellen individuellen Vorlieben und Bedürfnissen ausgerichtete Teilöffentlichkeiten heraus. Wer sich für Wirtschaftsberichte interessiert, wird sich in der Rezipienten-Gruppe von N-TV und der FAZ wieder finden, der Musik-Fan bezieht seine täglichen Informationen von MTV und diversen „Special-Interest“ Musik-Zeitungen, während der Sportliebhaber neben den News von DSF und Euro-Sport bei der Wahl seiner Zeitung bestimmt die Größe des Sport-Teils als eines der wichtigsten Kauf-Argumente nennen wird. „Werden die Bedürfnisse, die Wünsche sowie die Bewusstseins- und Wertehaltungen der Leser in bestimmter Weise angesprochen, so kommt ein Kommunikationsfluss in Gang“[9]. Bei der Vielzahl der heute angebotenen Informationen aus Massenmedien stellt sich jedoch immer öfter die Frage nach dem Wahrheitsgehalt der eigentlichen „Nachricht“. Sie hängt von der Vertrauenswürdigkeit ab, die der Rezipient dem jeweiligen Medium schenkt. „Denn von der Mehrzahl der Ereignisse, die unser Leben beeinflussen, hat die Öffentlichkeit keine anderen Zeugnisse als die Berichte der Massenmedien“[10].

„Massenkommunikation ist heute das strukturierende Element unserer Gesellschaft, aber nicht das nivellierende; sie dient im Großen dem Zusammenhalt unserer Gesellschaft, im Einzelnen aber unterstützt sie die Gruppenbildung jeglicher Art. Selbst diejenigen, die gegen das >Meinungsmonopol der Massenmedien< wettern, haben mittlerweile ihre eigenen Medien mit erheblichen Auflagezahlen“[11].

2.2. Die Zeitung als Massenmedium

Das Wort Zeitung stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet soviel wie Nachricht, Botschaft. Anders als ihre unmittelbaren Vorläufer, die gedruckten „Flugblätter“, wird die Zeitung durch vier wesentliche Merkmale gekennzeichnet: das regelmäßige Erscheinen (Periodizität), die Vermittlung von Gegenwartsgeschehen (Aktualität), der freie Zugang für Jedermann (Publizität), sowie die unbeschränkten Themengebiete, über die sie berichtet (Universalität)[12]. Seit ihren ersten Tagen stellt die Zeitung durch ihre große öffentliche Reichweite ein immenses Mittel der Macht, z.B. durch Beeinflussung der öffentlichen Meinung, als Organ der Kritik an herrschenden Zuständen und Obrigkeiten, sowie aber auch als überparteiliche Kontrolle dar. Daher wurde sie seit Anbeginn oft zum Opfer staatlicher, aber auch kirchlicher Zensur. Auch diente sie, etwa in Zeiten des NS-Staates, als Propagandamittel um die Öffentlichkeit gezielt beeinflussen zu können. Mit der aufkommenden Alphabetisierung, Industrialisierung und Urbanisierung, sowie Dank technischer Entwicklungen und dem Ausbau des Anzeigenwesens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, entwickelte sich eine Massenpresse mit niedrigen Bezugspreisen. Interessant zu beobachten ist die damit entstandene Veränderung der Leserschicht der Zeitung, sprich die hauptsächlich angesprochene „Öffentlichkeit“. Wurden die ersten Zeitungen lediglich von ökonomisch unabhängigen Großbürgerschichten gegründet und gelesen, so ist zu beobachten, dass eine der wichtigsten Schichten der Zeitungsleser heute eher im niederen Bereich der Gesellschaft angesiedelt ist. Es sind die Leser der Boulevardzeitungen, die in unseren Tagen oft die „öffentliche Meinung“ prägen und darstellen. Damals wie heute jedoch erfüllt die Zeitung neben der reinen Informationsvermittlung besonders die Aufgabe, als Gegenstück und Kontrollorgan der stattlichen Herrschaft gegenüber zu treten. Es erscheinen in Deutschland derzeit täglich knapp 26 Mio. Zeitungen, davon 20 Mio. im Abonnement und sechs Mio. Boulevardzeitungen. Die größte und mit einer Auflage von ca. 3,9 Mio. einflussreichste Boulevardzeitung ist die „BILD“ aus dem Axel-Springer-Verlag[13].

3. Die Boulevardzeitung „BILD“

Der Terminus „Boulevardzeitung“ lässt sich nicht eindeutig klassifizieren und definieren. Es kursieren vielerlei synonyme Begriffe, etwa „Straßenverkaufszeitung“, „Massenblatt“ oder auch „Sensationspresse“. Von „seriösen“ Tageszeitungen unterscheidet sich die Boulevardpresse hauptsächlich durch drei wesentliche Merkmale:

[...]


[1] Imagebroschüre der Frankfurter Allgemeine Zeitung, GmbH, Frankfurt a.M. 2003, S.21.

[2] „Massenmedien", Microsoft® Encarta® 99 Enzyklopädie. © 1993-1998 Microsoft Corporation.

[3] Niklas Luhman: Die Realität der Massenmedien, Opladen 1996, S. 10.

[4] Hans Wagner: Vermittlungsverfassung in der Massenkommunikation. In: Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Ein Textbuch zur Einführung in ihre Teildisziplinen., hg. von Wolfgang R. Langenbucher, Wien 1986, S. 182.

[5] Klaus Brepohl: Die Massenmedien. Ein Fahrplan durch das Zeitalter der Information und Kommunikation. München 1974, S.51.

[6] Betrachtet man die Funktionsweise der Medien unter den Grundlagen des Kommunikationsmodells von Roman Jakobson: Grundlagen der Sprache. Berlin 1960.

[7] Brepohl: Die Massenmedien, S.51.

[8] B. Berelson, G.A. Steiner: Menschliches Verhalten. Weinheim/Berlin/Basel, 1969. In: Brepohl: Die Massenmedien, S.279.

[9] Rudi Renger, Franz Rest: Design als Vision. Zur analytischen Auseinandersetzung mit printmedialen Produkten. In: Kommunikationswelten. Wissenschaftliche Perspektiven zur Medien- und Informationsgesellschaft. Hg. von Rudi Renger, Gabriele Siegert, Innsbruck 1997, S. 114.

[10] Reinhold Krämer: Massenmedien und Wirklichkeit. Zur Soziologie publizistischer Produkte. Bochum 1986, S. 66

[11] Brepohl: Die Massenmedien, S.54.

[12] Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz, Jürgen Wilke (Hg.): Das Fischer Lexikon Publizistik-Massenkommunikation, Frankfurt a.M., 1994, S. 421.

[13] Informationen zur Auflagenstärke http://web.bild.t-online.de/corporate/index.html. Stand: 22. März 2004.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Das Massenmedium Zeitung und die Öffentlichkeit am Beispiel der Boulevardzeitung „BILD“
Hochschule
Universität Karlsruhe (TH)
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V51876
ISBN (eBook)
9783638477260
ISBN (Buch)
9783640864775
Dateigröße
530 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Das Massenmedium Zeitung und die Öffentlichkeit am Beispiel der Boulevardzeitung 'BILD' Exkurs: 'Die Zeitung im Netz'
Schlagworte
Massenmedium, Zeitung, SUN, BILD, England, Yellow Press, Öffentlichkeit, Beeinflussung, Medienwirkung, Internetzeitung, Zeitung im Netz, Onlinezeitung
Arbeit zitieren
B.A. Dominik Burger (Autor:in), 2004, Das Massenmedium Zeitung und die Öffentlichkeit am Beispiel der Boulevardzeitung „BILD“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51876

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