Deutsche Syntax: Attribute


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

27 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis.

1. Einleitung und die Attribut- Definition

2. Allgemeines über Attribute
2.1. Die Wortkassen als Attribut
2.2. Die Abgrenzung der Attribute von den Satzgliedern
2.3. Beziehungswörter des Attributs
2.4. Stellung des Attributs

3. Einzelne Attributsarten
3.1. Das adjektivische Attribut
3.2. Das partizipiale Attribut
3.3. Adverbialattribut
3.4. Genitivattribut
3.5. Präpositionalattribut
3.6. Infinitivgruppe
3.7. Relativsätze
3.8. Apposition
3.9. Prädikatives Attribut

4. Attribut bei anderen Wortklassen

5. Schlusswort

6. Literaturangaben

1. Einleitung und die Attribut- Definition

Der Begriff von lateinischem Wort ‚attributum’, welches ein Substantiv ist und wiederum von lateinischem Verb ‚attribuere’ stammt. ‚Attribuere’ heißt ‚ein Merkmal hinzufügen’, ,mit einem Attribut, einer Eigenschaft versehen’, demzufolge ist Attribut eine einem Substantiv, Adjektiv oder Adverb beigefügte nähere Bestimmung, es ist eine Beifügung[1]. Ähnlich wird das Attribut im Lexikon der Sprachwissenschaft definiert[2]. Es ist eine Beifügung, nicht selbständige nähere Bestimmung von nominalen Satzgliedern, daher wird es auch „Gliedteil“ genannt. Es ist die Bezeichnung für Beifügungen zu jeder syntaktischen Kategorie im Satz, mit Ausnahme des Verbs, und es charakterisiert Personen oder Sachverhalte hinsichtlich bestimmter Merkmale. Seine semantische Funktion ist in der Regel die der Prädikation.

Ebenso im Handbuch der deutschen Grammatik wird der Attributsbegriff auf das lateinische ‚attribuere’ zurückgeführt, was ‚zuteilen’, ‚als Eigenschaft beilegen’ heißt[3]. Attribute, weil sie keine selbständigen Satzteile, sondern stets von anderen Teilen des Satzes- von Subjekt, Objekt, Prädikativum, Adverbialbestimmung oder einem anderen Attribut- abhängig sind, stellen normalerweise freie Zusätze dar, die zu einem anderen Teil des Satzes hinzugefügt werden, um ihn näher zu bestimmen.

Nach der kurzen Einleitung in diesen Bereich der Syntax und der Begriffserklärung möchte ich gleich meine Hausarbeit mit einer Einführung in die Attributsproblematik beginnen. Zunächst werde ich über Attribute im allgemeinen schreiben, wodurch sie sich charakterisieren, bei welchen Wortklassen als Attributen man reden kann, welche die möglichen Beziehungswörter eines Attributs sind, worin sie sich von den Stellungsgliedern unterscheiden und wie man sie von ihnen abgrenzen kann. Andere wichtige Sache, über die man noch diskutieren muss, ist die Stellung der Attribute. Im nächsten Teil werde ich genauer auf die einzelnen substantivischen Attributsarten eingehen und im letzten Teil sehr knapp die Attribuierungsmöglichkeiten zu anderen Wortklassen ansprechen.

Wie wir weiter sehen werden, wird der Begriff uneinheitlich gebraucht; ursprünglich wurde er nur auf attributive Adjektive bezogen, in den neueren Grammatiken ist es eine Bezeichnung für jegliche Beifügung zu jeder syntaktischen Kategorie im Satz außer dem Verb. Und auf Grund des uneinheitlichen Begriffsgebrauchs werden die Attribute in den einzelnen Grammatiken recht unterschiedlich definiert.

2. Allgemeines über Attribute

2.1. Die Wortkassen als Attribut

Attribute können durch Einzelwörter wie folgende repräsentiert werden[4]:

- Adjektive oder adjektivisch gebrauchte Partizipien

der billige Stoff, die goldene Uhr, das rechte Gebäude

der schreibende Arbeiter, der zu wollende Bau, der eingefahrene Zug

- Adverbien und Adverbien mit Satzteilkonjunktionen

das Buch hier, das Wetter gestern, ein Spiel wie gestern

- Substantive

das Glück des Dozenten, der Glückwunsch zum Geburtstag, die Flasche Sekt, der Besuch am Sonntag

- Numerale

die zwei Kinder, der zehnte Jahrestag

- Präpositionalgefüge

Die Museen in München sind sehr interessant.

Die Stelle eines Attributs können auch Wortgruppen, ganze Nebensätze sowie Infinitivkonstruktionen ausfüllen, wie die folgenden Beispiele zeigen:

Die Frage, ob die Erscheinung vom Mondwechsel abhängt, ist noch nicht geklärt.

Ihr Wunsch, den Preis zu gewinnen, ließ sie jede Vorsicht vergessen.

Umstritten ist, ob Wortklassen wie Artikelwörter und Partikeln zu den Attributen gehören. Die Entscheidung darüber, ob da ein Attribut vorliegt oder nicht, hängt von der Definition des Attributs ab.

2.2. Die Abgrenzung der Attribute von den Satzgliedern

Helbig/ Buscha beispielweise bestimmen Attribute als Satzteile, die „grundsätzlich (auf) eine potentielle Prädikation (...), d.h. auf eine prädikative Grundstruktur“[5] zurückgeführt werden können, wobei es sich jedoch nicht um eine Prädikation zum Verb handeln darf. Dies erläutern sie an dem Beispielsatz:

Das kleine Kind schläft fest. - Das Kind schläft. - Das Kind ist klein. (Attribut) - Sein Schlaf ist fest. (Adverbialbestimmung)

Bei dem oben aufgeführten Satz wird das Attribut (kleine) auf die Prädikation Das Kind ist klein und das Adverb fest hingegen auf die Prädikation Sein Schlaf ist fest zurückgeführt.

Außer diesem tieferen Unterschied gibt es ein zweites, stellungsmäßiges Merkmal, wodurch sich ein Attribut von den Satzgliedern unterscheidet. Durch die Verschiebeprobe stellt man fest, dass die Satzglieder im Satz allein verschiebbar sind und dass das Attribut in der Regel nur gemeinsam mit einem Satzglied verschoben werden darf. Die Verschiebeprobe weist darauf hin, dass Attribut kein selbständiges Stellungsglied ist, sondern immer nur Gliedteil. Helbig/ Buscha zeigen es an folgendem Beispiel: Er beantwortet den Brief des Freundes heute.

- *Des Freundes beantwortet er den Brief heute.
- Den Brief des Freundes beantwortet er heute. (Attribut)

Durch die Attributsdefinition von Helbig/ Buscha werden Wortklassen wie Artikel und Partikeln als Attribute ausgeschlossen. Nach dem Stellungsmerkmal sind alle Wörter Attribut, die vor oder nach einem Satzglied stehen und mit diesem verschoben werden. Jedoch auf Grund des Prädikationsmerkmals sind es alle außer den Artikelwörtern und Partikeln.

Dagegen meint Engel „Satelliten des Verbs sind Verbglieder oder Satzglieder. Satteliten anderer Wörter sind Attribute“[6]. In von ihm aufgeführtem Beispiel, der Nominalphrase der Büttel von Böblingen, sind der und von Böblingen Attribute des nominale Kerns und in der Präpositonalphrase von Böblingen ist das Nomen Böblingen Attribut der Präposition von. Demzufolge schließt Engel keine Wortklassen als Attribute aus- auch die Artikelwörter und die Partikeln sind es.

Eisenberg ist der Überzeugung, dass Attribut syntaktisch dem Kern der Attributkonstruktion- meist ist es ein Substantiv- nebengeordnet ist und die gesamte Konstruktion der Kategorie Nominalgruppe zugeordnet wird[7]. So schließt Eisenberg die Einheiten in der Position des Artikels von den Attributen aus.

In der Duden Grammatik geht man von einfachen und komplexen Satzgliedern aus[8]. Mit einfachen haben wir zu tun, wenn die Satzgliedposition mit nur einem Wort besetzt ist. Und wenn das Satzglied aus mehreren Wörtern besteht handelt es sich um ein komplexes Satzglied. Ein komplexes Satzglied besteht aus dem Kern des Satzgliedes und dem Attribut- das heißt, einem einfachen Satzglied fehlt jegliches Attribut, es besteht nur aus dem Kern. Die Weglassprobe ist das Verfahren das uns ermöglicht, den Kern beziehungsweise das Attribut zu bestimmen.

„Attribuierug kann man auffassen als Anreicherung eines (prinzipiell als einwortig anzusehenden) Satzgliedkerns; Attribute charakterisieren das, was im Gliedkern gegeben ist, näher, sie deuten es aus oder bestimmen es genauer. Damit sind Attribute zugleich Elemente, die sich nicht unmittelbar auf den Satz, sondern auf seine Gliedkerne beziehen (bzw. nur mittelbar über den Kern auf den Satz)“[9].

Nach Duden Grammatik werden auch die umstrittenen Wortklassen- Partikeln und Artikelwörter- als Attribute betrachtet.

Nach Hentschel/ Weydt sollten alle nicht selbständigen Zusätze zu beliebigen Satzteilen, aber mit Ausnahme des Verbs, als Attribute eingeordnet werden[10].

2.3. Beziehungswörter des Attributs.

Das Attribut bezieht sich auf nichtverbale Wörter. Nach Helbig/ Buscha handelt es sich dabei normalerweise um Substantive, in beschränktem Umfang können es aber substantivische Pronomina und Adverbien sein, die das Substantiv in seiner Satzgliedfunktion vertreten[11]. Am häufigsten treten jedoch Substantive auf. Damit sind auch Hentschel/ Weydt einverstanden, sie zeigen, dass das häufigste und typische Beziehungswort des Attributs das Substantiv ist[12]. Außerdem kommen die Attribute auch bei den Adjektiven und Adverbien als nähere Bestimmungen zu Subjekten, Objekten, Prädikativa, Adverbialbestimmungen oder anderen Attributen vor. Jedoch können die Adjektive nur eingeschränkt Attribut an sich binden und dem Adverb ist außer durch Relativsätze nur durch Partikeln und durch andere Adverbien möglich, attribuiert zu werden.

2.4. Stellung des Attributs.

Weinrich bezeichnet alle Determinanten eines Nomens als Attribute und klassifiziert sie in zwei Gruppen: in die prädeterminierenden, die vor dem Nomen und die postdeterminierenden, die nach dem Nomen stehen[13].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dementsprechend haben die Attribute unterschiedliche grammatische Form. Die prädeterminierenden Attribute stehen in einer Nominalklammer mit klammereröffnendem Artikel und klammerschließendem Nomen. In dieser Gruppe kommen vor allem Adjektive, Partizipien und Präpositional- Adjunkte vor. Die postdeterminierenden Attribute sind meistens Adjunkte. Sie treten in diesen Formen auf: Genitiv- Adjunkte, Präpositional- Adjunkte, Konjunktional- Adjunkte, Infinitiv- Adjunkte, Relativ- Adjunkte und attributive Adverbien. Zu dieser Gruppe gehört jedoch auch die Apposition.

Helbig/ Buscha nennen die zwei prinzipiellen Stellungsmöglichkeiten des Attributs als Vorderstellung und Nachstellung[14]. Entscheidend dafür, welche Stellung das Attribut einnimmt, ist die Wortklasse. Vor dem Bezugswort kommen Adjektive und Partizipien in flektierter Form vor; nach dem Bezugswort stehen Adverbien in unflektierter Form, Substantive im Genitiv und im Präpositionalkasus und der Infinitiv mit zu.

Von dieser Grundregel gibt es folgende Ausnahmen:

(1) obligatorische Voranstellung der attributiven Substantive im Genitiv und im Präpositionalkasus, wenn es sich um Erweiterungsglieder zu substantivierten Adjektiven handelt

der des Lesens Kundige

die auf den Film Neugierigen

(2) fakultative Voranstellung der im Genitiv gebrauchten Eigennamen mit Nullartikel und einiger Verwandtschaftsnamen. Das Attribut ersetzt dabei den bestimmten Artikel des Bezugswortes.

Wir besuchen Goethes Gartenhaus. ( neben: Wir besuchen das Gartenhaus Goethes/ von Goethe.)

Er folgt (des) Vaters Rat. (neben: Er folgt dem Rat des Vaters/ von Vater.)

Nur in festen Wendungen oder im gehobenen Stil werden andere Substantive im Genitiv dem Bezugswort vorangestellt:

seines Glückes Schmied

der Menschheit Glück

(3) Nachstellung der Kardinalia, wenn sie die Bedeutung von Ordinalia haben.

Lektion acht (= die achte Lektion)

(4) Im älteren Sprachgebrauch bzw. in Verbindungen nach älterem Muster werden Adjektive dem Bezugswort in unflektierter Form nachgestellt.

Röslein rot, Karpfen blau

(5) Mögliche Vorderstellung eines Lokaladverbs vor allem bei einem Subjekt mit bestimmtem Artikel

Dort der Mann wird dir helfen.

(6) Abgesonderte Nachstellung der adjektivischen und partizipialen Attribute als wichtiges Stilmittel.

[...]


[1] Duden, Deutsches Universalwörterbuch A- Z; S. 149.

[2] Bußmann, Hadumod: Lexikon der Sprachwissenschaft. Stuttgart: Alfred Kröner Verlag.,1990. S. 108.

[3] Hentschel, Elke/ Weydt, Harald: Handbuch der deutsche Grammatik. Berlin, New York: de Gruyter, 1994. S. 350f.

[4] Duden, Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Hrsg. von der Dudenredaktion, bearb. von Peter Eisenberg u.a.. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag, 1995. S. 636.

Helbig, Gerhard/ Buscha, Joachim: Deutsche Grammatik. Leipzig 1994. S. 597.

[5] Helbig, Gerhard/ Buscha, Joachim: Deutsche Grammatik. Leipzig 1994. S. 585.

[6] Engel, Ulrich: Deutsche Grammatik. Heidelberg: Julius Groos Verlag, 1988. S. 23.

[7] Eisenberg, Peter: Grundriss der deutschen Grammatik. Stuttgart, Weimar: Verlag J.B. Metzler, 1994. S. 226.

[8] Duden, Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Hrsg. von der Dudenredaktion, bearb. von Peter Eisenberg u.a.. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag, 1995. S. 635-638.

[9] Duden, Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Hrsg. von der Dudenredaktion, bearb. von Peter Eisenberg u.a.. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag, 1995. S. 635.

[10] Hentschel, Elke/ Weydt, Harald: Handbuch der deutsche Grammatik. Berlin, New York: de Gruyter, 1994. S. 350f.

[11] Helbig, Gerhard/ Buscha, Joachim: Deutsche Grammatik. Leipzig 1994. S. 596.

[12] Hentschel, Elke/ Weydt, Harald: Handbuch der deutsche Grammatik. Berlin, New York: de Gruyter, 1994. S. 351.

[13] Weinrich, Harald: Textgrammatik der deutschen Sprache. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag, 1993. S. 355- 361.

[14] Helbig, Gerhard/ Buscha, Joachim: Deutsche Grammatik. Leipzig 1994. S. 597.

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Deutsche Syntax: Attribute
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Hauptseminar: Syntax des Deutschen
Note
1,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
27
Katalognummer
V46834
ISBN (eBook)
9783638439329
ISBN (Buch)
9783638902472
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Deutsche, Syntax, Attribute, Hauptseminar, Syntax, Deutschen
Arbeit zitieren
Katarzyna Angelika Bednarz (Autor:in), 2002, Deutsche Syntax: Attribute, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46834

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