Wandel der Familie im Kontext gesellschaftlicher Modernisierungstendenzen


Vordiplomarbeit, 2004

32 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Wandel der Familie im Kontext gesellschaftlicher Modernisierungstendenzen
2.1 Historische Entwicklung der Institution Familie - vom „ganzen Haus“ zur bürgerlichen Kernfamilie -
2.2 Definitionen von Familie
2.3 Der Modernisierungsprozess
2.4 Gesamtgesellschaftliche Wandlungsprozesse und ihre Auswirkungen auf die Familie
2.5 Probleme in der Familienentwicklung durch den Einfluss der Modernisierung
2.5.1 Abnahme der Attraktivität der Ehe
2.5.2 Zunahme der Scheidungshäufigkeit
2.5.3 Geburtenrückgang
2.5.4 Verändertes Selbstverständnis der Frauen
2.5.5 Ökonomische Benachteiligung von Familien mit Kindern
2.5.6 Wandel von Erziehungszielen und – stilen
2.5.7 Pluralisierung der Familienformen
2.6 Stellung der Familie in der Gegenwart

3. Zusammenfassung
3.1 Abschließende Betrachtung zur Familienentwicklung
3.2 Schlusswort

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der rasche gesellschaftliche Wandel, der im 19. Jahrhundert, als Folge der industriellen Revolution eintrat, hat neben anderen Veränderungen auch starken Einfluss auf die Familie ausgeübt. So haben sich beispielsweise aus dem Ideal der Kernfamilie, bestehend aus Vater, Mutter und Kind, die unterschiedlichsten Familienformen herausgebildet. Trotz der Wandlungsprozesse blieb die soziale Funktion der Familie, als eine der wichtigsten Aufgabe bestehen. Besonders für Kinder sind der familiäre Halt, die Umsorgung, die Pflege und die Sicherheit für die ‚Menschwerdung’ von zentraler Bedeutung. Somit bleiben die kindliche Entwicklung, die Sozialisation, die Vermittlung von Normen und Werten, die Erziehung und Pflege sowie das Vermitteln von Liebe und Geborgenheit die bedeutungsvollsten Aufgaben der Familie. Dabei ist es nebensächlich, wie sich die Familie zusammensetzt, die Verantwortung, die diese dem Kind gegenüber hat, bleibt stets die gleiche (vgl. Altenthan u.a. 1996, S.54ff).

Das bedeutet, dass auch familienähnliche Bedingungen eine ausreichende Persönlichkeitsentwicklung des Kindes ermöglichen können und eine vollständige Familie dazu nicht dringend von Nöten ist. Obwohl die frühen Beziehungen zwischen Kind und Eltern auch durch andere Personen, wie beispielsweise Großeltern und Pflegeeltern ersetzt werden können, sind die zwischen Kind und Eltern von großer Bedeutung und wirken sich besonders förderlich auf die Entwicklung des Kleinkindes aus (vgl. Herrmann 1994 S.200).

Nicht nur für Kinder hat das familiäre Zusammenleben eine große Bedeutung, sondern auch für Erwachsene hat dies einen hohen Stellenwert. Der Rückzug ins Private, das Zusammensein mit vertrauten Menschen, die Stabilität und Zuneigung, der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung und weiteres mehr, was eine Familie bietet, wird von den meisten Menschen als erstrebenswertes Ziel angesehen. Andere Bereiche des Lebens, wie Beruf und Freunde, können diesen hohen Stellenwert nicht erreichen, auch wenn sie von Bedeutung sind (vgl. Mayer 2000, S.25f).

Aus diesem Grund möchte ich in meiner Arbeit die Bedeutung von Familie, vielleicht sogar ihre Notwendigkeit, zur Sprache bringen und besonders intensiv auf problematische Aspekte des Familienwandels eingehen. Dabei ergeben sich als Erstes die Fragen, ab wann man überhaupt von einer Familie sprechen kann und an welchen Kriterien sie zu erkennen ist. Um dies näher beleuchten zu können, werde ich einen kurzen geschichtlichen Überblick über die Entstehung der Familie vom ‚ganzen Haus’ hin zur bürgerlichen Kernfamilie voranstellen. Das Hauptaugenmerk möchte ich jedoch auf die heutige Familie und ihre differenzierten Ausprägungen legen. Warum hat sich dieser starke Wandel von Familie ergeben? Welche Einflüsse spielen eine Rolle? Dabei ist anzumerken, dass Modernisierungstendenzen, die die raschen gesellschaftlichen Veränderungen mit sich bringen, hier von besonderer Bedeutung sind. Doch welche sind diese? Und was bewirken sie und wie? Zum Abschluss möchte ich der Frage, ob sich die Familie in einer Krise befindet, nachgehen. Hat das Ansehen der Familie wirklich an Bedeutung verloren? Dieses Thema wurde in letzter Zeit häufig diskutiert. Doch ob man darauf eine reelle Antwort erwarten kann, möchte ich vorerst noch in Frage stellen.

2. Wandel der Familie im Kontext gesellschaftlicher Modernisierungstendenzen

2.1 Historische Entwicklung der Institution Familie - vom „ganzen Haus“ zur bürgerlichen Kernfamilie -

Die Institution Familie und das, was wir heute darunter verstehen, begann sich erst langsam im 18. Jahrhundert herauszubilden. Vor dieser Zeit sprach man vom „ganzen Haus“ (Brunner 1978, nach Peuckert 1996, S.21). Besonders für die Bauern- und Handwerkerfamilien war diese Lebensform charakteristisch. Hierzu zählte man nicht nur die zur Familie gehörenden Personen, sondern auch das Gesinde beziehungsweise die Gesellen. Diese Art des Zusammenlebens ermöglichte es, die Produktion und das Familienleben zu verbinden. Gesinde und Gesellen bildeten dementsprechend mit der eigentlichen Familie eine Gemeinschaft, die zusammen lebte und arbeitete. Die Bezeichnung Großfamilie ist für das ‚ganze Haus’ jedoch nicht treffend, da sich dieses aus mehreren Kernfamilien zusammensetzte. Die Folge war, dass durch die fehlende Intimität und Privatsphäre gefühlsarme Beziehungen vorherrschten. Dies galt nicht nur zwischen den Geschlechtern, sondern betraf auch das Verhältnis zu den Kindern. Die Familienstrukturen des 16. Jahrhunderts wurden von zahlreichen Faktoren beeinflusst, aufgrund dessen sich der Familienbegriff sowie die Familienformen stark differenzierten. Solche Faktoren waren unter anderem die Schicht- und Glaubenszugehörigkeit, sowie die Wohngegend der Familie. Trotz dieser großen Vielfalt der Familienkonstrukte waren schon damals bestimmte Merkmale typisch für alle Familien. So hatte jeder Familienzugehörige eine bestimmte Position und Rolle inne, wobei dem Familienvater die höchste Stellung zukam und die anderen zur Familie gehörenden Personen sich ihm unterordnen mussten. Die Aufgabe der Frau war es, sich um den Haushalt zu kümmern, die Kinder zu gebären und sie zu pflegen. Die Nachkommen einer Familie waren gleichzeitig auch die Erben, ihre Arbeitskraft war für die Familie von großer Bedeutung und zugleich kam ihnen die Pflicht zu, ihre Eltern im Alter zu versorgen. Meist bestand die Ehe, die ein Mann und eine Frau eingingen, ein Leben lang. Die Auswahl des Partners richtete sich nach bestimmten Kriterien. Diese waren vorwiegend der gesundheitliche Zustand, die Arbeitsfähigkeit sowie die Besitztümer des zukünftigen Partners. Eine Ehe basierte demnach weniger auf Emotionalität als auf ökonomischen Nutzen. Der Einfluss der Eltern war bei diesen Abwägungen bedeutsam. Eine Heirat stellte keine Selbstverständlichkeit dar, da sie einem Großteil der Bevölkerung rechtlich verboten wurde oder finanzielle Bedingungen nicht ausreichend waren. Die Familie war eine Art Produktionsgemeinschaft. In Bauerfamilien wurden Güter für den Eigenbedarf hergestellt, im Gegensatz dazu stellten Handwerkerfamilien ihre Produkte zum Verkauf her. Die Familien der Bauern und der Handwerker des 18. und 19. Jahrhunderts bestanden meist aus zwei Generationen. Die Kinderzahl wurde durch die hohe Säuglingssterblichkeit gering gehalten, so dass die meisten Familien nicht mehr als drei Kinder hatten. Das ‚ganze Haus’ als Familienform erfüllte viele Funktionen, so zum Beispiel die Sozialisation, das Lernen, die Erziehung, die materielle Versorgung und so weiter. Erst durch den gesellschaftlichen Wandel wurden diese Funktionen auf verschiedene Institutionen verteilt. Im 18. Jahrhundert wandelte sich durch die einsetzende Industrialisierung die Familie im gehobenen Bürgertum in einem solchen Maße, dass sie dem heutigen Verständnis von Familie sehr nahe kommt. Diese Veränderung konnte in der gebildeten und wohlhabenden Gesellschaftsschicht stattfinden, da hier die Familien nicht auf die Erwerbstätigkeit der Frauen und Kinder angewiesen waren. Das Leben in einer bürgerlichen Familie lässt sich dabei deutlich von dem im ‚ganzen Haus’ unterscheiden. Ein wichtiges Merkmal stellt dabei die Trennung von Beruf und Familie dar, welches durch den Übergang zur Lohnarbeit erzielt wurde. Angestellte jeglicher Art wurden nicht mehr als zur Familie gehörende Personen gezählt, weshalb sich auch eine räumliche Trennung zwischen ihnen und den Familienmitgliedern vollzog. Gleichermaßen betraf dies auch die zu einer Familie gehörenden Personen, die nun nicht mehr nur innerhalb der Familie tätig waren, sondern auch in anderen Institutionen. Die Familie als Produktionsgemeinschaft war demzufolge rückläufig. Mit der zunehmenden Bedeutung der Geldwirtschaft, kam es zur Abschaffung der Naturalwirtschaft. „Infolge der Trennung der Bereiche von Produktion und Konsumtion wurde die Familie privatisiert, und dieser neue Bereich des Privaten wurde zugleich intimisiert und emotionalisiert“ (Herrmann 1994, S.192). Die emotionale Verbundenheit der Ehepartner rückte immer mehr in den Vordergrund. Besitz und Arbeitskraft eines Partners verloren an Bedeutung und waren somit weniger entscheidend für eine Heirat. Stattdessen standen die Motive Liebe und Intimität immer mehr im Mittelpunkt und bildeten eine neue Grundlage. Des Weiteren veränderten sich die Beziehungen gegenüber den Kindern. Die Kindheit wurde als eigener Lebensabschnitt anerkannt. Somit schwand der Stellenwert der Kinder als Erben und Arbeitskräfte. Ihre Erziehung gewann zunehmend an Bedeutung und wurde zur wichtigsten Bestimmung der Frau. Meist erhielten jedoch nur die Jungen eine Schul- und Berufsausbildung, da es für sie als spätere Ernährer einer Familie als notwendig angesehen wurde. Die Frau sollte sich nur noch um familiäre Aufgaben kümmern, deshalb wurde der Mann zum materiellen Versorger der Familie. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde schließlich der Begriff des ‚ganzen Hauses’ von dem der Familie abgelöst. Die bürgerliche Familie war entstanden, geprägt von dem gehobenen Bürgertum. Im Gegensatz zu Bauern- und Handwerkerfamilien trat diese Gesellschaftsschicht nur vereinzelt auf, was eine soziale Isolierung zur Folge hatte. Das Bürgertum war nicht an Stände und Zünfte gebunden und war so weniger abhängig und mehr für sich selbst verantwortlich. Die Familie entwickelte sich zu einem festen sozialen Ort für das Bürgertum, da es sich aufgrund seiner weitgehenden Ungebundenheit von der Öffentlichkeit verstärkt in das Private zurückzog. Die strenge Hierarchie in der Familie begann sich aufzulockern. Trotzdem blieben klare Rollen- und Aufgabenverteilungen noch bestehen. Das Ideal einer typischen bürgerlichen Familie konnte jedoch von vielen aufgrund der ökonomischen Situation so nicht realisiert werden. Dies bedeutete, dass sich das Leben in den meisten Familien anders darstellte. So war beispielsweise für Arbeiterfamilien diese Lebensweise unmöglich, da hier aufgrund der meist schlechten finanziellen Lage, die Erwerbstätigkeit der Frauen und zum Teil auch der Kinder erforderlich waren. Zudem bestanden größtenteils karge Wohnverhältnisse, die die Familien oft einschränkten. Eine vermehrte Orientierung an dem Ideal der bürgerlichen Familie ließ sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in allen Schichten beobachten. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts unterlag die Institution Familie Veränderungen, die nahezu die gesamte Bevölkerung betrafen. Bis 1950 konnte sich die Lebensform der bürgerlichen Familie jedoch aufgrund unzureichender Lebensbedingungen vieler Familien nur begrenzt festigen. Erst mit dem wirtschaftlichen Aufschwung, der sich in den 50er und 60er Jahren vollzog, entwickelte sich die Kleinfamilie zur ‚normalen’ Lebensart. Durch die Erhöhung der Löhne und die Erweiterung des Systems der sozialen Sicherung stieg die Lebensqualität deutlich an. Das Leitbild der Kleinfamilie setzte eine Heirat in jungen Jahren und eine lebenslange Treue in der Ehe voraus, was bedeutet, dass die Verbindungen von langer Dauer sein sollten. Die nachfolgende Familiengründung, das heißt, dass Zeugen vieler Nachkommen war kennzeichnend für diese Familienform. Ein weiteres prägnantes Merkmal war die strikte Trennung der Rollen und Aufgaben innerhalb der Familie, obwohl sich die patriarchalische Rangordnung langsam auflöste. Der Frau und Mutter kam verstärkt die Aufgabe zu, den Haushalt zu führen und sich um emotionale Bereiche innerhalb der Familie zu kümmern, damit wurde sie aus der Produktion ausgeschlossen. Dem Mann, als autoritäre Person, „obliegen die Außenbeziehungen und die instrumentellen Aspekte des Familienlebens“ (Peuckert 1996 S.23). Formen, die von diesem Ideal abwichen, wurden nur selten gebilligt. Solche Entwicklungen hatten die Entstehung der „traditionell-bürgerlichen“ Kernfamilie zur Folge (Saur 2000, S.18). Damit wurde diese Familienform typisch für das 20. Jahrhundert, in der Eltern und Kinder eine Gemeinschaft bildeten. Doch noch im selben Jahrhundert geriet dieses Leitbild ins Wanken, da sich die Lebensformen pluraler gestalteten. Die Notwendigkeit der Ehe verlor immer mehr an Bedeutung, da man auch andere Möglichkeiten hatte, eine Familie zu gründen, wie zum Beispiel Ein-Eltern-Familien oder uneheliche Gemeinschaften. Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen sank auch die Bereitschaft, möglichst viele Nachkommen zu zeugen. Da die meisten Verbindungen aus Liebe entstanden, kam es gehäuft zu Trennungen. Dies hatte zur Folge, dass sich bis in die heutige Zeit zahlreiche alternative Familienformen herausgebildet haben. Die Kernfamilie bleibt jedoch als Idealbild bestehen, an dem sich alle anderen Formen in ihren Leistungen immer wieder orientieren (vgl. Gross 1996 S.6ff; Herrmann 1994 S.187; Peuckert 1996 S.20ff; Saur 2000 S.17ff;).

2.2 Definitionen von Familie

Schlägt man den Begriff Familie nach, stößt man oft auf sehr unterschiedliche Definitionen. Jede Gesellschaft und Kultur hat ihren eigenen Familienbegriff geprägt. Des Weiteren ist zu beachten, von wem Familie definiert wird, denn jede Wissenschaft, egal ob die Psychologie, die Rechtswissenschaft oder die Religion, um nur einige zu nennen, definiert den Begriff Familie auf ihre eigene Art (vgl. Kramlinger 2000, S. 9). Im Folgenden möchte ich einige dieser Definitionen anführen.

Der rechtliche Familienbegriff

„In den Rechtswissenschaften wird unter Familie eine legalisierte soziale Institution verstanden. Die Familie steht unter dem Schutz des Staates, sie erhält vom Staat viele Vergünstigungen. Die Voraussetzung für eine ‚vollständige Familie’, die aus Vater, Mutter, Kind oder Kindern besteht, stellt die Erlangung der Ehe auf rechtlichem Wege dar. Eine ‚unvollständige Familie’ ist ein Vater mit seinem Kind oder seinen Kindern oder eine Mutter mit ihrem Kind oder ihren Kindern. Dieser Familienbegriff ist sehr eng gefasst“ (Schneewind 1999, nach Kramlinger 2000, S.9).

Der psychologische Familienbegriff

„Als wichtigstes Merkmal der Familie im psychologischen Sinne nennt Schneewind das Prinzip des ‚gemeinschaftlichen Lebensvollzugs’. Allerdings wird dieses Prinzip auch durch andere Gruppen (Arbeits-, Sport- und Freizeitgruppen) erreicht. Als weiteres Kennzeichen nennt Schneewind den hohen Grad an ‚interpersoneller Involviertheit’. Liebe und Streit sind zum Beispiel ein Zeichen für interpersonelle Involviertheit, die durch die beiden Pole der symbiotischen Überinvolviertheit und autistischen Unterinvolviertheit gekennzeichnet sind. Ist diese interpersonelle Involviertheit gegeben, so ist auch zugleich die wichtigste Voraussetzung für die Familie als ‚intimes Beziehungssystem’ gegeben. Daneben müssen noch weitere vier Kriterien, wie die Nähe, die Abgrenzung, die Privatheit und die Dauerhaftigkeit erfüllt sein“ (Schneewind 1997, nach Kramlinger 2000, S.10).

Der Familienbegriff nach dem Deutschen Jugendinstitut

„Familie lebt durch Handlungen, die von ihren Mitgliedern gemeinsam vollzogen werden. Diese Mitglieder können, aber müssen nicht im gleichen Haushalt leben. Familienmitglieder sind meist Verwandte, müssen es aber nicht sein“ (Deutsches Jugendinstitut 1988, nach Altenthan u.a.1996, S.55).

Der psychologische Familienbegriff ist im Vergleich zu dem rechtlichen Begriff ziemlich weit gefasst. So bezeichnet der rechtliche Begriff lediglich die Konstellation von Vater, Mutter und Kind als Familie, wobei eine vollständige Familie erst mit der Eheschließung der Eltern entsteht. Alle möglichen alternativen Lebensformen werden dabei außer Betracht gelassen. Der psychologische Begriff von Familie lässt dabei offen, wie sich die Familie zusammensetzt. Hier werden erste Differenzen zwischen den Ansichten der unterschiedlichen Wissenschaften deutlich. Man kann sagen, dass es die Familie oder den Begriff der Familie gar nicht gibt. Jeder einzelne Mensch definiert Familie für sich anders. Dabei spielen persönliche Erfahrungen eine große Rolle, ebenso die Zeit in der man aufwächst und natürlich ökonomische und kulturelle Verhältnisse. Rechtswissenschaftler betrachten die Familie als eine soziale Institution und Psychologen als ein intimes Beziehungssystem. Und es lassen sich noch weit mehr unterschiedliche Auffassungen, über die Familie festmachen. Die unterschiedlichen Typen, die es von Familie gibt, erfordern stets auch eine andere Definition. Ebenso muss jedes Mitglied selbst entscheiden, ob es gefühlsmäßig zu der Familie zählen will und ob die anderen Mitglieder denjenigen auch als dazugehörig ansehen. Diese Betrachtungsweisen stellen den emotionalen Aspekt für eine Definition stark in den Vordergrund. Bei den Familiendefinitionen wird besonders erkennbar, dass auf die unterschiedlichsten Merkmale Wert gelegt wird und dass man nicht sagen kann, welche nun unbedingt notwendig sind, um von der Familie sprechen zu können. Der psychologische Familienbegriff nach Schneewind ist aufgrund seiner Offenheit gegenüber nicht traditionellen Familienformen, gegenwärtig am geeignetsten anzusehen (vgl. Kramlinger 2000, S. 10ff).

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Details

Titel
Wandel der Familie im Kontext gesellschaftlicher Modernisierungstendenzen
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Erziehungswissenschaften)
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
32
Katalognummer
V30685
ISBN (eBook)
9783638318884
Dateigröße
587 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wandel, Familie, Kontext, Modernisierungstendenzen, ganzes Haus, bürgerliche Kernfamilie, Modernisierungsprozess, Ehe, historische Entwicklung, Geburtenrückgang, Erziehungsstile, Erziehungziele, Familienformen, Familienentwicklung
Arbeit zitieren
Nadine Heß (Autor:in), 2004, Wandel der Familie im Kontext gesellschaftlicher Modernisierungstendenzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30685

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