Hintergründe zur Entwicklung Mexikos nach der Wahl von Präsident Vicente Fox Quesada


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung und Grundlagen
1.1 Problematik zwischenmenschliche Beziehungen zu den USA

2 Hintergründe zur Entwicklung Mexikos nach der Wahl von Vicente Fox Quesada
2.1 Die Wahlen vom 2. Juli 2000 und deren Bedeutung
2.2 Die Ursachen des Wahlergebnisses
2.3 Herausforderungen der neuen Regierung
2.4 Reaktionen zur Lage Mexikos nach dem ersten Jahr der Regierung
2.5 Hemmfaktoren und Hintergründe zur Lage Mexikos

3 Fazit und aktuelle Situation

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

1 Einführung und Grundlagen

Um tiefer in die Thematik einsteigen zu können, sind einige grundlegende Informationen zum mexikanischen Staat sinnvoll.

Mexiko verfügt über eine Fläche von 1.967.183 qkm, ist somit ca. 5-mal so groß wie Deutschland, hat aber im Vergleich nur 101 Millionen Einwohner.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 geographische Einordnung Mexikos[1]

Die Exekutive wird vornehmlich durch den Präsidenten ausgeführt. Selbiger ist zumindest formal oberster Chef des Staates und zugleich Regierungsoberhaupt. Er wird direkt für 6 Jahre von der Bevölkerung in sein Amt gewählt, die Mitglieder seines Kabinetts werden dagegen durch den Präsidenten selbst ernannt.

Die Legislative vertreten der nationale Kongress und die Kammer der Abgeordneten. Die 128 Abgeordneten des Kongresses werden zur Hälfte direkt vom Volk gewählt, die andere Hälfte wird durch die Anzahl die Stimmenverteilung der Parteien bestimmt. Die Amtszeit beträgt, wie beim Präsidenten, 6 Jahre. Die Kammer der Abgeordneten beinhaltet 500 Sitze, davon werden 300 Mitglieder für 3 Jahre von der Bevölkerung gewählt und die restlichen 200 Sitze entsprechend der Stimmenverteilung unter den Parteien für ebenfalls 3 Jahre gewählt.

Das wichtigste Instrument der Judikative stellt der Oberste Gerichtshof dar. Die zuständigen Richter werden vom Präsidenten mit der Zustimmung des Senats ernannt.

Mexiko praktiziert eine freie Marktwirtschaft, die aus einer Mischung von moderner und veralteter Industrie und Landwirtschaft besteht, welche aber mehr und mehr durch den privaten Sektor beherrscht wird. Die Anzahl der staatlichen Unternehmen reduzierte sich demnach in den Jahren zwischen 1982 und 1998 von über 1000 auf 200 Unternehmen.

Der Handel mit den USA und Kanada hat sich, seit Mexiko 1994 in die NAFTA aufgenommen wurde, fast verdoppelt. Das Land bemüht sich, nun auch Handelsbeziehungen mit den meisten der lateinamerikanischen Länder und mit der EU aufzubauen, um unabhängig von den Vereinigten Staaten zu sein, die nahezu 80 % des gesamten Handels ausmachen. Dies ist schon in sofern sinnvoll, da die mexikanische Wirtschaft ja indirekt an die amerikanische Wirtschaft gekoppelt ist und demnach auch stark an deren Konjunktur hängt. Schwächelt diese, oder kommt es zu einem Konflikt, dann hat das natürlich weitreichende Folgen für Mexiko. Dieses Konfliktpotenzial besteht vorrangig bei den Menschen selbst, weniger liegen die Gründe derzeit auf staatlicher Ebene. Diese Problematik ist immer noch aktuell und zeigt sich auch an Beispielen im allgemeinen täglichen Leben, wie der nachstehende Exkurs belegt.

1.1 Problematik zwischenmenschliche Beziehungen zu den USA

Mein Onkel arbeitete von 1998 bis 1999 im Auftrag einer deutschen Firma in Mexiko-Stadt. Schnell fiel ihm auf, dass ihn die Menschen in Mexiko oft nach seiner Nationalität fragten. Besonders häufig stellte er dieses Verhalten auf Wochenmärkten und in Gaststätten fest. Damals ahnte er nicht, dass dies einen Hintergrund hatte. Kurz gesagt, er ignorierte es.

Eines Tages zog sich mein Onkel eine schwere Grippe zu, da er das ständige Laufen der Klimaanlagen nicht gewohnt war. Er beschloss, einen Arzt aufzusuchen. Bei selbigem wurde er, zu seinem Erstaunen, recht unhöflich empfangen. Das Personal tat so, als ob er nicht verstanden würde. Außerdem wurde sein offensichtlich schlechter Gesundheitszustand als Lappalie heruntergespielt. Schließlich nahm er doch im Wartezimmer platz. Vor ihm saßen lediglich zwei Patienten, die zügig behandelt wurden. Als er an der Reihe war stellte er fest, dass der nachfolgende Einheimische bevorzugt wurde. Dieser Vorgang wiederholte sich ca. zwei Stunden lang, wobei es zu beachten gilt, dass er zwischenzeitlich allein im Wartesaal saß und trotzdem nicht behandelt wurde. Daraufhin sprach er die Arztschwester an und teilte dieser seinen Unmut mit. Sie sagte lediglich, dass sie nichts für ihn tun könnte. Einige Zeit später wollte er völlig aufgelöst die Arztpraxis verlassen und teilte im Gehen mit, dass er so etwas in „Germany“ noch nie erlebt hatte. Als die Angestellte dies hörte, bat sie ihn höflich, übrigens in flüssigem Englisch, zu bleiben. Daraufhin wurde sofort der Arzt gerufen und er kam unverzüglich an die Reihe. Auf sein Nachfragen nach dem plötzlichen Wandel, teilte man ihm kurz mit, dass er für einen Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika gehalten wurde. Für dieses „Versehen“ entschuldigte sich das gesamte Personal der Praxis. Weiter, speziell zum Warum, wurde aber nichts gesagt.

Später erfuhr er, dass dies ein übliches Verhalten gegenüber US-Amerikanern in Mexiko ist. Noch immer schwer im Magen liegt vielen Mexikanern scheinbar der verlorene Krieg gegen die USA Mitte des 19. Jahrhunderts. In diesen Jahren fügten die US-Truppen Mexiko Niederlagen und Verluste zu, die noch heute schmerzen. Die Menschen fühlen sich von den USA häufig gedemütigt, und der Vergleich mit den Vereinigten Staaten reizt viele Mexikaner zu emotionsgeladenen patriotischen Äußerungen. Nicht zuletzt die Ausnutzung der mexikanischen Arbeitskraft durch schlechte Bezahlung stärkt diese Ansichten.

Somit lässt sich auch das Verhalten des mexikanischen Arztes etwas leichter nachvollziehen. Es wirkt wie die Rache des kleinen Mannes, wobei anzumerken gilt, dass diese Erfahrung natürlich nicht verallgemeinert werden kann.

Abschließend daher ein Tipp für eine Reise nach Mexiko. Die Beziehungen zwischen Mexiko und den USA sind für jeden Mexikaner immer wieder ein wichtiges Thema und werden besonders in Gesprächen mit Ausländern gerne angesprochen, in der Hoffnung, der Fremde äußert sich positiver über Mexiko als über die USA. Da ist es von Vorteil, über die Vorgeschichte dieser "besonderen Freundschaft" informiert zu sein.

2 Hintergründe zur Entwicklung Mexikos nach der Wahl von Vicente Fox Quesada

Um die Entwicklung Mexikos unter dem derzeitigen Präsident Fox zu analysieren und einordnen zu können, anfangs noch einige Fakten zu seiner Person.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2 Vicente Fox Quesada nach seinem Wahlsieg[2]

Vicente Fox wurde 1942 in Mexiko-Stadt als zweiter von neun Brüdern geboren. Er wuchs in der kleinen Stadt León im Teilstaat Guanajuato, auf. Zum Studium der Wirtschaftswissenschaften, an der von Jesuiten geführten Universidad Iberoamericana, ging er in die Hauptstadt zurück.

Danach folgten weitere ökonomische Studien an der amerikanischen Harvard University, die er ebenfalls erfolgreich abschloss. Übrigens studiert ein Großteil der mexikanischen Elite in den USA.

Bei Coca Cola stieg er bis zum Posten des Präsidenten für Mexiko und Lateinamerika auf, als jüngstes Mitglied in einer so hohen Position der Gesellschaft. Dem PAN, der Partei der nationalen Aktion, schloss er sich Ende der 1980er Jahre an. Für den PAN wurde Fox 1988 ins Landesparlament und 1995 zum Gouverneur des Teilstaates Guanajuato gewählt.

Am 2. Juli 2000 gelang dem nun 58jährigen und zwei Meter großen Fox, der eine Vorliebe für ungeschminkte Darstellung und markige Sprüche hat, was ihm das Prädikat Rechtspopulist eintrug, der Sprung an die Spitze des mexikanischen Staates.

2.1 Die Wahlen vom 2. Juli 2000 und deren Bedeutung

Am 2. Juli des vergangenen Jahres stand Mexiko für kurze Zeit im Mittelpunkt des internationalen politischen Interesses. Das mexikanische Volk wählte an diesem Tag Vicente Fox Quesada vom PAN zum Präsidenten der Republik, womit der Herrschaft des seit 71 Jahren regierenden PRI ein Ende gesetzt wurde[3].

Der Wahlsieg von Fox vor ungefähr 30 Monaten stellt ein signifikantes Datum für den mexikanischen Demokratisierungsprozess dar und wurde von der Bevölkerung mit überschäumender Freude aufgenommen. Viele politische Analytiker gingen sogar so weit, die Wahlen vom 2. Juli von ihrer historischen Bedeutung her mit dem Fall der Berliner Mauer zu vergleichen[4]. Dieser Fakt war mir bislang noch gar nicht in diesem Maße bekannt und macht die Materie zusätzlich interessanter.

Vicente Fox konnte bei den Präsidentschaftswahlen durch ein Wahlbündnis mit der Partei der Grünen, PVEM 42,52 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Es folgte auf Platz zwei der Kandidat des PRI, Francisco Labastida, mit 36,10 Prozent und auf dem dritten Platz Cuauhtémoc Cárdenas mit 16,64 Prozent von der Alianza por México, einem vom PRD dominierten Wahlbündnis verschiedener Parteien aus dem linken politischen Spektrum. Neben den Präsidentschaftswahlen wurden auch Wahlen für beide Kammern des Kongresses, also Abgeordnetenhaus und Senat, durchgeführt.

[...]


[1] Vgl. www.loose-verlag.de/ profile/mexiko.html

[2] Vgl. www.aftonbladet.se/nyheter/ 0007/03/mexikoval.html

[3] Vgl. Zarandi, 2001, S. 64

[4] Vgl. Zarandi, 2001, S. 64

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Hintergründe zur Entwicklung Mexikos nach der Wahl von Präsident Vicente Fox Quesada
Hochschule
Hochschule Mittweida (FH)
Veranstaltung
Europäische Union
Note
1,0
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V39534
ISBN (eBook)
9783638382755
Dateigröße
777 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hintergründe, Entwicklung, Mexikos, Wahl, Präsident, Vicente, Quesada, Europäische, Union
Arbeit zitieren
Michael Schmidt (Autor:in), 2003, Hintergründe zur Entwicklung Mexikos nach der Wahl von Präsident Vicente Fox Quesada, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39534

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