Vergleich der Prozeßkostenrechnung mit den klassischen Kostenrechnungsverfahren hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit


Diplomarbeit, 2001

61 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Aufgaben und Ziele der Kostenrechnungsverfahren
2.1 Allgemeines
2.2 Kostenerfassung als Grundlage der Verrechnung
2.3 Kostenverrechnung
2.3.1 Grundlagen
2.3.2 Kostenverrechnung in der klassischen Kostenrechnung
2.3.3 Kostenverrechnung im Rahmen der Prozeßkostenrechnung

3. Die Prozeßkostenrechnung – eine kurze Darstellung
3.1 Entstehung und Ziel der Prozeßkostenrechnung
3.1.1 Entstehung
3.1.2 Ziel der Prozeßkostenrechnung
3.2 System der Prozeßkostenrechnung
3.2.1 Einleitung
3.2.2 Bestimmung der Prozesse
3.2.3 Bestimmung der Bezugsgrößen
3.2.4 Ermittlung der Prozeßkosten und des Prozeßkostensatzes

4. Vergleich der Kostenrechnungsverfahren
4.1 Vorbemerkung
4.2 Kostenträgerstückrechnung
4.2.1 Klassische Kalkulationsverfahren
4.2.1.1 Divisionskalkulation
4.2.1.1.1 Die einstufige Divisionskalkulation
4.2.1.1.2 Die mehrstufige Divisionskalkulation
4.2.1.1.3 Beurteilung der Divisionskalkulation
4.2.1.2 Die Äquivalenzziffernrechnung
4.2.1.3 Verfahren der Zuschlagskalkulation
4.2.1.3.1 Grundlegendes
4.2.1.3.2 Die summarische Zuschlagskalkulation
4.2.1.3.3 Die differenzierte Zuschlagskalkulation
4.2.1.3.4 Kritische Betrachtung der Zuschlagskalkulation
4.2.2 Die Prozeßkalkulation
4.2.2.1 Grundsätzliches
4.2.2.2 Kombination von prozeßanaloger und -orientierter Kalkulation
4.2.2.3 Kritische Betrachtung und Einsatzgebiete
4.2.2.3.1 Allgemeine Betrachtung
4.2.2.3.2 Effekte und Auswirkungen der Prozeßkalkulation
4.2.2.3.3 Besondere Einsatzgebiete
4.3 Gemeinkostenmanagement
4.3.1 Gemeinkostenmanagement mit der Prozeßkostenrechnung
4.3.1.1 Allgemeines / Bedeutung der Prozeßkostensätze
4.3.1.2 Optimierung
4.3.1.3 Planung und Kontrolle
4.3.2 Gemeinkostenmanagment mit den klassischen Verfahren
4.3.3 Kritischer Vergleich
4.4 Das Verhältnis der Prozeßkostenrechnung zur Teilkostenrechnung
4.4.1 Vorbemerkung
4.4.2 System der Teilkostenrechnung
4.4.3 Prozeßkostenrechnung versus Grenzplankostenrechnung

5. Gesamtwürdigung / Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Erklärung

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Veränderte Kostenstrukturen

Abbildung 2: Bruttowertschöpfung nach Sektoren in der BRD

Abbildung 3: Prozeßkostenrechnung – Schematische Darstellung

Abbildung 4: Hauptprozeßverdichtung

Abbildung 5: Ausgangssituation einer Variantenkalkulation

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 : Teilprozesse und Kostentreiber

Tabelle 2 : Prozeßbogen

Tabelle 3 : Divisionskalkuation - Ermittlung der Produktionskoeffizienten

Tabelle 4 : Divisionskalkulation - Ermittlung des Gesamtbedarfskoeffizienten

Tabelle 5 : System der Äquivalenzziffernrechnung

Tabelle 6 : Vergleich Zuschlags- und Prozeßkalkulation

1. Einleitung

Die Kostenstruktur innerhalb der Unternehmen hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Besonders der Anteil der Gemeinkosten, also der Kosten, die nicht direkt verursachungsgerecht zurechenbar sind[1], hat enorm zugenommen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Veränderte Kostenstrukturen[2]

Ausschlaggebend dafür sind vor allem nachfolgende betriebs- und volkswirtschaftliche Ursachen:

Auf der einen Seite hat sich die Nachfrage, besonders durch die Konsumenten stark gewandelt. Die nach dem 2. Weltkrieg vorherrschenden Verkäufermärkte, also ungesättigte Märkte, auf denen die Nachfrage das Angebot übertrifft[3], wurden mit steigendem Einkommen der 1960er Jahre zusehends durch Käufermärkte, also gesättigte Märkte abgelöst.[4] Bedingt durch diese Verbesserung des Einkommens nahm die Nachfrage nach Produkten, die die individuellen Bedürfnisse der Verbraucher besser treffen, stetig zu. Dieser Trend, von Standardprodukten Abstand zu nehmen, veranlaßte somit die Produzenten ihre Produktionsprogramme sukzessive zu erweitern, um der neuen heterogenen Nachfragestruktur gerecht zu werden und somit auf dem Markt bestehen zu können.[5]

Auf der anderen Seite haben sich die Angebotsbedingungen durch die fortschreitende technische Entwicklung, besonders durch die Automatisierung der Produktion, grundlegend geändert. Die Substitution der Arbeit durch Kapital und die zunehmenden Interdependenzen innerhalb des Produktionsprozesses sind hierfür kausal.

Betrachtet man die Abbildung 1, so wird das Ausmaß der Substitution der Arbeit durch Kapital, indiziert durch den starken Anstieg der Gemeinkosten, deutlich. Für diesen Wandel der Wertschöpfungsstruktur ist besonders die technologische Entwicklung und das damit verbundene Rationalisierungspotential verantwortlich. Weiterhin führen die Zunahme der Komplexität der Produkte sowie die rasche Entwicklung der Computertechnologie zum Einsatz moderner integrierter Produktionssysteme (CIM-Systeme)[6], die die verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens zum Zweck der flexiblen Produktion und der Information vernetzen. Diese Interdependenzen sind aufgrund der weit verbreiteten produktionssynchronen Beschaffung (Just-in-time) besonders zwischen den Bereichen Produktion und Beschaffung zu finden.[7] Aber auch weitere indirekte Leistungsbereiche der Unternehmen, wie z.B. Qualitätssicherung, Forschung und Entwicklung oder Logistik haben aufgrund des erhöhten Bedarfes an Planung und Steuerung ihren Anteil an der Zunahme der Gemeinkosten.[8]

Weiterhin führt der Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft mit der einhergehenden Verschiebung der Anteile an der Bruttowertschöpfung vom sekundären Sektor (produzierendes Gewerbe) zum tertiären Sektor (Dienstleistungsunternehmen) zu einer weiteren Zunahme der Gemeinkosten.[9]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Bruttowertschöpfung nach Sektoren in der BRD[10]

Diese vielschichtigen Veränderungen innerhalb der Unternehmung und ihrer Umwelt haben zu einem starken Anstieg der Gemeinkosten geführt, da die durch Kapital und indirekte Leistungen verursachten Kosten nicht, wie etwa bei Material oder Fertigungslöhnen, direkt einem Zurechnungsobjekt belastet werden können.

Daher stellt sich die Frage, ob die klassischen Kostenrechnungssysteme aufgrund der enormen Veränderungen der Kostenstrukturen noch den Anforderungen an ein Kostenrechnungssystem genügen, oder ob die Prozeßkostenrechnung als ein „Produkt“ dieser Entwicklung, die bessere Alternative ist.

Ziel dieser Arbeit ist, die Leistungsfähigkeit der klassischen Verfahren mit der Prozeßkostenrechnung zu vergleichen, indem die verschiedenen Verfahren nachfolgend kritisch dargestellt und vor dem Hintergrund der Anforderungen an ein modernes Kostenrechnungsverfahren verglichen werden.

2. Aufgaben und Ziele der Kostenrechnungsverfahren

2.1 Allgemeines

Um einen objektiven Vergleich der verschiedenen Verfahren der Kostenrechnung zu ermöglichen, müssen zuerst die Prämissen zur Bewertung geklärt werden. Daher sind zunächst einmal die Aufgaben und Ziele der Kostenrechnung zu betrachten, um aus ihnen die Anforderungen an ein leistungsfähiges Kostenrechnungsverfahren für die heutige Zeit abzuleiten.

Grundsätzlich verfolgt das betriebswirtschaftliche Rechnungswesen drei Aufgaben, die prinzipiell in allen Teilbereichen der Kostenrechnung auftreten. Dies sind im einzelnen Planung, Kontrolle und Dokumentation.[11]

Während die Planung in die Zukunft gerichtet ist und die Grundlage zur Entscheidungsfindung bildet, betrachtet die Kontrollrechnung die Ergebnisse der Vergangenheit. Dadurch ist ein Vergleich von Plan- und Istwerten möglich, so daß Informationen über die tatsächliche Zielerreichung und die aktuelle Situation der betrieblichen Abläufe transparent werden. Durch Analyse der Abweichungen lassen sich weiterhin Informationen für Maßnahmen und zukünftige Entscheidungen generieren. Ebenso wird die Zielerreichung durch den Kontrollprozeß forciert.[12] Planung und Kontrolle bilden also die Grundlage für die betriebliche Steuerung.

Die Dokumentationsaufgabe der Kostenrechnung, die überwiegend aus gesetzlichen Verpflichtungen resultiert, ist im Rahmen dieser Arbeit zu vernachlässigen und wird daher nicht näher behandelt.

Um diese Leistungen zu erbringen, bedient sich die Kostenrechnung der Systeme der Kostenartenrechnung, Kostenstellenrechnung und Kostenträgerrechnung.

2.2 Kostenerfassung als Grundlage der Verrechnung

Um die Basis zur Durchführung dieser Aufgaben zu schaffen, bedarf es zunächst einer Erfassung der Kosten. Dies geschieht sowohl in der klassischen Kostenrechnung als auch bei der Prozeßkostenrechnung im Rahmen der Kostenartenrechnung. Sie bildet die Grundlage für die spätere Verrechnung. Die Erfassung der verschiedenen Arten von Kosten erfolgt in Anlehnung an die gebuchten Aufwendungen der Finanzbuchhaltung, die je nach zugrunde gelegtem Kontierungssystem in Kontenklasse 4 (GKR) oder in den Kontenklassen 6 und 7 (IKR) erfaßt werden.[13] Diese Kosten werden abschließend durch das interne Rechnungswesen mit Hilfe kalkulatorischer Buchungen ergänzt, um den tatsächlich entstandenen Leistungsverzehr darzustellen, der durch die Daten der Finanzbuchhaltung oftmals nur unzureichend dargestellt werden kann. Man spricht in diesem Zusammenhang von Zusatz- und Anderskosten. Zusatzkosten (aufwandslose Kosten) können z.B. kalkulatorische Unternehmerlöhne der Eigentümer einer Personengesellschaft sein, die kein Gehalt beziehen, im Gegensatz zu geschäftsführenden Gesellschaftern einer Kapitalgesellschaft. Anderskosten (aufwandsungleiche Kosten) treten beispielsweise durch steuerrechtliche Gestaltungsmöglichkeiten bei Abschreibungen auf.

2.3 Kostenverrechnung

2.3.1 Grundlagen

Der zweite Schritt, nachdem die Kosten erfaßt sind, ist nun die verursachungsgerechte Verrechnung der Kosten auf die Zurechnungsobjekte, was schon seit jeher eines der Grundanliegen der Kostenrechnung ist.[14] Die Zuordnung der Kosten erfolgt dabei nach dem Identitätsprinzip, das als maßgebliches Prinzip zur Kostenverteilung gilt und auf einen identischen dispositiven Ursprung von Kosten und Zurechnungsobjekt aufbaut.[15] Dies bedeutet, daß die Kosten in dem Moment wegfallen, indem auch das Zurechnungsobjekt wegfällt.

In der Praxis bereitet die verursachungsgerechte Kostenverteilung bei steigendem Anteil der Gemeinkosten an den Gesamtkosten stets Probleme, da die Verfahrensweise der Vollkostenrechnung, die Gemeinkosten nach Schlüsseln auf Kostenstellen und Kostenträger zu verteilen, weder die Kostenverursachung noch das Kostenverhalten zutreffend abbildet.[16] Die Verwendung von Schlüsseln führt dabei häufig zu einer Proportionalisierung von Fixkosten, was zu falschen Prognosen von Kosten- und Ergebnisveränderungen führen kann.[17]

Während die Kostenverrechnung bei den Einzelkosten aufgrund ihrer direkten Zurechenbarkeit kein Problem darstellt, bedarf es hingegen bei der Verteilung der Gemeinkosten eines größeren Aufwands.

2.3.2 Kostenverrechnung in der klassischen Kostenrechnung

In der klassischen Kostenrechnung werden hierfür zwei Zurechnungsobjekte eingesetzt; dies sind Kostenstellen und Kostenträger.

Die Kostenstellenrechnung nutzt die erfaßten Kosten aus der Kostenartenrechnung und verteilt sie auf Kostenstellen. Dies geschieht bei den nicht direkt zurechenbaren Gemeinkosten mit Hilfe teils umfangreicher Verteilungsschlüssel. Als Kostenstelle kommen dabei in Abhängigkeit von der betrieblichen Organisation alle Abrechnungseinheiten in Frage, die getrennt geplant, erfaßt und kontrolliert werden können.[18] Neben der Kontrolle der Wirtschaftlichkeit im Rahmen des Gemeinkostenmanagements, der Hilfe bei der Bewertung von Wirtschaftsgütern, sowie der Abgrenzung von Absatzleistungen und innerbetrieblichen Eigenleistungen,[19] dient die Kostenstellenrechnung auch der Weiterverrechnung der Kosten auf die Kostenträger.

Die Kostenträgerrechnung ist der dritte Teilbereich der klassischen Kostenrechnung und baut auf der Kostenarten- und Kostenstellenrechnung auf. Die Kostenträgerrechnung kommt in zwei Varianten vor, der Kostenträgerzeitrechnung und der Kostenträgerstückrechnung.

Die Kostenträgerzeitrechnung beschäftigt sich im Gegensatz zur Kostenträgerstückrechnung nicht mit den Kosten der produzierten Stückmengen, sondern mit den Kosten und Ergebnissen der Abrechnungsperiode. Sie dient daher zur kurzfristigen Erfolgsrechnung und Kontrolle der Wirtschaftlichkeit.[20]

Die Aufgabe der Kostenträgerstückrechnung (Kalkulation) ist die Ermittlung der Kosten pro Kostenträgereinheit. Dabei verfolgt sie zwei zentrale Ziele unternehmerischer Tätigkeit.

Die Kalkulation liefert durch Bestimmung der Selbstkosten die Grundlage für strategische Entscheidungen des Managements. Dabei kommen auch so umfangreiche Maßnahmen wie beispielsweise die Definition einer Unternehmensstrategie, wie z.B. Kostenführerschaft[21] in Frage, so daß Fehlkalkulationen u.U. für das Unternehmen bedrohlich werden können, da möglicherweise strategische Fehlentscheidungen aufgrund falscher Informationen gefällt werden. Auch wird durch die Kalkulation die Preisbeurteilung beispielsweise im Rahmen einer Make-or-Buy-Entscheidung möglich. Letztlich dient die Kenntnis der Selbstkosten natürlich auch der Preisbildung, besonders wenn der Preis aufgrund der Konkurrenzsituation oder besonderer Vorzüge (Präferenzen) des Produktes oder der Dienstleistung nicht vom Markt vorgegeben ist.

Der zweite Aufgabenbereich der Kalkulation umfaßt die Kontrolle. Mit ihrer Hilfe lassen sich die Stückselbstkosten auf Basis von Ist-Ist-Analysen oder Plan-Ist-Analysen kontrollieren. Durch diese Kontrolle erhalten die verantwortlichen Stellen eine Grundlage zum Ergreifen von Maßnahmen und zum Treffen von Entscheidungen (Dispositionsaufgabe der Kostenrechnung).

Als Kostenträger kommen generell alle selbständigen Leistungs- und Produkteinheiten in Betracht. Ihre Abgrenzung macht trotz der unterschiedlichsten Leistungseinheiten innerhalb der verschiedenen Branchen kaum Schwierigkeiten.[22]

2.3.3 Kostenverrechnung im Rahmen der Prozeßkostenrechnung

Die Kostenverrechnung im Rahmen der Prozeßkostenrechnung basiert auf den Grundlagen der klassischen Kostenverrechnung; auch hier kommen die Kostenstellen- und die Kostenträgerrechnung zum Einsatz.

Ebenso erfolgt die Kostenverrechnung in zwei Schritten. Während bei der traditionellen Kostenverrechnung die Kosten über die Kostenstellen auf die Kostenträger verrechnet werden, erfolgt die Kostenverrechnung bei der Prozeßkostenrechnung über den „Prozeß“. Demnach wird die Kostenstelle als erstes Zurechnungsobjekt bei der Prozeßkostenrechnung durch den „Prozeß“ abgelöst.[23] Sie dient jedoch zur Definition von Teilprozessen, so daß auch bei der Prozeßkostenrechnung eine Kostenstellenrechnung notwendig ist.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß sich die traditionelle Kostenrechnung überwiegend an institutionellen, räumlichen Gegebenheiten orientiert, während die Prozeßkostenrechnung aktivitätsorientiert ist.

Abbildung 3: Prozeßkostenrechnung – Schematische Darstellung[24]

Diese Aktivitätsorientierung ist dann auch gleichzeitig die Definition des Begriffes „Prozeß“ in der Kostenrechnung, da man darunter repetitive Tätigkeiten versteht, die innerhalb der verschiedenen Kostenstellen in Ausführung betrieblicher Aufgaben anfallen.[25] Wie der Name schon sagt, ist somit der Prozeß als Zurechnungsobjekt das Kernelement der Prozeßkostenrechnung.

3. Die Prozeßkostenrechnung – eine kurze Darstellung

3.1 Entstehung und Ziel der Prozeßkostenrechnung

3.1.1 Entstehung

Der Grundgedanke, die Aktivität in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen, ist mittlerweile über 25 Jahre alt.[26] Er resultiert aus den eingangs beschriebenen Veränderungen der Kostenstrukturen im Zusammenhang mit der Zunahme des Gemeinkostenanteils an den Gesamtkosten.

Auf breites Interesse stößt die prozeßorientierte Kostenrechnung jedoch erst seit 1985.

Der Anstoß dafür kam von Miller und Vollmann, die mit ihrem Aufsatz „The Hidden Factory“ die große Bedeutung der indirekten Leistungsbereiche erstmals in den Vordergrund stellten.[27] Seitdem hat diese Form der aktivitätsorientierten Kostenrechnung in der Literatur einen breiten Niederschlag gefunden. Dabei werden unterschiedliche Begriffe zur Bezeichnung des gleichen Ansatzes in der Literatur verwand.

Die bekanntesten Bezeichnungen im englischen Sprachraum sind wohl „Activity Based Costing“[28] und „Transaction Costing“[29] und in Deutschland „Aktivitätsorientierte Kostenrechnung“[30] und „Prozeßkostenrechnung“.[31] Die Bezeichnung Prozeßkostenrechnung hat sich in Deutschland auch allgemein durchgesetzt. Während im amerikanischen Rechnungswesen der Fokus der Prozeßkostenrechnung überwiegend im Produktionsbereich liegt, wird in Deutschland überwiegend in den indirekten Leistungsbereichen mit ihr gearbeitet, da innerhalb der Produktion durch die weite Verbreitung der flexiblen Grenzplankostenrechnung im Zusammenhang mit einer ausgefeilten Kostenstellenrechnung und innerbetrieblicher Leistungsverrechnung zufriedenstellende Ergebnisse erzielt werden.[32]

Nicht zuletzt spielt auch der Wirtschaftlichkeitsaspekt eine Rolle, da durch die Einführung der Prozeßkostenrechnung auch ein gewisses Maß an betrieblichen Ressourcen in Anspruch genommen wird. So sind in diesem Zusammenhang besonders Personalkosten, die beispielsweise durch ein eingesetztes Projektteam zur Implementierung der Prozeßkostenrechnung entstehen, zu nennen. Die Auswahl des Einsatzbereiches der Prozeßkostenrechnung ist also immer vor dem Hintergrund einer Kosten-Nutzen-Analyse auszuwählen.[33]

[...]


[1] Vgl. Witt (1997) S. 155

[2] Coenenberg (1999) S. 222

[3] Vgl. Wöhe (1996) S. 597

[4] Vgl. Remer (1997) S. 21 a.a.O.

[5] Vgl. Braun (1999) S. 16 ff.

[6] CIM = Computer Integrated Manufacturing

[7] Vgl. Coenenberg (1999) S. 221

[8] Vgl. Wesselmann (1999) S. 815

[9] Vgl. Müller (1992) S. 14 f.

[10] eigene Darstellung, Daten des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, Jahresgutachten 1994/1995

[11] Vgl. Coenenberg (1999) S. 25

[12] Vgl. Coenenberg (1999) S. 25 f.

[13] Vgl. Braunschweig (1999) S. 28

[14] Vgl. Coenenberg/Fischer (1991) S. 31

[15] Vgl. Gabler Wirtschafts-Lexikon auf CD-ROM, 14. Auflage, Wiesbaden 1997, „Identitätsprinzip“

[16] Vgl. Männel (1997) S. 60

[17] Vgl. Männel (1997) S. 66

[18] Vgl. Hummel/Männel (1986) S. 190

[19] Vgl. Ehrmann (1997) S.75

[20] Vgl. Coenenberg (1999) S. 102 f.

[21] siehe auch Welge (1999) S.375 ff.

[22] Vgl. Coenenberg (1999) S. 91

[23] Vgl. Braun (1999) S. 34

[24] eigene Darstellung

[25] Vgl. Campl (1989) S. 51 ff.

[26] Reckenfelderbäumer (1994) S. 18 a.a.O.

[27] Vgl. Miller/Vollmann (1985) S. 142 ff.

[28] Vgl. Cooper/Kaplan (1988b) S. 39

[29] Vgl. Cooper (1988a) S. 53

[30] Vgl. Schulte (1989) S. 60 ff.

[31] Vgl. Horváth/Mayer (1989) S. 214 ff.

[32] Vgl. Horváth (1998) S. 532 f.

[33] Vgl. Lorson (1993) S. 275

Ende der Leseprobe aus 61 Seiten

Details

Titel
Vergleich der Prozeßkostenrechnung mit den klassischen Kostenrechnungsverfahren hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit
Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie Bochum gGmbH  (Fachgebiet: Betriebswirtschaftslehre)
Note
2,0
Autor
Jahr
2001
Seiten
61
Katalognummer
V17153
ISBN (eBook)
9783638217910
ISBN (Buch)
9783638699709
Dateigröße
717 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diplom-Hausarbeit an der VWA Bochum
Schlagworte
Vergleich, Prozeßkostenrechnung, Kostenrechnungsverfahren, Leistungsfähigkeit
Arbeit zitieren
Claus Guntermann (Autor:in), 2001, Vergleich der Prozeßkostenrechnung mit den klassischen Kostenrechnungsverfahren hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17153

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