Das Stadttheater in Chemnitz


Magisterarbeit, 2001

151 Seiten, Note: 2.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

3 Der Bau des Actientheaters 1837/38 durch J. T. Heinig
3.1 Baubeschreibung
3.2 Einordnung und Vergleich

4 Vom Actientheater zum Stadttheater. Umbaumaßnahmen ab 1863 geleitet von E. Titz
4.1 Baubeschreibung
4.2 Einordnung und Vergleich

5 Der Umbau zum Schauspielhaus 1924/25 nach Plänen von A. Linnebach und E. Anders
5.1 Baubeschreibung
5.2 Einordnung und Vergleich

6 Der Abriß des im Krieg stark beschädigten Hauses

7 Zusammenfassung

1 Einleitung

Das Theater war zu allen Zeiten ein Raum, der viele verschiedene Funktionen zu erfüllen hatte. Neben den repräsentativen Aufgaben, die vor allem im höfischen Theaterbau des 18. und begin- nenden 19. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle spielten, war das Theater eine Begegnungsstätte für die Menschen der verschiedensten Stände, die sich dort sowohl zur Geistesbildung als auch zur Unterhaltung zusammenfanden und daneben sollte nicht außer Acht gelassen werden, daß es sich dabei um einen Raum handelte, der sowohl von der Kunst erfüllt, als auch mit Kunst angefüllt werden sollte.

Diese Aspekte flossen in die Konzeption mit ein und stellten den Baumeister vor die nicht geringe Aufgabe, all diesen Ansprüchen eines prominenten und gleichzeitig öffentlichen Hau- ses Rechnung zu tragen, das ebenso akustischen und optischen Forderungen Rechnung tragen sollte. Nicht umsonst handelte es sich dabei um eine der größten Herausforderungen für den Architekten des 19. Jahrhunderts. Hinzu kam das erstarkende Selbstbewußtsein der Bürger in dieser Zeit, das auch in einer Hinwendung zur Kunst zum Ausdruck kam. Lag der Theaterbau vormals ausschließlich in höfischer Hand, so begann ein sich wandelndes Bürgertum im 19. Jahrhundert seine steigende finanzielle Kraft in Projekte zu investieren, die der Bildung die- nen sollten. Darunter fielen die Volkstheater, die bereits in einer geringen Anzahl von Städten existierten und die sich mehrenden Spielstätten, die immer häufiger von privaten Aktiengesell- schaften finanziert wurden.

Eine aufblühende Textilindustrie brachte im Falle Chemnitz der Stadt materiellen Wohlstand und ermöglichte auch dort den Bau eines „Actientheaters“. Anhand des Chemnitzer Theaters lassen sich grundsätzliche Entwicklungen des deutschen Theaterbaus über eine Zeitspanne von über hundert Jahren nachvollziehen. Dabei spielen auch die ersten bautheoretischen Ansätze von 1800 eine Rolle, da die vorgedachten Projekte z.T. in den Bauten umgesetzt wurden. Am Beispiel des Chemnitzer „Actientheaters“ und späteren Stadttheaters soll insbesonders auf die bürgerliche Theaterbaukunst und deren theoretischen Ansätze eingegangen werden. Das Haus kann als typisches Modell gesehen werden, wie auf der Grundlage von Actienvereinen bzw. -gesellschaften sich der bürgerliche Theaterbau in Konkurrenz zu den höfischen Bauten am En- de des 18. Jahrhunderts und Anfang des 19. Jahrhunderts überhaupt erst in Gang gekommen ist. Mit dieser Möglichkeit der Finanzierung war selbst in relativ kleinen Städten, wie damals Chemnitz, ein Theater in einer ansprechenden Qualität zu verwirklichen. Die qualitativen Un- terschiede zwischen einem höfischen und einem bürgerlichen Gebäude waren am Beginn enorm groß bis die bürgerlichen etwa ab 1880 aufholten oder sogar überholten. Interessant ist dabei auch zu beobachten wie sich die Städte in dieser Zeit langsam ihrer bildungspolitischen Aufgabe bewußt wurden und so auch dem Theater endlich mehr Beachtung schenkten. Diese Bestrebungen gingen letztenendes soweit bis sie schließlich selbst die Verantwortung übernahmen und die Häuser in eigener Regie leiteten.

Grundlagen dieser Arbeit waren die theoretischen Schriften aus der Zeit der Erbauung des Theaters. Zu nennen wären so etwa die Abhandlungen von Stieglitz und Weinbrenner, die sich mit dem Theaterbau des 18. Jahrhunderts auseinandersetzten. Eine große Hilfestellung für die Besprechung des Actientheater gab das Buch von Jochen Meyer. Ebenso enthielt der Artikel von Christian Ludwig Stieglitz Einblicke in die Theorie des Theaterbaus. Diese Beschreibung ist allerdings eher als Quelle zu sehen. Andere Bücher über einzelne Theater beschränken sich oft auf deren Beschreibung und vergleichen diese mit anderen Bauten des jeweiligen Architekten. Dabei kommt die kunsthistorische Einordnung leider häufig viel zu kurz. Andere geben nur die Theatergeschichte des jeweiligen Hauses wieder. Deshalb konnten verschiedene dieser Werke nur am Rande nach aussagekräftigen Erkenntnissen ausgewertet werden.

Das fehlen von Grund- und Aufrissen vor allem für den ursprünglichen Zustand des Theaters hat eine aufwendige Rekonstruktion von Plänen erforderlich gemacht. Die erstellte Gliederung war einer genauen Darstellung und Beschreibung hinderlich. Aufgrund der Beschreibungen in der Akte StadtA Rat der Stadt Chemnitz Bestand bis 1928 III IV 126 und den sekundären Grundrissen von 1904 (StadtA Chemnitz, Bestand Rat der Stadt Chemnitz Bauakte 1171) wurde der Versuch unternommen, den originalen Zustand zu rekonstruieren und nachzuvoll- ziehen. Damit ist eine Lösung gefunden worden, die den ersten Zustand des Actientheaters, zumindest in den Grundzügen, wieder veranschaulichen kann. Etwas mehr Material steht für den zweiten Zustand zur Verfügung, jedoch mußte auch hier auf sekundäre Quellen zurückge- griffen werden, denn die originalen Pläne sind im Laufe der Zeit verloren gegangen. Für den dritten Zustand sind die originalen Pläne verfügbar und sollen dementsprechend ausgewertet werden. Für alle drei Zustände gilt jedoch, daß das bildliche Material sich auf Außenansichten beschränkt. Für die späteren beiden Zustände des Stadttheaters, bzw. später Schauspielhauses war der Zuschauerraum nur in bildlicher Form, also anhand einer Abbildung greifbar. Dies wirkte sich leider besonders negativ auf eine Beschreibung der inneren Räumlichkeiten aus. Denn Details mußten anhand des geringen Anschauungsmaterials, das zur Verfügung stand, zu kurz kommen oder mußten sogar weg fallen, weil einfach nicht die entsprechenden Daten vorhanden waren und so nicht mehr nachzuvollziehen waren.

Das Thema wird in der folgender Weise im Einzelnen abgearbeitet werden. Begonnen werden soll mit der Schilderung der Chemnitzer Theatergeschichte. Sie soll vor allem verdeutlichen, unter welchen Bedingungen die Theateraufführungen vor dem Bau des Theaters stattfanden. Daneben gibt sie einen Einblick, wie sich die Theaterlandschaft in der stark wachsenden Stadt entwickelte und den Bedürfnissen entsprechend weitere Theater entstanden. Aus diesem Kon- text ist verständlich, weshalb der letzte Umbau sich auf eine Nutzung als Schauspielhaus kon- zentrierte.

Die sich dann anschließenden drei Kapitel gliedern sich entsprechend den vorgefundenen Bauphasen. In jedem dieser Kapitel werden in gleicher Weise zuerst eine Baubeschreibung bzw. Umbaubeschreibung vorangestellt. Dem folgen die Einordnung und der Vergleich mit dem zeitlich entsprechenden theaterbautheoretischen Ansätzen und im Vergleich dazu den praktischen ausgeführten Bauten. Die einzelnen Bauglieder, Zuschauerhaus, Foyer und Restauration bzw. Festsaal, Treppenanlage, Korridore und Bühne, sollen dabei im einzelnen auf ihre Gestaltung und Funktionalität hin untersucht werden.

Ein Schlußkapitel wird die wichtigsten hier dargestellten Erkenntnisse zusammenfassen. Es ist dabei möglich die Bedeutung dieses Baues unter kunsthistorischen, aber auch gesellschaftlichen Gesichtspunkten zu würdigen. Ein kurzer Abriß zeigt noch einmal die architekturtheoretische Entwicklung im Theaterbau während dieser ungefähr 100-jährigen Stadttheatergeschichte und vermittelt einen Ausblick auf grundsätzliche neue Ansätze.

2 Theatergeschichte der Stadt Chemnitz

Fahrende Theatergesellschaften bestimmten bis ins zweite Drittel des 19. Jahrhunderts die Chemnitzer Theatergeschichte. Ab etwa 1700 sind Theaterzettel nachweisbar. Die ersten Theateraufführungen dürften jedoch wesentlich weiter zurückreichen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde unter freiem Himmel oder im Gewandhaus gespielt. Dieses Gebäude war ein sehr repräsentativer Giebelbau, ursprünglich zwischen 1098 und 1200 erbaut, das 1398 bei einem Stadtbrand völlig abgebrannt und 1498-1500 wie- der errichtet wurde. Die Aufführungen fanden unter sehr einfachen Bedingungen im Saal des Gewandhauses statt. Eine Bühne scheint es nicht gegeben zu haben. In einer Ecke war eine Bretterbude für die Schauspieler aufgestellt worden. Ansonsten war der Theaterraum mit Bänken für die Zuschauer und zwei Logen1 für die Bürgermeister ausgestattet.2 Für die Aufführungen im Gewandhaus war jeweils die Genehmigung des Rates einzuholen und eine entsprechende Zahlungen zu leisten. Die Vergabe dieser Genehmigung scheint der Chemnitzer Rat sehr restriktiv gehandhabt zu haben, denn er soll Gesuche der fahrenden Gesellschaften oft abgelehnt haben.3 Es ist nicht nachzu- vollziehen, ob dies auch oft an der fraglichen künstlerischen Qualität der Schauspieler gelegen hat oder ob eine generelle Ablehnung gegen Theaterveranstaltungen bestand. Die Qualitätsunterschiede zwischen den verschiedenen fahrenden Theatergesellschaf- ten waren jedenfalls groß in ihrer volkstümlichen Aufführungsweise. Die gespielten Komödien hatten einen religiösen bzw. moralisch-sentimentalen Inhalt.4 Zumeist wur- den sie von Ritterspielen und Hanswurstereien begleitet.5 Für die Theatervorstellun- gen wurde kein Eintritt verlangt. Die Schauspieler erhielten vom Rat „Verehrungen für ihre Aufführungen“.6

Daneben sind von den Schülern des Lyzeums lateinische Komödien aufgeführt wor- den. Diese scheinen eine lange Tradition gehabt zu haben, denn schon im Jahre 1496 gibt es einen Hinweis auf eine solche Aufführung.7 Von den Schülern wurden spä- ter auch deutsche Stücke geboten, vor allem Fastnachtsspiele, mit denen in witziger Form Kritik an Mißständen geübt werden konnte.8 Im letzten Drittel des 18. Jahr- hunderts war das Gewandhaus zu baufällig geworden und es konnte dort nicht mehr gespielt werden. 1826 erfolgte schließlich der Abriß des Hauses. In der darauffolgen- den Zeit etablierte sich ein Saal der ehemaligen Pottaschefabrik „Das Freundschaftli- che Theater“ in Kappel als Spielstätte und eine andere ebenfalls außerhalb von Chem- nitz gelegene Möglichkeit - im Schloßvorwerk wurde ein abgetrennter Teil der Kirche9 als „Liebhabertheater“ genutzt. Diese beiden Spielstätten außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes dürften aufgrund der vom Chemnitzer Rat sehr restriktiv gehandhabten Spielgenehmigungen entstanden sein.10 In Chemnitz selbst wurde in der damaligen Posthalterei ein Saal über dem Pferdestall für Theatervorstellungen genutzt.11

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts begannen sich die Ansprüche der Bevölkerung an die Theateraufführungen zu heben. Populäre Stücke, deren Text oft bekannt war, wur- den vom Publikum verlangt. Die Qualität dieser Aufführungen dürfte häufig zu wün- schen übrig gelassen haben. Um 1800 gründete sich in Chemnitz der „Zirkel geselliger Freunde“, welcher selbst „auf Sittlichkeit abzweckende Schauspiele“ darbot. Das auf- strebende Bürgertum fand im Theater einen Ort, an dem - dem geistigen Leben eine „freiere Bewegung gestattet war“.12 Die neuesten aufgeführten Stücke und das Thea- ter an sich wurde zu einem Hauptbestandteil des geistigen Lebens des sogenannten Bildungsbürgertums.

Das gesteigerte Interesse der Bürger zeigte sich auch durch die Gründung des Ersten Chemnitzer Theatervereins im Jahre 1805. Der Theaterverein baute in „Schützes Hof“, das ehemalige „Hotel de Saxe“ zum Theater um.13 Dieses erste Chemnitzer Theater wurde am 24. August 1806 eröffnet. Das Theater war sehr einfach gestaltet, mit Par- kett und zwei Rängen und einer Galerie ausgestattet, die bühnentechnischen Einrich- tungen und die Beleuchtung waren jedoch dürftig und gefährlich.14 1828 ist das Ge- bäude wahrscheinlich wegen Liquiditätsschwierigkeiten verkauft worden. Neuer Ei- gentümer wurde das Apostolische Vikariat, welches das Gebäude mehrmals umbaute und als katholische Kirche nutzte (Abb. 2.1).15 Danach mußten die Chemnitzer Thea-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.1: Chemnitz, Katholische Kirche, 1828 umgebaut

terliebhaber wieder mit einem Provisorium vorlieb nehmen. Im Hintergebäude des Gasthofes „Zur Sonne“ wurde der Sonnentempel (scheinbar eine Scheune)zur neuen Spielstätte.16 Gleichzeitig fanden weiterhin Aufführungen in der alten Pottaschefabrik statt.

1834 wurde schließlich der Opernverein gegründet. Unter maßgeblicher Beteiligung des Theaterdirektors Friedrich Jacob Christian Kramer, der bereits seit 1829 Gastspie- le gegeben hatte,17 wurde der Bau eines Schauspielhauses geplant „(...) das der Stadt würdig sei (...)“18. Eine Theateraktiengesellschaft sollte die Finanzierung des Baues übernehmen. Dies gelang in erstaunlich kurzer Zeit. Um die veranschlagte Bausum- me von 22 000 Thalern aufzubringen, wurden Aktien im Nennwert von 25 Thalern ausgegeben. Bald mußte man feststellen, daß die geplante Bausumme zu niedrig ge- wesen war. Der Nennwert der Aktien wurde in der Generalversammlung auf 33 1/3 Thaler erhöht und von den Aktionären eine Nachzahlung gefordert.19 Die endgültige

Bausumme betrug schließlich 40 000 Thaler.20

Die Finanzierung eines gewerblichen, insbesondere aber eines gemeinnützigen Un- ternehmens durch eine Aktiengesellschaft war 1837 eine seltene Angelegenheit. Der Staat stand dieser neuen Gesellschaftsform sehr skeptisch gegenüber. Genehmigt wur- den Aktiengesellschaften in der Regel nur bei Unternehmen, deren Kapital wegen der Höhe des benötigten Kapitals oder wegen des vorhandenen Risikos nicht anders zu beschaffen war. Bis 1846 waren alle Aktiengesellschaften einem Konzessionsverfahren ausgesetzt, das sehr restriktiv gehandhabt wurde. In Chemnitz war 1830 die erste Ak- tiengesellschaft, die Sächsische Bobinettmanufaktur entstanden. 1836 entwickelte sich aus dem damals bedeutendsten sächsischen Maschinenbauunternehmen Haubold ei- ne Aktiengesellschaft. Diesen beiden Industrieaktiengesellschaften war kein langer Er- folg beschieden. Somit ist die private Initiative der Chemnitzer Bürger bei Gründung einer Aktiengesellschaft zur Errichtung eines Stadttheaters besonders zu würdigen. Schließlich stand man Aktiengesellschaften sehr vorsichtig gegenüber und das Risiko, welches mit dem Bau eines Theaters verbunden war, war beträchtlich.21 Letztendlich wurde 1828 das erste Theater aufgrund von Liquiditätsengpässen geschlossen.

Der Bau bzw. die Bewirtschaftung des Theaters durch eine Aktiengesellschaft betrieb man in Deutschland bereits in einigen Städte. So hatten sich in Köln 1782 wohlhaben- de Bürger zusammengeschlossen, um ein Theater zu bauen.22 Ähnlich war es auch in Breslau (1798)23 in Danzig (1801)24 (Abb. 2.2), in Leipzig (1816)25 (Abb. 2.3), in Hamburg (1821)26, in Berlin (Königstädtisches Theater, 1823)27, in Bremen (1827)28, in Stralsund (1833)29 (Abb. 2.4) und in Halle (1836)30. Die meisten dieser Theater wurden durch Ak- tiengesellschaften erbaut und bewirtschaftet. In Nürnberg hatte die Stadt als Bauträger versucht, über eine Anleihe das Baukapital aufzubringen. Dieses Vorhaben hatte nur mäßigen Erfolg.31

Die Initiative der Chemnitzer Bürger für ein „angemessenes“ Theater spiegelt auch den Zeitgeist wieder. Der Liberalismus jener Jahre zeigt sich im entstandenen Selbst-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.2: Danzig, Stadttheater, 1801

bewußtsein der aufstrebenden Bürger in den Städten. In dem man den Staat in sei- ne Schranken verwies und jegliche staatliche Bevormundung ablehnte, war im Ge- genzug dazu ein Bewußtsein für die Sorge um die Allgemeinheit entstanden, aus der solche Projekte wie der Chemnitzer Theaterbau entstehen konnten. Im Gegenzug da- zu war im Bewußtsein der Städte die kommunale Kulturaufgabe noch nicht in den Mittelpunkt des Interesses geraten. Der Theaterbau wurde aus dieser Sicht auch nicht zu den Aufgaben der Kommunen gezählt. Obwohl Frh. von Stein die Bedeutung des Theaters für die allgemeine Bildung bereits 1808 erkannt hatte, sah er in der „(...) Kom- munalisierung der Bühnen eine unbedingte Voraussetzung (...)“ für die Entwicklung des Theaters.32 Lediglich aus wirtschaftlichen Interessen wurde in einigen Städten in Deutschland der Bau eines Theaters erwogen.33 Mannheim war die einzige Stadt in der das Theater ab 1839 von kommunaler Seite betrieben wurde.34

Die Bitte der Chemnitzer Theateraktiengesellschaft an das sächsische Ministerium des Inneren, die Gesellschaft zur Erbauung und Unterhaltung des Theaters und deren Sta- tuten zu bestätigen, ist datiert vom 4. März 1837.35 Wenig später, am 3. April 1837,36 konnte mit dem Bau begonnen werden und am 7. Februar 1838 wurde das Stadttheater am Klostergraben mit „Des Fluches Lösung“ eröffnet. Das Haus ist von Direktor Kra- mer, der seit 1828 bereits mehrmals Gastspiele gegeben und sich sehr für den Bau des Theaters engagiert hatte, gegen einen Pachtzins von 1200 Thalern jährlich gepachtet worden. In der ersten Spielzeit gab er 114 Vorstellungen. Die Finanzierung des Thea-

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2.3: Leipzig, Stadttheater, 1816-17

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Abb. 2.4: Stralsund, Stadttheater, 1833

ters blieb schwierig, auch unter den folgenden Direktoren (die häufig wechselten).37 Am Ende des ersten Jahres konnte den Aktionären eine Dividende von 15 Neugro- schen gezahlt werden (ca. 2 Prozent). In den folgenden Jahren wurde keine Dividende mehr ausgeschüttet. 1853 war von den Aktionären zum ersten Mal der Beschluß ge- faßt worden, daß Theater der Stadt zum Kauf anzubieten. Die Stadt bot jedoch einen so geringen Betrag, daß das Haus weiterhin in den Händen der Theateraktiengesell- schaft verblieb.38 Bis 1861 wurden ausgelöste Aktien zwischen 10 und 31 Thalern zu- rückgekauft, so daß nur noch 350 Aktien im Umlauf waren. In diesem Jahr kam es zu einem Streit zwischen der Theateraktiengesellschaft und dem Stadtrat um die Kosten der vom Stadtrat verlangten Trottoirverlegung. Nach längerem Streit entschloß sich die Stadt, dem Theater einen jährlichen Zuschuß zu gewähren. Der Streit hatte die Aktio- näre so verbittert, daß sie beschlossen, das Theater zu verkaufen. Die Stadt Chemnitz entschloß sich neuer Eigentümer zu werden und erwarb das Stadttheater am 26. Juni 1862 für 22 000 Thaler. 1862 beschloß der Stadtrat einen Umbau des Theaters, welcher vom Berliner Theaterbaumeister Titz ausgeführt wurde.39

Die Finanzierung des Theaters war für die Direktoren sehr kompliziert. Die Stadt hatte den Pachtzins bereits auf 800 Thaler heruntergesetzt. Auch nach dem Umbau wurde die Situation nicht besser, so daß bereits im Jahre 1870 und später ab 1872 keine Pacht mehr zu entrichten war. Aus einem Vertrag mit der Stadt aus dem Jahr 1908 ist bekannt, daß der Pachtvertrag auf 3 Jahre geschlossen wurde. Zu diesem Zeitpunkt zahlte die Stadt an die städtischen Theater zahlreiche Zuschüsse bzw. Sachleistungen und Gehäl- ter. Dafür verlangte sie weitgehende Mitspracherechte zum Spielplan, zu Engagements und den Eintrittspreisen.40 Diese gemischte Verwaltung war in den meisten deutschen

Theatern dieser Zeit vorzufinden.41 Bis 1918 blieben die Direktoren des Stadttheaters Pächter. In diesem Jahr wurde der Pachtvertrag gelöst und der damalige Direktor Tauber als Intendant der Städtischen Theater verpflichtet.42

Neben dem Aktientheater entstanden in der Folge noch andere Spielstätten in Chem- nitz. Das einfache Volk vergnügte sich auch weiterhin mit derben Stücken fahrender Schauspieler in Bier- und Tanzsälen. Ab 1853 wurde im Garten des Tivoli regelmäßig Sommertheater gespielt. 1865 ließ dort der damalige Besitzer des Tivolirestaurants ein festes Gebäude bauen das Thaliatheater. Es wurde später regelmäßig im Sommer, aber auch in den Wintermonaten vom Stadttheater mit bespielt.43 Um die Jahrhundertwen- de entstand in Chemnitz ein weiteres Theater das Centraltheater (Abb. 2.5) .44 Es war

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Abb. 2.5: Chemnitz, Centraltheater, 1902

1902, wiederum durch private Initiative, gebaut worden. An der Zwickauer Straße 24 war ein „(...) ansehnlicher und moderner Theaterbau errichtet worden, der 2000 Besu- chern Platz bieten konnte.“45 Ab 1914 wanderte die Operette vom Stadttheater in das Centraltheater. Neben dem alten Stadttheater war 1909 ein neues Theater entstanden. Das heutige Opernhaus, welches vom Stadtbaurat Möbius bereits 1902 entworfen wur- de, entstand als Ensemble zwischen 1906 und 1909 am damaligen Neustädter Markt gemeinsam mit dem König-Albert Museum.46 Das inzwischen sogenannte alte Stadt- theater blieb dem Schauspiel vorbehalten. Es bot neben den täglichen Aufführungen sonntäglich literarische Matineen.47 Im Sommer 1924 begann ein erneuter Umbau des alten Stadttheaters. Bis zum Frühjahr 1925 wurde die Bühnenmaschinerie erneuert, eine Dampfheizung und ein eiserner Vorhang eingebaut. Diese Arbeiten mußten vor allem wegen der Verkehrs- und Feuersicherheit unbedingt durchgeführt werden.

Obwohl das Stadttheater bereits im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts immer stärker von der Stadt unterstützt wurde, und auch das nach der Jahrhundertwende entstan- dene Opernhaus zahlreiche Zuschüsse von der Stadt notwendig machte, war die Stadt erst mit der Auflösung des letzten Pachtvertrages tatsächlich Träger dieser Kulturein- richtungen geworden. Es hatte über ein Jahrhundert gedauert - Gellert hatte schon 1751 diese Forderung erhoben bevor die Theater in kommunale Trägerschaft übergin- gen.48

Am Anfang des 20. Jahrhunderts ist Chemnitz zu einer bedeutenden Großstadt angewachsen. Mit ihr sind große Theater entstanden, die dem modernen Großstadtbetrieb Rechnung tragen können.

3 Der Bau des Actientheaters 1837/38 durch J. T. Heinig Auswahl eines geeigneten Platzes

Die treibende Kraft des Theaterbaus war der Theaterdirektor Kramer. Er hatte bereits 1835 der Stadt (Abb. 3.1) angezeigt, ein Theater bauen zu wollen und sich danach um die Baukonzession bei der Landesregierung bemüht. Danach bat er die Stadtverwal- tung „(...) um die Angabe eines Platzes, der zur Errichtung eines Theaters geeignet wäre und ihm zu billigen Bedingungen eigentümlich überlassen werden könnte.“1 Ob der spätere Bauplatz (Abb. 3.2) von der Stadt zu diesem Zeitpunkt bereits vorgeschla- gen wurde ist nicht bekannt. Ein Jahr später konstituierte sich im August 1836 das Komitee zur Beaufsichtigung des Baues und der Theaterbauverein.2

Einen Monat vorher, am 29. Juni 1836, äußerte sich das Komitee in einem Schreiben an den Verwaltungsrat der Stadt zum Bauplatz. Der in Aussicht genommene Bauplatz schien den Mitgliedern des „Comite“ zur Erbauung des Theaters als „(...) unter allen Plätzen welche je in Vorschlag kommen könnten, sowohl seiner Größe nach als auch seiner Lage und Beschaffenheit nach unbezweifelt der geeignetste und schicklichste (...)“.3 Das freie Baugrundstück mußte um einen Teil der hinter dem Grundstück ge- legenen Stadtgrabengrundstücke erweitert werden. Die Besitzer dieser Grundstücke wurden, nach dem genannten Dokument zu urteilen, mit anderen Stadtgrundstücken an der Oberbleiche abgefunden. Dasselbe Dokument läßt darauf schließen, daß die Stadt nicht sofort bereit war, diese Ausgleichsgrundstücke unentgeltlich zur Verfü- gung zu stellen.

Das eigentliche Baugrundstück wurde von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt, jedoch unter der Bedingung „der tüchtigen Herstellung und gehörigen Erhaltung auf 20 Jahre“.4 Der Baugrund wurde von der Stadt kostenlos bereitgestellt. Jedoch wur- den scheinbar für das von der Stadt zur Verfügung gestellte Ausgleichsgrundstück für

Abb. 3.1: Chemnitz, Stadtplan, 1829

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.2: Chemnitz, Stadtgraben wo später das Thetaer erbaut wird, vor 1800

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

die Besitzer der anliegenden Grundstücke ein Betrag von 100 Thalern gefordert, wel- chen das Komitee in Aktien begleichen wollte.5 Genauere Angaben zur Auswahl und Überlassung der Grundstücke lassen sich in der Literatur und den Akten nicht finden. Da Heinig für die Stadt bereits repräsentative Bauten, insbesondere die Bürgerschu- le errichtet hatte, ist es möglich, daß er die Stadt bei der Auswahl des Grundstückes, welches zur Verfügung gestellt werden könnte beraten hat, da er auch die künftigen Erweiterungen der Stadt plante.

Unweit des eigentlichen Stadtzentrums war für das Theater ein Platz (Abb. 3.2) ge- funden worden. In der unmittelbaren Innenstadt waren die Grundstücke bereits dicht bebaut, so daß sich hier kein Raum für einen großen Bau bot. Die sich damals rasch ent- wickelnde Stadt wuchs schnell über ihre mittelalterlichen Befestigungsanlagen hinaus und der Platz am Stadtgraben gehörte schon einige Jahre nach Errichtung des Schau- spielhauses zum eigentlichen Zentrum der Stadt. Die Forderung nach einer zentralen Lage entspricht auch dem gewachsenen Selbstbewußtsein des Bürgertums. Stieglitz und Weinbrenner haben die zentrale Lage für einen öffentlichen Ort betont, begründen dies jedoch lediglich mit „(...) der guten Erreichbarkeit des Gebäudes für die gesamte Bevölkerung.”6 Der Begriff des „öffentlichen Ortes“ läßt jedoch auch die Interpretation als gesellschaftlicher Mittelpunkt zu. Wenn, wie Meyer betont, bisher diese zentralen Standorte nur Residenzen, Kirchen und Rathäusern vorbehalten blieben, so zeigt sich in dieser Veränderung auch die Bedeutung des Theaters für das gesellschaftliche Le- ben des erstarkten Bürgertums. Zudem war es möglich, das Theater auf einem freien Platz zu errichten ohne direkte nachbarliche Bebauung. Wegen der Feuergefährlichkeit der Theater wird dies bereits in früheren architekturtheoretischen Schriften gefordert. Stieglitz befürwortet eine freie Bebauung neben der Brandgefahr auch wegen des Ver- kehrs vor dem Theater. „Überdies ist ein großer freier Platz vor dem Hause nöthig, damit die Kutschen genug Raum haben und die Fußgänger durch dieselben nicht in Gefahr gerathen.“7

Zum Architekt: Johann Traugott Heinig

Johann Traugott Heinig (Abb. 3.3) wurde am 6. Mai 1795 in Göppersdorf bei Burg- städt in Sachsen geboren. Nachdem er 1819 das Lyceum in Chemnitz verlassen hatte, durchlief er an den Akademien in Dresden und in München eine Ausbildung zum Ar- chitekten. Als seine Mitschüler werden C. Peschel und G. F. Ziebland genannt. Diese Annahme basiert auf den vormals vorhandenen Aquarellen und Zeichnungen der bei- den von ca. 1820, die sich in Heinigs Akademiker-Stammbuch befunden haben. Doch sind weder das Stammbuch, noch seine Selbstbildnisse und „(...) ein 1822 von Ferd. Berthold [s. d.] in Dresden gezeichn. Brustbild H.s u. seiner Jugendgeliebten, sowie ein Rheinreisebericht H.s von 1823 an seinen Chemnitzer Schwager, Kantor August Chr. Fr. Kurzwelly (...)“8 befindet sich heute, wie bei Thieme-Becker angegeben, im Be- sitz der Familie Kurzwelly und konnten auch sonst nicht ausfindig gemacht werden. Gleiches gilt für die ebenfalls aufgeführten Farblithographien von seinen Bauten.9 G. F. Ziebland studierte 1812 bis 1820 an der Münchner Akademie der Bildenden Künste bei Karl von Fischer.10 Es kann nicht mehr nachgeprüft werden, ob Heinig dessen Unter- richt oder den seines Nachfolgers F. Gärtners besuchte. Seit 1823 hatte er die Akademie bereits verlassen und war in Meiningen tätig, anschließend in Chemnitz. Dort arbeitete Heinig als Amtsgewerk für das Königlich Sächsiche Justizamt und als Ratsbaumeister.

Nach seinem Entwurf sind in Chemnitz 1828-31 die erste Bürgerschule (Abb. 3.4), die Predigerhäuser und das Casino (Abb. 3.5) (bereits 1820/21 entworfen) entstanden. Wie das Theater wurde auch die Bürgerschule während des zweiten Weltkriegs zerstört. Das Casino fiel bereits 1884 einem Brand zum Opfer. In der Umgebung verwirklichte

Abb. 3.3: Johann Traugott Heinig

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Abb. 3.4: Chemnitz, Bürgerschule, 1831

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Abb. 3.5: Chemnitz, Casino, 1820/21 entworfen

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er die Brettmühle in Ebersdorf11 und das Rathaus in Hainichen12 (Abb. 3.6), die heute

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Abb. 3.6: Hainichen, Rathaus, 1837

noch bestehen. Ebenfalls kamen Pläne zur Stadterweiterung von ihm zur Ausführung. Die Bebauung des Angers erfolgte seit 1799 in der Hauptachse nach einem Bebauungs- plan des Chemnitzer Architekten J. T. Heinig. Ihm ist es zu verdanken, daß bereits im 19. Jahrhundert ein relativ breiter Straßenzug durch das neue Stadtviertel nach dem Stadtzentrum geführt wurde, der etwa dem Verlauf der heutigen Straße der Nationen entspricht, früher Königstraße.13

Heinig verstarb bereits im Alter von 45 Jahren. Der Nachruf, der am 12. Juni 1841, zwei Tage nach dessen Tod, im Chemnitzer Anzeiger veröffentlicht wurde, deutet an, daß Heinig vermochte durch seine öffentlichen Gebäude im zeitgenössischen Stil, das Gesicht der Stadt mitzuprägen. „Abermals hat Chemnitz eines seiner redlichsten und verdienstvollsten Männer zu beklagen. Der Architekt und Maurermeister J. T. Heinig ist nicht mehr. Chemnitz verdankt ihm viel. Man vergleiche die seit 12 Jahren aus- geführten Gebäude mit den früher errichteten, und der reinere Geschmack, die grö- ßere Zweckmäßigkeit und Bequemlichkeit, welche jene vor diesen auszeichnen, muß hauptsächlich seinen Wirken zugeschrieben werden. Er starb den 10. d. M. im schöns- ten Mannesalter von 45 Jahren und hinterläßt eine trostlose Witwe mit sieben unerzo- genen Töchtern, von denen die älteste 11 Jahre, die jüngste 11 Wochen zählt. Morgen früh um 10 Uhr wird seine irdische Hülle dem kühlen Grabe übergeben werden. Sie ruhe sanft!“14

3.1 Baubeschreibung

Über den hier zu diskutierenden ersten Zustand des damals sogenannten „Actienthea- ters“ sind keine Bauakten mehr in den dafür zuständigen Archiven erhalten.15 So muß- ten die im folgenden aufgezeigten Pläne und Risse rekonstruiert werden. Es soll aber festgehalten werden, daß es sich dabei nicht um die einzige Lösung, sondern nur um eine mögliche handelt. Da nicht genügend Daten zur Verfügung standen, konnte nicht jedes Detail im einzelnen rekonstruiert werden. So stellt sich die Frage, wie die ab- gebildeten Grund- und Aufrisse entstanden sind und aus welchen Informationen sie zusammengesetzt wurden. Dabei halfen vornehmlich die Berichte in der Akte aus dem Bestand „Rat der Stadt Chemnitz bis 1928 III IV 126 Band 1“, Zeitungsartikel und die StadtA Chemnitz, Bestand Rat d. Stadt bis 1928, Bauakte 1171. Für die äußere Gestal- tung konnten der Druck in Wiecks „Sachsen in Bildern“16 (Abb. 3.7) und zwei aus dem Schloßbergmuseum (Abb. 3.8 und 3.9) stammende Lithographien Aufschluß geben. Allerdings ist es fragwürdig, in wie weit diese der damaligen Wirklichkeit entspra- chen. Für die innere Gestaltung und Raumaufteilung konnte nur auf ein Bild, welches den Zuschauerraum im Zustand nach dem Umbau von 1865 zeigt (Abb. 4.11), zurück- gegriffen werden, ansonsten stützt sich diese Rekonstruktion nur auf die Beschreibung der Raumaufteilung in Wieck 1841/42 und einen Zeitungsartikel des Chemnitzer An- zeigers von 1837, ferner auf die Beschreibung der Mängel des Theaters vor dem Um- bau von 1865, welche in der Akte des StadtA Chemnitz, Bestand Rat d. Stadt bis 1928, III IV 126 enthalten sind.17 Problematisch ist auch, daß die zur Bauakte 1171 gehören- den Pläne, die den großen Umbau von 1864/65 betreffen, ebenfalls nicht überkommen sind.18 Es mußte deshalb auf sekundäre Pläne von 1904, die anläßlich eines geplan- ten, aber nicht ausgeführten Umbaus erstellt wurden, zurückgegriffen werden.19 Die

Abb. 3.7: Chemnitz, Actientheater, 1838

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.8: Chemnitz, Actientheater, um 1840

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.9: Chemnitz, Actientheater, um 1840

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quellen der Rekonstruktion werden bei der folgenden Beschreibung der Architektur jeweils in der Fußnote angeführt.

Grundriß

Der nach Osten ausgerichtete ca. 41 m lange Bau hatte einen Doppel-T-förmigen Grund- riß (Abb. 3.14).20 Dabei waren die beiden rechteckigen T-Enden in der gleichen Größe von ca. 21 m Breite und ca. 11 m Tiefe ausgeführt. Das mittlere verbindende rechtecki- ge Stück ist mit ca. 19 m schmaler, aber mit ca. 19 m fast doppelt so lang wie die beiden anderen.

Außenbau

Die Frage nach der Gestaltung der Maueroberfläche kann nicht eindeutig geklärt wer- den, denn die verschiedenen Abbildungen zeigen jeweils einen anderen Zustand. Auf der Abbildung bei Wieck 1841/42 (Abb. 3.7) ist das gesamte Gebäude durch Quader- mauerwerk gekennzeichnet, auf den beiden Abbildungen aus dem Schloßbergmuse- um hingegen ist es, bis auf die Eckpilaster, vollständig verputzt. Eine dritte Möglich- keit ist auf der Postkartenabbildung von um 1900 zu sehen (Abb. 3.11), auf der nur die oberen beiden Zonen verputzt sind. In den Akten und den Beschreibungen ist lei- der keine klärende Notiz zu finden. Die Abbildung bei Wieck 1841/42 (Abb. 3.7) ist zwar sehr naturalistisch, zeigt aber doch nicht alle Details. Die Möglichkeit, daß es vollständig verputzt war, wie es die Abbildungen 2.8 und 2.9 aus dem Schloßbergmu- seum zeigen, scheidet wohl aus. Sie vermitteln einen ziemlich ungenauen, gefälligen Eindruck des Gebäudes. Diese Wiedergabe des Theaters entspricht nicht der Bauwei- se Heinigs, wenn man andere Bauten von ihm mit diesem vergleicht, z.B. Casino in Chemnitz (Abb. 3.5). Ob der Außenbau wie bei Wieck 1841/42 oder wie auf der Post- kartenabbildung von 1900 gestaltet war bzw. im Laufe der Zeit verändert wurde, kann nicht mehr eindeutig entschieden werden, deshalb sind im rekonstruierten Aufriß bei- de Möglichkeiten aufgezeigt (Abb. 3.10).

Abb. 3.10: Chemnitz, Actientheater, Aufriß der Fassade, 1838

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fassade

Die querrechteckige, axialsymmetrische Hauptfassade (Abb. 3.10) gliederte sich in fünf vertikale Achsen und war horizontal in drei Zonen aufgeteilt, hinzu kamen die Sockel- zone, der obere gebälkartige Abschluß und der die Mitte überragende Dreiecksgiebel. Die Fassade hatte eine Breite von etwa 21 m und erreichte einschließlich des Giebels in der Höhe ca. 16 m. Das Verhältnis der drei horizontalen Fensterzonen zueinander betrug, von unten nach oben gesehen, in etwa 1:1:1/2. Ein nur leicht heraustretender Mittelrisalit war ausgebildet, der die drei mittleren Achsen mit einbezog. Dieser wurde in der Sockelzone besonders betont durch eine sechsstufige, vor dem Gebäude liegen- de und zu beiden Seiten mit Maueransätzen versehene Treppe, die zu den drei axial angeordneten, rundbogigen und kassettierten Flügeltüren führte, den deutlich hervor- gehobenen Haupteingängen, die sich auf etwa 4/5 der Geschoßhöhe erstreckten. Der abschließende Rundbogen wurde durch einen halben Strahlenkranz dekoriert. In den äußeren Achsen befand sich jeweils ein großes, ebenfalls rundbogiges, mehrteiliges Sprossenfenster, welches etwa 3/4 der Höhe einnahm. Am Scheitel der gemauerten Bogen von Fenstern und Türen war ein keilförmiger Schlußstein eingefügt. In der un- teren Zone stand die durchbrochene Mauerfläche zur geschlossenen etwa im Verhält- nis von 1:1. Die äußere Begrenzung des Risalits bildeten in diesem Geschoß breite, in Quadermauerwerk ausgeführte Lisenen, eben solche waren an den äußeren Mauer- kanten über Eck gelegt. Eine weitere, schmalere Lisene, die alle drei Zonen und auch die Sockelzone und das architravähnliche Band durchlief, bildete beidseitig den stu- fenartigen Übergang von der hinteren Mauerebene zu dem hervortretenden Risalit. Dieser Vorsprung ist nicht auf der Abb. 3.7 bei Wieck 1841/42 zu sehen, sondern nur auf den beiden Lithographien (Abb. 3.8 und 3.9). Es ist anzunehmen, daß er, wie auf der Postkarte mit der Ansicht um 1900 (Abb. 3.11) gezeigt, in dieser Gestalt schon seit der Erbauung vorhanden war. Das die erste und zweite Zone trennende, unterschnitte- ne und profilierte Gesims umlief alle der Wand vorgelegten Bauglieder. In der darüber liegenden Zone wirkten die in jeder Achse befindlichen, sich etwa über 3/4 der Höhe erstreckenden, hochrechteckigen Fenster dominierend. Es handelte sich um gerahmte, geohrte und mit einer gesimsartigen Verdachung bekrönte mehrteilige Sprossenfens- ter. Die einzelnen Achsen waren durch Kolossalpilaster voneinander getrennt, welche in der zweiten Zone auf dem unteren Gesims ansetzten und die dritte mit einbezogen. Die Pilaster besaßen alle die gleiche Breite und waren etwa halb so breit wie ein Fens- ter. Eine besondere Auszeichnung erhielt der Risalit durch die beidseitig begrenzenden Doppelpilaster. Von denen der äußere, sowie die über Eck gelegten Pilaster der Mau- erkanten in gleicher Breite axial über den Lisenen angelegt waren. In Zusammenhang mit den erwähnten stufenartigen Lisenen ergab sich eine leicht rhythmisierte Verti- kalgliederung. Die Fenster des Risalits erhielten durch die Pilaster eine zusätzliche

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3.11: Chemnitz, Stadttheater, um 1900

Rahmung, da die verbleibenden Mauerflächen höchstens 1/4 der Fensterbreite ent- sprachen. Anders war dies bei den äußeren Fenstern, hier verhielt sich durchbrochene Fläche zu Mauerfläche etwa 1:1. In der dritten Zone befanden sich gerahmte, quadra- tische, mehrteilige Sprossenfenster. An diese Zone schloß sich zuerst ein dreiteiliger Faszienfries an, dann ein breiter ungegliederter Fries und schließlich ein Zinnenfries. Diese waren im Bereich des Risaliten nach unten abgesenkt. Das stark hervortreten- de unterschnittene und profilierte Dachgesims begrenzte die Mauer zum Dach. Der Risalit besaß anschließend an dieses noch einen Dreiecksgiebel, dessen Giebelgesims ebenfalls durch einen Zinnenfries geziert wurde, wobei das Giebelfeld selbst undeko- riert blieb.

Langseiten

Die Nord- und Südseite waren in gleicher Weise aufgebaut. Dies geht aus dem Ver- gleich der Graphiken aus dem Schloßbergmuseum (Abb. 3.8 und 3.8) und der Abbil- dung bei Wieck 1841/42 (Abb. 3.7) hervor. Deshalb soll der Aufriß (Abb. 3.12) des Ge- bäudes nur am Beispiel der Nordseite beschrieben werden.21 Die Langseite des Thea- ters bestand aus drei Gebäudesegmenten, die symmetrisch angeordnet waren, wobei, wie im Grundriß ersichtlich, die beiden T-Enden risalitartig hervortraten. Insgesamt

Abb. 3.12: Chemnitz, Actientheater, Aufriß der Nordseite, 1838

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

wurden drei horizontale Zonen ausgebildet, wobei die untere sich stärker von den oberen absetzte. Die ungegliederten Mauerflächen überwogen den Gesamteindruck. In jedem Gebäudesegment war nur eine vertikale Achse ausgebildet, die an den T- Enden in den rundbogigen Sprossenfenstern ihren Ausdruck fanden, im mittleren Ge- bäudeteil durch eine rundbogige Tür. Das Verhältnis der geschlossenen zur geöffneten Mauerfläche betrugt etwa 2:1. Eine Gliederung der Segmente wurde erreicht durch die Betonung der Ränder, an denen sich über Eck gelegte, in Quadermauerwerk ausge- führte Lisenen befanden, die auch die Überleitung der aufeinander treffenden Mau- ern der hinteren Ebene und des angrenzenden Risalits bildeten. Die zweite und die dritte Zone waren durch die kolossalen Pilaster, welche die Wandfläche in drei bzw. fünf gleich große vertikale Teile gliederten, eng miteinander verbunden. An den seitli- chen Risaliten waren die mittleren Flächen durchfenstert. Die Wandfläche wurde hier fast vollständig durchbrochen. Die Fenster in der ersten und zweiten Zone entspra- chen dem jeweiligen Typus an der Fassade. An den beiden äußeren Achsen wurde die Wandfläche nicht gegliedert oder durchbrochen. Der mittlere Gebäudeteil, welcher et- wa 1 m nach hinten versetzt ist, besaß in der zweiten und dritten Zone 5 Achsen, von denen drei in der gleichen Weise durchfenstert waren wie an den angrenzenden Ri- saliten. Zwischen den äußeren Fensterachsen befanden sich demnach ungegliederte Wandflächen, die die mittlere Achse rahmten. Diese alternierten also jeweils mit den Fensterachsen und wurden dadurch zu einem ausgewogenen Element der Gliederung. Den oberen Abschluß bildeten, die gesamte Längswand umlaufend, auch hier der Fas- zienfries, der bandartige Fries, der Zinnenfries und das Dachgesims. Auf der Achse der Fenster befand sich im Dach jeweils eine Fledermausgaupe.

Rückansicht

Die Rückseite ist anhand eines Fotos aus dem Chemnitzer Tageblatt von (208) 1943 (Abb. 4.3) rekonstruiert worden. Es zeigt den Zustand nach dem Umbau von 1864/65 (Abb. 3.13). Die zweite Quelle ist ein sekundärer Aufriß von 190422, auf dem Verän- derungen eingezeichnet sind, welche aber nicht ausgeführt worden sind.23 In ihren Grundzügen ähnelte sie der Hauptfassade. Jedoch befand sich in der ersten Zone nur eine statt der drei Rundbogentüren. Diese war auf der Symmetrieachse angeordnet. Auf den beiden äußeren Achsen des Risaliten waren die Türen durch Rundbogenfens- ter ersetzt, die denen an der Fassade entsprachen. Ebenfalls wurde die Eingangstreppe auf die Breite der Tür gekürzt. Der obere Teil gliederte sich nicht in zwei, sondern in drei Fensterzonen. Anstelle der hochrechteckigen Fenster befanden sich zwei gerahm-

Abb. 3.13: Chemnitz, Actientheater, Aufriß der Rückansicht, 1838

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

te, quadratische.24 Ansonsten ergaben sich keine weiteren Unterschiede zur Hauptfassade.Die einzelnen Gebäudetrakte, die rechteckigen T-Enden und der rechteckige Mittelbau könnten alle jeweils mit einem Walmdach bedeckt gewesen sein.

Beschreibung des Inneren

Wenn man das Theater durch einen der drei Haupteingänge betrat,25 gelangte man in das wahrscheinlich saalartig, in der Mitte durch vier auf quadratischem Grund- riß stehenden Säulen gestaltete Foyer, welches ebenfalls als Restauration angelegt war (Abb. 3.13-3.18)26.27 Die Wände und die Decke dieses Raumes waren bemalt.28 Rechts bzw. links neben den Eingängen könnte in separaten Räumen jeweils eine Kasse ein- gerichtet gewesen sein.29 An der Wand gegenüber den Eingangstüren befanden sich wahrscheinlich Zugänge, die zu dem Korridor führten, der den Zuschauerraum um- gab. Über diesen erreichte man sowohl das Auditorium als auch die Treppen zu den Rängen und der Galerie, welche sich gleich rechts und links in den Ecken neben diesen Eingängen befanden.30

[...]


1 Diese waren offenbar sehr dürftig, denn ein Spottvogel nannte sie Käsekörbe. Festschrift 1951, o. S.

2 A.a.O.

3 A.a.O.

4 A.a.O.

5 A.a.O.

6 Bis etwa zur Mitte des 17. Jahrhunderts. A.a.O.

7 A.a.O.

8 A.a.O.

9 Almanach 1928, S. 16.

10 Die oft abgelehnten Bitten um Spielerlaubnis werden in der Literatur immer wiederholt.

11 Almanach 1928, S. 16.

12 Max Kurnik: Ein Menschenalter Theatererinnerungen (1845-1880). Berlin 1882 [wahrscheinlich auf der ersten Seite] zit. nach Theobald 1976, S. 97.

13 Festschrift 1951, o. S.; Es wird hier betont, daß der Theatersaal der „bürgerlichen Initiative“ überlas- sen wurde und nennt später das Theater ein Aktientheater. Außer diesem Hinweis existieren keine weiteren Angaben in der Literatur auf die Finanzierung dieses ersten Baues.

14 Festschrift 1992, S. 8.

15 Almanach 1928, S. 16.

16 Als „Stall der Vorstadt“ in der Festschrift 1992, S. 8 zitiert, und als Bretterbude im Almanach 1928, S.

17 Festschrift 1951, o. S.; Die Bezeichnung Gastspiel scheint nicht auf eine einmalige Aufführung hin- zudeuten, als vielmehr auf die Tatsache, daß die fahrenden Schauspieler nicht fest angestellt waren und gewöhnlich nach einer gewissen Zeit weiterzogen. Kramer war scheinbar seit 1829 Pächter des Sonnentempels, dies wird jedoch in der Literatur nicht genau erwähnt.

18 Almanach 1928, S. 18.

19 Chemnitzer Anzeiger, (1837) 86.

20 Almanach 1928, S. 18 u. Chemnitzer Tageblatt (1854) 278. Die Baukosten werden hier auf mehr als 35 000 Thaler beziffert. Die Festschrift 1951, o. S. nennt hingegen einen Kostenaufwand von 44 000 Thaler.

21 Festschrift 1951, o. S.; Wenn Otto hier schreibt die ersten Bürger der Stadt, die damals vorwiegend Textilindustrielle waren, gründeten einen Actienverein, so wird dieses das vorhandene Risiko nicht so sehr gedrückt haben, als sie den Verlust des Aktienkapitals wohl hätten verschmerzen können.

22 Weddigen 1905, Bd. 2, S. 745.

23 Zielske 1971, S. 35.

24 Weddigen 1904, Bd.1 , S. 493.

25 Elbert 1988, S. 97ff.

26 Weddigen 1905, Bd. 2, S. 662.

27 Zielske 1971, S. 36.

28 Weddigen 1904, Bd. 1, S. 434.

29 Weddigen 1905, Bd. 2, S. 1026.

30 Ebd., S. 646.

31 Zielske 1971, S. 35f.

32 Lenk 1933, S. 8.

33 Zielske 1971, S. 34.

34 Lenk 1933, S. 8.

35 StadtA Chemnitz, Bestand Rat d. Stadt bis 1928, V IX 5, Bl. 91a.

36 A.a.O.

37 Almanach 1928, S. 18.

38 Chemnitzer Tageblatt (1854) 278.

39 Allgemeine Zeitung Chemnitz (1937) 182.

40 Lenk 1933, S. 30f.

41 Ebd., S. 29ff.

42 Festschrift 1925, S. 25.

43 Chronik 1905, S. 115.

44 „Eines der schönsten und größten Häuser Deutschlands, in dem seit Kriegsbeginn eine Reihe von Jah- ren hindurch die städtische Operette ihr Heim aufgeschlagen hatte, jetzt aber abwechselnd Ensem- ble - Gastspiele auswärtiger Operettentruppen und internationale Varietevorstellungen stattfinden.“ Vgl. Theater (1928) 8.

45 Festschrift 1992, S. 9.

46 Ebd., S. 9.

47 Ebd., S. 26.

48 Hoffmann 1974, S. 21. Er betont in seinem Aufsatz, daß die Städte erst nach 1919 größere und regel- mäßige Zuschüsse an die Theater zu leisten hatten.

1 Almanach 1928, S. 18.

2 A.a.O.

3 StadtA Chemnitz, Bestand Rat d. Stadt bis 1928, V IX 5, Bl. 24 b.

4 Festschrift 1951, S.17.

5 StadtA Chemnitz, Bestand Rat d. Stadt bis 1928, V IX 5, Bl. 41a.

6 Meyer 1998, S. 286.

7 Stieglitz 1797, S. 615f.

8 Thieme-Becker, Bd. 16, S. 296.

9 Es wurde bei der Familie Kurzwelly direkt angefragt und sowohl im Kupferstichkabinett Berlin, als auch in Dresden.

10 Springorum-Kleiner 1936, S. 104.

11 „Das heutige Gebäude schuf um 1834 der Chemnitzer Architekt J. T. Heinig. Der stattliche Baukörper mit hohem Satteldach zeichnet sich durch seine schöne klassizistische Schmuckfassade (...) aus.“ Vgl. Barth 1979, S. 33.

12 „(...) spätklassizistischer Bau von Johann Traugott Heinig, bez. 1837. Klar gegliedertes dreigeschossi- ges Gebäude mit Walmdach und laternenartigem Dachreiter. Dreiachsiger Mittelrisalit mit Hauptpor- tal durch Dreiecksgiebel abgeschlossen, davor eine Freitreppe (1970 verändert)“ Vgl. Dehio Sachsen 1990, S. 380.

13 Barth 1979, S. 76.

14 Chemnitzer Anzeiger (1841) vom 12. Juni.

15 Es wurde im Stadtarchiv Chemnitz, im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden und in der Zweigstel- le Chemnitz nach Bauakten gesucht.

16 Wieck 1841/42

17 StadtA Chemnitz, Bestand Rat d. Stadt bis 1928, III IV 126, Bd. 1.

18 Es fand sich eine Notiz in der Akte StadtA Chemnitz, Bestand Rat d. Stadt bis 1928, III IV 126, Bl. 28a, die besagt, daß diese Pläne an einen Herrn Oelzner 1868 zur Aufbewahrung übergeben wurden. Da sie sich aber nicht im Bestand des Stadtarchivs befinden, müssen sie als verschollen gelten.

19 Die Akte für diesen geplanten Umbau ist leider ebenfalls nicht mehr erhalten.

20 Das ergibt sich aus dem sekundären Grundriß von 1904 (Abb. 4.9) und aus dem Bericht der zwei- ten außerordentlichen Deputation vom 16. April „Erstens ist projectiert ein Anbau an der hinteren Seite des Theatersgebäudes, um mehr Platz für die Bühne und die zu dieser notwendigen feuersi- chern Nebenlocalitäten zu schaffen (...)“ und „Dieser Anbau soll, 15 Ellen lang, 30 Ellen breit, an das jetzige Theatergebäude selbstredend vollständig angepaßt werden (...)“, StadtA Chemnitz, Bestand Rat d. Stadt bis 1928, III IV 126, Bl. 76a u. b. Ebenfalls waren die seitlichen Anbauten am mittleren Gebäudeteil nicht vorhanden.

21 Quellen für die Rekonstruktion waren die Abbildung bei Wieck 1841/42 (Abb. 3.7), die Graphiken Schloßbergmuseum (Abb. 3.8 u. 3.9) und der Aufriß 1904 (Abb. 4.1 u. 4.2 )

22 StadtA Chemnitz, Bestand Rat d. Stadt bis 1928, Bauakte 1171, Bl. 5.

23 Hier wurde der auf dem Foto ersichtliche Zustand angenommen.

24 Wie schon beim Grundriß erwähnt, ist der hintere Anbau erst 1864-65 angefügt worden. Die Annah- me, daß die Rückfassade in dieser Weise gestaltet war beruht auf der Aussage, wie sie im Bericht vom 16. April 1864 von der außerordentlichen Deputation beschrieben wird. Da heißt es: „(...) das jetzige Theatergebäude selbstredend vollständig angepaßt werden (...)“. Vgl. StadtA Chemnitz, Be- stand Rat d. Stadt bis 1928, III IV 126, Bl. 76a.

25 Eine von vor dem Baubeginn stammende Beschreibung aus dem Chemnitzer Anzeiger (1837) 29 stand hauptsächlich zu Verfügung. Darin steht: „(...) die Zuschauer=Räume bestehen aus dem Cercle mit Sperrsitzen, dem geräumigen Parterre, 10 Parterre=Logen, 13 Logen des ersten Ranges, 13 Logen des zweiten Ranges incl. der Mittellogen, und der Galerie mit großer Mittelloge. (...) ein Saal von 21 Ellen Länge, 15 Ellen Breite und 13 Ellen Höhe mit zwei zu beiden Seiten anstoßenden geräumigen Zim- mern und darüber befindlichen Galerien gewonnen, welche Räume zu vorteilhafterer Verwendung des Schauspielhaus=Saales wie bei Redouten [a.] viel beitragen werden und außerdem zu Bällen, Concerten und sonstigen Versammlungen benutzt werden können. Im Erdgeschoß wird das Restaurations=Zimmer angelegt.“ und eine in Wieck 1841/42 veröffentlichte nachträgliche, in der es heißt: „(...) 3 Logenreihen, Parquet, Parterre und Galerie über 900 Menschen, und hat überdies noch einen Saal mit zwei Seitenzimmern und Galerien, in dem Konzerte und Bälle gegeben werden.“

26 Der auf Abb. 3.18 zu sehende Längsschnitt ist stark schematisiert und soll nur einen Eindruck vermit- teln.

27 Chemnitzer Anzeiger (1837) 29.

28 StadtA Chemnitz, Bestand Rat d. Stadt bis 1928, III IV 126, Bl. 242b.

29 Diese sind auf dem Grundrißplan von 1904 vorhanden, werden aber in den Berichten zu den Umbau- maßnahmen von 1864-65 nicht als Erneuerung erwähnt.

30 StadtA Chemnitz, Bestand Rat d. Stadt bis 1928, III IV 126, Bl. 18a.

Ende der Leseprobe aus 151 Seiten

Details

Titel
Das Stadttheater in Chemnitz
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Institut für Kunstgeschichte Erlangen)
Note
2.0
Autor
Jahr
2001
Seiten
151
Katalognummer
V31727
ISBN (eBook)
9783638326391
ISBN (Buch)
9783638728379
Dateigröße
24997 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stadttheater, Chemnitz
Arbeit zitieren
Kay Richter (Autor:in), 2001, Das Stadttheater in Chemnitz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31727

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