Der Dresdner Zwinger - Baugeschichte, Erscheinung und Funktion


Hausarbeit, 2003

22 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Baubeschreibung:
1.1. Einleitung
1.2. Standort
1.3. Was hat es mit dem Namen „Zwinger“ auf sich?
1.4. Überblick
1.5. Die Langgalerie mit dem Kronentor
1.6. Der Wallpavillon
1.7. Die Eckpavillons

2. Der Bauherr: August der Starke

3. Der Hofarchitekt: Matthes Daniel Pöppelmann

4. Der Zwinger einst und heute:
4.1. Die Baugeschichte des Zwingers
4.2. Die einstige Farbigkeit des Zwingers
4.3. Die Malerein in den Pavillons
4.4. Die Regie beim Zwingerbau

5. Versuch eines Schlusskommentars

Literaturverzeichnis

1. Baubeschreibung

1.1. Einleitung

Es handelt sich beim „Dresdner Zwinger“ um einen repräsentativen Festplatz der von Galerien und Pavillons umsäumt ist. Zu Zeiten August Friedrichs I diente er als theatralische Kulisse für prunkvolle Staatsempfänge und aufwendig gestaltete Festlichkeiten aller Art. Auch Wagenrennen und Militäraufmärsche wurden hier abgehalten.

Der Dresdner Zwinger, der als Orangerie gedacht und angelegt war[1], wurde von August Friedrich I in Auftrag gegeben. Als Baumeister ist mehrfach der damalige Hofarchitekt Matthes Daniel Pöppelmann bezeugt.[2] Er stellte den Zwinger im Jahre 1719 nach einer Bauzeit von über 10 Jahren und zahlreichen Entwurfsänderungen offiziell fertig.[3] Die tatsächliche Bauzeit des Zwingers dauerte allerdings wesentlich länger.[4] Das Bauwerk kann wohl mit Recht als Höhepunkt des sächsischen Barocks angesehen werden.

Heute sind verschiedene Museen in den Zwingergebäuden untergebracht. So findet der Besucher hier die Porzellansammlung August Friedrichs I, den sogenannten Mathematisch-Physikalischen Salon und einen Teil des Naturkundemuseums. Im angrenzenden großen Semperbau befindet sich die Gemäldegalerie und die Rüstkammer.[5]

1.2. Standort

Der Zwinger wird nördlich von dem Taschenbergpalais mit dem dahinterliegenden Opernplatz, südlich vom Postplatz, westlich vom Zwingerteich und östlich von der Sophienstrasse eingegrenzt. Heute steht der Zwinger also mitten im Stadtzentrum von Dresden in unmittelbarer Nähe zur Semperoper und der Elbbrücke. Das war nicht immer so, wie es im Namen „Zwinger“ möglicherweise schon anklingen mag.

1.3. Was hat es mit dem Namen „Zwinger“ auf sich?

Hört man den Namen dieses Bauwerks, ohne zu wissen worum es sich damit genau handelt, so wird man dabei nicht unbedingt an eine Orangerie oder gar an einen prächtigen Barockbau denken. Dieser Umstand rührt daher, dass mit „Zwinger“ keinesfalls der Charakter des Bauwerks gemeint ist, sondern vielmehr sein Standort. Es stellt sich einem also somit zunächst die Frage, woher überhaupt die Bezeichnung „Dresdner Zwinger“ herrührt. Schlägt man im Lexikon nach[6], so findet man heraus, dass unter einem Zwinger ein bestimmter Bereich einer Befestigungsanlage gemeint ist, nämlich der zwischen dem äußeren und inneren Befestigungswall, der im Normalfall unbebaut blieb. Als Zwinger wurde dieser Bereich deswegen bezeichnet, weil man dort früher wilde Tiere und Hunde eingesperrt hat, welche die Sicherheit der Anlage zusätzlich erhöhen sollten, indem sie etwaige Eindringlinge angriffen oder einfach durch lautes Gebell Alarm schlugen. Die Pläne August Friedrichs hatten vorgesehen, genau in diesen unbebauten Bereich, in das sogenannte „scharfe Eck“ an der westlichsten Spitze des Walls eine Orangerie einzufügen.[7] Dieses Vorgehen Lustgärten in die vorspringenden Spitzen von Bastionen einzufügen, war in der Zeit des Barock keineswegs so ungewöhnlich. Ganz ähnlich ist man beispielsweise bei der Parkanlage des Würzburger Schlosses verfahren.[8] Der Zwinger war also keineswegs schon immer mitten im Kern Dresdens gelegen, sondern die Stadt ist vielmehr erst langsam um ihn herumgewachsen.

1.4. Überblick

Über den Zwingergraben der von einem Restabschnitt des alten Walls flankiert wird gelangt man über eine Brücke zum Kronentor, welches mittig in der Langgalerie eingefügt ist und diese mit seiner Zwiebelkuppel weit überragt. Nachdem man das Kronentor durchschritten hat, gelangt man auf das Arial des Zwingers. Man steht am Rande eines von Galerien eingeschlossenen Platzes. Die eingeschossigen Galerien werden insgesamt von sechs zweigeschossigen Pavillons und dem Kronentor überhöht. Das Grundprinzip, welches sich hierbei durch den ganzen Zwinger zieht ist, dass die Galerien durch diese eingefügten Pavillons nicht unterbrochen werden, sondern dass vielmehr die sich gleichmäßig fortsetzenden Galerien die Sockel der Pavillongebäude bilden. Der Platz hat die Form eines Quadrates, welches aber links und rechts durch zwei hufeisenförmige Buchten erweitert ist. Der Platz wird durch Wege, welche ein Kreuz bilden in vier Segmente mit Rasenflächen unterteilt. Wir gehen nun nach vorne auf diese Kreuzung und befinden uns damit auch exakt im Mittelpunkt des Zwingers. Rund um uns herum befinden sich vier Wasserbecken mit jeweils einer Wasserfontäne. Auf den Ecken der Beckenränder stehen jeweils auf Sockeln große Laternen. Uns frontal gegenüber blicken wir auf die achsensymmetrische Fassade der großen Gemäldegalerie von Semper. Links von uns steht am Scheitelpunkt der Bogengalerie der Wallpavillon, der so genannt wurde, weil er in das scharfe Eck des einstigen Befestigungswalls hineingebaut wurde. Dieser Wallpavillon durchbricht elegant die konkave Form der Bogengalerie indem er sich mit seiner Fassade nach vorne wölbt. Der Grundriss des Wallpavillons scheint auf den ersten Blick ein Oval zu bilden, bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass er schiffsförmig ist. An der Stelle des Zwingers war zeitweilig ein großes künstliches Wasserbecken aufgestellt worden, in welchem man die Möglichkeit hatte mit kleinen Booten herumzurudern.[9] Es ist möglich, dass mit dieser Form des Wallpavillons auf solche Boote angespielt werden sollte. Hinter dem Wallpavillon und damit außerhalb des Zwingerplatzes findet man in einem kleinen angrenzenden Park den Zwingerteich. Links und rechts wird der omegaförmige Bogengaleriebereich von zwei Eckpavillons abgegrenzt. Diese Pavillons mit dem rechteckigen Grundriss weisen mit ihrer Breitseite zu uns. Hinter dem rechten Eckpavillon befindet sich von Kaskaden eingerahmt das sogenannte Nymphenbad. Blickt man nach rechts, dann scheint sich das Ganze auf der gegenüberliegenden Seite zu wiederholen. Zwei rechteckige Eckpavillons weisen mit ihrer Breitseite zu uns. Zwischen ihnen öffnet sich wieder die Omegaform einer Bogengalerie, die an ihrem Scheitelpunkt vom Ostpavillon überhöht wird. Im Grundriss unterscheidet sich der Ostpavillon jedoch leicht von seinem Pendant dem Wallpavillon. Er ist längsseitig ein wenig breiter und bildet somit tatsächlich eher die Form eines Ovals. Auch die beiden Eckpavillons unterscheiden sich im Grundriss von ihren Pendants. Sie haben zwar die gleiche Fassade, bilden aber diesmal nur die Eingangsbereiche zu größeren unmittelbar hinter ihnen angeschlossenen Gebäuden, von welchen der linke einen Redoutensaal und der rechte ein Opernhaus beherbergt.[10]

1.5. Die Langgalerie mit dem Kronentor

Wenden wir uns zunächst der, dem Semperbau gegenüberliegenden Langgalerie zu.[11] Sie wird auf jeder Seite abwechselnd durch insgesamt zehn bogenförmige Fenster und Pilaster gegliedert. Die Pilaster sind mit ihren jonischen Kapitellen mit dem in der horizontal über den Fenstern entlanglaufenden Gesimse nur leicht verkröpft. Der schon an das Rokoko erinnernde Ornamentschmuck besteht in den von den Kapitellen auf die Pilasterschäfte herabfallenden Blattknospen, sowie Tüchern, die zwischen den Kapitellen und den schneckenförmigen Schlusssteinen der Fensterarkaden hängen. Der darüber liegende Fries wird durch Muscheln und Palmzweige verziert. Unten an den Arkadenfenstern sind Balustern vorgesetzt, welche mit ihrer kantiken Grundform die Balustraden oben auf der Galerie wiederholen. Diese Balustrade ist durch sich abwechselnde Vasen- und Puttenplastiken die über den Pilastern stehen bekrönt. Unterhalb jedes zweiten Fensters sind je ein Brunnen eingefügt, der sich mit jeweils fünf bzw. vier in der Größe abnehmenden Schalen vor der Rustika des Sockels und einem jeweils darauf sitzenden Putto, unmittelbar vor den Fensterscheiben erheben. Die großen Auffangbecken darunter wechseln sich ebenfalls rhythmisch in ihrer Größe ab.[12]

Mittig erhebt sich über diese Langgalerie das Kronentor. Es löst sich durch ein schmales Intervall mit einer Plastik, welche jeweils links und rechts in einer muschelförmige Nische stehen[13], von den gleichmäßig dahinfließenden Arkadenfenstern ab. Jede dieser Nischen wird von zwei runden Säulen mit jonischen Kapitellen flankiert. Das eigentliche Kronentor, welches auf einer quadratischen Grundfläche steht, lässt sich grob in drei übereinanderliegende Segmente unterteilen, wobei das oberste Segment hauptsächlich durch die Zwiebelkuppel gebildet wird.[14]

Das rundbogenförmige Tor wird von jeweils zwei verkuppelten Säulen umrahmt, welche im zweiten Segment darüber durch Pilaster fortgesetzt werden. Die jeweils an die Nischen angrenzenden Säulen jedoch, werden im zweiten Segment wieder durch darüber gesetzte Säulen weitergeführt, welche damit die Ecksäulen des gesamten Tores ergeben. Der Schlussstein des unteren Bogentores wird durch eine große Kopfplastik gebildet, welche unter einem mit seitlich herabhängenden Tüchern geschmückten Baldachin ruht. Bereits der Bogen des unteren Tores ist zusammen mit seinem Schlussstein schon etwas überhöht, so dass das darüber liegende rundbogenförmige Gebälk weichen musste. Die beiden durchbrochenen Gebälksegmente wurden links und rechts vertauscht angeordnet, so dass die jeweils offene Seite nach außen weist. Auf diesen nach außen offenen Gebälken liegt jeweils eine weibliche Plastik. Das Rundbogentor wird im zweiten Segment darüber noch einmal wiederholt. Nur diesmal ist es so überhöht, dass es nicht erst mit seinem Schlussstein das darüber liegende Gebälk gesprengt hat. Die beiden Gebälkhälften sind diesmal unvertauscht mit den darunter liegenden Pilastern leicht angeschrägt, so dass sich eine leichte Konvexe ergibt.[15]

[...]


[1] Sächsisches Landeshauptarchiv Dresden, Loc. 2095, Vol 200, Bl. 168, Briefwechsel König Augusts von Polen mit Graf Wackerbarth 1714-1727; (entnommen aus: Eberhard Hempel, „Der Zwinger zu Dresden“, Berlin, 1961, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft E. V.)

[2] Eberhard Hempel, „Der Zwinger zu Dresden“, Berlin, 1961, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft E. V.;

S. 9-10

[3] Harald Marx „Matthäus Daniel Pöppelmann - Der Dresdner Zwinger“, Frankfurt am Main, 2000, Fischer Taschenbuch Verlag, S. 21, Z.16

[4] Harald Marx „Matthäus Daniel Pöppelmann - Der Dresdner Zwinger“, Frankfurt am Main, 2000, Fischer Taschenbuch Verlag, S. 22, Z. 6

[5] Harald Marx „Matthäus Daniel Pöppelmann - Der Dresdner Zwinger“, Frankfurt am Main, 2000, Fischer Taschenbuch Verlag; S.6

[6] Grosses Universal-Lexikon der Wissenschaften und Künste, Band 64, Johann Heinrich Zedler, Halle, 1750

(entnommen aus: Harald Marx „Matthäus Daniel Pöppelmann - Der Dresdner Zwinger“, Frankfurt am Main, 2000, Fischer Taschenbuch Verlag; S.7, Z.11)

[7] M.D. Pöppelmann, Das Zwinger-Kupferstichwerk, 1729, Zwingergrundriss, signiert vom Stecher: ´´Grav: par

C F Boethius´´, Inschrift: ´´PLAN GENERAL DE L´ORANGERIE ROYALE´´; Kupferstich, 900 mal 488 mm, Dresden, Kupferstichkabinett (entnommen aus: Eberhard Hempel, „Der Zwinger zu Dresden“, Berlin, 1961, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft E. V.; S.9)

[8] Eberhard Hempel, „Der Zwinger zu Dresden“, Berlin, 1961, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft E. V, S.10, Z. 14

[9] Eberhard Hempel, „Der Zwinger zu Dresden“, Berlin, 1961, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft E. V, S.16, Z. 30 (siehe auch: S. 35, Abbildung 21, Gondelentwurf von Alessandro Mauro)

[10] siehe Abbildung auf dem Titelblatt von Eberhard Hempels „Der Zwinger zu Dresden“

[11] Siehe auch Tafel 4 und 5; Eberhard Hempel, „Der Zwinger zu Dresden“, Berlin, 1961, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft E. V.

[12] Siehe auch Tafel 9; Eberhard Hempel, „Der Zwinger zu Dresden“, Berlin, 1961, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft E. V.

[13] Siehe auch Tafel 52 und 53, Willy Pritsche, „ Der Zwinger in Dresden“, Leipzig, 1976, Seemann-Verlag

[14] Siehe Tafel 4; Eberhard Hempel, „Der Zwinger zu Dresden“, Berlin, 1961, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft E. V.

[15] Siehe Tafel 5; Eberhard Hempel, „Der Zwinger zu Dresden“, Berlin, 1961, Deutscher Verein für Kunstwissenschaft E. V.

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Details

Titel
Der Dresdner Zwinger - Baugeschichte, Erscheinung und Funktion
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Institut für Kunstgeschichte)
Veranstaltung
Architektur und Bildkünste im Barock
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
22
Katalognummer
V19320
ISBN (eBook)
9783638234719
ISBN (Buch)
9783638723435
Dateigröße
557 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Dresdner, Zwinger, Baugeschichte, Erscheinung, Funktion, Architektur, Bildkünste, Barock
Arbeit zitieren
Oliver Pipping (Autor:in), 2003, Der Dresdner Zwinger - Baugeschichte, Erscheinung und Funktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19320

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