Erinnerung an den 2. Weltkrieg und Holocaust in Litauen: Zwischen Opfer- und Tätergedächtnis


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Begriffsklärung: Formen des Gedächtnisses und der Erinnerung

3. Judenmord in Litauen

4. Phasen der Geschehensdeutung und Geschichtserinnerung in Litauen
4.1. Zweiter Weltkrieg: „Bolschewismus und Juden ist ein und dieselbe, nicht zu trennende Sache.“
4.2. Exil: „...allgemein haben die Litauer es nicht zugelassen, dass sie in die deutsche Politik und ihre Taten hineingezogen wurden.“
4.3. Sowjetzeit: „Der blutige Terror traf zuerst Kommunisten, Komsomolzen und Sowjetangestellte“
4.4. Litauische Republik: „Die Verschränkung...zwischen Okkupation und Judenmord stellt das eigentliche Problem dar...“

5. Fazit

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Seit den 1980er Jahren zeigt sich in Europa wie in anderen Teilen der Welt ein Phänomen im Umgang mit der (eigenen) Vergangenheit, das Pierre Nora als „Konjunktur des Gedächtnisses“ oder „Epoche des Gedenkens“ charakterisiert. Diese „Ära des leidenschaftlichen, konfliktbeladenen, fast zwanghaften Gedenkens“ ist gekennzeichnet durch die kritische Auseinandersetzung mit offiziellen Geschichtsdarstellungen und Aufarbeitung des Vergessenen, Verdrängten oder Unterdrückten.[1] In Europa spielt dabei die Geschichtserinnerung an den 2. Weltkrieg und den Holocaust eine besondere Rolle - sie steht mit im Zentrum politischer, kultureller und pädagogischer Bemühungen der EU und wird in einigen Fällen offenbar geradezu als Ausgangspunkt des heutigen Europas verstanden.[2] Zugleich zeigt sich in Arbeiten mit vergleichender oder transnationaler Perspektive sowie in der Bildung europäischer Forschungs- und Förderungsnetzwerke eine „Europäisierung“ der Forschung. Am Anfang des 21. Jahrhunderts steht, wie Henry Rousso festhält, insbesondere die Zeitgeschichtsschreibung vor neuen Herausforderungen: Zum einen werden nach wie vor oft nationale Besonderheiten und Einzigartigkeiten betont. Gerade bei transnationalen Phänomenen wie der Periode des Nationalsozialismus, des Faschismus und der Weltkriege scheint es aber sinnvoll, größere Zusammenhänge zu betrachten. Zum anderen erfordern die Veränderungen, die mit dem Zusammenbruch des Sowjet-Kommunismus, dem Ende des Kalten Krieges sowie der Integration der osteuropäischen Länder einhergehen, neue Perspektiven und die Revision der bisher eher westlich geprägten Europavorstellungen.[3]

Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Geschichtserinnerung in Litauen, ins- besondere mit Blick auf den 2. Weltkrieg und den Holocaust, wobei es unumgänglich ist, auch die kommunistische Vergangenheit mit einzubeziehen.[4] Dabei sind drei Gesichtspunkte von Bedeutung, die sich wie ein roter Faden durch die Arbeit ziehen. Erstens ist Litauen von

allen durch die deutsche Wehrmacht besetzten Ländern dasjenige, in dem der Holocaust die größten Ausmaße annahm, d.h. dort bestanden für Juden die geringsten Überlebenschancen.[5] Von den in Litauen lebenden Juden – die Zahlen schwanken zwischen 200 000 und 250 000 – kamen über 90% um, ein Großteil davon bereits 1941, wobei Schnelligkeit, Brutalität und Umfang der Vernichtungsaktionen nicht zuletzt auf die Beteiligung der litauischen Bevölkerung zurückzuführen sind.[6] Diese Tatsache ist nur durch den zweiten Punkt, die enge Verschränkung von sowjetischer Okkupation und Judenmord zu erklären, was auch zu einer engen Verzahnung von Opfer- und Täterrolle führt. Drittens und in engem Zusammenhang damit ist die Erinnerung „...geprägt durch die Erfahrung der fünfzig Jahre Fremdherrschaft, die die Litauer zu Opfern eines repressiven Systems machte.“[7] In Bezug auf die Geschehensdeutung bzw. Geschichtserinnerung lassen sich im 20. Jahrhundert mehrere Brüche innerhalb von drei Hauptphasen ausmachen: die Phase während des 2. Weltkriegs, die Sowjetische Okkupation und die unabhängige litauische Republik seit 1991. Außer den jeweiligen Deutungsinstanzen innerhalb des Landes waren auch Vertreter des Exils an der Schaffung bestimmter Geschichtsbilder beteiligt.[8] In der Arbeit wird versucht, die Geschichtserinnerung in Litauen mit Hilfe der Ansätze von Maurice Halbwachs, Jan und Aleida Assmann und Henry Rousso zu erläutern, die in Kap.2 vorgestellt werden.[9] Bevor die drei genannten Phasen sowie das Exil in Kapitel 4 genauer betrachtet werden, sind einige Fakten zum Judenmord in Litauen zu behandeln. Am Schluss der Arbeit steht ein Fazit.

2. Begriffsklärung: Formen des Gedächtnisses und der Erinnerung

Um die Frage beantworten zu können, wie ein Land mit der Erinnerung an seine jüngere Vergangenheit umgeht, ist zunächst einmal nach den Akteuren zu fragen – sind es Einzelpersonen, Gruppen oder ganze Nationen, die sich erinnern, und wer legt fest, an was sie sich erinnern? Mit Aleida Assmann lässt sich zunächst feststellen „...daß wir als Individuen mit unseren biographischen Erinnerungen in unterschiedliche Gedächtnishorizonte eingespannt sind...“[10]. Das individuelle Gedächtnis ist der Ort der subjektiven Erfahrungsverarbeitung. Individuelle Erinnerungen sind unübertragbar, fragmentarisch und flüchtig. Da sie vor allem durch Erzählen konserviert werden und nur durch Interaktion und geteilte Erfahrungen lebendig bleiben, wird auch vom kommunikativen Gedächtnis gesprochen. Das Generationen- oder Gruppengedächtnis beinhaltet die Erinnerung von relativ homogenen (Alters-) Gruppen, die durch sogenannte historische Schlüsselerfahrungen eine ähnliche Auffassung und Aneignung der Welt teilen. Das kollektive Gedächtnis ist im Unterschied zu den beiden genannten Formen, „intentional verfasst und symbolisch konstruiert“[11] - es wird von Institutionen oder Körperschaften mit Hilfe von Legenden, Mythen, Praktiken, Denkmälern etc. bewusst hergestellt. Die durch Selektion und Fixierung einer bestimmten Perspektive geschaffenen Erinnerungen[12] können Gegenkonstruktionen zu anderen kollektiven Gedächtnissen darstellen. Sie sind über Generationen hinweg übertragbar und für die zur Körperschaft gehörenden Individuen verpflichtend. Während sich bei gemeinschaftlicher Organisation kollektive Opfergedächtnisse herausbilden können, entstehen Tätergedächtnisse gewöhnlich auf äußeren Druck hin.

Das kulturelle Gedächtnis beruht auf der Aufbewahrung und Sammlung von Wissen in Datenspeichern und Institutionen. Da es sich dabei um objektive bzw. materielle Datenträger handelt, bleibt es langfristig erhalten und steht grundsätzlich verschiedenen Interpretationen und Deutungen offen. Neben dem Funktionsgedächtnis, das die gerade benutzten und bewirtschafteten kulturellen Texte[13] beinhaltet, existiert ein Speichergedächtnis, eine Art Archiv, in dem sich abgelegenes und ausgelagertes, aber auch verdrängtes und verbotenes Wissen befindet.[14] Grenzverschiebungen zwischen Funktions- und Speichergedächtnis führen zu Veränderungen des kulturellen Gedächtnisses. Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten Formen, die hauptsächlich auf Zeitzeugenerfahrungen basieren, lassen sich über das kollektive und kulturelle Gedächtnis an Hand von offiziellen Dokumenten, Denkmälern, Medieninhalten etc. leichter Aussagen treffen. Dabei ist die Frage interessant, von welchen Akteuren das Geschichtsbild bestimmt wird, wie sich zur Körperschaft „Staat“ gehörende Gruppen und Individuen dazu verhalten. Gefragt wird also nach der Erinnerungskultur, die Identität und Gemeinschaft stiftet, und nach ihrem Verhältnis zum kollektiven Gedächtnis. Nach Jan Assmann ist Erinnerungskultur „die Einhaltung einer sozialen Verpflichtung. Sie ist auf die Gruppe bezogen. Hier geht es um die Frage: ‚Was dürfen wir nicht vergessen?’“.[15]

Beide Autoren gehen mit Maurice Halbwachs davon aus, dass jede Erinnerung, auch die individuelle, sozial bedingt und überhaupt nur durch die Gesellschaft und kollektive Bezugsrahmen möglich ist. „Man kann sich nur unter der Bedingung erinnern, daß man den Platz der uns interessierenden vergangenen Ereignisse in den Bezugsrahmen des Kollektivgedächtnisses findet.“[16] Das Vergessen oder die Deformierung der Erinnerung erklärt Halbwachs mit Veränderungen der Bezugsrahmen oder Konventionssysteme: „Die Gesellschaft stellt sich die Vergangenheit je nach den Umständen und je nach der Zeit in verschiedener Weise vor: sie modifiziert ihre Konventionen. Da sich jedes ihrer Glieder diesen Konventionen beugt, so lenkt es auch seine Erinnerungen in die gleiche Richtung, in die sich das kollektive Gedächtnis entwickelt.“[17] Halbwachs nimmt an, dass die Gesellschaft ihre Erinnerung je nach Epoche manipuliert, um sie mit veränderten „Gleichgewichtsbedingungen“ in Einklang zu bringen und eine Einheit zwischen ihren Mitgliedern zu schaffen.[18]

Während die bisher behandelten Ansätze sich mit der generellen Funktionsweise des Gedächtnisses befassen, geht Henry Rousso speziell auf die Verarbeitung traumatischer Geschichtsphasen und totalitärer Systeme ein. In der Entwicklung des öffentlichen Gedenkens seien dabei in nahezu allen Ländern drei vergleichbare Phasen zu beobachten: Erstens folgt unmittelbar auf das Ende der Diktatur oder des Krieges „eine Phase, in der Fragen des institutionellen Übergangs, der Verurteilung der Verantwortlichen sowie der Bewahrung von Spuren des Vergangenen im Vordergrund stehen“. Sie geht mit der Bestrafung von „Tätern“ und mit der Würdigung von „Helden“ und „Opfern“ einher. Zweitens folgt eine wesentlich länger dauernde Phase, „in der die Staaten und/oder Öffentlichkeiten es vorziehen, sich der Zukunft zuzuwenden und über die vergangenen Dramen einen Mantel des Schweigens und Vergessens auszubreiten“.

Drittens folgt die Phase „der Anamnese und der Heimsuchung durch die Vergangenheit“, in der Aufarbeitung und kritische Fragen zur eigenen Verantwortung in den Vordergrund rücken.[19] Inwiefern diese Phänomene in der litauischen Geschichtserinnerung eine Rolle spielen, ist im Folgenden zu klären.

3. Judenmord in Litauen

Im Brennpunkt der Auseinandersetzung mit dem Holocaust in Litauen steht das Jahr 1941, in dem die sowjetische Besatzung, eine Folge des Hitler-Stalin-Paktes 1939, durch die Herrschaft der Deutschen abgelöst wurde.[20] Der Einmarsch der deutschen Wehrmacht, gefolgt von einer der SS unterstellten Einsatzgruppe zur Übernahme der Exekutive und „Sicherung“ des Hinterlandes, begann am 22. Juni 1941. Die Litauische Sozialistische Sowjetrepublik (LSSR), die bereits am 27. Juli vollständig besetzt war, wurde Anfang August mit der Ablösung der Provisorischen Litauischen Regierung in Kaunas und durch eine deutsche Zivilverwaltung zu einem Teil des „Reichskommissariats Ostland“. Die Hoffnung vieler Litauer auf Unabhängigkeit, die auch von der 1940 in Deutschland gegründeten Litauischen Aktivisten Front (LAF) geschürt wurde,[21] waren damit zerschlagen. Den Ereignissen im Sommer 1941 war ein Jahr der Sowjetisierung und der Massendeportationen mit rund 30 000 litauischen Opfern – darunter wohl bemerkt auch Juden – vorausgegangen, die im „schrecklichen Juni“ 1941 ihren Höhepunkt erreichten. Angesichts von Gewaltexzessen gegen politische Gegner, Festnahmewellen und der Deportation ganzer Familien nach Sibirien, begrüßte ein Großteil der Litauer den deutschen Einmarsch als Ende des Terrors und nahm ihn zugleich als Gelegenheit zur Vergeltung wahr.[22] Der Holocaust in Litauen, der mit einer „Vernichtungsorgie“[23] an den angeblich bolschewistischen Juden begann, weist einige Besonderheiten auf. Erstens gab es keine klare Trennung der Phasen der Rechtsbeschneidung, Errichtung von Ghettos und Ermordung der Juden, wie es in anderen Ländern der Fall war.[24] Zweitens sind nochmals die selbst im Rahmen des Holocaust erschreckenden Dimensionen zu nennen. In Litauen, einem Land mit etwas über 2 Millionen Einwohnern und einer Fläche kleiner als Bayern, in dem der Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung 8-10% ausmachte, gab es an die 200 Vernichtungsstätten.[25] Zu Symbolen der Vernichtung wurden vor allem Paneriai, ein Waldgelände in der Nähe von Vilnius, wo durch Massenerschießungen 100 000 Juden, Polen und Sowjetische Kriegsgefangene umkamen und das IX. Fort, Teil eines Festungsrings um Kaunas, in dem 80 000 Juden aus Litauen und anderen europäischen Staaten umgebracht wurden.[26] Verantwortlich für die Vernichtungsaktionen in Litauen war das Einsatzkommando EK 3, das der für das Baltikum zuständigen SS-Einsatzgruppe A unterstand, unterstützt von der mobile Mordtruppe des „Rollkommandos Hamann“ und einem Sonderkommando in Paneriai. Die im Verhältnis zu den Opfern kleine Zahl von 120 Mann im EK 3 verweist darauf, dass an der nahezu vollständigen Vernichtung der Juden in Litauen die Bevölkerung auf verschiedene Weise beteiligt war.[27] Zum einen kam es unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch zu spontanen pogromartigen Ausschreitungen, bei denen die antisowjetischen „Partisanen“[28] eine entscheidende Rolle spielten. Die Ursachen sind in persönlichen Motiven wie Habgier sowie in der Destabilisierung der Gesellschaft durch außenpolitische Probleme und Okkupation, vor allem aber in der Gleichsetzung von Juden und Bolschewisten zu sehen.[29] Hinzu kam die Beteiligung von tausenden Litauern in den der Sicherheitspolizei unterstellten Hilfspolizeibataillonen, die neben der Bewachung von Ghettos und des Vernichtungslagers Majdanek z.T. auch für die Exekutionen eingesetzt wurden.[30] Die Verwaltung, welche die auf deutsche Initiative systematisch durchgeführten Mordaktionen z.B. durch Erstellen von Listen und Auswahl von Erschießungsorten vorbereitete, war ebenso Teil des logistischen Netzwerks wie die Polizei und lokale Mord-Helfer. „Die deutschen Besatzer...trafen in Litauen auf ein Umfeld, das ihren ideologisch-rassistischen Plänen in exzeptioneller Weise entgegenkam.“[31] Dabei muss zwischen dem systematischen, von deutscher Seite organisierten Genozid und den antijüdischen Ausschreitungen im Zuge der „Vergeltung“ unterschieden werden. Während dem ideologischen Antisemitismus pseudo-wissenschaftliche, rassistische und sozialdarwinistische Ansichten zu Grunde lagen, waren es auf litauischer Seite vor allem die angenommene oder tatsächliche Funktion der Juden während der Sowjetzeit, die den Hass schürte.

[...]


[1] Vgl. Nora, Pierre: Gedächtniskonjunktur. In: Ders. (Hrsg.): Das Gedächtnis des Jahrhunderts [= Transit. Europäische Revue 22]. Wien 2002. S.18-31. Hier: S.18. Nora führt dieses Phänomen u.a. auf das Ende totalitärer Regime und die Freisetzung vorher unterdrückter „Minderheitengedächtnisse“ zurück.

[2] Vgl. Rousso, Henry: Das Dilemma eines europäischen Gedächtnisses. In: Zeithistorische Forschungen. Online-Ausgabe. Jg.1 (2004). H.3. URL: http://www.zeithistorische-forschungen.de/16126041-Rousso-3-2004. Letzter Zugriff: 29.06.05. (Im Folgenden: Rousso: Dilemma). Hier: S.11. Rousso bezieht sich auf die Erklärung zur Einrichtung einer Task Force im Rahmen des „International Forum on the Holocaust“ 2000 in Stockholm.

[3] Rousso: Dilemma. S.1f.

[4] Ein Großteil der aktuellen deutschsprachigen Literatur zu Litauen geht auf das Nordost-Institut Lüneburg, das Litauische Kulturinstitut in Lampertheim-Hüttenfeld und vor allem auf die 1998 vom litauischen Staats-präsidenten Valdas Adamkus eingesetzte internationale Kommission zur Bewertung der Verbrechen der national-sozialistischen und kommunistischen Regime zurück. Hinzu kommen Publikationen einiger Universitäten, in denen speziell der Holocaust in Litauen thematisiert wird. Durch Einbezug von Zeitzeugenberichten interessant ist: Benz, Wolfgang/ Neiss, Marion (Hrsg.): Judenmord in Litauen. Studien und Dokumente. [= Dokumente – Texte – Materialien . Veröffentlicht vom Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universtität Berlin. Bd.33]. Berlin 1999. (Im Folgenden: Benz: Judenmord).

[5] Tauber, Joachim: „Juden, eure Geschichte auf litauischem Boden ist zu Ende!“. (Im Folgenden: Tauber: Juden). In: Osteuropa. Zeitschrift für Gegenwartsfragen des Ostens. Jg. 52 (2002). Nr. 9/10. S. 1346-1360. (Im Folgenden: Osteuropa 52. 9/10.) Hier S.1347.

[6] In der Literatur finden sich leicht variierende Zahlenangaben. Die Verfasserin stützt sich hier auf Truska, Liudas: Die litauische Historiographie über den Holocaust in Litauen. (Im Folgenden: Truska: Historiographie). In: Bartusevičius, Vincas u.a. (Hrsg.): Der Holocaust in Litauen. Köln/Weimar 2003.(Im Folgenden: Bartusevičius: Holocaust). S.262-276. Hier S. 262f.

[7] Tauber: Juden. S. 1346/1347.

[8] Einen Überblick über die Erinnerung an die Zeit zw. 1933 und 1945 von der Sowjetzeit bis heute gibt Kohrs, Michael: Litauen. Von der Opfer- zur Täterdebatte. In: Mythen der Nationen: 1945 – Arena der Erinnerung. Bd.2. Berlin 2004. (Im Folgenden: Kohrs: Litauen). S.693-719.

[9] Halbwachs, Maurice: Das Gedächtnis und seine sozialen Bedingungen. Berlin 1966. (Im Folgenden: Halbwachs: Gedächtnis); Assmann, Aleida: Vier Formen des Gedächtnisses. In: Erwägen, Wissen, Ethik. Jg.13 (2002). Nr. 2. S. 183-190. (Im Folgenden: A. Assmann: Vier Formen); Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis. In: Erwägen, Wissen, Ethik. Jg.13 (2002). Nr. 2. S.239-247. (Im Folgenden: J. Assmann: Kulturelles Gedächtnis II) sowie Ders.: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München 1999. (Im Folgenden: J. Assmann: Kulturelles Gedächtnis I). Rousso: Dilemma.

[10] Vgl. A. Assmann: Vier Formen. S.184

[11] Vgl. ebd. S.186.

[12] Vgl. ebd. Assmann spricht in Anlehnung an Nietzsche von Horizontbildung und plastischer Kraft des Gedächtnisses. Das Sichtfeld der Erinnernden wird abhängig vom Standpunkt eingegrenzt, es gibt eine klare Grenze zwischen Vergessen u. Erinnern. Vgl. auch J. Assmann: Kulturelles Gedächtnis II. S.242f.

[13] Nach Jan Assmann sind kulturelle Texte mündliche, schriftliche, sprachliche und außersprachliche Äußerungen, d.h. es fallen auch Bilder, Gesten, Riten, Sitten, Denkmäler, Landschaften etc. darunter, quasi alles, was eine Bedeutung trägt und in der Gemeinschaft im Sinne einer wieder aufgenommenen Botschaft reproduziert wird. Vgl. J.Assmann: Kulturelles Gedächtnis II. S.243/244.

[14] Vgl. J. Assmann: Kulturelles Gedächtnis II. S.246.

[15] Vg. J. Assmann: Kulturelles Gedächtnis I. S.30.

[16] Vgl. Halbwachs: Gedächtnis. S.368. Halbwachs Theorien, die für die soziale Gedächtnisforschung grundlegend sind, können hier auf Grund des begrenzten Platzes leider nicht ausführlicher behandelt werden. Es sei nur auf zwei seiner Werke verwiesen. Halbwachs: Gedächtnis, besonders S.361-390 sowie Ders.: Das kollektive Gedächtnis. Frankfurt a. M. 1991. (Im Folgenden: Halbwachs: Kollektives Gedächtnis).

[17] Vgl. Halbwachs: Gedächtnis. S.368.

[18] Vgl. ebd. S.381/382.

[19] Vgl. Rousso: Dilemma. S.6ff.

[20] Die Ereignisse sind im größeren zeitlichen Zusammenhang zu betrachten. Da aus Platzgründen eine Behandlung der Geschichte Litauens hier nicht möglich ist, sei auf eine Zeittafel im Anhang verwiesen.

[21] Zu Entstehung und Aktivitäten der LAF vgl. Gasparaitis, Siegfried: „Verrätern wird nur dann vergeben, wenn sie wirklich beweisen können, dass sie mindestens einen Juden liquidiert haben.“ Die „Front litauischer Aktivisten“ (LAF) und die antisowjetischen Aufstände 1941. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Jg.49 (2002). Nr.10. S.889-905. (Im Folgenden: Gasparaitis: LAF).

[22] Diese Zusammenhänge hätten eine wesentlich ausführlichere Behandlung verdient, als es hier möglich ist. Am besten wird der sowjetrussische Terror dargestellt bei Tauber, Joachim: 14 Tage im Juni. Zur kollektiven Erinnerung von Litauern und Juden. (Im Folgenden: Tauber: 14 Tage). In: Bartusevičius: Holocaust. S.40-50. und bei Kohrs: Litauen. S.703ff.

[23] Der Begriff stammt von Tauber, der sich ausführlich mit dem Zusammenhang des Aufstands mit dem Judenmord beschäftigt hat. Vgl. Tauber: 14 Tage. S.40.

[24] Vgl. Truska: Historiographie. S.272. Ausführlicher ist Mac Queen, Michael: Massenvernichtung im Kontext: Täter und Voraussetzungen des Holocaust in Litauen. In: Benz: Judenmord. S.15-34.

[25] Zu den Zahlen vgl. Truska: Historiographie. sowie Benz: Judenmord. Ähnliche Angaben wie bei Truska finden sich mit leichten Abweichungen in mehreren der bereits zitierten Werke. Die bei Benz angegebene Zahl von 250 000 Juden, die aber nur 8% der Gesamtbevölkerung ausmachen, resultiert vermutlich daraus, dass nicht nur Litauer, sondern auch Flüchtlinge miteinbezogen wurden.

[26] Vgl. Kohrs: Litauen. S. 695 f. Zur Rezeption und ständigen Umdeutung Paneriais bis in die Gegenwart vgl. Niendorf, Mathias: Litauen – ein kleines Land und seine Großfürsten.. In: Jaworski, Rudolf u.a. (Hrsg.): Gedächtnisorte in Osteuropa. [Kieler Werkstücke. Reihe F: Beiträge zur osteuropäischen Geschichte 6]. Frankfurt a.M. u.a. 2003. S.69-75. (Im Folgenden: Niendorf: Litauen). Hier: S.74 f. Die Vorgänge in Paneriai veranschaulicht die Erzählung von Jósef Mackiewicz: Der Stützpunkt Ponary. In: Benz: Judenmord. S.165-177.

[27] Vgl. Bartusevičius: Holocaust. S.6. sowie Tauber: Juden. S.1357. Er behandelt auch die Mordkommandos.

[28] Zum antisowjetischen Widerstand vgl. Tauber: 14 Tage. Vor allem S.43ff. sowie Herfurth, Rainer: Aspekte des Widerstandes in Litauen verglichen mit den Bewegungen in Lettland und Estland. Lampertheim 1993. (Im Folgenden: Herfurth: Aspekte).

[29] Die folgenden Ausführungen beruhen auf Erkenntnissen, die in der Literatur immer wieder auftauchen. Es seien deshalb nur die aus Sicht der Verfasserin wichtigsten Aufsätze zu Forschungs- und Wissensstand genannt. Tauber: Juden; Tauber: 14 Tage; Truska: Historiographie.

[30] Zahlenangaben zur Beteiligung im Verwaltungs- und Vernichtungsapparat der Besatzungsmacht finden sich bei Kohrs, Michael: Die offizielle Darstellung des Holocaust in der Sowjetzeit (1945-1990). (Im Folgenden: Kohrs: Sowjetzeit). In: Bartusevičius: Holocaust. S.247-261. Hier: 252. Dort ist von 900 Beamten der Sicherheits- u. Kriminalpolizei, 8000 Mitgliedern der Polizeibataillone und 6000 der allgemeinen Polizei die Rede, wobei die Zahlen auf sowjet-litauische Institute der 70er Jahre zurückgehen.

[31] Tauber: Juden. S.1356ff. Dort werden die Voraussetzungen im Einzelnen erläutert, was hier nicht möglich ist.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Erinnerung an den 2. Weltkrieg und Holocaust in Litauen: Zwischen Opfer- und Tätergedächtnis
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Geschichtserinnerung in Europa
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V46398
ISBN (eBook)
9783638435963
Dateigröße
718 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Erinnerung, Weltkrieg, Holocaust, Litauen, Zwischen, Opfer-, Tätergedächtnis, Geschichtserinnerung, Europa
Arbeit zitieren
Anne Krenzer (Autor:in), 2005, Erinnerung an den 2. Weltkrieg und Holocaust in Litauen: Zwischen Opfer- und Tätergedächtnis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46398

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