Chretien de Troyes: Perceval ou le conte du graal


Seminararbeit, 2002

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Der Heilige Gral im Mittelalter
2.1 Das Leben von Chrétien de Troyes
2.2 Sein Gesamtwerk
2.3 ‘Le Roman du Perceval ou Le Conte du graal’
2.4 Metrische Analyse und lyrische Interpretation

3. Der Heilige Gral – Nachwirkungen bis heute
3.1 Der Heilige Gral in Frankreich – Das Geheimnis des Abbé Saunière
3.2 Indiana Jones und der letzte Kreuzzug – Ein Spielfilm
3.3 Das König Artus Spielbuch – Eine Variante nicht nur für Kinder und Jugendliche

4. Zusammenfassung

5. Anhang – Aus ‘Le Roman de Perceval ou Le Conte du Graal‘

6. Bibliographie

Titelbild: Szene aus dem Film ‚Indiana Jones und der letzte Kreuzzug’

1. Einleitung

Das Thema dieser Hausarbeit ist die mittelalterliche Erzählung ‚Perceval ou Le Conte du Graal’ von Chrétien de Troyes. In ihr wird zum ersten Mal in altfranzösischer Sprache eines der größten Mysterien der christlichen Religion beschrieben: der Heilige Graal. Um seinen Aufenthaltsort ranken sich ebenso viele Legenden wie um sein Äußeres. Mal wird er als Schale, dann als Kelch oder als Platte beschrieben. Er soll ewiges Leben spenden und

Krankheiten heilen können. Aber wo ist er? Ist es der in Valencia aufbewahrte Kelch oder befindet er sich im Kloster San Juan de la Peña?[1] Was wurde in Rennes-le-Château wirklich versteckt?[2] War es ein Gefäß oder war es etwas anderes? War es der Leib Christi? Hat Jesus die Kreuzigung überlebt? Wo liegt er dann begraben? In Israel, Frankreich oder dem heutigen Kaschmir?[3]

Hier möchte ich einen kurzen Überblick über das Leben Chrétiens sowie einen Einblick in seine anderen Werke geben, bevor ich mich einer metrischen Analyse der im ‚Perceval’ dargestellten Gralsprozession widme. Anhand dieser sollen die metrischen Besonderheiten des Altfranzösischen dargestellt werden.

Außerdem soll untersucht werden, welche Vorstellungen sich die Menschen in der heutigen Zeit vom Gral machen. Wie wird er dargestellt? Kann man mit dem Begriff noch etwas anfangen? Was bedeutet der Gral heute? Das wird an Beispielen deutlich: Ein Film, mit der Phantasie der Menschen gemacht und ein Buch, das für die Phantasie der Menschen gemacht wurde.

Was fasziniert die Menschen so am Gral? Wie gehen sie mit ihm um? Ist es nur seine Gestalt oder die Gabe des Ewigen? Mit dieser Arbeit soll ein kurzer, aber hoffentlich ausreichender Einblick in diese verschiedenen Schichten des Geheimnis ‚Gral’ gegeben werden.

2. Der Heilige Gral im Mittelalter

2.1 Das Leben von Chrétien de Troyes

Über das Leben des Dichters ist heute insgesamt nur wenig bekannt.

Lässt man alle Bedenken beiseite, kann man sagen, dass seine Hauptschaffenszeit zwischen 1165 und 1182 liegt. Sein Name und die Dialektform, in der er sein Werk verfasste, lassen darauf schließen, dass er aus der Champagne stammen muss.

Er befand sich teilweise im Dienst der Gräfin Marie de Champagne, die seit 1164 durch Heirat Herrscherin über diesen Landstrich war. Er widmete ihr einige seiner Werke, so zum Beispiel den ‚Lancelot’. Zeitweise diente er auch dem Grafen Philipp von Flandern, der auch in Werken anderer mittelalterlicher Autoren als Mäzen und Auftraggeber genannt wird, so von dem anonymen Verfasser der ‚Li Proverbe au Vilain’ und bei Guiot de Provins.

Wahrscheinlich erhielt er von der Gräfin Marie, die Gestalten und Figuren des bretonischen Sagenkreises in einigen seiner Dichtungen aufzunehmen, wodurch sie weithin bekannt wurden. Der Hof der champagnischen Grafen war in dieser Zeit bekannt als „Mittelpunkt poetischen Lebens für die nordischen Reiche“.[4] Welche Stellung Chrétien genau innehatte, lässt sich heute nicht mehr mit Sicherheit sagen, man vermutet aber, dass er der Hofdichter der Marie de Champagne war. Andere Forscher wollen ihn als Waffenherold, Jurist, Teilnehmer am zweiten Kreuzzug, konvertierten Juden oder Kleriker sehen. Die letztere Annahme wird meistens mit einer rein christlich geprägten Deutung des ‚Perceval’ verknüpft: Chrétien wird bei dieser Annahme oft mit dem Kanonikus Christianus der Abtei Saint-Loup identifiziert, einer Klostergemeinschaft, die „die besondere Gunst der Grafen der Champagne genoss“[5] Mögliche Auslandsreisen nach England oder Deutschland sind nicht bewiesen. Nur weil er im ‚Cligès’ englische und deutsche Ortschaften erwähnt, könnte man ebenfalls zu dem Schluss kommen, dass Troyes Umschlagplatz für Handelsgüter, aber auch politische Neuigkeiten war. Wann und warum er in den Dienst Philipp von Flandern wechselte, ist heute umstritten. Dass er sich als Dichter oder in einer anderen Funktion an dessen Hof befunden haben muss, wird aus der Widmung des ‚Perceval’ deutlich, worin er den Grafen als bestes Beispiel höchster christlicher Nächstenliebe beschreibt. Der Hintergrund bzw. die Vorraussetzung für den Erfolg des Dichters besteht darin, dass die großen Fürstenhöfe Europas sich allmählich von den in den ‚Chanson de geste’ dargestellten Idealen immer mehr abwendeten. Es wurde vielmehr auf eine gewisse ‚Courtoisie’ wert gelegt, an der sich auch die Literatur ausrichtete. Diese Entwicklung wurde in der Politik durch geschicktes Heiraten beschleunigt sowie in der Literatur durch die Übertragung der ‚Historia Regum Britanniae’ des Geoffrey von Monmouth aus dem Lateinischen. Durch diese wurden neue Anregungen für Stoffe der höfischen Literatur gegeben. Innerhalb dieser Entwicklung stieg nun die Frau von einer Randfigur in den Erzählungen zur Ursache für die höfische Minne auf. Aus dieser Quelle hat Chrétien wohl auch die Gestaltung des Hofes von Artus übernommen und damit viele Möglichkeiten und Betätigungsfelder für die höfische Minne gegeben.

Der ‚Conte du Graal’ ist das letzte Werk dieses Dichters, das er aber wegen seines Todes nicht vollenden konnte.

2.2 Sein Gesamtwerk

‚Erec und Enide’ – Der erste Artusroman

Der erste Roman, den Chretien de Troyes um 1170 verfasst haben soll, war die Geschichte von ‚Erec und Enide’. Der Roman geht nach einem bestimmten Schema vor: In ihm spielen auch zum ersten Mal König Artus und seine Ritter der Tafelrunde eine Rolle und die Geschichte nimmt am Hof König Artus’ ihren Ausgang. Die Abfolge der Handlung gehorcht einem bestimmten Muster: Die Liebe zwischen Erec und Enide entsteht langsam, wird aber durch Erecs Verhalten in der Ehe gefährdet und muss sich nun neu bewähren, bis sie auf ihrem Höhepunkt angelangt ist.

Erec gelangt durch einen Vorfall auf der Jagd zu dem Schloß von Enides verarmten Vater und verliebt sich in sie. Nach der Hochzeit kehrt jedoch langsam der Alltag ein und Erec muss sich den Vorwurf gefallen lassen, er ‚verliege’ und suche keine ‚aventure’ mehr. Erec will dagegen angehen und zwingt Enide, mit ihm zu ziehen. Nachdem er sein letztes Abenteuer bestanden hat, in dem er den Garten des Königs Evrain von dessen Hüter Mabonagrain und Mabonagrain von seinem sklavischen Liebesdienst befreit, zieht er mit Enide an den Artushof zurück und wird in Nantes selbst zum König gekrönt.

Der Hof des König Artus dient hier als Kulisse für den Kampf der Helden um ihren festen Platz in der Gesellschaft, den sie erst noch bestehen müssen, bevor sie zum festen Teil der ritterlichen Welt werden. Im ‚Erec’ wird die Minne und die Gefahren derselben aufgezeigt, wenn sich die Minne zur ehelichen Liebe wandelt. König Artus und seine Welt dienen nur als Gegenüberstellung zu den Protagonisten der Handlung, die ihr Gleichgewicht erst noch finden müssen.

‚Cligès’ – Geprägt durch den Tristanstoff

In diesem Buch von Chrétien de Troyes –um 1176 verfasst- geht es zum größten Teil um eine dem Tristanstoff ähnliche Handlung. Hier wird auf der einen Seite eine ideale Welt durch die Ehe von Alexander und Soredamors dargestellt, auf der anderen Seite müssen Fenice und Cligès etliche Prüfungen bestehen, bevor sie endgültig glücklich werden können.

Der Ausgangspunkt für die Handlung dieser Erzählung liegt in Konstantinopel, von wo aus Alexander und Arlis, die Söhne des Königs ihren jeweiligen Lebensweg gehen. Alexander verschlägt es an den Hof von König Artus, wo er Soredamors kennen und lieben lernt. Zusammen bekommen sie einen Jungen namens Cligès.

Da in Griechenland nach dem Tod des alten Königs Erbstreitereien entstehen, kehrt das junge Paar nach Griechenland zurück und einigt sich mit Arlis. Dieser sieht sich auf Wunsch seiner Berater nach einer Frau um und findet sie in Köln in Gestalt der jungen Fenice. Leider verliebt diese sich in den jungen Cligès und zieht sie wie Isolde im Tristanstoff die Hilfe einer Amme und eines Zaubertranks hinzu, da sie nicht zwei Männern gleichzeitig gehören will. Als Fenice Cligès nach einiger Zeit dieses Geheimnis enthüllt, muss die Amme diesmal einen Trank bereiten, der scheintot machen soll, damit Fenice und Cligès in Zukunft ein ruhiges Leben führen können. Unglücklicherweise werden sie entdeckt und es hätte beinahe ein Kampf zwischen Neffe und Onkel stattgefunden, wäre Arlis nicht vorher aus Enttäuschung über den Betrug gestorben.

‚Lancelot’ – Wieder durch König Artus geprägt

Dieser Roman beginnt mit der Widmung der Erzählung an die Gräfin Marie de Champagne und es wird vermutet, dass diese Erzählung Chrétiens genau wie der ‚Yvain’ von 1177 bis 1181 geschrieben wurde. Danach wird zur Haupthandlung übergeleitet.

In diesem Roman wird wieder der Bezug zum Tristan-Motiv deutlich: Der Held verliebt sich in die Frau von König Artus und es kommt zu einem echten Ehebruch. Die heile Welt von Camelot kommt ins Schwanken.

Als Artus Hof hält, kommt der fremde und finstere Ritter Meleagant zu ihm, der viele Artusritter gefangen hält. Diese will er freilassen, falls er im Kampf besiegt wird, andernfalls will er Guenievre mit sich nehmen. Leider verliert König Artus seine Frau und Meleagant reitet mit Guenievre fort. Jetzt folgt die Beschreibung mehrerer Abenteuer, die der Artusritter Gauvain gemeinsam mit Lancelot bestehen muss, bevor sie an den Grenzen des Landes Gorre ankommen. Auf diesem Weg verliert Lancelot seine Ehre (die er aber später wiedererlangt), weil er auf einen Karren steigt, der normalerweise die zum Tode Verurteilten zur Hinrichtungsstätte fährt. Nachdem er sich von Gauvain getrennt hat und im Lande Gorre angekommen ist, erreicht er, dass die Königin wenigstens zeitweise ihre Freiheit wiedererlangt, bekommt aber dafür auch den Zorn Meleagants zu spüren: Damit Lancelot zum abschließenden Kampf mit Meleagant nicht rechtzeitig erscheinen kann, lässt ihn dieser lebendig einmauern. Bevor dies geschieht, verbringt er jedoch mit Guenievre ihre erste und einzige Nacht und der Ehebruch wird deutlich. In dem anschließenden Epilog des Werkes wird deutlich, dass Chretien de Troyes nicht den Schluss geschrieben hat, sondern den Auftrag dazu einem gewissen Godefroi de Leigni erteilt hat.

[...]


[1] Huf, Hans-Christian (Hrsg.): Sphinx 5 – Geheimnisse der Geschichte. Vom Heiligen Gral zum Schatz der Zaren. Gustav Lübbe Verlag: Bergisch Gladbach 2000, S. 137, S. 144

[2] Lincoln/Baigent/Leigh: Der Heilige Gral und seine Erben. Gustav Lübbe Verlag: Bergisch Gladbach 1984 & Andrews/Schellenberger: Das letzte Grab Christi. Die Geometrie des Heiligen Gral. Gustav Lübbe Verlag: Bergisch Gladbach 1996

[3] Obermeier, Siegfried: Starb Jesus in Kaschmir? – Das Geheimnis seines Lebens und Wirkens in Indien. München und Wien: Econ Verlag 1984, 3. Auflage

[4] Aus: Meyers Konversationslexikon – Eine Enzyklopädie des allgemeinen Wissens. Bd 4. Verlag des Bibliographischen Instituts: Leipzig und Wien 1890, 4. Auflage

[5] Troyes, Chrétien de: Der Percevalroman. Klassische Texte des Romanischen Mittelalters in zweisprachigen

Ausgaben. Bd. 23 Wilhelm Fink Verlag: München 1991, S. 8

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Chretien de Troyes: Perceval ou le conte du graal
Hochschule
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
Proseminar zur französischen Literatur
Note
1,7
Autor
Jahr
2002
Seiten
21
Katalognummer
V32023
ISBN (eBook)
9783638328630
Dateigröße
710 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Chretien, Troyes, Perceval, Proseminar, Literatur
Arbeit zitieren
Stephanie Schnabel (Autor:in), 2002, Chretien de Troyes: Perceval ou le conte du graal, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/32023

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