Stadtentwicklung als kooperativer Prozess


Diplomarbeit, 2004

126 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


TU-Berlin
Fachbereich Architektur

Stadtentwicklung als kooperativer Prozess

Diplomarbeit

eingereicht von

Thomas Schneider

2004

 

INHALTSVERZEICHNIS

EINLEITUNG
1.1 Intro
1.2 Stadtplanung
1.3 Gesellschaftliche Strömungen
1.4 Bürgerbeteiligung

PROZESS
2.1 Der offene Planungsprozess
2.2 Open Source Analogie
2.3 Der Prozessablauf
2.4 Kooperation und Spieltheorie
2.5 Moderation und Mediation
2.6 Internet
2.7 Bausteine einer Kommunikationsplattform

ANALYSE
3.1 Freiräume in Berlin
3.2 Temporäre Nutzung
3.3 Raumzusammenhänge
3.4 Geschichte
3.5 Nutzungen
3.6 Eigentumsverhältnisse Block 23
Investorenplan

STRATEGIE
4.1 Entwicklungsstrategie 1
4.2 Akteure
4.3 Entwicklungsstrategie 2
4.4 Regeln
4.5 Phasen

SZENARIEN
5.1 Varianten
5.2 Temporäre Nutzung als strategisches Instrument
5.3 Szenario - Büro
5.4 Szenario - Wohnen

ANHANG
6.1 Beispielprojekte
6.2 Dokumentation: Raumer1 at Bötzow Brauerei
6.3 Akteure: Interviews

QUELLEN / LINKS

 

01 Intro


„Planung meinte stets, Ordnung in das bestehende Chaos bringen zu müssen – letztendlich aus ästhetischen sowie auch aus Sicherheitsgründen. Dass dies bereits gescheitert ist, haben nur wenige erkannt. Dieses Ordnungsdenken führte zu einer bisweilen entsetzlichen Gleichmacherei in den Städten und Landschaften“.

Dr. H.Kegler [1]

Wie keine andere Großstadt Europas ist die städtebauliche Struktur Berlins geprägt von politischen und ökonomischen Veränderungen. Durch Krieg, Isolation, Mauerbau, ungeklärten Besitzverhältnissen und Spekulation findet man hier einen besonders hohen Anteil an Leerstand und Brachflächen im Stadtzentrum wie auch in den Randbereichen. Es gab viele Pläne diese Lücken zu schließen, doch auch der Bauboom der neunziger Jahre füllte nur einige davon. In Zeiten wirtschaftlicher Prosperität wirkten innerstädtische Brachflächen auf die Stadtplanung wie Provokationen. Doch die ökonomischen Vorzeichen haben sich geändert und die Pläne liegen auf Eis. Millionen von Quadratmetern Wohn- und Bürofläche, so wie tausende von Hektar an Brachflächen sind ungenutzt. Es gibt eine Unmenge von Immobilien und Grundstücken, die sich weder kurz- noch mittelfristig wirtschaftlich verwerten lassen.

Aus diesem Grund haben wir uns die Aufgabe gestellt, eine flexible Stadtentwicklungsstrategie zu erarbeiten, die in der Lage ist, auf Schwankungen, unvorhergesehenen Druck oder Stillstand im Planungsumfeld zu reagieren. Dabei soll kein fertiges Endbild, sondern der Prozess entworfen werden. Es geht um die Frage, wie Stadtwachstum (oder -schrumpfung) bei unsicheren und sich wandelnden Rahmenbedingungen gesteuert werden kann. Sowohl die Entwicklung eines Kooperationsverfahrens, wie auch räumliche Interventionen und Stimulationen zu verschiedenen Entwicklungsstufen des Ortes sind das Ziel.

Das Ergebnis dieses Verfahrens ist ein gesellschaftlicher Konsens, der durch Diskurse erzeugt wird. Aus diesen erwachsen unterschiedliche Formen der politischen und wirtschaftlichen Kooperation zwischen Bürgern und Staat. Der erweiterte Planungsbegriff führt bei den Beteiligten zu einer zunehmenden Vernetzung untereinander.

1.2 Geschichte der Stadtplanung

Anfang des 20. Jahrhunderts entstand mit der Architekturbewegung der klassischen Moderne das Konzept einer modernen Stadtplanung. Hintergrund war der Wunsch für alle Gesellschaftsschichten gute Lebensbedingungen sicher zu stellen. Die Konzepte einer totalen Planung wurden jedoch erst in den 30er Jahren aus den moderat- reformerischen Ansätzen der Ideen der 20er Jahre entwickelt. Darunter zählen u.a. die Entwürfe Corbusiers für eine Stadt von 3 Mio. Einwohnern sowie L. Hilbersheimers Planungen für den völligen Umbau von Washington oder Chicago. Man war der Meinung eine `gute Stadt´ vom Grossen bis zum Kleinen völlig durchplanen zu können; in einer zeitlosen und damit ewigen Form sowie in der Gesamtheit der Stadt, wenn man sich an die rationalen Prinzipien halte. Architekten wurden zu „Raumschöpfern und Menschenbildnern“ [2].

Die Abkehr von den sozialgesellschaftlichen Politikmodellen fiel in den späten 80er Jahren mit der Kritik der Moderne zusammen. Im Zeitalter des Neoliberalismus zielt Politik nicht mehr auf den Ausgleich zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und der Sicherstellung einer gleichwertigen Raumentwicklung, sondern lediglich auf die Stimulierung privater Investitionen. Damit konzentrieren sich die stadtplanerischen Anstrengungen mehr auf die Standortpolitik, das Stadtmarketing und die Schaffung guter Investitionsbedingungen. Typisch für sie ist die PPP (Public-Private-Partnership), bei der die Stadtplanung zunehmend seitens der Investoren erfolgt, die sich räumlich in einem ´Inselurbanismus ´ manifestiert. Einige Beispiele dafür sind ´Schlüsselprojekte´ wie der Potsdamer Platz, der Alexanderplatz sowie Adlershof. Im Grunde stellt auch das Planwerk Innenstadt nichts anderes als eine solche Insel dar.

Die Berliner Politik versteht Stadtentwicklung noch immer als Formsache. Man orientiert sich fast ausschließlich an Bildern, die über einheitliche Elemente wie Block, Innenhof, Traufkante, Materialwahl bis hin zu einer Reglementierung von Straßenbelag zu Identifikation führen sollen. Damit sollte eine neue Akzeptanz der Stadt als Lebensraum geschaffen werden. Während dessen hat jedoch die klassische europäische Stadt aufgehört zu existieren. Der städtische Raum wird zunehmend durch die Dynamisierung von Nutzungen, Lebensweisen und Ökonomien geprägt. Es ist an der Zeit sich zu verdeutlichen, dass wir daran arbeiten müssen neue Vorstellungen von Stadt zu akzeptieren und weiterzuentwickeln: „der bewusste Verzicht darauf, eine ´Stadt´ im Sinne der Bürgerstadt des 19. Jh. Entstehen zu lassen.“ [3] ist die Voraussetzung dafür.

Wenn es darum geht ein städtisches Areal zu entwickeln, haben Architekten ein klares Handlungsmodell vor Augen. Entweder wird ein Planer von einem Eigentümer bzw. Investor beauftragt ein Bebauungskonzept zu entwickeln oder eine Kommune lässt einen solchen Entwurf erarbeiten, um anschließend Investoren hierfür zu finden. Hintergrund hierbei ist die Vorstellung, die Areale mittels Investitionen in bauliche Maßnahmen neu zu gestalten, damit diese anschließend profitabel genutzt werden können. Der entworfene Endzustand des Areals soll schließlich in einen Bebauungsplan eingearbeitet werden, was aber nicht immer reibungslos funktioniert. Gründe hierfür können u.a. sein, dass der lokale Immobilienmarkt eine schwache Phase durchläuft, die Anwohner Widerspruch einlegen, Altlasten entdeckt werden oder Altbauten unter Denkmalschutz stehen. Obwohl jahrelanger Leerstand von den Schwächen eines solchen Planungsverfahrens zeugt, werden diese Mißstände kaum zum Anlass genommen, über andere Methoden nachzudenken.

[...]


1 Kegler, Dr. Harald - http://www.ceunet.de/vortraguia.htm

2 Kaltenbrunner, Robert: Jenseits der Planung – Städtebauliche Strategien heute, in: Daidalos 72, Berlin 1999

Ende der Leseprobe aus 126 Seiten

Details

Titel
Stadtentwicklung als kooperativer Prozess
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Architektur)
Note
1,3
Autoren
Jahr
2004
Seiten
126
Katalognummer
V40264
ISBN (eBook)
9783638388207
ISBN (Buch)
9783638733014
Dateigröße
8534 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Entwicklung einer flexiblen Stadtentwicklungs- strategie, die in der Lage ist auf Schwankungen im Planungsumfeld zu reagieren. Dabei wird kein fertiges Endbild, sondern der Prozess entworfen.
Schlagworte
Stadtentwicklung, Prozess
Arbeit zitieren
Thomas Schneider (Autor:in)Carsten Dankert (Autor:in), 2004, Stadtentwicklung als kooperativer Prozess, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40264

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