Zentralbankreputation


Seminararbeit, 2003

27 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen und Begriffsabgrenzungen
2.1 Reputation und Glaubwürdigkeit
2.2 Das Zeitinkonsistenzproblem

3 Das Barro Gordon Modell
3.1 Allgemeine Darstellung des Modells im Einperiodenfall
3.1.1 Die Modellstruktur
3.1.2 Diskretionäre Politik
3.1.3 Regelgebundene Politik
3.1.4 Täuschung
3.2 Anwendung des Modells im Mehrperiodenfall
3.2.1 Lösung bei einem endlichen Zeithorizont
3.2.2 Lösung bei einem unendlichen Zeithorizont

4 Effekte bei asymmetrischer Information

5 Resultate

A Anhang
A.1 Herleitung von Gleichung (20)
A.2 Herleitung von Gleichung (27)

B Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Versuchung und Bestrafung

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Reputation der Zentralbank.

Es sollen zunächst Erklärungen zu grundlegenden Begriffen gegeben werden. Desweiteren wird in diesem Teil der Arbeit das Zeitinkonsistenzproblem kurz erläutert.

Die Lösung des Zeitinkonsistenzproblems mittels Reputationsmechanismen soll anhand des Modells von Barro und Gordon (1983) dargestellt und ana- lysiert werden. Zunächst wird dabei der Einperiodenfall betrachtet, bei dem sich drei mögliche Inflationsstrategien ergeben können. Im zweiten Teil dieses Kapitels wird dann der Mehrperiodenfall dargestellt. Je nachdem, ob man einen endlichen oder unendlichen Zeithorizont betrachtet, ergeben sich un- terschiedliche Inflationsstrategien, die auch auf die Reputation verschiedene Effekte haben.

Abschließend wird dann ein Spiel mit asymmetrischer Information betrach- tet. In diesem realistischen Modell von Cukierman und Liviatan (1991) geht man von zwei verschiedenen Zentralbanktypen aus. Die Auswirkungen für die Zentralbank unter diesen Bedingungen werden für das einperiodige Spiel dargestellt.

2 Grundlagen und Begriffsabgrenzungen

In diesem Kapitel sollen zunächst Begriffe erklärt werden, die zum Verständnis der Arbeit nützlich sind. Als erstes wird dazu der Unterschied, sowie die Beziehung der Begriffe Reputation und Glaubwürdigkeit erläutert. Im zweiten Unterkapitel wird das Problem der Zeitinkonsistenz erörtert, auf welches man bei der Darstellung von Glaubwürdigkeitsaspekten stösst.

2.1 Reputation und Glaubwürdigkeit

Im allgemeinen spricht man von der Reputation der Zentralbank und von der Glaubwürdigkeit der Geldpolitik. Die Reputation spiegelt das Ansehen der Zentralbank in der Öffentlichkeit wider. Es wird dabei im folgenden da- von ausgegangen, dass das Ansehen der Zentralbank gesteigert werden kann, wenn für sie bei der Ausführung ihrer Geldpolitik das Ziel der Geldwertstabilität besondere Relevanz hat.1

Kydland und Prescott beschreiben dies wie folgt: “The policy of maintaining price stability is preferable.”2

Glaubwürdigkeit der Geldpolitik dagegen drückt aus, ob und wie sehr die Privaten den Ankündigungen der Zentralbank Glauben schenken. Man kann den Unterschied der beiden Begriffe anhand der Inflationserwar- tungen der Privaten verdeutlichen. Die Wirtschaftssubjekte bilden ihre In- flationserwartungen, die mit der tatsächlichen Inflation differieren kann. Ist diese Differenz klein, so ist die Glaubwürdigkeit der Geldpolitik hoch. Die Geldpolitik ist voll glaubwürdig, wenn erwartete und tatsächliche Inflations- rate übereinstimmen.

Die Reputation der Zentralbank dagegen nimmt Einfluss auf die Höhe der Inflationserwartungen. Bei einem hohen Ansehen der Zentralbank haben die Privaten niedrige Inflationserwartungen. Sie gehen davon aus, dass die Zentralbank auch in den zukünftigen Perioden das Ziel der Geldwertstabilität verfolgt. Die Privaten bilden dagegen hohe Inflationserwartungen, wenn die Zentralbank keine konstante Geldpolitik betreibt, und schon bei einem geringen Rückgang der Beschäftigung ihre Geldpolitik ändert. In diesem Fall ist das Ansehen der Zentralbank schlecht.

2.2 Das Zeitinkonsistenzproblem

Erstmals in der Literatur machten Kydland und Prescott (1977) in ihrem Aufsatz “Rules Rather than Discretion: The Inconsistency of Optimal Plans“ auf das Problem der Zeitinkonsistenz optimaler Pläne aufmerksam. Die bei- den Autoren stellen das Abweichen des Staates3 von seinem ursprünglichen Versprechen als zeitkonsistentes Verhalten dar. Das bedeutet, dass der Staat zu jedem Zeitpunkt t die optimale Strategie wählt und die Gesamtwohlfahrt der Gesellschaft maximiert.4. Diese Strategie führt allerdings nur zu der first- best-Lösung, wenn die Privaten vor Beginn einer neuen Periode nicht vermu- ten werden, dass der Staat sein Versprechen in der kommenden Periode nicht einhalten wird.

Von einem zeitinkonsistenten Verhalten dagegen spricht man, wenn der Staat sein Versprechen auch wirklich erfüllt. Allgemein gilt also eine Strategie als zeitinkonsistent, wenn sie zu einem Zeitpunkt t 0 optimal ist, zu einem späteren Zeitpunkt t 1 aufgrund geändeter Entscheidungsgrundlagen jedoch nicht mehr optimal ist.5 Allgemeine Voraussetzungen, damit zeitinkonsistente Strategien auftreten können sind:

- min. ein Spieler ist bei der Wahl seiner Strategie frei; ein anderer Spieler muss sich dagegen frühzeitig auf eine Strategie festlegen
- die Rolle der Glaubwürdigkeit spielt eine zentrale Rolle

Das Problem der Zeitinkonsistenz optimaler Pläne wird in der Literatur mit Hilfe spieltheoretischer Ansätze und Modelle erklärt. Im folgenden Kapitel soll darum das weit verbreitete Modell von Barro und Gordon vorgestellt werden.

3 Das Barro Gordon Modell

Barro und Gordon haben 1983 ein Modell entwickelt, dass Glaubwürdigkeitsund Reputationsaspekte der Geldpolitik betrachtet. Sie gehen in ihrem Modell von zwei Spielern aus, der Zentralbank und den Privaten. Die Zentralbank ist dabei identisch mit der Regierung zusehen, die danach strebt, die gesellschaftlichen Ziele zu verfolgen.

Desweiteren unterstellen Barro/Gordon, dass vollständige Information vor- liegt, alle Wirtschaftssubjekte identische Präferenzen haben und rationale Erwartungen bilden. Vollständige Information bedeutet hier, dass die Wirt- schaftssubjekte wissen, dass die Zielfunktion der Zentralbank mit ihrer überein- stimmt. Zum anderen bedeutet vollständige Information in diesem Zusam- menhang auch, dass von unvorhersehbaren Schocks abgesehen wird. Somit kann das Preisniveau durch die Zentralbank optimal gesteuert werden.

In folgenden sollen die zentralen Bestandteile des Barro/Gordon - Modells formal dargestellt werden.

3.1 Allgemeine Darstellung des Modells im Einperi odenfall

In diesem Kapitel wird zunächst das einperiodige Grundmodell von Barro/Gordon betrachtet. Diese Darstellung erfolgt in Anlehnung an die Modifikation des Modells durch Backus/Driffill.

Das Ein-Perioden-Spiel läuft in drei Stufen ab:

1. Die Regierung macht eine Ankündigung über ihre Geldpolitik.
2. Die Privaten legen daraufhin ihren Nominallohn fest. Als Entscheidung- basis dienen ihre Inflationserwartungen π e.
3. Daraufhin führt die Regierung eine bestimmte Geldpolitik durch.

Die Geldpolitik, die in der dritten Stufe durchgeführt wird, muss allerdings nicht unbedingt den Ankündigungen in der ersten Stufe entsprechen. Es kann ja durchaus sein, dass der Versuch von der Zentralbank unternommen wird, die Wirtschaftssubjekte bewusst zu täuschen, um ein bestimmtes Verhalten der Marktteilnehmer zu provozieren. Diese Versuche werden jedoch irgend- wann scheitern, da die Privaten das Verhalten der Zentralbank durchschauen werden. Deswegen geht man im folgenden von rationalen Inflationserwartun- gen aus, d.h. die Privaten werden ex ante die tatsächlich durchgeführte Geld- politik richtig vorhersagen.

3.1.1 Die Modellstruktur

Ziel der Zentralbank/Regierung ist es, die tatsächliche Arbeitslosenrate Ut, die als Parameter für den Output gesehen wird, und die Inflationsrate π t, die direkt von der Zentralbank bestimmt wird, zu optimieren. Weitere Parameter in dem Modell sind die natürliche Arbeitslosenrate Unt, und die erwartete Inflation π e t, die von den Privaten gebildet wird. Barro/Gordon beschreiben die Wirtschaft mit der Phillips Kurve, die wie folgt aussieht:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

α bezeichnet die Steigung der Phillips Kurve und wird als konstant angenommen. Barro/Gordon nehmen an, dass die Zentralbank Beschäftigungseffekte erzeugen möchte, da ihr die natürliche Arbeitslosenrate zu hoch ist, und dass sie gleichzeitig die Inflation senken möchte. Durch diese Annahme ergibt sich folgende Nutzenfunktion der Zentralbank:6

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der erste Teil der Gleichung stellt die gesellschaftlichen Kosten einer Inflation dar. Der zweite Teil der Gleichung beschreibt den Nutzen einer Überraschungsinflation, d.h wenn die erwartete Inflation von der tatsächlichen abweicht. Dieser Nutzen wird mit dem Faktor b gewichtet.

Für die Privaten auf der anderen Seite ergeben sich Kosten aus einer falsch eingeschätzten Inflation. Sie maximieren somit folgende Nutzenfunktion:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Privaten wählen in diesem Modell π et unddieZentralbanklegtdieIn- flationsrate π t fest. Da vollständige Information vorliegt ist es egal, ob die Entscheidung der Privaten über π e t vorderFestlegungvon π t erfolgt,oder gleichzeitig.

Um die optimale Inflationsrate π t zu ermitteln, maximiert man die Gleichung

(3), d.h man bildet die erste Ableitung und setzt diese gleich Null. Darum ergibt sich folgender Zwischenschritt und somit die optimale Inflationsrate π t:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ob die Zentralbank immer diese Inflationsrate wählt, und welcher Nutzen sich daraus ergibt, soll in den folgenden Unterkapiteln erläutert werden.

3.1.2 Diskretionäre Politik

Barro/Gordon beschreiben diskretionäre Politik als ein nicht koopreatives Spiel zwischen der Zentralbank und den Privaten.7 Zur Bestimmung der In- flationsrate π t betrachtet die Zentralbank sowohl die gegenwärtigen Inflati- onserwartungen π e t, als auch alle zukünftigen Erwartungen π e t +1 für i> 0,als gegeben.

Bei der diskretionären Politik wählt die Zentralbank die optimale Inflationsrate aus Gleichung (5 ). Verfügt die Zentralbank nicht über Glaubwürdigkeit, so vermuten die Privaten, dass die angekündigte Geldpolitik in der ersten Stufe nicht mit der tatsächlich durchgeführten übereinstimmt. Somit überlegen sie sich, wie die diskretionäre Politik aussehen wird. Aufgrund rationaler Erwartungen werden die Privaten das Optimierungskalkül kennen, und die Inflationsrate exakt vorhersagen. Somit gilt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Da in diesem Fall die Differenz π t −π e t = 0 ist, bleibt die Überraschungsinflation aus.

Setzt man die optimale Inflationsrate in die Nutzenfunktion der Zentralbank ein, so ergibt dies:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Da die Privaten die aus der Sicht der Zentralbank dominante Strategie (π t = b a) antizipieren, spricht man hier von einem Nash-Gleichgewicht.

[...]


1 vgl. Backus und Driffill (1984), S.530

2 vgl. Kydland und Prescott(1977), S.477

3 Der Staat/Regierung ist in der Arbeit identisch mit der Zentralbank. vgl. Barro und Gordon (1983)

4 vgl. Kydland und Prescott(1977), S.474-475

5 vgl. Bofinger (1996), S.138

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Zentralbankreputation
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
27
Katalognummer
V30372
ISBN (eBook)
9783638316453
Dateigröße
748 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zentralbankreputation
Arbeit zitieren
Katrin Vogt (Autor:in), 2003, Zentralbankreputation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30372

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