Integration von Mobilfunk- und Internettechnologien am Beispiel des IP-Multimedia-Subsystems. Chancen und Risiken potentieller Anwendungen


Diplomarbeit, 2006

80 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau

2 Evolution der Mobilfunknetze
2.1 Historische Entwicklung der Mobilfunkgenerationen
2.2 Global System for Mobile Communication (GSM)
2.2.1 High Speed Circuit Switched Data (HSCSD)
2.2.2 General Packet Radio Service (GPRS)
2.2.3 Enhanced Data Service for GSM Evolution (EDGE)
2.3 Universal Mobile Telekommunikations System (UMTS)
2.4 Standardisierungsgremien
2.4.1 International Telecommunication Union (ITU)
2.4.2 Open Mobile Alliance (OMA)
2.4.3 Internet Engineering Task Force (IETF)
2.4.4 European Telecommunications Standards Institute (ETSI)
2.4.5 Third Generation Partnership Project (3GPP) und Third Generation Partnership Project 2 (3GPP2)

3 IP Multimedia Subsystem (IMS)
3.1 Definition IP Multimedia Subsystem
3.2 Technologischer Aufbau des IMS
3.3 Schlüsselfunktionalitäten innerhalb des IMS
3.3.1 Session Initiation Protocol
3.3.2 Multimedia Session Negotiation and Management
3.3.3 Mobility Management
3.3.4 Quality of Service (QoS)
3.3.5 Service Execution, Control and Interaction
3.3.6 3rd Party Developer Interfaces
3.4 Sicherheit in der IMS Architektur
3.5 Implementierung von Diensten

4 Die Analyse der Dienste und Anwendungen – Chancen und Risiken potentieller Anwendungen
4.1 Abgrenzung des Begriffs Dienste
4.2 Abgrenzung des Begriffs Anwendung
4.3 Dienstkategorien
4.3.1 Person-to-Person Communication
4.3.1.1 Push to Talk over Cellular (PoC)
4.3.1.2 Push to See
4.3.1.3 Instant Messaging (IM)
4.3.1.4 Rich Voice
4.3.2 Person-to-Content Communication
4.3.2.1 Infotainment, Edutainment, Entertainment
4.3.2.2 Location Based Service
4.3.2.3 Presence
4.4 Anwendungskategorien
4.5 Anwendungsszenarien
4.5.1 Beispielszenario Mobile Auktion
4.5.1.1 Anwendungen und Dienste
4.5.1.2 Anwendergruppen
4.5.1.3 Chancen- und Risikenanalyse
4.5.2 Beispielszenario Unternehmerin Sabine
4.5.2.1 Anwendungen und Dienste
4.5.2.2 Anwendergruppen
4.5.2.3 Chancen- und Risikenanalyse
4.5.3 Beispielszenario Fussballfan Werner
4.5.3.1 Anwendungen und Dienste
4.5.3.2 Anwendergruppen
4.5.3.3 Chancen- und Risikenanalyse
4.5.4 Weitere Beispielszenarien
4.5.5 Marktsituation in Deutschland

5 Schlussbetrachtung
5.1 Zusammenfassung der Chancen und Risiken

6 Fazit

Literaturverzeichnis

Bücher

Zeitschriften

Internet

Ehrenwörtliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Entwicklung der Teilnehmerzahlen

Abb. 2: Zusammenfassung der digitalen Mobilfunkgenerationen

Abb. 3: Verhältnis zwischen Bandbreite und Dienstevolution

Abb. 4: Entwicklung der 3G/ UMTS Teilnehmer

Abb. 5: Standardisierungsgremien für 3G

Abb. 6: Die drei wichtigsten Gremien

Abb. 7: Das IP Multimedia Subsystem

Abb. 8: Kommunikation ’person-to-person’ ohne IMS

Abb. 9: Kommunikation ’person-to-person’ mit IMS

Abb. 10: Netzwerkübersicht ohne IMS

Abb. 11: Netzwerkübersicht mit IMS

Abb. 12: Übersicht der Mobilfunkgenerationen und ihrer Entwicklungsstufen

Abb. 13: IMS Sicherheitsarchitektur

Abb. 14: Vertikaler und Horizontaler Ansatz des Entwicklungsmodells

Abb. 15: Übersicht der sechs Dienstekategorien

Abb. 16: Übersicht der mobile Dateneinnahmen

Abb. 17: Beispiele für Kommunikationsanwendungen

Abb. 18: Übersicht möglicher Anwendungen

Tabellenverzeichnis

Tabelle 01: Leistungsfähigkeit des IP Multimedia Subsystem

Tabelle 02: Kombination von Dienst und Anwendung

Tabelle 03: Chancen und Risiken potentieller Dienste und Anwendungen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Unsere Kommunikationswelt verändert sich fundamental durch die Nutzung von neuen Technologien, Diensten und Anwendungen wie z. B. durch das Internet oder den Mobilfunk. Innerhalb weniger Jahre ist z. B. die Mobilfunkkommunikation explosionsartig angestiegen und mittlerweile nutzen mehr als 1.5 Billionen Teilnehmer die zweite Mobilfunkgeneration.[1] Die Entwicklung dieser neuen mobilen Technologie ging sehr rasant vonstatten und veränderte unseren täglichen Kommunikationsablauf, indem diese neuen Verfahren in vielen Bereichen die Möglichkeiten der Kommunikation zwischen den Menschen verbesserte und vereinfachte. Ein Beispiel für diese Vereinfachung in der Mensch-zu-Mensch Kommunikation ist die Nutzung von SMS Nachrichten. Die SMS war bzw. ist die Killer-Applikation in der zweiten Mobilfunkgeneration und forcierte dadurch die rasante Entwicklung im Mobilfunk. Wenn aber die Datenmengen in Betracht gezogen werden, vor allem im heutigen Flatrate Zeitalter, fällt der Vorteil für die Kommunikation über den SMS Versand weit zurück. Für ein Megabyte SMS Nachrichtenversand muss der Nutzer heutzutage 1400 € bezahlen.[2] Für die Mobilfunkbetreiber war diese Einnahmequelle natürlich sensationell, aber die Entwicklung der Mobilfunktechnologien geht weiter, die Wertschöpfungsketten verändern sich und die Unternehmen müssen jetzt neue adäquate Einnahmequellen finden. Durch die tägliche Nutzung des Internets und die dort vorhandenen Anwendungen und Dienste, werden die Rufe nach Mobilfunkanwendungen, vergleichbar mit denen aus dem Internet, wie z. B. Instant Messaging (IM) oder Voice over IP (VoIP) immer lauter. In unserer heutigen Welt sollen diese technologischen Veränderungen den Menschen neue Möglichkeiten hinsichtlich Flexibilität und Effizienz bringen und darüber hinaus soll dieser Nutzen j ederzeit und überall verfügbar sein. Diese effiziente Entwicklung existiert bei der stationären Kommunikation in Form des Internets.

„Noch schneller als das Mobiltelefon hat sich das Internet entwickelt. Es ist das am schnellsten wachsende Medium aller Zeiten. Dazu ein Vergleich: Um zehn Millionen Nutzer miteinander zu verbinden, benötigte

- das Telefon 40 Jahre
- das Telefax 20 Jahre
- das Handy 10 Jahre und
- das Internet lediglich 4 Jahre.

Heute verzeichnen wir, wie eingangs beschrieben, weltweit 680 Millionen Internet-User, deren Kommunikation über 15 Millionen Hostrechner in mehr als 200 Ländern erfolgt. Das Internet verbindet einerseits Menschen, anderseits vernetzt es Unternehmensprozesse. Das Internet bietet den Unternehmen ergänzende Vertriebswege und eröffnet Effizienzpotenziale. Mit der Entwicklung der digitalen Hochtechnologie besteht für die Menschen eine leicht verständliche und emanzipatorische Technologie für den direkten Zugriff auf Informationen, über alle geographischen Grenzen hinweg, sekundenschnell, in Sprache, Bild oder Film.“[3]

Diese leicht zugänglichen, einfach zu implementierenden Dienste und Anwendungen des Internets, die tagtäglich genutzt werden wie. z.B. IM, VoIP, email und vieles mehr wird nun für die mobile Nutzung durch technologische Weiterentwicklung im Mobilfunk und entsprechende Endgeräte wie z. B. verbesserte Handys, Personal Digital Assistants (PDA), usw. vorbereitet. Jahrelang wurde bis jetzt über die Konvergenz der Netze und die sich daraus ergebenden Nutzenpotentiale von Anwendungen und Diensten gesprochen und diskutiert.

Dieses Kommunikationspotential, das der Mobilfunk mit sich gebracht hat, wurde bis dato hauptsächlich für die Sprachkommunikation genutzt. Die Problematik bei der Datenübertragung bestand bis zum jetzigen Zeitpunkt in der Verfügbarkeit von zu geringer Bandbreite, unzureichenden Endgeräten und schlecht nutzbaren Anwendungen und Diensten. Dies soll durch die dritte Mobilfunkgeneration geändert werden, indem Datengeschwindigkeiten bereitgestellt werden sollen, die vergleichbar sind mit stationären Möglichkeiten wie z. B. DSL. Die Umsetzung und Dynamik die durch entsprechende Anwendungen und Dienste verwirklicht werden können sind gewaltig. Die Suche nach der nächsten Killer Applikation für die dritte Mobilfunkgeneration ist im vollen Gange. Wenn zusätzlich zu diesen verbesserten Grundlagen in der mobilen Datengeschwindigkeit eine technische Plattform zur Verfügung stünde, die Internet und Mobilfunktechnologien verbindet und zwar durch offene Schnittstellen zu allen Netzwerken und gemeinsame Protokolle beinhaltet, so würde diese Plattform letztendlich einen enormen gemeinsamen Nutzen dieser Dienste und Anwendungen ermöglichen. Dadurch wäre ein Potential vorhanden das grenzenlos wäre, indem die Entwicklung neuer Anwendungen vereinfacht werden würde. Das IP Multimedia Subsystem (IMS) ist ein Ergebnis eines solchen Entwicklungsprozesses. In diese Dienstplattform werden sehr viele Hoffnungen gesteckt, da sie auf Standardisierungen, Schnittstellen und Protokollen des Internets basiert. „Das Zusammenwachsen von Internet und Telekommunikation wird in den kommenden Jahren für die gesamte Wirtschaft neue Wachstumsperspektiven und -potenziale erschließen.“[4] Dies verdeutlicht auch die Entwicklungen im Bereich stationärer und mobiler Teilnehmer. Erstmalig ist die Teilnehmerzahl bei den mobilen Zugängen größer als bei den stationären Zugängen und dieser Trendwechsel entwickelt sich weiter.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Entwicklung der Teilnehmerzahlen[5]

1.2 Zielsetzung

Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema der Integration von Mobilfunk- und Internettechnologien dargestellt am IP Multimedia Subsystem und den daraus folgenden Möglichkeiten, innovative Dienste und Anwendungen zu entwickeln. Das Ziel dieser Arbeit ist es:

- die technologische Entwicklung bei den Mobilfunkgenerationen darzustellen.
- die Integration von Mobilfunk- und Internettechnologien durch das IMS zu beschreiben.
- die technologische Architektur des IMS und die technische Umsetzung dieser Dienstplattform aufzuzeigen.
- die Vorteile des IMS aufzuzählen.
- die Möglichkeiten des IMS bei der Umsetzung von Anwendungen und Diensten aufzuzeigen.
- Des Weiteren sollen die Chancen und Risiken dieser Anwendungen und Dienste analysiert werden.

1.3 Aufbau

Nach der Einleitung wird im Kapitel 2. Evolution der Mobilfunknetze‚ zunächst die historische Entwicklung der Mobilfunkgenerationen und der beteiligten Standardisierungsgremien beschrieben werden, die bei der Entwicklung und Spezifizierung der dritten Mobilfunkgeneration und des IP Multimedia Subsystem notwendig waren.

Im darauf folgenden Kapitel 3. IP Multimedia Subsystem (IMS) wird das IMS definiert und die Schlüsselfunktionalitäten werden aufgezählt. Außerdem wird auf die Implementierung von Diensten und Anwendungen im IMS eingegangen.

Anschließend werden im Kapitel 4. Analyse der Dienste und Anwendungen die Dienste und Anwendungen hinsichtlich ihrer Nutzungsmöglichkeiten kategorisiert. Dazu werden die Dienste mit dem größtmöglichen Realisierungspotential hervorgehoben und durch drei beispielhafte Anwendungsszenarien bzgl. ihrer Chancen und Risiken betrachtet.

In Kapitel 5. Schlussbetrachtung erfolgt die Zusammenfassung der Chancen und Risiken der potentiellen Anwendungen und der bisher angebotenen Dienste und Anwendungen der vier Mobilfunkbetreiber in Deutschland.

In Kapitel 6. Fazit werden die gewonnen Erkenntnisse dieser Arbeit betrachtet und es wird ein kurzer Ausblick in zukünftige Entwicklungen getätigt.

2 Evolution der Mobilfunknetze

2.1 Historische Entwicklung der Mobilfunkgenerationen

Die Geschichte der Mobiltelefonie -
Von der analogen zur digitalen Mobilfunkgeneration.

Begonnen hat die Entwicklung der Mobilfunkgenerationen im Jahr 1958, mit dem analogen A-Netz. Die Vermittlung des Telefonats erfolgte noch manuell und dadurch wurden die Funkteilnehmer selektiv gerufen. Bis zur Einstellung des A-Netzes im Jahre 1977 nutzten ca. 10.000 Teilnehmer dieses Mobilfunknetz.[6] Im Jahr 1972 wurde das B-Netz erfolgreich gestartet. Es nutzte, genauso wie das A-Netz, die analoge Übertragung für Signalisierung und Sprachübertragung. Die Erweiterung gegenüber dem A-Netz bestand darin, dass die Verbindungen im Selbstwählverkehr hergestellt wurden. Eine weitere Einschränkung lag im Handover. Die Teilnehmer mussten genau wissen, wo sich die Mobilstationen befanden. Das B-Netz wurde im Jahr 1980 zu B1/ B2 umbenannt und hatte bis zum Jahr 1985 insgesamt 25.000 Teilnehmer. Die Einstellung erfolgte im Jahr 1994.[7] Letztendlich wurde 1981 das C-Netz in Betrieb genommen. Es war zwar immer noch ein analoges Mobilfunknetz, aber die C-Netz Technik beinhaltete bereits die digitale Signalisierung mit leistungsvermittelter Wählverbindung. Des Weiteren hatte das C-Netz ein automatisches Handover und Datenübertragungen waren durchführbar (2,4 kbit/s), aber der Hauptnutzen bestand in der Sprachübertragung. Die ersten mobilen Dienste waren die Rufumleitung und die Sprachspeicherung.[8] Nach der Beendigung des letzten analogen Mobilfunknetzes der ersten Mobilfunkgeneration begann 1992 die zweite Mobilfunkgeneration. Die so genannte ´Global System for Mobile Communication´.

2.2 Global System for Mobile Communication (GSM)

Der Beginn des bis heute erfolgreichsten Mobilfunknetzes, das ’Global System for Mobile Communication (GSM)’, startete im Jahr 1992.[9] Es handelt sich hierbei um einen betagten internationalen Standard für den digitalen Mobilfunk. Dieser Standard wurde ursprünglich als paneuropäische Norm für digitale Mobilfunknetze geschaffen, um Roaming grenzüberschreitend zu ermöglichen.[10] GSM hat sich inzwischen weltweit zur vorherrschenden Norm für digitale Mobiltelefonie entwickelt. Innerhalb von 13 Jahren wurde die GSM Plattform zur erfolgreichsten Technologie und wird heutzutage in über 200 Ländern mit mehr als einer Billionen Teilnehmern verwendet.[11] Diese Technologie wird zurzeit in den Frequenzbereichen 900-MHz, 1800-MHz und 1900-MHz- verwendet.[12] Für die Realisierung in Deutschland gelten folgende Standards: GSM, in den Netzen D1 und D2, im Frequenzband 900. Der Betreiber ist D1, Telekom (T-Mobil). Das D2-Netz betreibt Vodaphone. Der zweite Standard ist das Digital-Cellular-System-1800 (DCS). Das E1-Netz betreibt E-Plus und O2 betreibt das Netz E2.[13] Die Dienste im GSM Netz werden in Grund- und Zusatzdienste aufgeteilt, wie zum Beispiel die GSM Datendienste. Diese Datendienste bieten aufgrund der digitalen Datenübertragung die Zugangsmöglichkeiten für die Sprach-, Fax- oder ISDN Daten an. Die Datengeschwindigkeit betrug in der GSM Spezifikation 9,6 kbit/s.[14]

Seit dem Jahr 2000 existieren folgende Erweiterungen des GSM-Mobilfunkstandards innerhalb der so genannten 2.5 Mobilfunkgeneration:

2.2.1 High Speed Circuit Switched Data (HSCSD)

HSCSD wurde auf der Cebit 1999 erstmalig von der E-Plus Mobilfunk GmbH & Co vorgestellt[15] und ist eine leitungsvermittelte Technologie, die von der ’European Telecommunication Standardisation Institute (ETSI)’ für die GSM Spezifikation bei Datenübertragungen entwickelt worden ist. HSCSD ist nicht an 1800 MHz gebunden sondern kann auch von den Betreibern der 900-MHz-Netzwerke, wie z. B. Vodafone, genutzt werden. Mit der HSCSD-Technik sind theoretisch 64 kbit/s erreichbar - in der tatsächlichen Praxis jedoch werden nur 38,4 kbit/s möglich sein[16], d. h. bei vier Zeitschlitzen würden 9,6 kbit/s pro Kanal realisiert werden. Theoretisch ist eine Erhöhung auf maximal 14,4 kbit/s erreichbar und das wäre eine Datenübertragungsrate von 57,6 kbit/s.[17] Die 14,4 kbit/s pro Zeitschlitz werden durch ein effizienteres Fehlerkorrekturverfahren bei den Datenverbindungen erreicht.

2.2.2 General Packet Radio Service (GPRS)

GPRS wurde im Jahr 1999 entwickelt und 2000 für den Konsumentenmarkt freigegeben. Die GPRS-Technik ermöglicht hohe Datenraten durch die Bündelung von Zeitschlitzen so genannte Timeslots in Verbindung mit einem neuen Kodierverfahren. GPRS nutzt das Funkspektrum also effizienter, indem ungenutzte Zellenkapazität ausgeschöpft wird. Bei der Weiterentwicklung des GSM Standards GPRS, sind theoretisch bis zu 160 kbit/s realisierbar.[18] Aber in der Realität und Praxis werden durch die Nutzung von vier Timeslots nur Datenübertragungsraten von ca. 58 kbit/s erreicht.[19] GPRS ist eine paketvermittelte Datenübertragungstechnologie und der bis zum heutigen Zeitpunkt letztendlich wichtigste Fortschritt dieser Art von Technologie.[20]

2.2.3 Enhanced Data Service for GSM Evolution (EDGE)

EDGE setzt auf bestehende GSM-Infrastrukturen auf, wie das auch zum Beispiel HSCSD und GPRS tun und wurde für eine hohe Datenübertragungsgeschwindigkeit konzipiert. Diese hohe Datenübertragung soll durch eine Optimierung der Fehlerkorrektur erreicht werden um dadurch eine maximale Übertragungsgeschwindigkeit von 137,6 kbit/s zu erreichen. Theoretisch ist diese maximale Übertragungsrate sogar bis auf 473,6 kbit/s steigerbar. Nutzbare Dienste sollen vor allem Video- und Internettelefonie sein. EDGE stellt die letzte Ausbaustufe der GSM-Spezifikation dar und gleichzeitig beginnt damit die Vorbereitung für UMTS[21]. Mit EDGE enden die so genannten 2.5 Generationen der Mobilfunknetze und die dritte Mobilfunkgeneration beginnt.

2.3 Universal Mobile Telekommunikations System (UMTS)

Universal Mobile Telekommunikations System (UMTS) ist eine Weiterentwicklung des Mobilfunkstandards der 2. Generation. Die Integration in bestehende Netzwerke wird als ein sehr wichtiges Ziel von UMTS angesehen.[22] Weitere Ziele bzw. Vorgaben von der ITU für UMTS bzw. für die dritte Mobilfunkgeneration sind die globale Erreichbarkeit in allen 3G Netzen und die Bereitstellung von Anwendungen, unabhängig von den verfügbaren Netzwerkgenerationen.[23] Der Hauptunterschied zu seinen Vorgängern ist die Datenübertragungsrate, die bei maximaler Leistung bis zu 200 Mal schneller wäre als der heutige GSM Standard.[24] Es sind Datenübertragungsraten mit bis zu 2 Mbit/s theoretisch realisierbar, aber es wird von einer Regelleistung von nur 384 kbit/s ausgegangen. Das UMTS-Funknetz ist in hierarchische Versorgungsebenen unterteilt, die unterschiedliche Transfergeschwindigkeiten zulassen:

- Makroebene: Es sind mindestens 144 kbit/s erreichbar und das bei einer maximalen Bewegungsgeschwindigkeit des Endgerätes von 500 km/h.
- Mikroebene: Hier sind 384 kbit/s möglich, bei einer Bewegungsgeschwindigkeit von maximal 120 km/h.
- Pikozone: 2 Mbit/s sind bei maximal 10 km/h realistisch.[25]
Damit hat UMTS die benötigte leistungsfähige Datenübertragungsgeschwindigkeit erreicht, damit für diesen Mobilfunkstandard innovative, personalisierte und evolutionäre Dienste bzw. Anwendungen entwickelt werden können.

Die wesentlichen Merkmale der entwickelten digitalen Mobilfunkgeneration werden nachfolgend in einer Tabelle mit ihrer Leistungsfähigkeit bei der Datenübertragung, Marktbeherrschung, Ort der Nutzung und Start des Netzes zusammengefasst dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Zusammenfassung der digitalen Mobilfunkgenerationen[26]

Die kontinuierliche Erweiterung der Dienstmöglichkeiten steht grundsätzlich im Verhältnis mit der verfügbaren Bandbreite. Je größer die Bandbreite ist, desto mehr Dienste können angeboten werden. Während bei der GSM Spezifikation aufgrund der geringen Bandbreite hauptsächlich Sprachdienste vorhanden waren, nahm die Vielfalt an Datendiensten mit jedem weiteren evolutionären Schritt in Richtung der dritten Mobilfunkgeneration zu.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Verhältnis zwischen Bandbreite und Dienstevolution[27]

Die Verbreitung von UMTS bzw. von den Ablegern der 3. Mobilfunkgeneration schreitet immer weiter voran. Wodurch das Ziel der weltweiten Nutzung schließlich erreicht werden kann.

Mittlerweile nutzen fast 33 Millionen Teilnehmer, in den 35 Ländern die sich für 3G/ UMTS entschieden haben, die dritte Mobilfunkgeneration.[28] Diese Entwicklung, aufgeteilt auf Europa, Japan und die übrige Welt, wird in der nächsten Abbildung gezeigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Entwicklung der 3G/ UMTS Teilnehmer[29]

Der Grund dafür ist laut des Präsidenten des UMTS-Forum Jean-Pierre Bienaimé folgender: „Mit jetzt über 75 kommerziell gestarteten WCDMA-Netzwerken und einer Modellauswahl von inzwischen über 180 Endgeräten ist es keine Überraschung, dass die Kundenzahlen von 3G/UMTS schneller denn je wachsen".[30] Damit die dritte Mobilfunkgeneration ein gleich großer Erfolg wird, wie es bei GSM der Fall war, werden normierte Spezifikationen benötigt.[31] Diese Standardisierung wird durch Organisationen und Gremien durchgeführt. Diese Standardisierungsgremien werden im nächsten Kapitel betrachtet.

2.4 Standardisierungsgremien

Im weiteren Sinne versteht man unter Standards Systeme, Konfigurationen, Schnittstellen oder Prozesse, auf die sich Industrie, Hersteller, Gremien, Organisationen und letztendlich auch der Endnutzer geeinigt haben.[32]

Die folgenden Standardisierungsgremien waren bei der Entwicklung der dritten Mobilfunkgeneration notwendig, damit nicht unterschiedliche regionale Entwicklungstechniken genutzt werden, wie es zum Beispiel bei der zweiten Mobilfunkgeneration geschehen ist.[33] Das Ziel der folgenden Gremien war es, einen weltweit einheitlichen Standard zu spezifizieren und umzusetzen. Bei der Entwicklung und Standardisierung der dritten Mobilfunkgeneration, waren die in der folgenden Abbildung aufgeführten Standardisierungsgremien involviert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Standardisierungsgremien für 3G[34]

In der folgenden Gesamtübersicht werden die technologischen Bereiche der drei wichtigsten Standardisierungsorganisationen für die dritte Mobilfunkgeneration dargestellt. Die ITU arbeitet grenzübergreifend zwischen den Netzwerken Mobilfunk/ Internet und fügt die Entwicklungen der IETF für den Bereich Internet und der 3GPP für den Bereich Mobilfunk für die dritte Mobilfunkgeneration zusammen. Dies veranschaulicht die wachsende Zusammenarbeit der unterschiedlichen technologischen Bereiche Mobilfunk und Internet. In der folgenden Abbildung werden die unterschiedlichen Organisationen, ihre zuständigen Netzwerkbereiche in der dritten Mobilfunkgeneration und deren Zusammenarbeit aufgeführt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Die drei wichtigsten Gremien[35]

[...]


[1] Vgl. UMTS Forum [02]; 2005; Seite 2

[2] Vgl. KPN; 2004; Seite 12

[3] Wirtschaftsrat der CDU e.V. Landesverband Hamburg; 2004; Seite 11

[4] ebd.

[5] Vgl. UMTS Forum [05]; 2003; Seite 2

[6] Vgl. DATACOM Buchverlag GmbH [01]; 2005

[7] Vgl. DATACOM Buchverlag GmbH [02]; 2005

[8] Vgl. DATACOM Buchverlag GmbH [03]; 2005

[9] Vgl. Telefonaktieboglaget L. M. Ericsson [01]; 2005; Seite 5

[10] Vgl. Ihnow, J.; 2002

[11] Vgl. GSM Assosiation; 2005

[12] Vgl. Telefonaktieboglaget L. M. Ericsson [01]; 2005; Seite 5

[13] Vgl. Irmscher, K.; 2003; Seite 38

[14] Vgl. DATACOM Buchverlag GmbH [04]; 2005

[15] Vgl. Wikimedia Foundation Inc.; 2005

[16] Vgl. Heine, G., Sagkob, H.; 2001; Seite 62

[17] Vgl. Telefonaktieboglaget L. M. Ericsson [01]; Seite 11

[18] Vgl. Heine, G., Sagkob, H.; 2001; Seite 63

[19] Vgl. DATACOM Buchverlag GmbH [05]; 2005

[20] Vgl. Heine, G., Sagkob, H.; 2001; Seite 63

[21] Vgl. DATACOM Buchverlag GmbH [06]; 2005

[22] Vgl. Irmscher, K.; 2003; Seite 45

[23] Vgl. Halonen, T., Romero, J., Melero, J.; 2003; Seite 556

[24] Mauri, A., Bulawa, D.; 2003; Seite 1-3

[25] Vgl. Hascher, W.; 2000

[26] Vgl. Prohaska, M., Hillbrand, M., Binder,C., Nguyen, B.; 2003; Seite 19

[27] Vgl. Stumpf, Dr. U., Kohlstedt, A., Gillet, A., Oepkemeier, A., 2004; Seite 10

[28] Vgl. UMTS Forum [02]; 2005; Seite 3

[29] Vgl. UMTS Forum [02]; 2005; Seite 3

[30] Horn, C.; 2005

[31] Vgl. Lescuyer, P.; 2002; Seite 4

[32] Vgl. Stumpf, Dr. U., Kohlstedt, A., Gillet, A., Oepkemeier, A., 2004; Seite 18

[33] Vgl. Hillbrand, F.; 2001; Seite 9

[34] Vgl. Dengler, Dr. D.; 2004; Seite 2

[35] Vgl. Stumpf, Dr. U., Kohlstedt, A., Gillet, A., Oepkemeier, A.; 2004 Seite 50

Ende der Leseprobe aus 80 Seiten

Details

Titel
Integration von Mobilfunk- und Internettechnologien am Beispiel des IP-Multimedia-Subsystems. Chancen und Risiken potentieller Anwendungen
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
80
Katalognummer
V51605
ISBN (eBook)
9783638475280
ISBN (Buch)
9783656800637
Dateigröße
1406 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Integration, Mobilfunk-, Internettechnologien, Beispiel, IP-Multimedia-Subsystems, Berücksichtigung, Chancen, Risiken, Anwendungen
Arbeit zitieren
Patrick Düngel (Autor:in), 2006, Integration von Mobilfunk- und Internettechnologien am Beispiel des IP-Multimedia-Subsystems. Chancen und Risiken potentieller Anwendungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51605

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