Die unterschiedlichen Reaktionen von Deutschland, Europa und den USA auf den Klimawandel und den Treibhauseffekt


Hausarbeit, 2005

40 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen

Verzeichnis der Abkürzungen

1. Einleitung- Umweltszenario

2. Das Klima der Erde
2.1 Klimamodelle
2.2 Treibhauseffekt
2.2.1 Der anthropogene Treibhauseffekt
2.2.2 Treibhausgase- klimarelevante und atmosphärische Spurengase
2.2.2.1 Wasser - H2O:
2.2.2.2 Kohlendioxid- CO2:
2.2.2.3 Methan- CH4:
2.2.2.4 Distickstoffmonoxid- N2O
2.2.2.5 Fluorchlorkohlenwasserstoffe- FCKW
2.2.2.6 Ozon-O
2.2.2.7 Sulfat-Aerosole
2.2.3 Treibhausproblem
2.2.4 Globale Folgen des Treibhauseffektes
2.3 Erwartete und notwendige Maßnahmen

3. Reaktionen auf den Klimawandel und Treibhauseffekt
3.1 Globale Historie der Klimapolitik
3.2 Kyoto-Protokoll als Kerngegenstand globaler Klimapolitik
3.2.1 Instrumente des Kyoto-Protokolls
3.2.2 Bewertung und Sachstand des Kyoto-Protokolles
3.3 Reaktionen und Klimapolitik der BRD
3.3.1 Das „deutsche“ Klimapolitikmodell
3.3.2 aktueller Sachstand der Emissionen in Deutschland
3.4 Reaktionen und Klimapolitik aus EU- Perspektive
3.5 Reaktionen und Klimapolitik der USA
3.5.1 Das „amerikanische“ Klimapolitikmodell
3.5.2 Aktueller Sachstand der amerikanischen Klimapolitik

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

6. Internetquellenverzeichnis

7. Erklärung über die selbständige Erarbeitung

Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen

Abbildung 1: Übersicht Klimamodelle

Abbildung 2: Der anthropogene Treibhauseffekt

Tabelle 1: Vergleich der Spurengasbeiträge

Tabelle 2: Emissionsverringerung in Deutschland

Tabelle 3: Emissionen von direkten und indirekten Treibhausgasen und SO2 in Deutschland seit 1990

Tabelle 4: Prozentuale Verringerung der Emissionen

Tabelle 5: Sektorale Entwicklung der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland

Tabelle 6: Entwicklung der Treibhausgasemissionen und Handlungsbedarf

Tabelle 7: Maßnahmen im Sektor „Haushalte“ zur Erreichung des Emissionsmin- derungsziels von 120 Mio. t CO2 im Zeitraum 2008-2012

Tabelle 8: Maßnahmen im Sektor „Verkehr“ zur Erreichung des Emissionsminderungsziels von 171 Mio. t CO2 im Zeitraum 2008- 2012

Verzeichnis der Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung- Umweltszenario 2050

Aktuelle Katastrophen wie die Zunahme der Anzahl und Gewalt der Hurrikans, verheerende „Jahrhunderthochwasser“, Dürren in Gebieten wo es sonst immer Regen gab und Überschwemmungen in Gebieten in denen oftmals lange auf Regen gewartet wurde, sind heute scheinbar an der Tagesordnung. Es ist nicht allein nur El- Ninjo der immer häufiger und kräftiger in Erscheinung tritt, sondern das Klima des blauen Planeten ist ernsthaft in Gefahr. Durch das Verbrennen von Kohle, Erdöl und Erdgas und die fortschreitende Abholzung der tropischen Regenwälder nimmt der Kohlendioxidgehalt, der Methan- und Lachgasgehalt und der Anteil von künstlich hergestellten Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) in der Erdatmosphäre ständig zu. Den Meinungen der Klimaforschern zu folge führt dies zu einer Erwärmung der Erdatmosphäre, die einhergeht mit einer kritischen Zunahme des Ozonlochs über der Antarktis. Die Konsequenzen aus diesem durch den Menschen herbeigeführten Wandel werden in der Gegenwart immer deutlicher. Welche Konsequenzen noch folgen werden ist - so die Annahme in der Politik - oftmals übertrieben oder gar „Schwarzmalerei“; werden jedoch die Fakten und Forschungsergebnisse vieler wissenschaftlicher Teilbereiche, denn der Klimawandel ist längst zum interdisziplinären Problem geworden, betrachtet, wird deutlich, dass konsequente Handlungsstrategien auf allen Ebenen initiiert werden müssen um eine drohende Klimakatastrophe abwenden zu können.

Gelingt dies auf einer langen Perspektive nicht, wäre das im Folgenden dargestellte Umweltszenario des Jahres 2050[1] gar nicht mehr so abwegig. Es beruht insgesamt auf den Ausführungen von Kachelmann (2002), Crutzen/Müller (1991) und Weiner (1990) und stellt eine Art „Zusammenfassung“ von den in ihren Werken gemachten Visionen dar.

Exemplarisch dazu stellt Weiner (1990, S.120) in seinem Buch „Die nächsten hundert Jahre“ eine recht globale Vorhersage vor, die Syokuro Manabe vom Geophysical Fluid Dynamics Laboratory nach dem Wetterrekordjahr 1998 für den Fall der Verdopplung des Kohlendioxidgehaltes prognostiziert. Seine Prognose enthält acht Vorraussagen, die sich bereits zum Teil jetzt, 15 Jahre später, gar nicht mehr als so entfernt erscheinen.

1. Die Temperatur in der Troposphäre wird steigen, die in der Stratosphäre wird fallen.
2. Die globale Erwärmung wird in den höheren Breitengraden zwei- oder dreimal höher ausfallen als in den niederen. Daraus ergibt sich eine folgenschwere Rückkopplung- das Eis der Meere wird zurückweichen, die Pole werden dunkler und „schlucken“ mehr Wärme. Tropische Klimate werden eine Durchschnittstemperaturzunahme von 2° Celsius, die subtropischen Breiten von 3°Celsius, die gemäßigten Breiten von 5° Celsius und die oberen Breitengrade (Linie Stockholm- Anchorage) von über 10° Celsius verzeichnen.
3. Temperaturerhöhung über dem Arktischen Ozean wird im Winter ein Maximum und im Sommer ein Minimum erreichen.
4. Der globale Gezeitenzyklus wird hyperaktiv, d.h. durch die Erwärmung wird jeden Tag mehr Wasser fallen und steigen, was sich dann aber nicht gleichmäßig abregnet, so dass es an einigen Stellen deutlich nasser und an anderen deutlich trockener wird.
5. Die Eiskappen auf den polaren Meeren werden ungleichmäßig dünner.
6. Schnee wird auf den Kontinenten jedes Jahr früher schmelzen.
7. In den Flussgebieten Sibiriens und Kanadas wird 30% mehr Wasser ins Meer fließen.
8. Da der Winterschnee schneller schmilzt, wird der Frühlingsregen früher einsetzen und somit auch wieder früher aufhören was dazu führt, dass die sommerlichen Trockenperioden größer werden.

Zusammengefasst wird deutlich, dass eine sehr skurrile Kettenreaktion entstehen kann. Durch die anthropogene Einwirkung kommt es zu einer Anreicherung von CO2 in der Erdatmosphäre was zu einer globalen Erwärmung führt. Diese führt zu einem langsamen Abschmelzen der Polarkappen, dies zu einer Erhöhung des Meeresspiegels, dies zu einer größeren Tidebewegung, was wiederum bedeutet, dass die Küstenregionen auf der einen Seite überflutet und auf der anderen Seite durch die Tideströmung abgetragen werden. Aus kontinentaler Perspektive betrachtet sieht es etwas anders aus. Die Erwärmung führt hier zu einem Abschmelzen des Landeises (Gletscher) und zu einem früheren Abschmelzen des Winterniederschlages- zu Überschwemmungen im Landesinneren in den ersten Monaten des Jahres, welche von den früher einsetzenden Frühjahrsniederschlägen genährt werden. Sind die Überschwemmungen vorbei, kommt es zu einer langen Trockenzeit, die Flüsse führen über lange Zeit Niedrigwasser oder vertrocknen über bestimmte Zeitperioden. Dies führt zu einem Absinken des Grundwasserspiegels und ist die Grundlage der natürlichen Desertifikation. Daraus resultieren Dürren und Trinkwassernot im Landesinneren, währenddessen die Küste „ertrinkt“. Durch die Abnahme des Polareises, des größten Süßwasserreservoirs der Erde, verändert sich der Salzgehalt der Meere, was zu Veränderungen von klimabestimmenden Meeresströmungen führt. Dadurch kommt es zu einer Zunahme von Wetterphänomenen und Naturkatastrophen. Durch die Erwärmung, den Anstieg des Meeresspiegels würde sich zusätzlich die arktische Eisdecke heben, die noch vom festen Boden gehalten wird. Mit dem steigenden Meeresspiegel verliert sich jedoch der Kontakt und das Meerwasser muss das Gewicht des Eises tragen, was wiederum zu einem Anstieg des Meeresspiegels um mehr als fünf Meter führt - das Aus für Millionen Quadratmeter Boden und den darauf lebenden Menschen. Eine kleine „Völkerwanderung“ in Form einer Wanderung ins Landesinnere wäre eine mögliche Folge. Die dann eintretende Wechselwirkung beinhaltet eine Bedarfssteigerung hinsichtlich des Trinkwasserbedarfs, bei gleichzeitig eintretender Wasserverknappung. Ein Krieg um Trinkwasser erscheint zwar heute vielen noch absurd, wäre aber eine Entwicklung, die bei stetigem Bevölkerungswachstum auf der Erde heute vielleicht gar nicht mehr so undenkbar ist. Zu berücksichtigen ist an dieser Stelle, dass zum Teil sehr unterschiedliche und teilweise sogar gegenläufige Vorhersagen hinsichtlich der Veränderung des Klimas postuliert werden, jedoch geht aus allen Vorhersagemodellen deutlich hervor, dass ein Klimawandel, doch auch schon eine Klimaveränderung, gewaltige soziökonomische Konsequenzen in sich birgt (vgl. Rotte 2001, S.13ff.).

Als erstes kleines Resümee ist an dieser Stelle zu formulieren, dass diese dargestellte Kettenreaktion keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und nur in Ansätzen wissenschaftlich fundiert ist. Dennoch sollte jedem bewusst sein, was passieren kann. Die notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen für das Verständnis der niedergeschrieben Vorgänge liefert das nächste Kapitel der Arbeit. Was zu tun ist, zu tun wäre und dann von den Verursachern, den Menschen, getan wird oder auch nicht, ist Gegenstand des dritten Kapitels der Arbeit, in dem die Klimapolitik verschiedener Länder kritisch betrachtet wird.

2. Das Klima der Erde

Zentraler Bestandteil dieses Kapitels ist das Schaffen einer wissenschaftlichen Grundlage hinsichtlich der einzelnen Komponenten, die das Klima determinieren und die durch das Klima determiniert werden. Ziel dieser Darstellung ist die Vermittlung von theoretischem Grundwissen. Wissen, das nötig ist um in den darauf folgenden Kapiteln die Denkansätze zur Beseitigung des „Klimaproblems“ grundlegend zu verstehen und nachzuvollziehen. Bevor jedoch auf einzelne Komponenten und Bestimmungsgründe des Klimas eingegangen wird, ist es wichtig den Begriff des Klimas näher zu erläutern. Allgemein wird unter dem Begriff des Klimas der für ein bestimmtes geographisches Gebiet charakteristische Ablauf der Witterung aus meteorologischer Perspektive verstanden (vgl. Duden, S.709). Der Begriff des Klimas steht somit für die Gesamtheit aller meteorologischen Erscheinungen, die für den gemittelten Zustand der Erdatmosphäre an einem Ort verantwortlich sind. Das Klima wird dabei jedoch nicht nur von Prozessen innerhalb der Atmosphäre, sondern vielmehr durch das gemeinsame Wechselspiel aller Sphären der Erde geprägt (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Klima).

Im ersten Bericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre“ des 12. Deutschen Bundestages (1992, S.31) wird der Begriff Klima als „der langfristige Mittelwert des Wettergeschehens einer Region“ definiert. Determinanten des Wettergeschehens sind dabei die Temperatur der Luft in Bodennähe bzw. an der Meeresoberfläche, Parameter wie Strahlung, Niederschlag, Bodenfeuchte sowie die Häufigkeit von besonderen Wetterereignissen. Unter dem Begriff „besondere Wetterereignisse“ werden Stürme, Spätfröste, Dürren, Überschwemmungen usw. verstanden. Das Klima weist natürliche Schwankungen auf, die einen sehr unterschiedlichen zeitlichen Rahmen besitzen, denn auf Zeitskalen von wenigen Jahren bis hin zu 100.000 Jahren können natürliche Schwankungen auftreten. Aus diesem Grund ist es wichtig, für statistisch gesicherte Aussagen über Zeittrends, Mitteilungen über mindestens 20 bis 30 Jahre und Datensätze über mindestens 100 Jahre einzubeziehen (vgl. 1. Bericht der Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre“ des 12. Deutschen Bundestages 1992, S.31f.).

Das Klima stellt dabei ein dynamisches System dar, das sich aus dem Verbund von Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryosphäre, Pedo-/Lithosphäre und Biosphäre zusammensetzt (vgl. Schönweise 1996, S.13).

2.1 Klimamodelle

Ein Klimamodell repräsentiert ein Computer-Modell zur Berechnung und Vorhersage des Klimas für einen bestimmten Zeitabschnitt. Es basiert meist auf einem Meteorologiemodell, wie es auch zur Wettervorhersage genutzt wird, das jedoch für die Klimamodellierung erweitert wird um vor allem Erhaltungsgrößen korrekt abzubilden. Ein Klimamodell setzt sich in der Regel somit aus einem gewöhnlichen Meteorologiemodell, einem Ozeanmodell, einem Schnee- und Eismodell[2] und einem Vegetationsmodell zur Abbildung der Biosphäre zusammen (in Anlehnung an Schwarze 2000, S.46ff. und Gaber/Natsch 1991). Hinsichtlich der Klimamodelle muss, so Schwarze (2000, S.46), zwischen physikalischen (bzw. physikochemischen[3] ) und statistischen Modellen differenziert werden.

Generell bilden physikalische Modelle Ursache-Wirkungszusammenhänge anhand naturwissenschaftlich erkannter Prinzipien der Klimaprozesse ab, wohingegen bei statistischen Modellen eine Verknüpfung von signifikanten Beziehungen zwischen ursächlichen Veränderungen und Klimareaktionen erfolgt, deren Grundlage gesammelte Beobachtungsdaten sind. Bei statistischen Modellen wird dabei auf einen exakten physikalischen Hintergrund verzichtet, jedoch sind bei diesen Modellen der Umfang und die Genauigkeit von Basisdaten von höherer Bedeutung als bei physikalischen Modellen (vgl. Gaber/Natsch 1991). Physikalische Modelle werden getestet, indem versucht wird mit ihnen das gegenwärtige Klima in ausreichender Genauigkeit zu berechnen. Ist ein Modell hinreichend reliabel, wird mit ihm schrittweise die Zukunft prognostiziert, was bedeutet, dass dem Vorhersagezeitraum theoretisch keine Grenzen gesetzt sind (vgl. Schwarze 2000, S.46). Der Vorteil von statischen Modellen kommt in ihren wesentlich kürzeren Rechenzeiten zum Ausdruck, die von vornherein den multiplen Ansatz erlauben, d.h. mehrere Einflüsse, anthropogene wie natürliche, gehen simultan in die Berechnungen ein (vgl. Schönwiese 1996, S.26). Bezüglich der physikalischen/physikochemischen Modelle wird zwischen verschiedenen Modellen unterschieden, wobei die Anzahl der Betrachtungsdimensionen das Unterscheidungskriterium ist. Das einfachste Modell stellt hierbei die globale Energie, bzw. Strahlungsbilanz auf und ist 0-dimensional. Prinzipiell gleich, jedoch um die geografische Breite und/oder Höhe ergänzt, arbeiten 1- und 2-dimensionale Modelle. Am komplexesten sind 3-dimensionale Zirkulationsmodelle, bei denen Wechselbeziehungen zwischen den Atmosphären und den Ozeanen betrachtet und ins Modell integriert werden. Übersichtlich dargestellt existieren folgende Klimamodelle:

physikalisch s tatistisch

- EBM (Energiebilanzen) - MRM (multiple Regression)
- RCM (Strahlung und Konvektion) - NNM (neuronales Netz)
- GCM (dreidimensionale Zirkulation) jeweils basierend auf
- AOGCM (atm.-ozean. gekoppelt) Beobachtungsdaten

Abb.1: Übersicht Klimamodelle

Quelle: in Anlehnung an Schönwiese 1996, S.24

Jedoch formulierten Gaber/Natsch (1991, S.55) vor knapp 15 Jahren, dass der Leistungsfähigkeit von exakten Klimaprognosen, basierend auf den verschiedensten Modellen, durchaus verschiedene Grenzen auferlegt sind. Grenzen im Umgang mit Klimamodellen und ihrer Anwendung zur Prognose resultieren beispielsweise aus den technischen Beschränkungen der Computer, die zur Berechnung genutzt werden[4], die fehlende Kenntnis über alle Zusammenhänge in Hinblick auf die Klimaentwicklung und ihre Determinanten, durch eine herrschende Unklarheit hinsichtlich Entwicklungen auf dem technischen Gebiet[5] und letztendlich auch durch die Unprognostizierbarkeit der politischen Ebene[6].

Insgesamt jedoch werden Modellen Simulationen oder Szenarien zu Grunde gelegt, in denen in der heutigen Zeit die Reliabilität und Vorhersagegenauigkeit deutlich höher ist als noch vor einigen Jahren. Festzuhalten bleibt an dieser Stelle, dass durch die hohe Komplexität der Klimaprozesse alle Klimamodelle eine Gemeinsamkeit aufweisen: ihre Unvollständigkeit.

2.2 Treibhauseffekt

Einer der, wenn nicht sogar der wichtigste Bestimmungsfaktor, des Klimas ist der Treibhauseffekt, zumal er erst das Leben auf dem Planeten Erde möglich gemacht hat. Der Treibhauseffekt stellt den am häufigsten diskutierten Klimaprozess dar. Er besitzt einen natürlichen Hintergrund und eine anthropogene Komponente, wobei für beides bestimmte Spurengase von elementarer Bedeutung sind (vgl. Schönweide 1996, S.15; Crutzen 1991, S.25f.). Zunächst erfolgt eine Darstellung des natürlichen Treibhauseffektes unter Berücksichtigung des geschichtlichen Hintergrundes.

Der Mathematiker Jean Baptiste Fourier, der in Ägypten unter Napoleon diente, war der erste der erkannte, dass die Atmosphäre uns „warm“ hält. Er formulierte, dass der Weltraum selbst ein sehr kalter ist und wenn nicht die einzelnen Gasschichten unseren Planeten umhüllen würden, müssten wir alle erfrieren. Unser „blauer Planet“ wäre ohne Luft kein blauer sondern ein weißer Planet, so dass er vom Mond aus betrachtet das Aussehen des Südpols hätte. 1827 verglich Fourier die Funktionsweise der Erdatmosphäre mit den Verhältnissen in einem Gewächshaus (vgl. Weiner 1990, S.33f.).

Die von der Sonne ausgehende kurzwellige Strahlung durchdringt die Erdatmosphäre und wird zum großen Teil von der Erde absorbiert. Ein Teil der kurzwelligen Strahlung wird in Form langwelliger Wärmestrahlung zurück in die Atmosphäre reflektiert. Der in der Atmosphäre enthaltene Wasserdampf und die natürlichen Treibhausgase CO2 (Kohlenstoffdioxid), CH4 (Methan) und N2O (Distickstoffoxid) reflektieren die von der Erde abgegebene Wärmestrahlung wieder zurück auf die Erde, was zu einer zusätzlichen Erwärmung des unteren Atmosphärenbereiches und der Erdoberfläche führt. Dieser natürliche Treibhauseffekt erhöht die durchschnittliche Temperatur auf der Erde von -33°C auf +15°C, was das Leben auf der Ede erst ermöglicht (vgl. Bader 1999, S.27f./Latif 1999, S.17f.). Wie wichtig der Treibhauseffekt ist, erläutert Weiner (1990, S.76) und führt an, dass der Treibhauseffekt die Scheide zwischen Leben und Tod darstellt, was viele Studien beweisen.

2.2.1 Der anthropogene Treibhauseffekt

An dieser Stelle ist es wichtig klar zwischen dem natürlichem Treibhauseffekt und dem anthropogenen Treibhauseffekt zu differenzieren. Die anthropogene Komponente stellt eine Verstärkung des natürlichen Treibhauseffektes dar. Die Differenzierung ist notwendig, da beide Effekte hinsichtlich der Dominanz der spezifischen Spuren- bzw. Treibhausgase variieren. So ist der der Wasserdampf (H2O) mit 60% das dominierende THG im natürlichen Treibhauseffekt und danach folgen erst Kohlendioxid (CO2) und die anderen Gase. Im anthropogen Treibhauseffekt und den daraus resultierenden Rückkopplungen ist das Kohlendioxid das dominante THG, gefolgt von Methan, FCKW und dann erst Wasserdampf. Die führende Rolle des CO2 resultiert aus etwa 75% aus der Nutzung der fossilen Energie[7], und zu 20% aus den Rodungen der tropischen Regenwälder (Südamerika, Zentralafrika) und des borealen Nadelwaldes (Russland, Kanada). Der Wasserdampfanteil erhöht sich abgesehen von der oberen Atmosphäre durch den Flugverkehr nur marginal durch anthropogene Einflüsse. Die folgende Übersicht zeigt einen prozentualen Vergleich der Spurengasbeiträge zum natürlichen Treibhauseffekt und seiner anthropogenen Verstärkung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabb.1: Vergleich der Spurengasbeiträge

Quelle: Schönwiese 1996, S.17

Grundsätzlich ist zum anthropogenen Treibhauseffektes zu formulieren, dass durch Verbrennung von fossilen Energieträgern, die Rodung von Wäldern, die Massenviehhaltung, den Reisanbau und die Mülldeponierung, die Verbrennung von Biomasse und die Nutzung von FCKW als Treibgas in Spraydosen und als Kühlmittel zusätzliches Kohlendioxid, Methan, Distickoxid, Schwefelaerosole und FCKW in die Atmosphäre eingebracht werden (vgl. Rotte 2001, S.8). Aus diesem Grund ist seit Beginn der Industrialisierung die atmosphärische Konzentration von CO2 von 280 ppm auf 358 ppm angestiegen. Bei CH4 ist ein Anstieg von 700 auf 1720 ppb, bei N2O von 275 auf 310 ppb zu verzeichnen. Insgesamt wirkt sich dieser zusätzliche Treibhauseffekt in einer Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur aus, da die nun mehr vorhandenen Treibhausgase mehr Wärme zurück auf die Erde reflektieren (vgl. Bader 2000, S.27f.). Das IPCC schätzt, dass mit einer Verdoppelung der CO2 -Konzentration ein Temperaturanstieg von 1,5- 3,5°C einhergeht.

2.2.2 Treibhausgase- klimarelevante und atmosphärische Spurengase

Alle relevanten Treibhausgase sind Spurengase, weil sie in nur geringen Mengen (Spuren) vorkommen und typischerweise nur einen Anteil von bis zu einigen Hundertstel Volumenprozent an der Erdatmosphäre haben (vgl. Latif 1999, S.16). Die wesentlichen natürlichen klimarelevanten Spurengase sind Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4), Distickoxid (N2O) und Ozon (O3) die in unterschiedlichen Konzentrationen vorliegen, wobei Ozon eine Sonderstellung einnimmt. Die Aufzählung muss um die halonierten Kohlenwasserstoffe ergänzt werden, welche durch synthetische Produktion durch den Menschen in die Atmosphäre gelangen. Das Ozon nimmt hierbei eine Sonderposition ein, weswegen später darauf gesondert eingegangen wird.

2.2.2.1 Wasser - H2O:

Wasser bildet in der Atmosphäre ein recht komplexes dynamisches System, in dem die verschiedenen Aggregatzustände Dampf, Flüssigkeitswassertröpfchen und Eiskristalle in dauernder Wechselwirkung miteinander stehen, wobei das Wasser selbst in allen Aggregatzuständen klimarelevant ist. Es gelangt meist über Verdunstung in die Atmosphäre und durchläuft einen recht schnellen hydrologischen Kreislauf, der eng mit der atmosphärischen Zirkulation gekoppelt ist. Zwischen der Verdunstung des Wassers und der Rückkehr auf die Erdoberfläche in Form von Niederschlag liegen in der Regel acht Tage. Der Anteil des Wasserdampfes in der Luft kommt in der Luftfeuchtigkeit zum Ausdruck. Der Wasserdampfgehalt ist über den warmen tropischen Ozeanen am größten. Die durch die Verdunstung von Wasser gebundene latente Wärme macht über den Ozeanen mehr als drei Viertel der von der Ozeanfläche absorbierten Sonnenenergie aus (vgl. Enquete-Kommission 1992, S.34f.). Als Folge der Erwärmung kommt es zu einer höheren Verdunstung was entweder eine positive oder eine negative Rückkopplung des Treibhauseffektes bewirken kann[8]. Eine Zunahme des Wasserdampfes würde zu einem zunehmenden Transport von Kondensationswärme in die mittleren und höheren Schichten der Troposphäre führen, was Auswirkungen auf die allgemeine atmosphärische Zirkulation hat.

2.2.2.2 Kohlendioxid- CO2:

Kohlendioxid ist neben Wasser das wichtigste relevante Spurengas. Das durch den anthropogenen Treibhauseffekt in die Atmosphäre induzierte Kohlendioxid hat unter Berücksichtigung der Zwischenspeicher Tiefsee und Biosphäre eine Verweildauer von 50-200 Jahren. Trotz des Vorhandenseins einer unterschiedlichen geographischen Verteilung von Quellen und Senken ist das Kohlendioxid relativ gleichmäßig verteilt (vgl. Enquete-Kommission 1992, S.37ff.). Kohlendioxid an sich ist ein farb- und geruchsloses Gas, das durch die Reaktion von Sauerstoff mit Kohlenstoff entsteht. Es ist trotz der gegenständlichen Problematik nicht als Schadstoff klassifiziert, vielmehr stellt es einen „wichtigen Baustein des Lebens“ dar. Kohlenstoff ist das charakteristische Element für alles organische, so dass sich ein Teil der gesamten Kohlenstoffmenge in einem Kreislauf- dem globalen Kohlenstoffkreislauf befindet, in den auch die Atmosphäre mit ihrem CO2 Gehalt eingebunden ist (vgl. Schwarze 2000, S.32). Für den Kohlenstoffkreislauf lassen sich, so Schwarze (2000, S.32) folgende Funktionen definieren:

Quellen: sie setzen durch Umwandlung von Kohlenstoffverbindungen Kohlendioxid frei, das oft direkt an die Atmosphäre abgegeben wird.

Senken: durch Senken wird das Kohlendioxid aus der Atmosphäre entzogen und in stabile Kohlenstoffverbindungen umgewandelt. Senken sind erstens die Biosphäre in der durch die Photosynthese der Pflanzen Kohlendioxid umgewandelt wird und zweitens die Ozeane, in denen der Kohlendioxidentzug aus der Atmosphäre auf dem physikalischen Weg stattfindet, wobei sich das Gas in der Flüssigkeit löst und zur Kohlensäure wird, die in verschiedenen Dissoziationsstufen vorliegt. Bedingt durch einen Temperaturanstieg entweicht mehr Kohlendioxid dem Wasser. Jedoch, so Schwarze (2000, S.36), sind die Ozeane prinzipiell ungesättigt und haben aus diesem Grund ein hohes Aufnahmepotential. Die endgültige Senke für Kohlendioxid sind die Sedimente, bzw. die Bodenschichten, wo Kohlenstoff in Form von Karbonatgestein oder fossilem Kohlenstoff vorliegt. Insgesamt so Schwarze (2000), Latif (1999), Emsley (1996) u.a. hat Kohlendioxid auf Grund seiner hohen Emissionsmenge den größten Einfluss auf den Treibhauseffekt, weshalb es auch Hauptgegenstand politischer Überlegungen und internationaler Klimapolitik ist. Zu erwähnen ist hier, dass die anderen Treibhausgase trotz geringerer Emissionen ein höheres THP besitzen und so nicht bei der Betrachtung vernachlässigt werden dürfen.

[...]


[1] Werden die heutige Bevölkerungsstruktur, die Entwicklung der Alterspyramide, die Alterssterblichkeit, die medizinische Versorgung und auch mögliche Innovationen einkalkuliert, wird deutlich, dass die Lebenserwartung immer höher wird, d.h. ca. 60 Prozent der heute lebenden Menschen der 1. Welt- Staaten wird das Jahr 2050 erleben- ergo geht der Klimaschutz auch sie noch etwas an.

[2] Für die Berücksichtigung der Kryosphäre im Modell, d.h. die die Erde bedeckenden Eis­massen werden in jedes Klimamodell integriert.

[3] Die physikalische Chemie betreffend.

[4] Computer besitzen eingeschränkte Rechenkapazität, zumal noch nicht alle klimatischen Zusammenhänge in ausreichendem Umfang und zum Teil noch gar nicht erfasst worden sind.

[5] Gemeint ist hiermit, dass beispielsweise Erfindungen, bzw. Entwicklungen wie die Nutzung von verschiedensten Energien nicht genau prognostiziert werden können.

[6] Würden beispielsweise alle Staaten ein Verbot von FCKWs ratifizieren, hätte dies positive Folgen auf den anthropogenen Treibhauseffekt, wobei die Folgen nicht explizit vorherzusagen sind.

[7] Gemeint ist hierbei die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas, einschließlich des Verkehres.

[8] Entweder verstärkt es den anthropogenen Treibhauseffekt (positive Rückkopplung) oder es kommt zu einer verstärkten Wolkenbildung, die in der Regel mit starken kleinräumigen Aufwärtsbewegungen verbunden ist, die wiederum durch großräumige Abwärtsbewegungen von Luftmassen kompensiert werden, woraus ein Austrocknung der oberen Troposphäre resultieren könnte, was dem anthropogenen Treibhauseffekt entgegenwirken würde (negative Rückkopplung) (vgl. Enquete- Kommission 1992, S.34f.).

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Details

Titel
Die unterschiedlichen Reaktionen von Deutschland, Europa und den USA auf den Klimawandel und den Treibhauseffekt
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Veranstaltung
Energie und Umwelttechnik
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
40
Katalognummer
V47945
ISBN (eBook)
9783638447751
Dateigröße
1201 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Reaktionen, Deutschland, Europa, Klimawandel, Treibhauseffekt, Energie, Umwelttechnik
Arbeit zitieren
Sebastian Passow (Autor:in), 2005, Die unterschiedlichen Reaktionen von Deutschland, Europa und den USA auf den Klimawandel und den Treibhauseffekt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47945

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