Frauen im Hochleistungssport


Hausarbeit, 2004

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Allgemeine Theorie der Geschlechtersozialisation

3. Einflussfaktoren für die Mädchen im Sport
3.1 Einflussfaktoren der Kindheit
3.2 Der Einflussfaktor Familie

4. „Doing Gender“ im Leistungssport
4.1 Geschlecht und Körper
4.2 Das Geschlechtkonstrukt
4.3 Frauen in Männersportarten

5. Interview
5.1 Erste Berührungspunkte mit dem Sport
5.2 Das soziale Umfeld der Spielerinnen
5.3 Das Körpergefühl

6. Auswertung des Interviews und Fazit

7. Literaturverzeichnis

Anlagen (Interviewfragen)

1. Einleitung

Das Thema dieser Hausarbeit lautet: Frauen im Leistungssport. Es ist in der heutigen Zeit immer noch so, dass ein gewisses Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen im Hochleistungssport vorliegt. Denn trotz der Zunahme von Mädchen und Frauen im Sport, auch in männlich dominierte Sportarten und in Mannschaftssportarten, gibt es im Spitzensport immer noch viel mehr Männer als Frauen. Dies liegt sicherlich daran, dass Männer mehr Geld mit Sport verdienen können, mehr gefördert werden durch den Verein und den Sponsoren. Aber auch daran, dass Männer im Sport besser akzeptiert werden.

In dieser Hausarbeit möchte ich gerne Gründe und Antworten auf dieses Ungleichgewicht finden. Wieso haben es Frauen im Sport oft schwerer als Männer? Wieso werden Männer als Sportler und auch als Spitzensportler in der Gesellschaft eher akzeptiert und unterstützt. Aber vor allem, wieso gibt es noch genug Frauen, die dieser gesellschaftlichen Ordnung strotzen und sich in männlich dominierten Sportarten gerne durchbeißen?

Inwiefern die familiären Umgebung und der Sport in früher Kindheit sich auf die spätere Leistungssportkarriere der Frauen Einfluss nehmen wird im dritten Kapitel gesondert geklärt.

Ebenso wichtig ist die geschlechtsspezifische Entwicklung der Frauen. Welche Rolle spielt der Sport bei der Identitätsfindung, vor allem bei Sportarten, die von Männern durchgeführt werden, oder die von der Gesellschaft als besonders weiblich oder männlich angesehen werden. Haben sportliche Frauen es etwa schwerer eine Geschlechtsidentität zu finden?

Zum Abschluss der Arbeit führe ich ein Interview mit Leistungssportlerinnen in einer männerdominierten Sportart, damit die vorausgestellten Fragen auch anhand persönlicher Erfahrung beantwortet werden können.

2. Allgemeine Theorie der Geschlechtersozialisation

Unter Sozialisation versteht man die Entwicklung der Persönlichkeit in wechselseitiger Interdependenz der umweltbedingten Einflüsse. Das bedeutet, dass das gesamte Umfeld eines Individuums Einfluss darauf hat wie sich eine Mensch entwickelt. Zum handlungsfähigen Subjekt wird man jedoch nicht nur durch die reine wechselseitige Abhängigkeit, sondern erst durch die

„prozesshafte, produktive Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher, sozialer und materieller Umwelt“[1].

Die Sozialisation eines Subjekts zu diesem handlungskompetenten Menschen findet auf vier verschiedenen Ebenen statt, die wiederum in einem interdependenten Verhältnis zueinander stehen.

Auf der ersten Ebene steht die Gesellschaft. Hierzu gehört das gesamtgesellschaftliche System mit der Politik, der Wirtschaft, der sozialen Struktur etc. Auf der zweiten Ebene steht die Institution. Hierzu zählen jene Institutionen, die man als Mensch Tag für Tag besucht. Z. B. Kindergärten, Schulen, Universitäten, Sportverein etc. Als dritte Ebene folgt die Interaktion. Das sind natürlich die Familien, die Freunde, die Bekannten, die Peer-Groups u.ä. Auf der vierten Ebene steht dann das Individuum. Der Mensch selbst mit seinen Gefühlen, seinem Wissen, seiner Einstellung usw. Wie oben bereits erwähnt haben diese vier Ebenen nicht nur großen Einfluss auf die Entwicklung des Subjekts, sondern sind auch untereinander voneinander abhängig. Die Politik bestimmt was in den Schulen passiert, die Wirtschaft kann sich auf die familiäre Situation auswirken oder ähnliches.

Nun spielen die oben genannten Einflussfaktoren eine große Rolle bei der Sozialisation. Aber auch bei dem Erwerb von geschlechtstypischen Verhaltensweisen sind sie natürlich von großer Bedeutung. Da man als Kind in einem „kulturellen System der Zweigeschlechtlichkeit“[2] aufwächst bekommt man natürlich automatisch geschlechtsbezogene Verhaltensmuster aufgezwängt. Es werden demnach Erwartungen an einen gestellt die man so als Junge und so als Mädchen zu erfüllen hat. Und genau diese Erwartungen bekommen Sportlerinnen ganz besonders, auch schon in früher Kindheit, wie man in den folgenden Kapiteln sieht, zu spüren.

3. Einflussfaktoren für die Mädchen im Sport

Sportliche Karrieren werden durch unzählige Faktoren beeinflusst. Auch wenn in dieser Hausarbeit hauptsächlich auf die unterschiedlichen Geschlechter und auf die Benachteilung von Frauen geschaut wird, darf man nicht vergessen, dass die geschlechtsspezifischen Unterschiede nur einer dieser Faktoren sind. Unzählige andere Faktoren wie zum Beispiel das familiäre Umfeld, das Talent und dessen Förderung oder auch der Fleiß der jeweiligen Sportler spielen eine ebenso wichtige Rolle.

Ein jedoch wichtiger Punkt bei der Betrachtung der Geschlechtsentwicklung ist, dass der Sport den sich Frauen aussuchen ihr Geschlecht unterstreichen kann. Ebenso kann es eine Geschlechtsfindung stören oder verhindern. In den folgenden Kapiteln werden nur zwei oben aufgeführten Einflussfaktoren heraus gestellt, da diese von besonderer Bedeutung sind.

3.1 Einflussfaktoren der Kindheit

Die Kindheit von den meisten erfolgreichen Leistungssportlerinnen zeichnet sich dadurch aus, dass bereits in einem sehr frühen Alter mit dem Sport begonnen wird. Dieser wird dann auch ununterbrochen von den Mädchen durchgeführt. Wichtig hierbei ist aber auch eine große Unterstützung des Elternhauses, auf das im nächsten Kapitel gesondert eingegangen wird.

Der Sport bedeutet schon den Kindern viel, denn in einer Umfrage die 1994 bei Kunstturnerinnen im Alter von neun bis zwölf Jahren durchgeführt wurde kam heraus, dass bereits junge Mädchen „Halt, Sicherheit und Geborgenheit“[3] im Leistungssport erfahren. Die Mädchen haben Spaß und fühlen sich in ihrer Sportart wohl. Wenn sie dann auch noch erfolgreich sind, sprechen die Mädchen von „innerer Zufriedenheit“[4].

Dennoch ist es so, dass viel mehr Jungen ihre Sportart weiter betreiben und die Mädchen den Sport eher aufgeben oder sich nicht mehr wohl fühlen. Schon in frühester Kindheit gibt es Einflussfaktoren die an dem späteren Ungleichgewicht der Frauen und Männer im Leistungssport beteiligt sind.

Mit der Geburt eines jeden Menschen gehört man einem Geschlecht an. Und von diesem Moment an beeinflusst es

„die Erwartungen, die an uns gestellt, und die Urteile, die mit unserem Verhalten verknüpft werden.“[5]

Somit ist klar, dass bereits in der Kindheit gewisse geschlechtsspezifische Aspekte angeeignet werden, da die Erwartungen die an Jungen und an Mädchen gestellt werden sehr unterschiedlich sind. Einflussfaktoren gibt es viele, deswegen ist hier nur eine kleine Auswahl gegeben.

Laut STERN sind in frühester Kindheit, also in der sensomotorischen Phase keine geschlechtsspezifischen Unterschiede zu finden, trotz der unterschiedlichen Erwartungen die an die Geschlechter vom Tage der Geburt gestellt werden. Jungen und Mädchen wollen nämlich beide die Welt erkunden. Nach Stern gibt es auch später im Sport viele Motivationsfaktoren, doch

„das primäre Motiv zur Exploration und Selbstbehauptung ist entscheidend für die Leistung und den Erfolg“[6]

Dies Motiv der Selbstbehauptung ist zwar Jungen wie Mädchen angeboren, doch kann es sich nicht nur entfalten wenn das Umfeld es auch zulässt. Doch nicht nur die Exploration und Selbstbehauptung spielt in der Kindheit eine Rolle.

Mädchen haben bereits, laut LICHTENBERG in frühester Kindheit Aggressionen, die sie aber, ganz im Gegenteil zu ihren männlichen Spielkameraden, nicht zeigen können und dürfen. Somit besteht schon in frühester Kindheit der Mädchen ein gewisser Rückzug der Mädchen. Wut und aggressives Verhalten von Mädchen wird von der Gesellschaft seltener toleriert als bei Jungen. Mädchen gelten in so einem Fall oftmals als verhaltensgestört oder hysterisch.

Somit neigen in vergleichbaren Situationen Mädchen eher zum narzisstischen Rückzug, Jungen eher zur narzisstischen Wut.[7]

Mädchen müssen sich also bereits frühzeitig damit abfinden, dass sie sich in Zaum halten müssen. Dies kann genau wie die Exploration und Selbstbehauptungsphase ihre spätere sportliche Karriere laut STERN und LICHTENBERG noch nachhaltig beeinflussen.

3.2 Der Einflussfaktor Familie

Die Familie ist sicherlich für junge Mädchen die Leistungssport betreiben eine der wichtigsten Unterstützungsquelle. Eine Entscheidung für den Leistungssport wird demnach stark von der familiären Umwelt geprägt. Wenn die Familie hinter dem Sport der Mädchen steht, fühlen sie sich bestätigt und ermuntert den Sport auch weiter zu betreiben. Es steckt nämlich nicht nur Aufwand für die Sportler, sondern auch Aufwand für die Eltern dahinter, wie z. B.:

„Kinder und Jugendliche zum Training zu fahren, sie emotional zu unterstützen, sie auf Wettkämpfe zu begleiten, die Ausrüstung zu kaufen und zu erneuern, den Urlaub um die Wettkampftermine herum zu planen etc.“[8]

Dies ist natürlich nicht immer und für alle Eltern ein Selbstverständnis und leider ist es auch oftmals so, dass Jungen im Sport von ihren Eltern mehr gefördert werden als Mädchen. Denn es ist oftmals so, dass Attribute wie Kraft, motorische Geschicklichkeit und Mut[9] den Jungen zugeschrieben werden. Diese Attribute findet man dann auch in den meisten, vor allem Mannschaftssportarten wieder. Für Mädchen sind gilt es ein gutes Aussehen, eine gute Gestaltung des körperlichen Erscheinungsbild und die Steigerung der Attraktivität[10] zu erhalten. Dieses Bild wird nicht nur von der Gesellschaft geprägt sondern auch von den meisten Eltern unterstützt. Dies führt dann auch zu einer entsprechenden Förderung oder nicht Förderung der Sportart des Kindes. Jedoch ist dies auch wieder anders, wenn sporttreibende Mütter oder in manchen Teilen auch Väter als Vorbilder vorhanden sind. Wenn die Mädchen sich positiv an ihren Müttern orientieren können finden sie eher den Bezug zu einer leistungssportlichen Kariere.

[...]


[1] Süßenbach, Jessica: Mädchen im Sportspiel. Hamburg: Czwalina Verlag. 2004. S.20 (Kinder – Jugend – Sport – Sozialforschung. Bd. 3)

[2] Ebd. S. 24

[3] Bröer-Weischenberg, Katharina: Zur Kindheit im Kinderhochleistungssport. In: Karrieren von Mädchen und Frauen im Hochleistungssport. Hrsg. von Georg Anders und Elisabeth Braun-Laufer. 1. Ausgabe. Köln: Sport und Buch Strauß. 1998. S. 29

[4] Ebd. S. 29

[5] Pfister, Gertrud: Sport im Lebenszusammenhang von Frauen. Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft; Band 104. Schorndorf: Verlag Karl Hofmann. 1999. S. 140

[6] Riepe, Lydia: Geschlechtsspezifische Unterschiede in den sportlichen Karrieren begabter Kinder. In: Karrieren von Mädchen und Frauen im Sport. Hrsg. von Marie-Luise Klein. Schriften der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft 69. Sankt Augustin: Academia Verlag. S. 146

[7] Vgl. ebd. S. 152

[8] Hartmann-Tews, Ilse: Gesellschaftliche und familiäre Rahmenbedingungen des Hochleistungssports von Mädchen und Frauen. In: Karrieren von Mädchen und Frauen im Sport. Hrsg. von Marie-Luise Klein. Schriften der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft 69. Sankt Augustin: Academia Verlag. S. 15

[9] Vgl. ebd. S. 20

[10] Vgl. ebd. S. 20

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Frauen im Hochleistungssport
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
20
Katalognummer
V48478
ISBN (eBook)
9783638451819
Dateigröße
487 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauen, Hochleistungssport
Arbeit zitieren
Sybille Kaisers (Autor:in), 2004, Frauen im Hochleistungssport, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/48478

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