Stadtgeschichte und Entwicklung von Xanten am Niederrhein


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

23 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhaltsübersicht

1. Einführung
1.1 Hintergründe der Veranstaltung
1.2 Xanten im Überblick
1.3 Einbettung der Stadt in den regionalwirtschaftlichen Kontext des Niederrheins

2. Meilensteine der regionalen Geschichte
2.1 Das römische Legions- und Standlager Vetera Castra
2.2 Die alte Römerstadt Colonia Ulpia Traina
2.3 Stadtentwicklung im Überblick - Vom Mittelalter bis zur Gegenwart
2.4 Der Dom St. Viktor

3. Kunst- und Kultur in Xanten an der Schwelle zum 21. Jahrhundert
3.1 Regionalmuseum Xanten
3.2 Der Archäologische Park Xanten
3.3 Abschlussbetrachtung und Ausblick

4. Literaturverzeichnis

5. Abbildungsnachweis

1. Einführung

1.1 Hintergründe der Veranstaltung

Im Sommersemester 2003 beginnt an der Universität Oldenburg ein kunstwissenschaftliches Seminar mit dem Titel „Auf den Spuren von Joseph Beuys: Der Niederrhein als Kunstlandschaft“ unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Springer. Ziel der Veranstaltung ist die Auseinandersetzung mit dem Leben, Werk und Wirken des zeitgenössischen Künstlers Joseph Beuys in der Region des Niederrheins. Die Veranstaltung gliedert sich in Präsenzphasen in der Universität und eine zweiwöchige Exkursion in verschiedene Städte und Gemeinden am Niederrhein. Vor Ort bietet sich den Kunststudierenden1 die Möglichkeit, die im Seminar erworbenen Kenntnisse durch Studien in Stiftungen und Museen zu erweitern.

Zu den einzelnen Stationen erarbeiten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kurze Vorträge und Präsentationen im Seminar; darin stellen sie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten der jeweiligen Orte dar. Vorträge und Referate dienen einerseits als unverzichtbares Hintergrundwissen, andererseits auch als Diskussionsimpulse in nahezu jeder Sitzung.

Während der Exkursion übernehmen die jeweiligen Referenten als temporäre ´Fachfrauen´ und ´Fachmänner´ vor Ort die Gestaltung und Leitung der Ausflüge, moderieren Fachgespräche und stehen als kompetente Ansprechpartner für Rückfragen zu Verfügung. Zum Ende der Veranstaltung erstellen die TeilnehmerInnen ein kurzes schriftliches Resümee ihrer Präsentationen. Diese Ausarbeitung fasst die Ergebnisse der Präsentation „Stadt Xanten - 2000 Jahre lebendige Tradition“ zusammen. Abschnitt 1 beschreibt die Stadt in ihrer aktuellen Situation und Lage. Im Abschnitt 2 kommen bedeutende historische Ereignisse in der Entwicklung des Xantener Raums zur Darstellung. Abschließend verortet Abschnitt 3 Xantens heutige kulturelle Bedeutung.

1.2 Xanten im Überblick

Die Stadt Xanten liegt im heutigen Kreis Wesel des Bundeslandes Nordrhein - Westfalen und besitzt innerhalb des alten Ortskerns zum Ende der 60er Jahre ca. 8.000 Einwohner. Aktuell zählt die Stadt inzwischen jedoch mehr als 20.400 Bewohner. Dieser sprunghafte Anstieg erklärt sich weniger durch Vermehrungsfreudigkeit und Zuzüge, vielmehr ist er ein Ergebnis der kommunalen Neugliederung nicht nur in Nordrhein - Westfalen. Durch die Eingemeindung benachbarter Gebiete verzehnfachte sich die Stadtfläche.

Der Name Xanten geht auf die mittelalterliche Siedlung ´Ad Sanctos´ zurück, was sich mit ´zu den Heiligen´ übersetzen lässt. Er stellt einen Verweis auf die Märtyrergräber im Dom St. Viktor dar.2 Ihr Ursprung liegt jedoch bedeutend früher und begründet sich auf die Siedlung ´Colonia Ulpia Traiana´, welche sich nördlich des römischen Standlagers ´Vetera Castra´ entwickelt. Neben Köln und Trier handelt es sich vor fast zwei Jahrtausenden um eine der bedeutendsten römischen Städte. Im öffentlichen Auftrag legt man diesen Ortskern seit einiger Zeit frei; er bildet die Grundlage des heutigen Archäologischen Parks Xanten.3

Weiterhin ist Xanten bekannt durch den so genannten ´Vertrag von Xanten´ aus dem Jahre 1614, nach dem die nahe gelegenen Orte Kleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg und Preußen fielen.

Als mittlere Kleinstadt positioniert sich Xanten zu Beginn des 21. Jahrhunderts sowohl als traditionsreicher Ort als auch in Form eines touristischen Mittelpunktes.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. I. Dom St. Viktor, Nordwestansicht mit Nord- und Südturm

1.3 Einbettung der Stadt in den regionalwirtschaftlichen Kontext des Niederrheins

Xanten liegt in der Mitte dreier bedeutender europäischer Wirtschaftsräume, dem Ruhrgebiet, der rheinischen Industrielandschaft mit Köln, Düsseldorf und Krefeld sowie den belgisch - niederländischen Ballungsräumen Antwerpen und Rotterdam. Seine optimale Lage wird besonders deutlich wenn man die geringe Entfernung zu wichtigen Großstädten betrachtet. Linksrheinisch verlaufen die Bundesautobahn A 57 und rechtsrheinisch die A 3 in unmittelbarer Nähe.

Weiterhin ist die verhältnismäßig geringe Entfernung zum Rheinhafen in Wesel sowie dem Düsseldorfer Flughafen zu nennen. Schienenanbindungen bestehen in direkter Form bis Duisburg.

Im Bildungssektor ist die Stadt insbesondere vor dem Hintergrund ihrer geringen Größe gut aufgestellt. Die Versorgung geschieht mit eigenständigen Schulen des dreigliedrigen Schulsystems, darunter auch ein größeres Gymnasium. Die Stadtverwaltung legt unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung Wert auf eine adäquate Gewerbeansiedlung. Sie soll in jeder Hinsicht zur Stadt passen; dieses Bestreben widerspiegelt sich in einer gemischten Struktur von klein- und mittelständischen Betrieben, Handel und Verkehr sowie Dienstleistung und Handwerk. Weiterhin sind vor Ort ein größerer Gewerbepark, ein Krankenhaus, Banken sowie diverse Wassersport- und Freizeiteinrichtungen vorhanden.

Der Niederrhein dient den Ballungsräumen an Rhein und Ruhr trotz industrieller Einschnitte als Naherholungsgebiet. Daher verzichtet Xanten insbesondere in der Vergangenheit auf die Ansiedlung eigener Industrie. Vielmehr vertraut die Stadt auf die Anziehungskraft ihrer historischen Bauten und die Schönheit der landschaftlichen Umgebung. Aufgrund veränderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen zu Beginn des neuen Jahrtausends vollzieht sich jedoch nicht nur in dieser Hinsicht eine Veränderung regionalpolitischen Handelns. Inzwischen setzt nicht nur der Gewerbepark Xanten eher auf verarbeitendes Gewerbe. Hinzu kommt die Ansiedlung von weniger auf Kultur4 ausgerichteten Freizeitanlagen.

Die infrastrukturellen Voraussetzungen der Stadt verbunden mit jahrelanger landespolitischer Planung des Raumes als Erholungsgebiet tragen unterdessen Früchte. Nicht nur darum verkürzt die Eigenwerbung und Touristeninformation hiesige Freizeitaktivitäten unter der Formel ´Bilden, Bummeln, Baden´5.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. II Ausgedehnte Freizeitanlagen nördlich des Archäologischen Parks

2. Meilensteine der regionalen Geschichte

2.1 Das römische Legions- und Standlager Vetera Castra

Neben Xanten sind im deutschen Sprachraum zahlreiche Städte mit römischer Vergangenheit bekannt. Im Unterschied zu gut erhaltenen Stätten wie Köln oder Trier präsentiert sich in Xanten allerdings eine spezifische Besonderheit: Der heutige Ortskern basiert nicht direkt auf den Fundamenten römischer Besiedlungen, sondern liegt aus der Luftperspektive gesehen zwischen den Überresten des Standlagers ´Vetera Castra´ und der zivilen Siedlung ´Colonia Ulpia Traiana´. Die Überreste römischer Baukultur liegen daher bis in die jüngste Vergangenheit frei. Somit widerspiegeln sich die verschiedenen Epochen wie ein einem aufgeschlagenen Bilderbuch. Forscher und Archäologen befreien die Stätten von den Verschüttungen der Jahrhunderte und legen die Überreste Schicht für Schicht frei.6

Südlich des heutigen Ortskerns von Xanten befindet sich der so genannte Fürstenberg als eiszeitliche Stauchmoräne. Mit seiner Höhe von über 70 Metern gewährt er eine hervorragende Fernsicht auf das niederrheinische Gebiet. Diesen strategischen Vorteil erkennen die Römer sofort; seine Bedeutung erhöht sich noch durch die Mündung der Lippe in den Rhein.

Um ca. 15 n. Chr. errichten sie auf dieser Anhöhe ein Legionslager, welches den Namen Castra Vetera trägt. Vermutlich geht dieser auf altes germanisches Wortgut zurück. Hauptaufgabe des Standlagers ist die Abwehr von Germaneneinfällen. Aufgrund von Ausgrabungen lässt sich die ungefähre Ausdehnung des Lagers rekonstruieren. Direkte Überreste baulicher Substanzen sind jedoch nicht mehr vorhanden, abgesehen von einem kleinen Amphitheater im Süden des Terrains. In den Sommerhalbjahren dient es aktuell als Freilichtbühne.

Zunächst besteht das Kastell aus einer Holz - Erde - Konstruktion. Diese eher untypische Bauweise begründet sich auf die knappen Steinvorkommen in der Region. Erst um 50 n. Chr. bauen die Römer das Lager auf Steinbasis um. Es erhält eine ca. 5 Meter hohe Mauer, welche an einigen Stellen bis zu 2 Meter dick ausfällt. Zusätzlichen Schutz gewähren vorgelagerte tiefe Gräben. Damit wird sein Wehrcharakter deutlich erhöht und trägt dem erhöhten Angriffsaufkommen der Germanen Rechnung.

In seiner Blütezeit entspricht das Lager dem typisch römischen Schema. Um ca. 70 n. Chr. kommt es im Bataver - Aufstand zur völligen Zerstörung. Dennoch bauen die Legionäre ein zweites Lager in unmittelbarer Nähe im Bereich der Bislicher Halbinsel. Gleichzeitig entstehen die ersten Bereiche der zukünftigen Zivilsiedlung Colonia Ulpia Traiana. Nach weiteren Zerstörungen und Angriffen verlagern die Römer ihre Anstrengungen zur Abwehr auf die sich ausdehnende Lagervorstadt, das Kastell verödet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. III Grundriss des Standlagers im heutigen Stadtteil Xanten - Birten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. IV Taktisches römisches Schema zu Abwehr eines kleinen Germaneneinfalls

[...]


1 Der Kürze halber sowie zwecks Übersichtlichkeit des Textbildes werden in dieser Ausarbeitung entweder nur die männliche, nur die weibliche oder beide Formen nacheinander verwendet. Die gewählte Form enthält somit keinerlei geschlechtsdifferenzierende Aussagen. Andernfalls wird an entsprechender Stelle gesondert darauf hingewiesen.

2 Siehe Abschnitt 2.

3 s.o.

4 ungeachtet neuerer Definitionsversuches zur „Kultur“, welche sicherlich veränderten gesellschaftlichen Umständen Rechnung tragen, ist der Begriff an dieser Stelle im traditionellen Sinne zu verstehen. Unstreitig stellen auch auf Kommerz ausgerichtete Freizeitparks einen unverzichtbaren Kulturbestandteil dar.

5 vgl. Internetauftritt der Stadt Xanten unter http://www.xanten.de (02.05.03).

6 siehe hierzu auch d. Abschnitt über d. APX.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Stadtgeschichte und Entwicklung von Xanten am Niederrhein
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Institut für Kunst und Medien)
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V27539
ISBN (eBook)
9783638295697
Dateigröße
6213 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Stadtgeschichte, Entwicklung, Xanten, Niederrhein
Arbeit zitieren
Frank Kretschmann (Autor:in), 2004, Stadtgeschichte und Entwicklung von Xanten am Niederrhein, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27539

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