Rechtsextremismus in der BRD


Hausarbeit, 2003

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriff Rechtsextremismus
2.1 Definition „Rechtsextremismus“
2.2 Menschenbild des Rechtsextremismus

3. Phänomen Rechtsextremismus
3.1 Ursachen / Entstehung
3.2 Neonazistische Organisationen in Deutschland
3.3 Rechtsextreme Gewalt
3.4 Rechtsextremismus in den Alten u. Neuen Bundesländern
3.5 Politische Dimension rechtsextremer Parteien

4. Gegensteuerung
4.1 Lebenswelt / Strategie / Soziale Arbeit

5. Schlußbetrachtung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Thema Rechtsextremismus findet in Politik und Medien immer wieder Beachtung, wobei dieses Phänomen in den zurückliegenden Jahren durch spektakuläre Ereignisse, sowie durch fremdenfeindlich- rechtsextreme Tendenzen, in unserer als humanitär und demokratisch geltenden Bundesrepublik, eine beklemmende Aktualität gewonnen hat. Vor diesem Hintergrund, habe ich mich u.a. dazu entschlossen, das Thema Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland, im Rahmen der vorliegenden Hausarbeit aufzugreifen, wobei ich im Hauptteil meiner Ausführungen auf die Neonazi - Szene näher eingehen werde.

Als Einstieg zum Thema richtet sich mein Fokus im Kapitel 2, zunächst auf die Begriffsbestimmung „Rechtsextremismus“. Thematisiert wird, was unter Rechtsextremismus zu verstehen ist und welches Menschenbild diesem Phänomen zugrunde liegt.

Im Hauptteil der Arbeit, erfolgt die Bearbeitung des Themas hinsichtlich Ursachen und Entstehung von Rechtsextremismus, die Beleuchtung neonazistischer Organisationen, sowie die Darstellung rechtsrextemistischer Gewaltereignisse. Weiterführend wird anschließend die Differenzierung zwischen Rechtsextremismus in den Alten und Neuen Bundesländern vorgenommen, während im letzten Abschnitt des Kapitels 3, unter Punkt 3.5, die Betrachtung der politischen Dimension rechtsextremer Parteien erfolgt.

Im Anschluß an die Ausführungen zum Phänomen des Rechtsextremismus, werden im Kapitel 4 die Möglichkeiten der Gegensteuerung, im Hinblick auf Lebenswelt, Strategie, sowie den Ansätzen der Hilfen im Feld der Sozialen Arbeit aufgegriffen, bevor im fünften und letzten Kapitel die abschließende Betrachtung des Themas vorgenommen wird.

2. Begriff Rechtsextremismus

2.1 Definition: Rechtsextremismus

Die Definition des Begriffes Rechtsextremismus ist wegen der erheblichen analytischen Unschärfe recht schwierig. So kursieren zum einen in der Forschung uneinheitliche Bezeichnungen wie z.B.: Rechtsextremismus, politischer Extremismus, rechtsextreme Orientierung, rechtsextremes Denken und dergleichen und zum andern arbeitet fast jeder Forscher mit einem eigenen Rechtsextremismusbegriff, der je nach theoretischem Modell mit verschiedenen Bedeutungen aufgeladen wird. Auch geht die Mehrdeutigkeit des Rechtsextremismusbegriffes mit mangelnder Sorgfalt bei der Definition einher. Während sich z.B. für Wilhelm Heitmeyer in der rechtsextremen Orientierung eine Ideologie der Ungleichheit mit Gewaltakzeptanz verbindet, fehlt letzteres in anderen Definitionen. Daraus ergibt sich ein Widerspruch, denn entweder gehört Gewaltakzeptanz zum Rechtsextremismus oder nicht.

Deutlich wird, dass in der Verwendung von Begriffen wie Rechtsradikalismus oder Rassismus analytische Unterscheidung mit normativer Bewertung verschränkt werden. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie uneinheitliche Formen gemeinschaftlichen Handelns auf einen einheitlichen Begriff bringen. Pragmatisch angenähert, dient der Rechtsextremismus sozusagen als „Sammelbegriff“ für antidemokratische Bestrebungen und bringt ein Begriffsverständnis hervor, das sowohl Verfassungsfeindlichkeit in den Mittelpunkt stellt, als auch Gewaltakzeptanz und Ideologien der Ungleichheit hervorhebt.

Rechtsextremismus kann verstanden werden, als „die Gesamtheit von Einstellungen, Verhaltensweisen und Aktionen, organisiert oder nicht, die von der rassisch oder ethnisch bedingten sozialen Ungleichheit der Menschen ausgehen, nach ethnischer Homogenität von Völkern verlangen und das Gleichheitsgebot der Menschenrechts- Deklarationen ablehnen, die den Vorrang der Gemeinschaft vor dem Individuum betonen, von der Unterordnung des Bürgers unter die Staatsräson ausgehen und die den Wertepluralismus einer liberalen Demokratie rückgängig machen wollen. Unter Rechtsradikalismus verstehen wir insbesondere Zielsetzungen, die den Individualismus aufheben wollen zugunsten einer völkischen kollektivistischen, ethnisch homogenen Gemeinschaft in einem starken Nationalstaat und in Verbindung damit den Multikulturalismus ablehnen und entschieden bekämpfen. Rechtsextremismus ist eine antimodernistische, auf soziale Verwerfungen industriegesellschaftlicher Entwicklung reagierende, sich europaweit in Ansätzen zur sozialen Bewegung formierende Protestform.“[1]

2.2 Menschenbild des Rechtsextremismus

Die Ideologie des Rechtsextremismus ist im Grunde seit Jahrzehnten unverändert geblieben und folgt einem Menschenbild, das sich aus sozialdarwinistischen Theorien, Antisemitismus, Rassismus, Intoleranz und Kompromißunfähigkeit im politischen und sozialen Dialog zusammensetzt. Außerdem impliziert die Ideologie, Nationalismus Feindschaft oder Abneigung gegen Fremde, sowie militant- deutschnationales und alldeutsches Gedankengut.[2]

Die Wurzeln aller rechtsextremistischen Aktivitäten sind eindeutig Nationalismus und Rassismus, wobei nur die eigene „völkisch“ verstandene Nation als wichtiges, absolutes Gut angesehen wird. Dieses Paradigma der Wesensungleichheit, formt automatisch die Ungleichwertigkeit der Menschen aus, woraus sich schlussendlich die Ungleichbehandlung ableitet. Gerade der Bewußtseinslage, sich selbst höher zu bewerten als andere, kommt die entscheidende Bedeutung zu, denn mit der Auf-wertung des eigenen Volkes, geht unweigerlich die Abwertung anderer Völker einher. Die Welt wird quasi in einer binären Sichtweise betrachtet, welche eindeutig in schwarz / weiß, gut / böse und in Freund / Feind klassifiziert. Um so bedrohlicher wirkt das Freund / Feind Schema insbesondere dann, wenn für die Feindidentifikation, letzten Endes kein Inhalt mehr erforderlich ist. Was zur Folge hat, dass Menschen dann allein schon deshalb als Feinde angesehen werden, weil sie anders sind und fremd wirken.

Auch sind es sind die Strukturen mythischen Denkens, welche sich in der Natur- und Gesellschaftsauffassung, sowie im Menschenbild der extremen Rechten zusammenfinden. Ausgewählte Begriffe, wie Natur und Volk, Blut, Rasse und Gemeinschaft werden suggestiv und propagandistisch benutzt, da sie besonders geeignet sind, antidemokratisches Denken zu erzeugen. Außerdem werden in diesem Kontext darwinistische Überlebensprinzipien, die Homogenität der Rassen, die Verteidigung territorialer Besitzansprüche, das Führer- Gefolgschafts- Prinzip zu verbindlichen Leitlinien erhoben, wonach es gilt das Unnatürliche bzw. das Widernatürliche, aus dem Volkskörper sowohl, in der rassistischen Verfolgung des Fremden, wie auch in politisch- kultureller Hinsicht, auszumerzen.[3]

3. Phänomen Rechtsextremismus

3.1 Ursachen des Rechtsextremismus

Der Rechtsextremismus in seiner heutigen Form, ist kein Problem, das sich in Randpunkten der Gesellschaft entwickelt, sondern er hat „seine Ursachen in zentralen Bereichen des wirtschaftlichen und sozialen Wandels“.[4] Folglich geht es hierbei weniger um individualpsychologische Pathologien, sondern um gesellschaftliche Anpassungsprobleme, die strukturell bedingt in markt-wirtschaftlich - kapitalistischen Gesellschaften im Zuge eines voranschreitenden „Modernisierungsprozesses“ entstehen.

Im Speziellen bedeutet dies, dass der Rechtsextremismus aus dem Verteilungskampf um ökonomische Ressourcen, sowie aus schwindenden Berufs- und Lebenschancen resultiert. So haben sich bereits in den 80er Jahren die Einkommenspositionen und Lebensbedingungen der Bundesrepublik immer stärker auseinanderentwickelt und zu einer Polarisierung der Sozialstruktur geführt.[5]

In diesem Kontext weist Rüger darauf hin, dass eine wesentliche Ursache rechts-extremistischer Einstellungen aufgestaute Wut ist, welche aus der offenbarten Unabänderlichkeit der schlechten Lebenssituation von vielen sozial unzufriedenen Menschen resultiert und von ihnen dorthin kanalisiert wird, wo Ursachen für die schlechte Lebenssituation vermutet werden. Erleben solche Menschen aufgrund ihrer Lebenssituation ein hohes Maß an Frustration, staut sich Wut auf, welche sich wiederum zu Haß hoch potenziert. Zu einem Haß quasi, welcher aufgestaute und generalisierte Wut beinhaltet und sich gegen Menschen fremder Nationen richtet.[6]

Soziologische Erklärungsansätze, die die Entstehung von Rechtsextremismus aufgreifen, machen deutlich, dass sich die Bedingungen für Rechtsradikalismus auch im beschleunigten sozialen Wandel verorten lassen, der für die Menschen mit Verunsicherung und Angst, den Anpassungsleistungen an eine sich verändernde Realität nicht gewachsen zu sein, einhergeht. Konkurrenzdruck, Leistungsprinzip, Verlust an Lebensqualität, Ungerechtigkeit, Benachteiligung, Konsumverzicht und sozialer Abstieg sind nur einige Stichworte in diesem Zusammenhang. Um die so entstehende Angst zu kompensieren, erfolgt dann die Flucht in ein starres Werte- und Orientierungssystem, wie es u.a. von rechtsextremen Parteien und Bewegungen angeboten wird. Das heißt, ein wesentliches Moment stellt Art und Weise dar, wie das Individuum den Staat bzw. das Vaterland erlebt. Sobald der Staat jedoch seinen Bürgern als Garant einer gerechten Ordnung erscheinen kann und seine Schutzfunktionen Sicherheit und Anerkennung ausübt, ist die Mehrzahl der normal sozialisierten Mitbürger von rechtsextremen Anwandlungen entfernt. Sie überlassen die Probleme dem Staat in der Überzeugung, dieser wird es schon richten.[7] Wandelt sich das Bild vom guten Vater Staat, entsteht ein Klima der Schutzlosigkeit, Angst und Unsicherheit das fremdenfeindliche Einstellungen fördert.

Sozialisationstheoretische Erklärungen knüpfen u.a. an die frühkindliche Sozialisation in der Familie an. Es liegt in der Natur des Menschen, dass kleine Kinder ab Geburt existentielle Bedürfnisse nach Sicherheit und Bindung, sowie Anerkennung haben und ein Klammern an Schutz und Sicherheit gewährende Instanzen (Eltern) als notwendiges Verhalten erleben.[8] Später hingegen entwickelt sich das Verhalten individuell unterschiedlich bei der Bewältigung von Angst und Verunsicherung in Krisen- und Konfliktsituationen. Die Flucht in den Schutz der Eltern wird zunehmend durch eigene Konflikt- und Krisenbewältigung überwunden. Dabei hängt es vom Ausmaß der psychischen Belastung durch Krisen in Relation zum lebensgeschichtlich erworbenen Potential zur individuellen Bewältigung dieser Krisen ab, ob die Sozialisation des Individuums zu Selbständigkeit führt, oder eine Bindung an Sicherheit bietende Instanzen bestehen bleibt. Überfordern Angst und Verunsicherung erzeugende Situationen beständig die sozialen und kognitiven Kompetenzen des heranwachsenden Kindes, dann erfolgt immer wieder eine Flucht in die Sicherheit, dann wird Schutz bei den Eltern und später bei anderen Erwachsenen gesucht. Das Ergebnis eines solchen Sozialisationsprozesses ist ein unselbständiger Mensch, der angemessene Konfliktbewältigung ungenügend erlernt hat und sich bei Angst und Verunsicherung an andere klammert. In dem Maße, wie im Sozialisationsprozeß eine Ablösung von der Fluchtreaktion in die Sicherheit nicht gelingt und immer wieder Unterwerfung und Anpassung praktiziert und gefordert werden, verstärken sich die Bindungen an Schutz gewährende Autoritäten.[9] Insofern tragen autoritäre Erziehung, aber auch problematische und konfliktreiche Familienverhältnisse zur Entwicklung rechtsextremistischer Einstellungen bei.

[...]


[1] Jaschke 2001: 30

[2] Benz 1994: 17

[3] vgl. Jaschke 1998: 85

[4] Schüpp zitiert nach Hanesch 1994: 33

[5] Schüpp 1994: 34

[6] Rüger 2001: 96

[7] Lempa 2001: 109

[8] Lempa 2001: 64

[9] vgl. Oesterreich 1993: 29-31

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Rechtsextremismus in der BRD
Hochschule
Hochschule Ludwigshafen am Rhein
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V23924
ISBN (eBook)
9783638269308
Dateigröße
619 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand.
Schlagworte
Rechtsextremismus
Arbeit zitieren
Frank Kotterer (Autor:in), 2003, Rechtsextremismus in der BRD, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/23924

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