Politik und politische Musikvideos bei MTV


Hausarbeit (Hauptseminar), 1998

21 Seiten, Note: 2


Leseprobe


I N H A L T S V E R Z E I C H N I S

I. Einleitung – über MTV und Musikvideos
a ) Entstehungsgeschichte
b ) Die Zielgruppe
c ) Beinflussung

II. Politik und politische Musikvideos bei MTV
a ) Politische Musikvideos
b ) Politik im sonstigen Programm
c ) Kurswechsel ?

III. Das politische Selbstverständnis
a ) Statement
b ) Kommentar

Literaturverzeichnis

I. Einleitung – über MTV und Musikvideos

I. a) Entstehungsgeschichte

Music Television (MTV) wurde im August 1981 als 24-Stunden Sender für Musikvideos und Sendungen rund um Pop und Rockmusik von Warner Communications in den USA gegründet. Dies geschah nicht ohne Zufall zu einer Zeit, als die Musikbranche unter Umsatzeinbußen litt. Nach anfänglichen Verlusten von wenigstens 40 Millionen $ schrieb MTV 1984 das erste Mal schwarze Zahlen und sein Einfluß auf den Musikmarkt und die Zielgruppe waren unbestreitbar, da unmittelbar nach MTV´s Start gerade die Platten verstärkt gekauft wurden, die in der Sendung vorgestellt worden waren. Die schwache Branche wurde aus ihrer Krise gerissen. Viele Musiker wurden erst durch MTV bekannt, da gerade die optische Darstellung ihre starke Seite war, z.B. Madonna, Boy George oder Michael Jackson. MTV gehört seitdem zu jeder Musikpromotion dazu, und sein Stil der schnellen Schnitte wurde selbst von Fernsehserien wie Miami Vice kopiert.1)

Laut „TV Guide“ hat MTV geholfen, eine neue visuelle Sprache zu prägen, Bekleidung zu formen, eine Jugendkultur zu definieren und zuguterletzt vielleicht sogar die absteigende Plattenindustrie zu retten.2)

1985 wurde MTV von Viacom aufgekauft, dem Konzern, der unter anderem außerdem Inhaber von VH-1 (dem zweitgrößtem US-Musikvideo-Kanal), Nickelodeon (das Kinderfernsehen mit den höchsten Einschaltquoten), Showtime (Pay-TV) und Paramount Communications ist.3)

Verschiedene Aspekte der Musikvideos verweisen uns auf die Tradition des filmischen Experimentalfilms. „Bilder, die durch ungewöhnliche Kameraeinstellungen, Drehfrequenzen, Stroboskop- und außergewöhnliche Lichteffekte verfremdet werden, Mehrfachbelichtungen, die Bearbeitung der Emulsion sowie des Trägermaterials.

Die Darstellung von Randgruppen und „Abweichenden“ jugendlichen Subkulturen, Schwarze, Homosexuelle, Drogenabhängige oder Friedensbewegte, die das New American Cinema der 60er Jahre bevölkerten, sie alle haben nun ihre Nachkommen bei MTV – Bad Boys und Bad Girls innerhalb dessen, was der Zeitgeist erlaubt.

Das Parodieren der Konventionen und Motive des kommerziellen Films und des Fernsehens als Quelle der thematischen und strukturellen Bildmetaphorik.“4)

Will man David E. James in seinem Aufsatz „Lenin, Dada, Punk und MTV“ glauben, so bedeutet diese Übernahme der technischen Mittel eine Negation der politischen Tradition des Experiementalfilms. Dieser war entscheidend vom frühen sowjetischen Kino geprägt. Durch den politischen Umsturz der Revolution waren alte Schranken aufgebrochen und zum Mut zu neuen Wegen kam die Realisierbarkeit hinzu.

„Wenn „...“der Avantgardefilm der Traum vom Sozialismus ist „...“ und wenn MTV teilweise verantwortlich oder zeitgleich mit dem endgültigen Ableben dieser Revolution ist: wie kann dann ein positiver Zusammenhang zwischen MTV und dem Avantgardefilm angenommen werden ?“5)

Bill Roedy, heute Aufsichtsratvorsitzender und verantwortlich für MTV Europe, war während der 70er Jahre für dreieinhalb Jahre Kommandeur einer NATO-Raketenbasis in Italien. Er behauptete, daß wenn all das Geld, daß in den Kalten Krieg investiert wurde, stattdessen in Fernsehsatelitten und Musik geflossen wäre, der Kalte Krieg um einiges früher beendet worden wäre.6)

Es braucht kein solches Zitat, um zu glauben, daß Rockmusik zu jeder Zeit auch ein Träger von Ideen war.

MTV brach also mit der politischen, sowjetischen Traditon des Experimentalfilms. Aber auch in anderer Hinsicht ist ersichtlich, daß die Musikvideoproduzenten sich frei an den Materialen bedienen, ohne sie zitieren zu wollen. „Die Popgeschichte erzählt sich immer wieder neu – und klittet immer offener: Madonna ließ sich ihr Haar blondieren und zitiert in laziven Posen Marilyn Monroe; Prince trägt die Uniformjacke des toten Jimi Hendrix; Michael Jackson ist ein Nachhall des erotischen Thrills im Becken von Elvis. Posen und Outfits werden weitererzählt, Moden wiederholen sich in rasanter Geschwindigkeit.“... „Die Werbewirtschaft klaut und verschnipselt, denn Pop ist Unterhaltungskultur und spielend leicht zu vermarkten, weiterzuverwerten und auszuschlachten.“7)

Kommerzielle Musikclips, selbst wenn sie von Avantgardekünstlern mitentwickelt werden, gehen niemals soweit, das absichtliche Nichtgefallen zu provozieren. Experimentalfilme wollten und wollen bewußt mit Traditionen brechen, das kommerzielle Musikvideo hingegen muß gefallen. Diese Gefälligkeit haben Musikvideos aus der Werbefilmproduktion übernommen.8)

Bei MTV brechen die Grenzen zwischen Kunst und Werbung zusammen.

Videoclips kosten auch weniger Geld als Tourneen, sind leichter und effizienter zu vermarkten. Die Ausgaben für Tourneen sanken nach Einführung von MTV um die Hälfte.

Die so entrückten Idole können den Fans nur über Bildschirm nahe gebracht werden. Die ehemalige Identität, das gemeinsame Lebensgefühl kann nur noch in Inzinierungen beschworen werden.

I. b) Die Zielgruppe

1995 befragte das Kölner Medienforschungsinstitut „Result“ bundesweit 1186 Jugendliche im Alter von 14 bis 29 Jahren. Auf dem vierten Platz der Zuschauergunst lag der Musiksender MTV, schnitt bei den etwas jüngeren von 14-19 Jahren Zuschauern sogar noch etwas besser ab. Der Gefallen an Musikvideos lag bei diesen denn auch direkt hinter Spielfilmen auf dem zweiten Platz , bei den Älteren aber erst auf Platz 4. MTV gilt als Trendsetter, flippig und jung aufgemacht. Nur Sender mit klaren Programmprofil scheinen bei Jugendlichen anzukommen. Vor allem solche Themen stehen dabei hoch im Kurs, die die Freizeitorganisation (Musik, Trends, Szene), die konkrete Lebensplanung (Schule, Beruf), mögliche Gefährdungen (Arbeitslosigkeit, Drogen, Jugendkriminalktität) und das phsychische Wohlergehen (Umwelt, Natur, Ernährung, Sport, Sexualität) betreffen.

Jugendliche sehen im Vergleich zu älteren Zuschauergruppen relativ wenig fern (104 min. pro Tag), auch ist kein deutlicher Anstieg in der Fernsehnutzung in den letzten Jahren zu konstatieren.

[...]


1) Banks, Jack "Monopoly Television" , Colorado / Oxford 1996, S.1

2) Pollock, Stephen D., „MTV and the Effects of Sex and Violence“,

1996, http://copland.udel.edu/~stevenp/mtv.htm, S. 2

3) James, E. David „Lenin, Dada, Punk und MTV“ in "Visueller Sound“,

hrg.Cecilia Hausheer und Annette Schönholzer, Luzern 1994, S.102

4) James, E. David a.a.O., S.105

5) James, E. David a.a.O., S.105

6) Banks, Jack a.a.O., S.95

7) Rumpf, Wolfgang "Stairway to Heaven, Kleine Geschichte der Popmusik", München 1996, S. 19ff.

8) James, David, a.a.O., S.108

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Politik und politische Musikvideos bei MTV
Hochschule
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn  (Germanistisches Seminar)
Veranstaltung
Kult und Kultur - Zur Ästhetik des Musikvideos
Note
2
Autor
Jahr
1998
Seiten
21
Katalognummer
V43553
ISBN (eBook)
9783638413206
Dateigröße
377 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Politik, Musikvideos, Kult, Kultur, Musikvideos
Arbeit zitieren
Almut Heimbach (Autor:in), 1998, Politik und politische Musikvideos bei MTV, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43553

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