Abhängigkeit von psychotropen Substanzen frauenspezifisch betrachtet


Seminararbeit, 2004

23 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Gliederung

0 Vorbemerkungen

A Psychotrope Substanzen
A 1 Begriffsklärung
A 2 Historische Bedeutung
A 3 Substanzgruppen
A 4 Gesellschaftliche Bedeutung –Heute-

B Konsum/ Missbrauch/ Abhängigkeit
B 1 Begriffsklärung
B 2 Modelle zur Entstehung
B 2.1 Phasenmodelle
B 2.2 Biologische Modelle
B 2.3 Psychologische Modelle
B 2.4 Salutogenetisches Rahmenmodell
B 3 Frauen & Alkohol
B 3.1 Konsummuster & Konsummotive
B 3.2 Faktoren für eine Abhängigkeitsentwicklung
B 3.3 Auswirkungen & Folgen
B 3.4 Therapie
B 4 Frauen & Medikamente
B 4.1 Konsummuster & Konsummotive
B 4.2 Der Beitrag der Pharmalobby
B 4.3 Therapie
B 5 Frauen & Illegale Drogen

C Anforderungen an die Therapie aus sozialarbeiterischer Sicht
C 1 ...Abschließend

Anlage I

0 Vorbemerkungen

Die vorliegende Hausarbeit handelt von der Abhängigkeit von psychotropen Substanzen, im Speziellen von Abhängigen Frauen.

Zum Verständnis der besonderen Stellung der Frau im Kontext der Abhängigkeit wird deshalb in Teil A ein sachlicher Überblick über Psychotrope Substanzen selbst, ihre historische Bedeutung und gesellschaftliche Relevanz Heute gegeben. Ein Ziel war es hierbei, auch den durchaus vorhandenen nützlichen Charakter einzelner Substanzen herauszustellen, um einer destruktiv wirkenden allgemeinen “Verteufelung“ entgegenzuwirken.

In Teil B werden die nicht ganz klar voneinander abgrenzbaren Begriffe Konsum, Missbrauch und Abhängigkeit erläutert und medizinische Einteilungsschlüssel dargestellt. Dazu kommen diverse Erklärungsmodelle zur Entstehung von Abhängigkeit der verschiedenen Disziplinen, jeweils unter Berücksichtigung der frauenspezifischen Dimensionen.

Unter B werden außerdem die gesellschaftlich und medizinisch relevantesten Substanzgruppen und deren Rahmenbedingungen, Folgen des Missbrauchs usw. näher betrachtet. Dabei sollen hauptsächlich die unterschiedlichen Motive und Muster des Konsums herausgestellt werden, also warum und wie Frauen konsumieren, missbrauchen oder gar abhängig werden. Der Bereich der illegalen Drogen wird absichtlich global gehalten. Aufgrund der mannigfaltigen Palette an vorhandenen Drogen und der damit einhergehenden Vielfalt an verschiedenen Motiven, Mustern, Therapieansätzen und Folgen würde es meiner Ansicht nach den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen, diesen Bereich detailliert darzustellen.

Abschließend wird unter C auf unterschiedliche Therapieansätze eingegangen und die sich daraus ergebenden Anforderungen an den Sozialarbeiter im Suchthilfesystem erläutert.

Die nicht mit Literaturhinweisen gekennzeichneten Textkörper resultieren aus eigenen Erfahrungen im Umgang mit psychotropen Substanzen und Abhängigen im persönlichen und beruflichen Umfeld.

A Psychotrope Substanzen

A 1 Begriffsklärung

Unter dem in Deutschland nicht jedem geläufigen Begriff lassen sich alle Mittel und Stoffmischungen zusammenfassen, die auf Wahrnehmung, Stimmungslage, Bewusstsein und Verhalten einwirken können, und die bei missbräuchlicher Verwendung zu Abhängigkeit führen können.

(vgl. FRANKE/ WINKLER 2001, 91)

Die Rede ist also sowohl von gesellschaftlich tolerierten, bzw. anerkannten Substanzen wie Alkohol, Nikotin, Koffein und Medikamente, als auch von den gesellschaftlich geächteten und juristisch illegalen.

Eine anerkannte Einteilung der einzelnen Substanzen findet man im DSM-IV; dieses Klassifikationssystem unterscheidet elf Gruppen, die an dieser Stelle nicht gesondert erwähnt werden sollen.

A 2 Historische Bedeutung

Schon seit Menschengedenken existieren in allen Kulturkreisen bestimmte, meist aus Pflanzen gewonnene Substanzen, die sich in irgendeiner Form auf das Bewusstsein auswirken. Sie wurden in der Vergangenheit in den unterschiedlichen Gesellschaften fast ausschließlich zu bestimmten Anlässen mit bestimmten Zielen, meist nur von bestimmten Personen eingesetzt. Zu nennen wären beispielsweise Rituale der Indianer, bei denen exklusiv der Medizinmann das Recht hatte, sich Zwecks Verständigung mit der anderen Welt mittels Einnahme diverser Wirkstoffe in eine andere Bewusstseinslage zu versetzen. Auch andere Kulturen wussten psychotrope Substanzen sinnvoll und dem jeweiligen Zweck entsprechend zu gebrauchen. Allerdings gab und gibt es immer gewisse Regeln für den Gebrauch der Substanzen, das heißt, er war und ist immer Zeit-, Raum- oder Personengebunden erlaubt. Neben dem reinen Vergnügen gab es Einsätze zu spirituellen, medizinischen oder psychologischen Zwecken. Zudem bedienten sich Künstler aller Kunstrichtungen der inspirativen Wirkung einiger Substanzen, deren Einfluss auf die Kreativität wohl nicht abzustreiten ist, angesichts der mannigfachen Präzedenzfälle. (vgl. RÄTSCH 1996, 14 & BEHR 2004, 30)

Letztendlich wurden die Substanzen auch militärisch genutzt, sei es um den Feind negativ oder die eigenen Truppen positiv zu beeinflussen.

Um an das Thema der vorliegenden Hausarbeit anzuknüpfen, soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Stellung der Frau im Zusammenhang mit, sowie die gesellschaftliche Toleranz von Frauen und Psychotropen Substanzen seit jeher eine besondere ist.

Der Genuss, bzw. der Gebrauch dieser Substanzen, gleich in welcher Form, war bis in die frühe Vergangenheit ausschließlich den Männern vorbehalten. Nur Langsam konnte sich der Konsum der anerkannten “Alltagsdrogen“ von Frauen durchsetzen, wird jedoch zum Teil auch Heute noch in höherem Maße als beim männlichen Geschlecht negativ bewertet. Als Beispiel hierzu wäre der Konsum von Alkohol zu nennen.

Im historischen Kontext hat sich das Konsumverhalten in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wohl am prägnantesten verändert. Mit der Aufklärung und wachsender persönlicher Freiheit und Verantwortung (Stichwort: Individualisierung) wuchs auch der Konsum psychotroper Substanzen und ein bis dato nicht oder nur wenig großes Problem, nämlich der Missbrauch oder schlimmstenfalls die Abhängigkeit in einer wesentlich breiteren Gesellschaftsschicht als bisher. ( Quelle: WEILER 2004 )

A 3 Substanzgruppen

Neben weit über 250 psychoaktiven Pflanzen, deren Wirkstoffe das gesamte Repertoire an Bewusstseinszuständen abdecken, existieren viele, z.T. chemische Substanzgruppen, eingeteilt nach der Wirkweise und chemischer Zusammensetzung. Der DSM – IV teilt in elf verschiedene Gruppen ein, als da wären:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(vgl. FRANKE/ WINKLER2001, 91)

Eine juristische Einteilung fällt etwas schwerer, da sie einem ständigen gesellschaftlichem Wandel unterliegt. Waren beispielsweise der bekannte und in höheren gesellschaftlichen Kreisen geschätzte Absinth – Likör oder das Kokain noch um die letzte Jahrhundertwende gesellschaftlich und politisch anerkannte oder geduldete Rauschmittel, ist dies bekannterweise seit geraumer Zeit nicht mehr der Fall. Speziell in Europa besteht wegen der liberalen Drogenpolitik der Niederlande auch ein regionales Problem im Umgang und der juristischen Einordnung einzelner Substanzen.

Zudem steht hinter einzelnen, legalen Substanzen wie Alkohol, Nikotin oder Medikamenten eine gewaltige und einflussreiche Lobby, die ein hohes Interesse am Konsum und der Weiterverbreitung dieser “Alltagsdrogen“ verfolgen. (vgl. EINFELDT 2004, 28-29)

A 4 Gesellschaftliche Bedeutung – Heute –

Die gesellschaftliche Akzeptanz oder Ablehnung einzelner Substanzen variiert stark, je nachdem um welche Gruppen von Substanzen es sich handelt. Sind bekannterweise die Alltagsdrogen Nikotin, Koffein & Alkohol allesamt und durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch anerkannt, hängt es bei anderen Substanzen oft von einem bestimmten Personenkreis oder ihrer juristischen Einordnung ab, ob sie anerkannt werden oder nicht. Zudem trägt auch die mediale Berichterstattung einen erheblichen Teil zum negativen/ positiven Image einer Substanz bei. (vgl. PIEPER 1996, 254)

Psychotrope Substanzen sind Heute und aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken, agieren sie doch erfolgreich als Heilmittel gegen Krankheiten oder als Genuss- oder Rauschmittel, welche eine Flucht aus dem Alltag erlauben, in welcher Form auch immer.

Für Frauen gelten in diesem Zusammenhang noch immer sehr spezielle Ansichten. Diese sind häufig von einer Defizitorientierung, der Orientierung an sozialer Benachteiligung und Überforderung geprägt. Attribute also, die traditionell die Ohnmachtposition der konsumierenden Frauen beschreiben.

(vgl. SCHEFFLER 2002, 25)

B Konsum/ Missbrauch/ Abhängigkeit

B 1 Begriffsklärung

“Gibt es denn etwas von Gott geschaffenes,

das nicht mit einer großen Gnade begnadet wäre?

Das nicht dem Menschen zum Nutzen angewendet werden könne?

Wer das Gift verachtet, der weiß nicht, was im Gift ist.

Gibt es überhaupt etwas, das nicht giftig wäre?

Alle Dinge sind Gift- und nichts ist ohne Giftigkeit.

Allein die Dosis macht, das etwas giftig wird.“

( Paracelsus, Arzt und Naturforscher, 1493 – 1541 )

Diese etwas poetisch angehauchte Weisheit des Paracelsus dürfte wohl auch Heute nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt haben. Jedoch muss man hierzu sagen, dass die Übergänge zwischen Konsum, Missbrauch und Abhängigkeit fließend sind und nur die wenigsten im Stande sind, psychotrope Substanzen für sich sinnvoll und mit klaren Grenzen einzusetzen.

Um bei dem bekannten DSM- IV zu bleiben, werden hier der Missbrauch und die Abhängigkeit von Substanzen als voneinander getrennte Störungen betrachtet.

Dem Missbrauch werden als Kriterien lediglich ein unangepasstes Konsummuster, gekennzeichnet u.a. durch Gebrauch und wiederholten Konflikten im Bereich Pflichterfüllung, Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit, soziale/ zwischenmenschliche Probleme oder mit der Justiz, zugrundegelegt. Also Handelt es sich demnach beim Missbrauch um vereinzelt aber wiederholten unangemessenen Gebrauch, bei dem sich der Missbrauchende körperliche oder soziale Schäden zufügt.

(vgl. FRANKE/ WINKLER 2001, 92)

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass bei Frauen sehr viel schneller ein Missbrauch konstatiert wird als es in der Regel bei Männern der Fall ist. Zu dominant ist noch das alte Rollenverständnis, das von der Frau gezeichnet wird. So wird schon ein kurzzeitiger, wenn auch minimaler Kontrollverlust, als mögliche Beeinträchtigung der Fähigkeit zur Alltagsbewältigung angesehen und als Missbrauch verurteilt, obwohl bei einem Mann in der gleichen Situation nach wie vor ein vergleichsweise tolerantes Bild besteht, v.a. in Bezug auf Alkohol. Im Rahmen ihrer noch immer festgelegten Aufgabe, nämlich der Kindererziehung und Haushaltsführung, ist scheinbar jegliche Veränderung des Bewusstseins nicht zu vereinbaren. (vgl. SCHEFFLER 2002, 26)

Abhängigkeit ist nach Kriterien des DSM- IV hauptsächlich durch ein starkes Verlangen nach der jeweiligen Substanz, auftretende Entzugserscheinungen sowie der Unfähigkeit, den Konsum zu kontrollieren, gekennzeichnet. Weitere Kriterien wären die erheblichen Störungen der sozialen Beziehungen oder der zeitliche und finanzielle Aufwand zur Beschaffung der Substanzen. Bereits seit 1968 wird Abhängigkeit per Sozialgerichtsentschluss als Krankheit eingestuft und so die Vorraussetzung für Kostenübernahme bei Notwendigkeit einer Therapie geschaffen. (vgl. FRANKE/WINKLER 2001, 112)

Abhängigkeit, bzw. Sucht bei Frauen ist auch ein populäres mediales Thema, führt man sich die bekannten Schlagzeilen vor Augen, wenn Mütter ihre Kinder verwahrlosen lassen oder wenn es um das Thema Prostitution zur Beschaffung geht. (vgl. SCHEFFLER 2001, 25)

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Abhängigkeit von psychotropen Substanzen frauenspezifisch betrachtet
Hochschule
Katholische Fachhochschule Mainz
Note
1
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V46204
ISBN (eBook)
9783638434423
Dateigröße
541 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die klinische Psychologie der Frau war das Thema des Seminars, d. h. alle klinischen Störungsbilder wurden frauenspezifisch betrachtet dargestellt. Ich war der einzige Mann, weil ich den Schein brauchte, hat aber ´ne Menge Spass gemcht, sich damit auseinanderzusetzen
Schlagworte
Abhängigkeit, Substanzen
Arbeit zitieren
Markus Groß (Autor:in), 2004, Abhängigkeit von psychotropen Substanzen frauenspezifisch betrachtet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46204

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