Der Sozialökologische Ansatz


Seminararbeit, 2003

18 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriff der Sozialökologie

3. Chicagoer Schule

4. Modelle der Chicagoer Schule
4.1. Ringmodell der Stadtentwicklung nach Burgess 1925/ 1929
4.2. Sektorenmodell nach Hoyt 1939
4.3. Mehrkerne-Modell nach Harris und Ullmann 1945
4.4. Kritik an den klassischen Modellen

5. Anwendungen/ Auswirkungen
5.1. Sukzession
5.2. Suburbanisierung
5.3. Segregation
5.4. Aktionsräume

6. Zusammenfassung

7. Quellen

Abbildungsverzeichnis

Tab.:1 Entwicklung des Bevölkerungsradius um das Zentrum von Chicago

Abb.1: Ringmodel nach Burgess 1925

Abb.2: Sektorenmodell nach Hoyt 1939

Abb.3: Mehrkernemodell nach Harris und Ullmann 1945

Abb.4: Zusammenhang zwischen Flächennutzung und Gebäudehöhe mit Bezug zu den konzentrischen Kreisen von Burgess

Abb.5: Bevölkerungsentwicklung Leipziger Umland von 1989 bis 1997 in %

Abb.6 Stadt-Umland-Wanderung und Wohnungsbau in der Großstadtregion Leipzig

Abb.7: Japaner und Sozialhilfeempfänger nach Stimmbezirken in Düsseldorf 1999

Abb.8: Aktionsreichweite nach Reichweiten deutscher Senioren in Südhessen

Tabellenverzeichnis

Tab.:1 Entwicklung des Bevölkerungsradius um das Zentrum von Chicago

1. Einleitung

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem sozialökologischen Ansatz der Chicagoer Schule.

Neben der allgemeinen Theorie wird anhand von Anwendungen versucht die Prozesse innerhalb einer Stadt zu beschreiben. Er ist nur ein Beispiel für die vielfältigen soziologischen Ansätze der letzten 70 Jahre auf diesem Gebiet. Hierzu zählen zum Beispiel auch die historische Analyse der Stadtentwicklung nach Max Weber oder Wirths Ansatz über die Effekte von Größe, Dichte und Heterogenität (FRIEDRICHS 1983: 20).

Die Geographie schafft den fließenden Übergang zur Soziologie, indem sie sich mit den Beziehungen der Menschen untereinander, ihren Aktivitäten und Verteilung im Raum beschäftigt. Dazu zählt auch die Anpassung des Menschen an den "enviroment complex", der Umwelt (FRIEDRICHS 1983: 27f.).

2. Begriff der Sozialökologie

Von allen theoretischen Ansätzen hat sich der Ökologische am meisten verbreitet. Hier ist eine große Zahl von Arbeiten zu finden und trotz aller Differenzierungen ist er der Vielversprechenste. Dazu zählt, dass die Ökologie aus anderen Fachbereichen, wie der Geographie, Soziologie oder Ökonomie, rezipiert worden ist. (FRIEDRICHS 1983: 24) Diese Übernahme bezieht sich hauptsächlich auf 5 ökologischen Variablen. Diese sind:

1. Variablen, welche die Lebensbedingungen der Organismen. Dazu zählen vor allem Nahrungsmittel, Licht, Sonne oder andere Organismen.
2. Die Beschreibung der räumlichen Verteilung der Organismen, wozu auch die ökologischen Stadtanalysen zählen.
3. Die komplexen Prozesse im Ökosystem, wie der Energiefluss, der Wettbewerb oder die Dominanz. Durch sie können zum Beispiel Gegebenheiten im Habitat verändert werden.
4. Die Erweiterung der unter 3 genannten Prozesse um die Variablen Gleichgewicht oder Tauschprozesse. Es handelt sich dabei um Prozesse, die einen längeren Zeitraum im Ökosystem andauern können.
5. Die Beschreibung der untersuchten Gruppen über statistische Merkmale. Bevölkerungsdichte oder die Kriminalitätsraten im städtischen Teilgebiet.

Die genannten Variablen sind auch in den ersten theoretischen Arbeiten von Park, Burgess und McKenzie zu finden. Alle drei richten sich auf eine generelle soziologische Theorie, für welche die Probleme der Stadt, die den Forschungsschwerpunkt bildet, der Anstoß und das Anwendungsgebiet waren. Das Problem befasste sich damit, dass in der Freiheit der Stadt eine soziale Ordnung und Kontrolle erreicht werden müsste, die allen Bewohnern, sei es nun die Familie, der Clan oder Stamm, entspricht und der sie gewachsen sind. So ist ein grundlegendes Problem in den Arbeiten von Burges und Park das Verhältnis von Konkurrenz und sozialer Kontrolle. Von den Individuen wird angenommen, das sie ihren eigen Vorteil und Interessen im Kampf um die soziale Position verfolgen. Hier erscheint die Übernahme der Darwinschen These vom „Kampf ums Dasein“, die aus der Soziologie für diese Untersuchungen rezipiert worden ist, logisch. Die Freiheit der einzelnen Bewohner ist die Freiheit sich ohne Behinderung im Raum zu bewegen und damit die Form jeglicher Unabhängigkeit zu genießen. Mit den Annahmen der konkurrierenden Individuen ergibt sich, dass man für die Organisation einer Gesellschaft auch annehmen muss, das gerade dieser Gesellschaft die Aufgabe der sozialen Kontrolle des Wettbewerbs zukommt. Sie ist durch Gewohnheit, Tradition und Gesetz eingeschränkt worden. Und hier setzt der Kampf ums Dasein in einer Kampfform um den Lebensunterhalt und des Status an. Dabei ist in einer arbeitsteiligen organisierten Gesellschaft der Wettbewerb die grundlegende Interaktion der Individuen. Und in dieser Gesellschaft ist die natürlich gegebene Konkurrenz zu einer Ökonomischen um Positionskämpfe geworden. (FRIEDRICHS 1983: 30ff.)

3. Chicagoer Schule

Die erste Rezeption der Ökologie erfolgte Anfang des 20. Jahrhunderts durch Park, Burgess und McKenzie an der Universität Chicago. Später wurden ihre Ansätze und in Theorie und Praxis als Chicagoer Schule bezeichnet (FRIEDRICHS 1983: 29).

Erste Grundlagen dafür bildeten folgende Bedingungen:

1. Im Jahre 1892 bekam die Universität zu Chicago den ersten soziologischen Lehrstuhl.
2. Chicago verzeichnete eine sehr hohes Bevölkerungswachstum mit einem hohen Anteil an ethnischen Gruppen und zugleich wies die Stadt erhebliche soziale und ökonomische Konflikte auf.
3. Seit 1920 lagen für die Stadt Chicago die Zensusdaten für 70 Teilgebiete und ab 1930 für 75 Teilgebiete vor.

Vor allem durch Punkt 3 wurde Chicago zur best untersuchtesten Stadt dieser Zeit (FRIEDRICHS 1983: 29f.).

Historischer Hintergrund der Forschung war die Schnelligkeit des Wachstums und Wandels der Städte in dieser Zeit. Die Städte wurden überfordert und erhebliche soziale Probleme traten auf. In Chicago selbst gab es große Brennpunkte mit Armut, Gewalt und Kriminalität (STRATMANN 1999: 31). Die Bevölkerungszahl verdoppelte sich zwischen 1898 und 1930 auf 3 Millionen Einwohner. Bemerkenswert dabei war , dass die Stadt nicht nur über ihre Stadtgrenzen hinaus wuchs, sondern dass einige Stadtteile schneller expandierten als andere. Zudem vollzog sich der Zuzug verschiedenster ethnischer Gruppen in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, was wiederum das Wachstum der Stadt beeinflusste (CRESSEY 1938: 59f.). Nachfolgende Tabelle 1 soll noch einmal anhand der Verschiebung der Bevölkerung nach außen die Expansion von Chicago widerspiegeln.

Tab.:1 Entwicklung des Bevölkerungsradius um das Zentrum von Chicago

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: CRESSEY 1938: 59f., eigene Darstellung

4. Modelle der Chicagoer Schule

In diesem Teil der Arbeit werden nun die theoretischen Ansätze der Forschung der Chicagoer Schule abgehandelt.

4.1. Ringmodell der Stadtentwicklung nach Burgess 1925/ 1929

Das von Burgess entwickelte Ringmodell aus dem Jahren 1925/ 1929 gehört bis heute zu den wichtigsten Stadtstrukturmodellen in der Stadtforschung und wurde am Modell von Chicago entworfen.

Abb.1: Ringmodel nach Burgess 1925

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: http://userpage.fu-berlin.de/~bressler/geoskript/siedl4.htm

Seit 1890 wurde Chicago von mehreren Einwanderungswellen überrollt und ein hemmungsloses Wachstum war zu erwarten. Die Einwanderer siedelten sich hauptsächlich in den vom Verfall bedrohten Wohngebieten in der nähe des Loop, das heißt dem Stadtzentrum, an. Dort bildeten sie homogene Gruppen und konnten ihre Tradition weiter pflegen (HEINEBERG 2000: 102). Davon ausgehend lagerten um diese Zone Wohngebiete mit nach außen zunehmenden Sozialstatus halbkreisförmig an. Zuerst eine Arbeiterwohnzone, dann eine Mittelschicht-Wohngebiet und schließlich die sogenannte Pendlerzone (HAGGETT 1971: 1084; QUINN 1940: 210). In Abbildung 1 ist die Anfolge noch einmal bildlich dargestellt. Bei seiner Forschung nahm Burgess an, das die Bevölkerung nicht gleichmäßig über die Stadtverteilt ist und sondern in jeder Zone eine bestimmte Gruppen oder Nutzungen dominieren. Er führte demnach die Stadtentwicklung auf die Expansion der ökonomisch stärkeren tertiärwirtschaftlichen Nutzung des Hauptgeschäftsbezirk (CBD) innerhalb der City zurück (HEINEBERG 2000:102).

Nach Burgess konnte die Ausdehnung der Stadt demnach wie folgt erklärt werden: „by a series of concentric circles, which my benumered to designate both the successive zones of urban extensionand the types of are-as differentiated in the process of expansion“ (STRATMANN 1999: 37).

Aus dem entwickelten Ringmodell konnte auch die Regelhaftigkeit städtischer Landnutzung untersucht werden. Im CBD ist der höchste Bodenpreis, auf Grund verschiedener Standortvorteile (zentrale Lage, günstige Verkehrslage), zu verzeichnen. Es schließen sich konzentrische Ringe an, die durch Abnahme der Landnutzung und Bodenpreise gekennzeichnet ist, je mehr man sich der Peripherie nähert (HEINEBERG 2000: 103.). Hamm sieht die ökologische Distanz als Kernpunkt des Modells. Sie ist ein Zeit-Kosten-Maß und bezieht sich nicht auf die reine Luftlinienentfernung. Dieser Unterschied ist von essentieller Bedeutung für die Betrachtung. So ist Burgess Modell für ihn weder statisch-strukturell, noch funktional, sondern ein Prozessmodell. Die Konflikte sind im Motor der Entwicklung des CBD zu suchen. Dieser expandiert infolge des Wettbewerbs um die leicht erreichbaren Standorte und folglich alle anderen Zonen auch (HAMM; NEUMANN 1995:185)

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Der Sozialökologische Ansatz
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Institut für Geographie)
Veranstaltung
Oberseminar Sozialgeographie
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V21734
ISBN (eBook)
9783638252775
Dateigröße
4538 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozialökologische, Ansatz, Oberseminar, Sozialgeographie
Arbeit zitieren
Sandra Hoffmann (Autor:in), 2003, Der Sozialökologische Ansatz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21734

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