Ovidisches im Eneasroman Heinrichs von Veldeke und im Eraclius des Meister Otte - ein Vergleich


Hausarbeit (Hauptseminar), 1999

43 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. 1. Einleitung
I. 2. Die Ovidrezeption im Mittelalter

II. 1. Die Darstellung der Liebe bei Ovid
II. 1. 1. Die Entstehung der Liebe
II. 1. 2. Die Liebe
II. 1. 2. 1. Der Liebeskrieg
II. 1. 2. 2. Liebe als Verwundung und Krankheit
II. 2. Die Liebeskonzeptionen in den Werken Ovids

III. 1. Die Darstellung der Minne in der Laviniaepisode des Eneasromans
III. 1. 1. Die Entstehung der Minne
III. 1. 2. Die Minne
III. 2. Das Wesen der Minne – impetus oder ars
III. 3. Die Monologe und ihre ovidischen Vorbilder
III. 4. Die Scyllaepisode der Metamorphosen als szenisches Vorbild
III. 5. Die Liebenden
III. 5. 1. Lavinia
III. 5. 2. Eneas
III. 6. Zwischenergebnis

IV. 1. Der Eraclius des Meister Otte
IV. 2. Die Minnedarstellung in der Athanaisepisode
IV. 3. Die Minne im Eraclius und im Eneasroman – ein Vergleich

V. Abschluß

VI. Bibliographie

I. 1. Einleitung

Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich mich mit der Verwendung ovidischer Elemente in Veldekes Eneasroman und Meister Ottes Eraclius beschäftigen. Der Schwerpunkt soll auf der Liebesdarstellung, sowie einem Vergleich der Darstellungsweisen der Hauptfi­guren liegen. Ich hoffe, daß sich aus diesem Vergleich Aufschlüsse über die eventuell unterschiedlichen Funktionen der ovidisch geprägten Darstellungsweisen, zum einen für die Handlungsebene, zum anderen für die Werkebene, ergeben.

Auf den ersten Blick scheint ein Vergleich nicht besonders sinnvoll: Auf der einen Seite ein Antikenroman, dem die Forschung das Prädikat „frühhöfisch“ angeheftet hat, auf der anderen Seite ein Werk, das sich durch die Vielzahl der verwendeten Stoffe einer eindeutigen gattungsspezifischen Zuordnung entzieht und aufgrund der Thematik und Bearbeitung der geistlich bzw. religiös geprägten Dichtung zuzuordnen ist. Dennoch bietet sich der Vergleich aus mehreren Gründen an. Zum einen bedienen sich beide Autoren ovidischer Elemente und zwar auf stofflicher[1] wie auf poetologischer Ebene. Dies soll anhand der Monologe, insbesondere ihrer Liebesdarstellung, aufgezeigt wer­den. Zum anderen ist die Ausgangsbasis beider Dichter ähnlich, da sowohl Veldeke als auch Otte nach einer französischen Vorlage arbeiten, so daß im Einzelfall entschieden werden muß, ob der Autor nur Vorgegebenes übernimmt, gegebenenfalls verändert oder selbständig auf antike Quellen zurückgreift.

Die Ovidrezeption in Veldekes Eneasroman ist schon seit geraumer Zeit Gegenstand der germanistischen Forschung. Dem entsprechend steht hier eine Fülle von Untersu­chungen zur Verfügung. Im Gegensatz dazu führt Ottes Eraclius in der Germanistik eine Art Schattendasein, so daß sich die Sekundärliteratur auf wenige Einzeluntersuchungen beschränkt. Aus diesem Grund werde ich mit meinem Vergleich auf gesichertem Terrain, d. h. bei Veldeke, beginnen und dann versuchen, die gewonnenen Erkenntnisse für eine Untersuchung der Athanaisepisode im Eraclius nutzbringend anzuwenden.

Einleitend möchte ich mit einem kurzen Abriß der Ovidrezeption im 12. Jahrhundert, der sogenannten aetas ovidiana, beginnen.

I. 2. Die Ovidrezeption im Mittelalter

In der Zeit der Spätantike und den folgenden Jahrhunderten des Frühmittelalters gerieten die Werke des einst vielleicht berühmtesten Dichters der Augusteischen Zeit, Publius Ovidius Naso (43 v. Chr.-17/18 n. Chr.), verursacht durch seine Tilgung aus dem Kanon der Schulautoren, weitgehend in Vergessenheit. Nur vereinzelt existieren aus dieser Zeit Zeugnisse für eine Ovidrezeption, welche sich auf den Westen Europas und die eng­lischen Inseln beschränken: So beschäftigte man sich im Zuge einer ersten Wiederauf­nahme der antiken Studien im Gelehrtenkreis um Karl den Großen auch eingehend mit Ovid, wobei seine Formkunst mehr Beachtung fand als der Inhalt seiner Werke. Auch in englischen Klöstern scheinen Ovids Werke im Grammatikunterricht noch zur Unter­weisung herangezogen geworden zu sein. Sowohl der Verwendungszweck als auch die Auswahl der benutzten Werke deuten allerdings darauf hin, daß sich die Studien eben­falls hauptsächlich auf die formalen Aspekte der Literatur beschränkten: Bei dem ersten, teilweise in der Volkssprache glossierten und lateinisch kommentierten ovidischen Text handelt es sich um das erste Buch der Ars Amatoria, die wohl kaum als für tieferge­hende Betrachtungen im Unterricht einer Klosterschule geeignet angesehen worden sein dürfte.

Aber auch im deutschsprachigen Raum war Ovid nicht gänzlich in Vergessenheit ge­raten. Die Bibliothekskataloge der Klöster Reichenau und Murbach verzeichnen schon im 9. und 10. Jahrhundert Handschriften der Ars Amatoria, der Metamorphosen und der Epistulae Heroidum. Seit dem 11. Jahrhundert wuchs vor allem in den Klöstern des süd­deutschen Raums dann die Anzahl der verzeichneten Ovidhandschriften stetig. Dies dürfte in direktem Zusammenhang mit der (Wieder-)Aufnahme Ovids in den Kanon der Schulautoren gegen Ende des 11. Jahrhunderts stehen, die zudem eine Fülle von Kom­mentaren, Accessus ad Auctores und Florilegien zu seinen Werken nach sich zog. Da aus der Antike kein einziger Kommentar zu den Schriften Ovids überliefert war, bestand dringender Bedarf an Verständnis- und Interpretationshilfen. Anhand der Accessus, die den Schüler zur Lektüre anleiten sollten, wird deutlich, daß auch hier die Beschäftigung mit den Werken anscheinend sehr vordergründiger Natur war: Sie wurden in erster Linie zur grammatischen Unterweisung benutzt. Der eigentliche Inhalt war eher sekundär und wurde (wenn überhaupt) meist in bearbeiteter Form hauptsächlich zur moralischen Unterweisung herangezogen. Dem gleichen Zweck dienten die Florilegien, die ausge­wählte Exzerpte aus den Werken verschiedener Autoren sentenzenhaft zusammenge­stellt präsentieren und somit den Gehalt des ursprünglichen Werkes (im günstigsten Falle) verschleiern. Ganz allgemein sei bemerkt, daß die Bewertung antiker Werke im Mittelalter sehr unterschiedlich ausfiel; sie reichte von vollständiger Ablehnung und Verdammung (z. B. Honorius Augustodunensis) über skeptische Akzeptanz (man war für die Vermittlung von Bildung schließlich auf die heidnischen Autoren angewiesen) bis hin zur Antikenbegeisterung. Rüdiger Schnell gibt in seinem Aufsatz zur mittelal­terlichen Rezeption der Antike ein Zitat wieder, das die Funktion des heidnischen, anti­ken Bildungsgutes und seine Bewertung aufgrund der christlichen Lehre verdeutlicht:

„Wenn wir in den Schriften der Heiden etwas Nützliches finden, verwenden wir

es im Hinblick auf unsere christliche Lehre. Wenn aber etwas Unnützes über die

Götzen, über Liebesaffären, über das Interesse an weltlichen Geschäften darin

steht, dann radieren wir das aus.“[2]

Im 12. Jahrhundert begannen Gelehrte in Frankreich mit der allegorischen Ausdeutung der Metamorphosen, erschienen fiktive Vitae Ovids und fand sein Stil Eingang in die mittellateinische Dichtung. Kurzum: Ovid wurde in gebildeten Kreisen zum Allgemein­gut.

Dieser starke Einfluß der Werke Ovids auf die Formkunst der mittellateinischen Dichter veranlaßte Ludwig Traube zur Prägung der Begriffes der aetas ovidiana für das 12. Jahrhundert. Die Bedeutung dieser Bezeichnung wurde durch die Forschung längst aus­geweitet, so daß sie sowohl die Wiederaufnahme Ovids in den Schulkanon und der damit verbundene Eingang in die Sekundärliteratur, als auch seine formale und stoffli­che Vorbildfunktion für lateinische und volkssprachliche Dichter kennzeichnen soll. Dennoch muß trotz dieser massiven Präsenz Ovids davon ausgegangen werden, daß die Ovidkenntnisse im Einzelfall sehr unterschiedlich ausgeprägt waren und sich z. B. durchaus auf die Rezeption eines Florilegiums beschränkt haben.

Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden in Frankreich direkte Übersetzungen der Werke Ovids (wie z. B. die Gedichte um Pyramus und Thisbe, Philomena oder Narcis­sus), bei denen es sich um Einzelepisoden der Metamorphosen handelt, und ab dem 13. Jahrhundert wurden auch die liebesdidaktischen Schriften in die Volkssprache über­tragen.

Auch wenn die direkte breite Rezeption der Werke Ovids in Deutschland und Frank­reich etwa gleichzeitig einsetzt, sind entsprechende Übersetzungen in Deutschland singulär und erst auf das Ende des 12. Jahrhunderts zu datieren[3]. Der Grund dafür mag die kulturelle Vorreiterrolle Frankreichs allgemein und in der Literatur im speziellen sein: Die in der Volkssprache dichtenden Autoren orientierten sich eher an den franzö­sischen als an den antiken Vorlagen, und manches an ovidischem Gedankengut in der mittelhochdeutschen Literatur ist vielleicht eher auf diese indirekte Vermittlung als auf primäre Kenntnisse der Werke Ovids zurückzuführen. Zentrum der deutschsprachigen Ovidrezeption ist neben dem süddeutschen Raum der Thüringer Hof des Landgrafen Herrmann, in dessen Dienst Heinrich von Veldeke seinen Eneasroman gedichtet haben soll.

Im Eneasroman Heinrichs von Veldeke, der am Beginn der Entwicklung des höfischen Romans steht[4], finden sich, eingebaut in die Vorlage Vergils, eindeutig ovidisch gepräg­te Elemente. Renate Kistler hat in ihrer Dissertation[5] anhand einer Untersuchung der Liebesdarstellung im Eneasroman im Vergleich mit dem Roman d’Eneas belegt, daß diese nicht allein auf die französische Vorlage zurückzuführen sind, sondern auf direkte Kenntnisse Veldekes der Werke Ovids verweisen.

Im Folgenden soll zuerst die ovidische Liebesmetaphorik und -konzeption vorgestellt, sodann auf ihr Einwirken auf die Darstellungsweise in der Laviniaepisode des Eneas­romans eingegangen werden. Die Didoepisode bleibt weitgehend unberücksichtigt, da sie sich aufgrund ihres Handlungsverlaufes nicht zum Vergleich mit den entsprechenden Abschnitten im Eraclius anbietet.

II. 1. Die Darstellung der Liebe bei Ovid

II. 1. 1. Die Entstehung der Liebe

In den Werken Ovids treten mit Amor[6] und seiner Mutter Venus zwei Gottheiten als Liebeserreger auf. Venus, die schönste der Göttinnen, personifiziert die Liebe; sie ist es, die Ovid zu Beginn seiner Ars Amatoria als zuständige Gottheit anruft[7], die ihm die Meisterschaft in der Kunst der Liebe schenkt[8] und ihn als „Liebeslehrer“[9] einsetzt. Ihr sind hauptsächlich zwei Attribute zugeordnet, die – teils unabhängig voneinander, teils kombiniert – zur Visualisierung der Liebesmacht und der Liebeserweckung dienen: ihr Sohn Cupido/Amor, das Liebesfeuer bzw. die Macht, Liebe zu erwecken.

Wie sie ihren Sohn als Handlanger und Werkzeug benutzt, demonstriert die folgende Stelle in den Metamorphosen aus der Erzählung über den Raub der Proserpina durch den Unterweltgott Pluto:

„[...] videt hunc Erycina vagantem, monte suo residens natumque amplexavolucrem ,arma manusque meae, mea, nate, potentia‘ dixit, ,illa, quibus superas omnes, cape tela, Cupido, inque dei pectus celeres molire sagittas [...] Tartara quid cessant? cur non matrisque tuumque imperium profers? [...] At tu pro socio, siqua est ea gratia, regno iunge deam patruo!‘“[10]

Die Inszenierung der Venus als auf einem Berg thronende, alles erblickende Gottheit, auf deren Geheiß hin selbst Götter der Liebe verfallen und die Anspruch auf alle Reiche der Erde erhebt, unterstreicht in dieser Passage die Allmacht der Liebe. Die Figur des Liebesgottes ist hier mehrdeutig: Cupido/Amor ist gleichzeitig Abgesandter oder Diener der Göttin, Teilhaber der göttlichen Macht und die Verkörperung der nicht greifbaren vis, dem numen der Venus.

Die Figur des geflügelten Liebesgottes ist aber nicht immer von Nöten. Venus verfügt auch, wie die Atalanteepisode zeigt, selber über die Macht, Verlangen bzw. Liebe zu entzünden:

[Venus spricht:] „Illic concubitus intempestiva cupido occupat Hippomenen a

numine concita nostro.“[11]

Die Fackel ist die gängige Metapher für diese Kraft der Liebeserweckung, so wie gene­rell das Gefühl der Liebe und des Verlangens untrennbar mit der Feuermetaphorik ver­knüpft ist[12]. Einige Stellen aus den Amores mögen als Beispiele dienen:

„Quid, si praeripiat flavea Venus arma Minervae, ventilet accensas flava

Minerva faces?“[13]

„[...], dum me moderatius urat quae Paphon et fluctu pulsa Cythera tenet [...]“[14]

„uror, et in vacuo pectore regnat Amor.“[15]

Amor tritt bei Ovid in zwei Funktionen auf, nämlich nicht nur als Liebeschaffender sondern auch als Verhinderer der Liebe. Als Beispiel sei eine Stelle aus den Metamor­phosen angeführt, die dem anonymen Autor des Roman d’Eneas als Quelle gedient haben mag. Es handelt sich um die Geschichte der unglücklichen Liebe zwischen Apollo und der Nymphe Daphne. Apoll, der Besieger der Pythonschlange, spricht Cupido das Recht ab, einen Bogen zu tragen, und gesteht ihm nur die Fackel zum Entzünden der Liebe zu. Cupido, verärgert, rächt sich, indem er ihn in Liebe zu der Nymphe Daphne entbrennen läßt. Gleichzeitig verhindert er, daß sich diese jemals in Apoll verlieben kann, so daß die Liebesgeschichte unglücklich mit der Verwandlung Daphnes in einen Lorbeerbaum endet. Wie Cupido die Liebe bzw. die Gleichgültigkeit gegenüber der Liebe erzeugt, schildert Ovid folgendermaßen:

„,Quid‘ que ,tibi, lascive puer, cum fortibus armis? [...] Tu face nescio quos esto contentus amores inritare tua nec laudes adsere nostras.‘ Filius huic Veneris, Figat tuus omnia, Phoebe, te meus arcus‘ ait, ,quantoque animalia cedunt cuncta deo, tanto minor est tua gloria nostra.‘ [...] eque sagittifera prompsit duo tela pharetra diversorum operum: fugat hoc, facit illud amorem; quod facit, auratum est et cuspide fulget acuta, quod fugat, obtusum est et habet sub harundine plumbum. hoc deus in nympha Peneide fixit, at illo laesit Apollineas traiecta per ossa medullas: Protinus alter amat, fugit altera nomen amantis.“[16]

Ovid weist Cupido drei Attribute zu: den goldenen, spitzen Pfeil, der die Liebe iniziiert. Ebenso schnell bewirkt der bleierne, stumpfe Pfeil die Abneigung bzw. Gleichgültigkeit gegenüber der Liebe. Die Fackel zum Entfachen der Liebesflammen wird genannt, tritt aber in dieser Passage direkt nicht mehr in Erscheinung. Nur indirekt wirkt sie in der Metaphorik, die die Liebesqualen des Apoll beschreibt, weiter:

„Utque leves stipulae demptis adolentur aristis, ut facibus saepes ardent, quas forte viator vel nimis admovit vel iam sub luce reliquit, sic deus in flammas abiit, sic pectore toto uritur et sterilem sperando nutrit amorem.“[17]

Die Metaphorik des Pfeilschusses verdeutlicht die Schnelligkeit des mit aller Macht durchbrechenden Gefühls: In diesem Fall geht sie sogar sprichwörtlich „durch Mark und Bein“. Liebe ist hier also kein komplizierter seelischer Vorgang, der einem Entwick­lungsprozeß unterworfen wäre; es existieren keine graduellen Abstufungen in ihrer In­tensität. Sie entsteht nicht im Inneren, sondern kommt von außen. Jedes Wesen, egal ob Gott oder Mensch, verfällt sofort dieser zwanghaften Liebesmacht, über die der Liebes­gott diktatorisch verfügt und die er aus einer Laune – hier ist es der Zorn, an anderer Stelle reine Boshaftigkeit[18] – gegen den Willen der Liebenden verhängt.[19] Auf diese Weise verdeutlicht Ovid die Allmacht und Willkür der Liebe.

Der bleierne Pfeil hingegen verdeutlicht die größte Angst eines Liebenden: die Nichter­widerung seiner Gefühle, die die eigene Liebe zur Qual werden läßt. Dadurch, daß die Macht, die Liebe zu verhindern, ebenfalls in Cupidos/Amors Händen liegt, wird sein Herrschaftsanspruch unterstrichen.

[...]


[1] Dies gilt in erster Linie für den Eneasroman.

[2] Vincenz von Beauvais: De eruditione filiorum nobilium. Hg. v. A. Steiner. Cambridge 1938. (Nachdruck 1970). Kapitel XVI 1ff. Zitiert nach: Schnell, Rüdiger: Die Rezeption der Antike. In: Neues Handbuch der Literaturwissenschaft. Bd. 7. Hrsg. von H. Krauss. Wiesbaden 1981. S. 217-242.

[3] Deutsche Metamorphosendichtung Albrechts von Halberstadt, datiert auf das Ende des 12. bzw. den Anfang des 13. Jahrhunderts.

[4] Fertigstellung vermutlich gegen Ende der 80er Jahre des 12. Jahrhunderts.

[5] Kistler, Renate: Heinrich von Veldeke und Ovid. Tübingen 1993. (Hermaea; N.F., Bd. 71). Im Folgen­den mit „Kistler“ abgekürzt.

[6] Synonym wird der Name Cupido verwendet, siehe Amores II, 9b, 33-35: „... sic me saepe refert incerta Cupidinis aura notaque purpureus tela resumit Amor. fige, puer.“ („... so bringt mich oft der ungewisse Hauch Cupidos zurück, und der purpurne Amor nimmt seine wohlbekannten Waffen wieder auf. Triff mich, Knabe!“) Zitiert nach P. Ovidius Naso: Amores. Liebesgedichte. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt und hrsg. v. Michael von Albrecht. Stuttgart 1997. (UTB; 1361)

[7] Ars Amatoria I, 30: „Coeptis, mater Amoris, ades!“ („Beim Werk steh, Mutter Amors, mir bei!“) Zitiert nach: Ovidius Naso, Publius: Liebeskunst – Ars Amatoria. Heilmittel gegen die Liebe – Remedia Amoris. Lat.-Dt. Hrsg. und übers. v. Niklas Holzberg. 3. durchges. u. erweiterte Aufl. München/Zürich 1991. (Sammlung Tusculum). Im Folgenden mit „AA“ abgekürzt.

[8] AA I, 7: „Me Venus artificem tenero praefecit Amori.“ („Mich hat Venus zum Meister ernannt für den zärtlichen Amor.“)

[9] AA I, 17: „Aeacidae Chiron, ego sum praeceptor Amoris.“ („Lehrer des Aeacusenkels war Chiron, ich lehre den Amor.“)

[10] Metamorphosen V, 363-379: „[...] sieht ihn [Pluto] die Venus vom Eryx, wie er, von seiner Angst be­freit, umherschweift. Auf ihrem Berg thronend, umarmte sie ihren geflügelten Sohn und sprach: ,Du meine Wehr, meine rechte Hand, du meine Stärke, mein Sohn! Nimm, Cupido, die Waffen, mit denen du alle be­siegst, und ziele mit den schnellen Pfeilen auf die Brust des Gottes [...] Warum fehlt immer noch die Un­terwelt? Wieso erweiterst du nicht das Reich deiner Mutter, dein Reich? [...] Ich beschwöre dich bei unse­rer gemeinsamen Weltherrschaft, wenn sie dir etwas bedeutet: Vereinige die Göttin mit deinem Oheim!‘ “ Zitiert nach: P. Ovidius Naso: Metamorphosen. Lat./Dt. Übers. u. hrsg. von Michael Albrecht. Stuttgart 1994. (UTB; 1360). Im Folgenden mit „Met.“ abgekürzt.

[11] Met. X, 689f: „Dort ergreift Hippomenes zur Unzeit die Begierde nach dem Beilager – meine Gottheit erregte ihn.“

[12] „Die klassische und hellenistische Dichtung der Griechen kennt vor allem das Feuer des Eros [...] In der römischen Literatur spricht Vergil loco classico nicht von den Waffen Amors. Erst nach Vergil begegnet die Fackel Amors bei Tibull, doch wird sie selten allein genannt, sie tritt gegenüber Pfeil und Bogen immer mehr in den Hintergrund.“ Bömer, Franz: P. Ovidius Naso, Metamorphosen. Kommentar. Bd. I Heidelberg 1980. Zitiert nach Kistler, S. 105, Anm. 182.

[13] Amores, I, 1, 7f „Was, wenn Venus die Waffen der blonden Minerva an sich risse und dafür die blonde Minerva brennende Fackeln schwänge?“

[14] Amores II, 17, 4 „[...], wenn mich nur die Herrin von Paphos und dem meerumbrandeten Cythera weniger heftig erglühen ließe.“

[15] Amores, I, 1, 26 „Ich stehe in Flammen und Amor herrscht über mein eben noch freies Herz.“

[16] Met. I, 456-474 „Da hatte er [Apoll] gesagt: ,Was willst du, loser Knabe, mit männlichen Waffen? [...] Gib du dich damit zufrieden, mit deiner Fackel irgendwelche Liebeshändel anzustiften, und maße dir nicht meinen Ruhm an!‘ Ihm antwortete der Sohn der Venus: ,Mag dein Bogen alles treffen, o Phoebus – meiner trifft dich!‘ [...]. Aus dem Köcher, der die Pfeile barg, nahm er zwei Geschosse von entgegenge­setzter Wirkung: Das eine vertreibt, das andere erregt Liebe. Der Pfeil, der die Liebe erregt, ist vergoldet und hat eine blinkende, scharfe Spitze; der sie vertreibt ist stumpf und trägt Blei unter dem Schaft. Mit dem einen traf der Gott die Nymphe, die Peneustochter, mit dem anderen schoß er Apollo durch die Knochen bis ins Mark. Sofort ist der eine verliebt; die andere flieht schon vor dem Wort ,Geliebte‘.“

[17] Met. I, 492-496 „Wie leichte Stoppeln in Brand gesteckt werden, nach dem die Ähren abgeerntet sind, wie Zäune sich an Fackeln entzünden, die zufällig ein Wanderer zu nahe an sie brachte oder im Morgen­grauen zurückließ, so ist der Gott in Liebe entbrannt, so glüht sein ganzes Herz und hegt hoffnungsvoll eine fruchtlose Liebe.“ Weitere Erwähnungen der fax bei Ovid: Amores II, 9a 1-5 „O Cupido [...] cur tua fax urit, figit tuus arcus amicos?“ („O Cupido, warum versengt deine Fackel, warum trifft dein Bogen ein befreundetes Herz?“)

Sowohl Pfeil und Bogen als auch die Fackel werden vereinzelt der Venus zugeordnet, wie z. B. in den Heroides II, 39 (Phyllis an Demophoon): „[...] per Venerem nimiumque mihi facientia tela – altera tela arcus, altera tela faces [...]“ („[...] schworst mir bei Venus und ihren allzu wirksamen Waffen – hier setzt den Bogen sie ein, dort sind die Fackeln zur Hand [...]“). Zitiert nach: Ovidius Naso, Publius: Liebesbriefe. Heroides epistulae. Lat.-Dt. Hrsg. v. Bruno Häuptli. München, Zürich 1995. (Sammlung Tusculum). Im Folgenden abgekürzt mit „HE“. (Zu den Fackeln vgl. auch Anm. 13)

[18] Amores I, 1, 24 „[...] ,Quod‘ que ,canas, vates, accipe‘ dixit ,opus. ‘“ („[...] und sprach: ,Da hast du Stoff zum Singen, Musensohn! ‘ “)

[19] Auch Apoll muß die Allmacht des Amor anerkennen und bekennen, daß gegen diese erzwungene Liebe kein Kraut gewachsen ist: Met. I, 519-524: „,[...] certa quidam nostra est, nostra tamen una sagitta certior, in vacuo quae vulnera pectore fecit. inventum medicina meum est, opiferque per orbem dicor, et herbarum subiecta potentia nobis: ei mihi, quod nullis amor est sanabilis herbis, nec prosunt domino, quae prosunt omnibus, artes!‘“ („Mein Pfeil trifft zwar ins Ziel, doch gibt es einen Pfeil, der noch genauer ins Ziel geht; der hat meinem noch freien Herzen eine Wunde geschlagen! Die Heilkunst ist meine Erfindung, die Welt nennt mich den Heilbringer, und die Kraft der Kräuter steht mir zu Gebote. Weh mir, daß gegen die Liebe kein Kraut gewachsen ist und da die Künste, die allen nützen, ihrem Herrn und Meister keinen Nutzen bringen!“.)

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Details

Titel
Ovidisches im Eneasroman Heinrichs von Veldeke und im Eraclius des Meister Otte - ein Vergleich
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Germanistisches Institut, Lehrstuhl für Ältere Deutsche Literatur)
Note
1,0
Autor
Jahr
1999
Seiten
43
Katalognummer
V44663
ISBN (eBook)
9783638422161
Dateigröße
701 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ovidisches, Eneasroman, Heinrichs, Veldeke, Eraclius, Meister, Otte, Vergleich
Arbeit zitieren
Sabine Ley (Autor:in), 1999, Ovidisches im Eneasroman Heinrichs von Veldeke und im Eraclius des Meister Otte - ein Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44663

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