Das Leitbild der Landwirtschaft im schulischen Unterricht


Diplomarbeit, 1999

100 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Methode

I. Das Problem
1. Der Mensch in der Natur
1.1. Der Begriff "Natur"
1.2. Der Mensch als Naturwesen
1.3. Die Emanzipation von der Natur
1.4. Die Unzerstörbarkeit der Natur
1.5. Vorteile einer distanzierten Haltung

II. Hindernisse
2. Das Menschenbild
3. Die separate Stellung der Ökologie
4. Wertänderungen
4.1. Die Zielgröße der Umwelterziehung
4.2. Nachhaltigkeit

III. Eine mögliche Lösung
5. Landwirtschaft - Kultivierung der Natur
5.1. Die Funktion der Landwirtschaft
5.2. Landwirtschaft im sozialen und ökologischen Umfeld
5.3. Das Bild der Landwirtschaft
5.4. Landwirtschaft als Ort der Umweltbildung
5.4.1. Das System Landwirtschaft
5.4.2. Handlungskonsequenzen
5.4.3. Der Mensch in der Landwirtschaft

IV. Die Realität
6. Die Bedeutung der Schule
6.1. Kinder und Natur
6.2. Relevanz von frühen Prägungen
7. Jugendliche heute
7.1. Umweltbewußtsein von Jugendlichen
7.2. Jugendliche im Prozeß der Nachhaltigkeit
8. Charakterisierung der befragten Schulen
8.1. Die Gesamtschule
8.2. Das Gymnasium
8.3. Die Offene Schule
8.4. Die Freie Waldorfschule
8.5. Gegenüberstellung
9. Der Unterricht
9.1. Rahmenrichtlinien des Landes Hessen
9.1.1. Allgemeine Grundlegung
9.1.2. Besondere Bildungs- und Erziehungsaufgaben der Schule
9.1.3. Rahmenpläne einzelner Fächer der Sekundarstufe I
9.2. Das Bild der Landwirtschaft in Schulbüchern
9.3. Der Lehrplan der Freien Waldorfschule
10. Die Umfrage
10.1. Der Fragebogen
11. Das Bild von Landwirtschaft
11.1. Das Bild in der Gesamtschule
11.2 Das Bild im Gymnasium
11.3. Das Bild in der Offenen Schule
11.4. Das Bild in der Waldorfschule
11.5. Zusammenfassung
11.6. Weitere Untersuchungskriterien
11.6.1. Schulbesuch in anderen Ländern
11.6.2. Wohnsitz auf dem Land
11.6.3. Besuch anderer Lernorte
11.6.4. Praktische Erfahrungen
11.6.5. Besuch eines Schulbauernhofes
11.6.6. Ausnahmen

V. Zukunft
12. Prägungen
12.1. Der Einfluß der Medien
12.2. Der Einfluß des Elternhauses
12.3. Prägungen in den einzelnen Schulen
13. Einstellungen
13.1. Der Einfluß der schulischen Werthaltung
14. Ansatzpunkte
14.1. Veränderungen im Unterricht
14.1.1. Die Rolle des Menschen
14.1.2. Vergleichende Betrachtung
14.1.3. Regionaler Bezug
14.1.4. Altersgerechtes Lernen
14.1.5. Standpunkt
14.2. Einwendungen
14.2.1. Wertbestimmung
15. Bildung statt Erziehung
15.1. Das Lernen lernen
15.2. Handlungsfähigkeit von Jugendlichen
16. Vorschläge
16.1. Versuchshof Frankenhausen
16.2. Biosphärenreservat Rhön
16.3. Dorfschule Kierspe
16.4. Weitere Alternativen

VII. Schlußbetrachtung

VI. Zusammenfassung

VIII. Literaturverzeichnis

A. Autorenverzeichnis

B. Zeitschriften und Zeitungen

Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabellenverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Einleitung

Unzählige Berichte sind in den letzten Jahren aufgetaucht, die sich mit dem Verhältnis des Menschen[1] zu seiner sogenannten Umwelt beschäftigen[2]. Es ist wohl deutlich bewußt, daß der momentane Umgang mit natürlichen Ressourcen, der von den Industriegesellschaften ausgeübt wird, nicht weitergeführt und erst recht nicht als Handlungsmuster in andere Länder übernommen werden kann, wenn die Menschheit als Ganzes überleben will.

Das Wort ”Umweltschutz” ist inzwischen in aller Munde, und immer wieder tauchen neue Schriften auf, die ein anderes Agieren zwingend notwendig erfordern. Die Forschung im Bereich der Ökologie läßt dabei nichts zu wünschen übrig. Wir wissen Bescheid über die Zerstörung der Ozonschicht, karzinogene Stoffe, Artenschwund, Müllberge und vieles mehr. Gerade in Deutschland ist das Wissen um ökologische Zusammenhänge und um Alternativen zum herkömmlichen Lebensstandard relativ hoch. Die Anzahl der Lösungsvorschläge, die ein weites Spektrum umfassen, wächst. Trotzdem scheint sich an der Gesamtsituation nichts zu ändern. Allein ein latent schlechtes Gewissen angesichts des Bewußtseins, das der hiesige Umgang mit Ressourcen verschwenderisch ist, macht sich breit und hat verschiedene Verhaltensmuster zur Folge. Diese reichen von einem völligen Verleugnen der Relevanz dieser Problematik über ein Ohnmachtsgefühl angesichts der globalen Krise, dem Einfordern schärferer Gesetze bis hin zu dem Versuch, den gesellschaftlichen Pfad auszuschlagen und das individuelle Leben umweltfreundlicher zu gestalten[3].

Der moderne Mensch gefährdet seine eigene Existenz, nicht nur, indem er nachfolgenden Generationen die Lebensgrundlagen entzieht, sondern indem er Lebensarten pflegt, die bereits seine eigene Gesundheit untergraben. Ein solches Verhalten wird oft auch als "Entfremdung" des Menschen von seinen eigentlichen Bedürfnissen bezeichnet.

Die äußere Unabhängigkeit des Menschen von der Natur zieht eine Zerstörung nach sich, die diese Unabhängigkeit selbst wieder in Frage stellt.[4]

Die Beziehung des Menschen zur Natur scheint nachhaltig gestört zu sein. Er kann weder die eigenen natürlichen Ansprüche erfüllen noch den Schaden an seiner natürlichen Umwelt vermeiden.

Ansätze zu einer Änderung dieser Lage gibt es insbesondere in der Pädagogik viele. Auch diese Arbeit hat es sich zum Vorsatz gemacht, Wege innerhalb der Bildung zu beschreiben, die an der oben beschriebenen Problematik etwas ändern könnten. Zu diesem Zweck soll das Verhältnis des Menschen zur Natur zunächst genau definiert werden, um sich die Ausgangslage bewußt zu machen (Abschnitt I).

Im folgenden wird ein Blick auf die vorherrschende Umwelterziehung geworfen. Dabei sollen Hindernisse beschrieben werden, die einer Änderung der momentanen Lage im Weg stehen (Abschnitt II).

Die Beschäftigung mit Landwirtschaft wird als möglicher Ausweg genannt. Zu diesem Zweck wird die Bedeutung der Landwirtschaft und ihre besondere Eignung zur Gestaltung einer anderen Mensch-Natur-Beziehung dargestellt (Abschnitt III).

Eine Analyse der schulischen Realität dient wiederum dazu, sich den momentanen Stand der Einstellungen zur Umwelt bewußt zu machen. Vor allem das vorherrschende Bild von Landwirtschaft wird mit Hilfe einer Umfrage unter Schülern und Schülerinnen konturiert (Abschnitt IV). Dabei ist in erster Linie der Vergleich verschiedener pädagogischer Konzepte von Bedeutung, um Schlußfolgerungen bezüglich der geeigneten Art von Bildung treffen zu können (Abschnitt V).

Methode

Die Ausführungen zur Mensch-Natur-Beziehung und zur Stellung von Landwirtschaft in den ersten Abschnitten bewegen sich in einem theoretischen Rahmen und wurde in reiner Literaturarbeit erstellt. Die Beschäftigung mit Literatur nimmt auch im vierten Abschnitt breiten Raum ein.

Zur Analyse der schulischen Situation wurde zusätzlich eine Umfrage in je zwei Klassen vier Kasseler Schulen durchgeführt. Die Wahl fiel dabei auf Kassel, weil hier die Möglichkeit gegeben war, konzeptionell unterschiedliche Schulen zu betrachten, deren Besucherinnen und Besucher dennoch in derselben Gegend aufgewachsen sind und also von ihr geprägt wurden.

Die konkrete Auswahl unter 25 möglichen allgemeinbildenden Schulen fiel auf die in Kap. 8. beschriebenen vier, weil sie zum einen den Anforderungen der Verfasserin entsprachen, aber auch, weil viele andere Schulen aufgrund eigener Überforderungen durch Umfragen der nahe gelegenen Universität abgesagt hatten oder einen sehr formalen Weg einschlagen wollten, der zeitlich im Rahmen der Anfertigung einer Diplomarbeit nicht zu schaffen gewesen wäre.

Die vier untersuchten Schulen sollten folgende Bereiche abdecken:

- eine Gesamtschule als typisch hessische Bildungseinrichtung;
- ein Gymnasium, um den Einfluß eines höheren Bildungsniveaus festzustellen;
- eine Versuchsschule, um den Einfluß projektorientierten Lernens herauszufinden;
- eine Waldorfschule, als nicht staatliche Schule mit einem deutlich anderen Konzept, das in der pädagogischen Landschaft allerdings großen Raum einnimmt und zusätzlich der Beschäftigung mit Landwirtschaft einen besonderen Stellenwert einräumt.

Im persönlichen Gespräch mit einem Lehrer oder einer Lehrerin der jeweiligen Schule wurde dabei der Termin der Umfrage festgesetzt. Dafür waren jeweils 20 bis 30 Minuten pro Klasse geplant. Nach einer kurzen Einführung, in der vor allem die Bitte im Vordergrund stand, individuell zu arbeiten, und darauf hingewiesen wurde, daß es nicht darum gehe, Kenntnisse abzufragen, wurde in den Klassen ein Fragebogen verteilt, der sowohl offene als auch geschlossene Fragen beinhaltete (vgl. Kap. 10.1.). Anschließend war kurz Zeit für ein Gespräch über Landwirtschaft. Eine weitere Diskussion war in fast allen Schulen von den Lehrern und Lehrerinnen nicht gewünscht, da sie mit dem geplanten Unterrichtsstoff weitermachen wollten. Auch für ein persönliches Gespräch blieb meistens kaum Zeit. Daher gab es wenig Gelegenheit, innerhalb der Schule mehr über den von ihr durchgeführten Unterricht zu erfahren. Ein Blick in typische Schulbücher der hessischen Schulen war in der Gesamtschule Witzenhausen möglich, so daß Abschnitt IV in dieser Hinsicht noch ergänzt werden konnte.

Die Auswertung des Fragebogens erfolgte mit SPSS. In einer abschließenden Diskussion werden die Ergebnisse mit der in den Abschnitten I und II dargestellten Problematik zusammengeführt, um daraus einen Ausblick auf möglicherweise notwendige Veränderungen im Unterricht gewinnen zu können.

I. Das Problem

1. Der Mensch in der Natur

1.1. Der Begriff "Natur"

Was impliziert der Begriff Natur ? Warum scheint es wichtig, diesen Begriff genauer zu definieren?

Bei einem Blick auf den Ursprung des Wortes Natur fällt auf, daß er im Althochdeutschen als Fremdwort aus der lateinischen Sprache übernommen wurde. Hier leitet er sich von "nasci" - "geboren werden" ab[5].

Die Bezeichnung eines Begriffes setzt voraus, daß der Mensch das Benannte als Objekt von sich isolieren kann. Dieses Objekt bedarf dabei einer Umgrenzung, die entweder aus der Gegenüberstellung von Gegensätzen oder aus der Gewinnung von Distanz resultiert. Die Übernahme eines Fremdwortes zeigt, daß eine Sprachgemeinschaft in ihrer eigenen Kultur keine Notwendigkeit für eine Benennung sah, weil die entsprechende Distanz oder Gegensätzlichkeit zu anderen Objekten nicht gegeben war[6]. Es ist daher interessant festzustellen, daß das germanische Naturvolk das Wort Natur aus der Sprache einer zivilisierten oder auch als Hochkultur bezeichneten Gesellschaft übernommen hat, in der somit genannte Abgrenzung bereits stattgefunden hat.

Was aber ist Natur ? Ein Oberbegriff für lebendige Objekte, für "Geborenes"? Diese Definition ist fraglich. Wir sammeln unter dem Oberbegriff Natur auch Klimaerscheinungen oder Krankheiten, die biochemische Prozesse darstellen. Ein Findling erscheint uns als Natur, während ein Pflasterstein weniger zu diesem Begriff zu gehören scheint.

In unserem Sprachgebrauch existiert Natur darüber hinaus beinahe als ein eigenständiges Wesen, als Mutter Natur. Oder wie TROMMER schreibt:

Natur ist das von Gott gegebene, Kultur das vom Menschen geschaffene.[7]

Kultur und Natur scheinen also ein Gegensatzpaar zu sein und einander auszuschließen. Dennoch kann MARKL aus einer Untersuchung über allgemein verbreitete Vorstellungen von Natur das Fazit ziehen:

[Natur ist] ein Kulturzustand unserer Umwelt, den extensive, nicht traditionelle Landbewirtschaftung erhalten hat.[8]

Auch da, wo der Mensch gestaltend eingreift, hört Natur also nicht auf. Andere Vorstellungen sind allein dadurch schon hinfällig, daß es kaum mehr einen Flecken auf unserem Planeten gibt, der unbeeinflußt von menschlichem Handeln ist.

Natur ist aber nicht nur die Bezeichnung für eine wie auch immer geartete Wirklichkeit, sondern hat darüber hinaus einen stark symbolischen Charakter. Stets ist natürlich auch die Bezeichnung für das Ursprüngliche, Paradiesische, vor allem aber auch das Schöne und moralisch Gute. Natur bedeutet Freiheit, Abkehr von Streß und Zeitdruck, Abwendung von den negativen Auswirkungen der Zivilisation[9].

In der Symbolik von schöner Natur verdichtet sich zum einen eine Kritik an politischen Zuständen, zum anderen eine regressive Tendenz hin zu einer harmonisch phantasierten Vergangenheit, aber auch ein utopischer Entwurf für eine bessere Zukunft, wobei die auch bedrohlichen Aspekte der Natur eher ausgeschaltet sind. So ist zumindest eine Bedingung der Romantisierung (oder auch Verklärung) von Natur, daß man keine Angst mehr vor ihr hat. Die gesuchte Nähe zur Natur setzt die Distanz zu ihr voraus, die erst durch Technik und Naturwissenschaft gewährleistet ist. Vor allem die gezähmte Natur ist schön.[10]

Es scheint wichtig, sich auch diesen Symbolcharakter zu vergegenwärtigen, um die Hintergründe von Natur vorstellungen zu verstehen. Utopische Ideen einer Rückkehr zum Natur zustand zeigen am deutlichsten auf, welche Bereiche des Lebens in der Sicht des Bewohners und der Bewohnerin hochindustrialisierter Staaten zu kurz kommen, und sollten daher in der Diskussion über zukünftige Lebensformen einen wichtigen Part einnehmen. Ferner sind sie ein Maßstab für die entfremdete Haltung, die der moderne Mensch einem Leben in der "Wildnis" entgegenbringt.

Wenn im weiteren von Natur die Rede sein wird, so geschieht das hauptsächlich aus Mangel an entsprechenden Synonymen für die verschiedenen Vorstellungen, die mit ihr verbunden sind. Dieser Begriff steht einerseits für nicht versiegelte Landschaft außerhalb menschlicher Siedlungen, dient jedoch tatsächlich auch als Bezeichnung für Flora, Fauna und die mineralische Welt, die neben dem Menschen existieren. Auch die personifizierte Vorstellung von Natur wird benutzt werden, ebenso, wie es unumgänglich war, den Begriff Mensch immer wieder von der Natur zu isolieren.

1.2. Der Mensch als Naturwesen

Wenige würden in Frage stellen, daß der Mensch als Lebewesen in die Natur eingebunden und von ihr in seinen elementaren Bedürfnissen abhängig ist. Dennoch erscheint er in unserer Vorstellung immer wieder getrennt von ihr, lebt in einer Umwelt[11], ohne die er allerdings nicht existieren könnte. Natur ist das Gegebene, Kultur das Werk des Menschen[12]. Natur ist dort, wo keine Menschen sind[13]. Etwas, das ihn nicht in irgendeiner Weise berührt, wird jedoch niemand zu erhalten suchen.

Nicht "Mensch" und "Natur" als zwei getrennte Gegebenheiten, sondern "Menschen in der Natur" ist die Grundvorstellung, deren man bedarf.[14]

Einen interessanten Ansatz hingegen stellt der Gedanke von BOESCH[15] dar, Kultur als "Biotop des Menschen" zu bezeichnen. So wie jede andere Art hat sich der Mensch entsprechend der vorgefundenen Gegebenheiten eingerichtet, hat Techniken entwickelt, die ihm das Überleben und die Vermehrung seiner Art ermöglichen. Auch die Vielfalt der menschlichen kulturellen Gemeinschaften und ihr berechtigtes Nebeneinander läßt sich bei Weiterführung dieses Gedankens nachvollziehen. Dabei wäre es sicher falsch, das weite Spektrum der menschlichen Kultur auf Überlebenstechniken zu reduzieren bzw. einige ihrer Elemente wie Religion oder Kunst solchen unterzuordnen. Dennoch ermöglicht dieser Ansatz, die notwendige gedankliche Vereinigung von Mensch und Natur zu vollziehen.

Dem gegenüber steht die Behauptung, es habe zu irgendeiner Zeit einen Schnitt gegeben, da der Mensch aus der Natur auszog, in der er zuvor friedlich und harmonisch im Einklang mit seiner Umwelt gelebt hatte[16]. Eine solche Vorstellung ist per se bereits absurd[17]. Der Mensch kann sich nicht von der Natur trennen, er ist ein Naturwesen, das die gleichen anatomischen und physiologischen Ausprägungen zeigt wie andere Lebewesen, das existentiell in seinen Grundbedürfnissen nach Nahrung, Wärme und Schutz von natürlichen Rohstoffen abhängt, das nicht zuletzt ästhetische Ansprüche an seine Umgebung stellt und Entspannung in der Landschaft sucht.

NOHL[18] unterscheidet hier drei Bedeutungen der Natur:

- die utilitär-vitale:

Natur als materielle Grundlage und Lieferantin von Rohstoffen;

- die ökologisch-vitale:

die Anpassung des menschlichen Körpers an Naturgegebenheiten und seine pathologische Reaktion auf deren Zerstörung;

- die symbolisch-ästhetische:

die emotionale Abhängigkeit des Menschen von Naturschönheit.

Aufgrund ihrer Studie über von Schülerinnen und Schülern gewünschte Lernorte fand QUINT[19] beispielsweise heraus, daß entgegen den Erwartungen von übertechnisierten Anlagen vielmehr organische Gebäudeformen, Naturräume und Grünelemente eine erhebliche Rolle spielen. Schule, die einen wesentlichen Lebensort Heranwachsender darstellt, wird unmittelbar mit dem Bedürfnis der Jugendlichen nach Natur und Grün in ihrer Lebensumwelt konfrontiert.

In der Umweltpsychologie - einem noch jungen Zweig der psychologischen Forschung - reift zudem die Erkenntnis, daß die charakterliche Ausprägung des Menschen auch ein Produkt nicht nur seiner sozialen, sondern auch natürlichen Umwelt ist[20].

Natur ist genauso ein Teil des Selbst, wie das Selbst ein Teil der Natur ist. Die Natur ist für uns Menschen nicht nur bedeutsam, weil wir selbst ein Teil der Natur sind, sondern auch, weil unsere Beziehung zur natürlichen Umgebung einen Teil unseres Selbst ausmacht.[21]

Der Mensch ist nicht nur Naturwesen in seiner physiologischen oder genetischen Funktion. Auch alle Bereiche des sozialen oder kulturellen Miteinanders haben eine biologische Funktion, ebenso wie die aktuelle kulturelle Epoche und die ihn umgebende Landschaft Einfluß auf das Naturverständnis des Menschen nehmen[22].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine Systematisierung von Natur, wie in Abb. 1 verdeutlicht, zeigt sowohl die Vielfalt von Definitionen des Begriffes Natur als auch die mannigfaltigen Bereiche, in denen das menschliche Leben mit Natur konfrontiert wird.

Dabei mag dahingestellt bleiben, ob es die wahre Natur ist, die von Bildung und Wissenschaft erfaßt wird.

Der Mensch in seiner besonderen Stellung ist sowohl ein Teil der Natur als auch - durch seine Fähigkeit zur Abstraktion - ihr Gegenüber. Die Trennung von der Natur kann also auf der rein geistig-abstrakten Ebene erfolgen, wobei die Schwierigkeit besteht, einen Raum, in dem man Abb.1: Naturkonzeptionen nach FELDMANN[23]

selbst als Subjekt steht, objektiv betrachten zu können[24]. Naturvorstellungen und damit auch das menschliche Verhältnis zur Natur unterliegen daher Zeitströmungen. Es wird dem Menschen unmöglich bleiben, Natur in ihrer Ganzheit zu erfassen[25].

So wird die Natur uns Menschen als Wesen aus der Natur, als Wesen in der Natur und als Wesen wider die Natur in dreifacher Weise zum Kulturauftrag.[26]

1.3. Die Emanzipation von der Natur

Die Zerstörung unserer natürlichen Umwelt hat in unserem Jahrhundert vorher nicht gekannte Ausmaße angenommen. Es gab also zuvor menschliches Leben, das sich mit der Erhaltung seiner Lebensgrundlagen besser zu vertragen schien als das heutige. Dabei taucht die Frage auf, warum es trotz der seit der Antike[27] auftauchenden Träume von einer Rückkehr zum natürlichen, guten Leben Voraussetzungen gegeben hat, die im Menschen den Wunsch weckten, sich von natürlichen Bedingungen zu emanzipieren. Es hätte keinen Anlaß gegeben, den Lebensstil zu ändern, wenn dieser tatsächlich das harmonische Miteinander in einer sozialen Gemeinschaft bedeutet hätte, wie es oft vorausgesetzt wird[28]. Einer Veränderung muß - bewußt oder unbewußt - eine Phase der Unzufriedenheit vorausgehen. Natur sind eben nicht nur summende Hummeln inmitten eines sonnendurchtränkten Blütenmeeres. Natur ist auch Kälte, Schutzlosigkeit, Krankheit. Nicht grundlos gehört zu diesem Begriff immer auch das Wort Naturkatastrophe. Der Mensch hatte reichlich Grund, seine Bemühungen zu verstärken, das Überleben zu sichern, ohne von unbeeinflußbaren Gewalten getroffen zu werden.

In diesem Streben nach Unabhängigkeit, Unverletzlichkeit ist die Menschheit sicherlich über das Ziel hinausgeschossen. Das Erforschen der Natur war stets auch ein Versuch, sie zu beherrschen, aus einer Zeit heraus, in der man verstärkt ihren Launen ausgesetzt war, verständlich. Sie wurde als Gegner empfunden, den es zu besiegen galt. Eng verknüpft ist diese Denkweise mit dem Namen des englischen Philosophen Francis Bacon (1561-1626), der von jeder wahren Wissenschaft forderte,

daß sie den Menschen zum Herren der Natur machen müsse.[29]

René Descartes (1596-1650) und Galileo Galilei (1564-1642) folgten in dieser Tradition als Begründer der modernen Naturwissenschaft, die in erster Linie einen mathematischen Zugang zur Erklärung von Naturphänomenen suchte[30].

Mit Descartes, der die Welt in eine "res extensa" - einen räumlich ausgedehnten, sinnlich wahrnehmbaren, materiellen Teil - und eine "res cognitans" - die denkende Substanz - unterteilte[31], begann neben der Aufteilung der Forschung in einen natur- und einen geisteswissenschaftlichen Part die kognitive Trennung des Menschen als denkendes Wesen von seiner Umwelt. Die Betrachtung der Natur in rein materieller Hinsicht führte zu einer kurzsichtigen Sichtweise des europäischen Menschen, welche ihn dazu verleitete, im Hier und Jetzt aus dem Vollen zu schöpfen, ohne sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Das Zeitalter der Aufklärung machte Schluß mit der hilflosen und ängstlichen Haltung gegenüber Naturlaunen, indem es möglich wurde, ihren Ursprung zu erforschen, auch wenn eine endgültige Absicherung in dieser Hinsicht nicht - und heutzutage scheinbar auch wieder weniger - erreicht werden konnte. Oft wurden zuvor Naturkatastrophen als göttliche Strafmaßnahmen angesehen, während es jetzt möglich wurde, Gott vollkommen aus der sinnlich wahrnehmbaren Welt zu entfernen. Daher ist es hierzulande unwichtig geworden, Natur als göttlichen Ort respektvoll und schonend zu behandeln[32].

Allerdings wurde der Mensch bereits in der griechischen Antike, wie von Aristoteles (384-322 v.Chr.) überliefert, und lange vor der Verbreitung des christlichen Denkens in Europa, an der Spitze der hierarchischen Ordnung aller Lebewesen gesehen, als ein durch seine Vernunftbegabung und insbesondere aufgrund der Existenz seiner Seele von den Göttern auserwähltes Wesen[33], eine Ansicht, die von der jüdisch-christlichen Tradition noch untermauert wird[34].

Der Mensch, der sich seiner Fähigkeiten, die Welt zu erfassen, bewußt wurde, entwickelte nicht zuletzt daraus eine überhebliche Haltung gegenüber der Mitwelt, über die er sich durch seine Vernunftbegabung weit erhoben sah. Ende des 18. Jh. wurde diese Sichtweise in der sogenannten neuhumanistischen Bildung noch verstärkt, indem die physische Natur des Menschen als Hinweis auf seine Verbundenheit mit der Tierwelt nicht oder kaum behandelt wurde, sondern das Wissen über die antike Kultur, Dichtung und Philosophie einen deutlich höheren Stellenwert einnahm.

Wie die Hausfrau, die die Stube gescheuert hat, Sorge trägt, daß die Tür zu ist, damit ja der Hund nicht hereinkomme, und das getane Werk durch die Spuren seiner Pfoten entstelle, also wachen europäische Denker darüber, daß ihnen keine Tiere in der Ethik herumlaufen.[35]

Gleichzeitig begann mit der Romantik eine Gegenströmung, die der Natur ein Ideal andichtete, daß im krassen Gegensatz zu der erlebten sozialen Wirklichkeit stand. Es galt, das sogenannte Naturschöne zu erhalten und dem jungen Menschen die Gelegenheit zu geben, eben darin seinen Charakter zu stärken und seine Ethik zu entwickeln. Selbst Immanuel Kant (1724-1804), einer der Hauptdenker der Aufklärung, meinte, daß durch Versenkung in die Natur die moralische Entwicklung des Menschen gefördert werde[36]. In seiner berühmten Erziehungsschrift "Emile" fordert Jean Jacques Rousseau (1712-1778) das Kind unbeeinflußt von gesellschaftlichen Institutionen aufzuziehen und seinen natürlichen, animalischen Bedürfnissen zu entsprechen.

Seither bestimmen diese beiden Strömungen - die überheblich ablehnende und die romantisch verklärende - die Vorstellung von Natur[37]. Beide aber symbolisieren eine distanzierte, unabhängige Haltung, ein Losgelöstsein von der Natur. Diese Unabhängigkeit, die es dem Menschen ermöglichte, sein Territorium um ein Vielfaches auszudehnen und seine Art stark zu vermehren, läßt ihn übersehen, in welch großem Ausmaß seine Existenz durch andere Lebewesen bedingt ist.

Gleichzeitig ist es auch diese Loslösung, die sich quasi spiralförmig zu einem problematischen, entfremdeten Dasein entwickelt. Indem er sich Häuser baute und diese immer besser isolierte, konnte der Mensch sich in seinen Wärmebedürfnissen von äußeren Temperaturen unabhängig machen, bis hin zu der heutigen Situation, in der es nichts Besonderes ist, im Winter im T-Shirt durch die Wohnung zu laufen, mögen die Außentemperaturen auch weit unter dem Gefrierpunkt liegen. Auf der anderen Seite vermag der Mensch dabei auch immer weniger mit Kälte umzugehen. Das Bedürfnis nach dem Grad der Wärme in der eigenen Wohnung, das hier vertretungsweise für viele andere Bedürfnisse beschrieben wird, hat sich in den letzten Jahrhunderten immer mehr gesteigert und ist als solches auch nicht mehr in größerem Maße herunterzuschrauben oder zurückzudrehen.

1.4. Die Unzerstörbarkeit der Natur

Umweltverschmutzung, Naturzerstörung, Begrenztheit der Ressourcen - Schlagwörter, die suggerieren, daß die Menschheit imstande wäre, alles existierende Leben auf diesem Planeten zu vernichten. In dem egoistischen Gedanken an seine eigenen Bedürfnisse scheint der Mensch unschuldigen Tieren und Pflanzen keinen Raum für ihr Leben zu lassen. Sie könnten sich demnach nur dort ungestört und in ihrer ganzen Vielfalt entfalten, wo der Mensch nicht ist.

Natur kann sich [.] breit machen, wo immer und wann immer keine Nutzung stattfindet.[38]

Oft wird von Naturschützerinnen und -schützern das Recht der Natur auf ein Eigenleben eingefordert, werden Zonen verlangt, in denen sie sich ungestört ausbreiten kann. Bis in jüngste Zeit erschöpften sich Naturschutzmaßnahmen darin, Gebiete zu schaffen, die für die menschliche Nutzung nicht zugänglich gemacht werden sollten. Auch hier taucht wieder die Personifizierung des Begriffes Natur auf, als ein Wesen, das Rechte hat und zugestanden bekommen muß, ein Gegenüber des Menschen.

"Die Natur" aber - im Gegensatz zum Menschen - stört sich nicht daran, ob Leben nun auf von Brennesseln überwucherten Bahntrassen oder im Regenwald stattfindet, ob damit Artenvielfalt im Tierreich oder aber die Existenz einer einzigen Bakterienart gemeint ist.

"Die Natur" ist also [...] "nur" der im Lichte des Interesses an menschlicher Existenz (stets konkreten kulturellen Niveaus) bewertete besondere Zustand "der Natur".[39]

Nicht das Überleben einer Natur, sondern ein bestimmter Zustand der Natur ist notwendige Voraussetzung menschlichen Lebens. Der Mensch kann die Natur nicht zerstören, ist aber sehr wohl in der Lage, sich seiner eigenen Lebensgrundlagen zu berauben. Daß diese nicht nur einen utilitären, sondern auch einen ästhetischen Charakter haben wurde erwähnt. Wie vermutlich kein anderes Lebewesen ist der Mensch auf vielfältige sinnliche Reize angewiesen. Naturorte werden dann aufgesucht, wenn sie Abwechslungsreichtum in der sinnlichen Wahrnehmung bieten[40].

Neben dieser Bedeutung einer vielfältigen Natur zur Befriedigung ästhetischer Bedürfnisse ist Artenreichtum natürlich eine Voraussetzung für viele Prozesse, die nicht zuletzt der Produktion von Nahrungsmitteln für den Menschen dienen. Das Zusammenspiel von Bodenlebewesen, deren natürlichen Feinden, von Pflanzenschädlingen und -nützlingen; kurz: die Vernetzung des Systems Natur schafft die optimalen Bedingungen zur Produktion gesunder Nahrungsmittel und anderer Stoffe, die der Mensch zum Überleben braucht.

Es sei an dieser Stelle dahingestellt, ob der Mensch Vielfalt deshalb als schön und anregend empfindet, weil er sie braucht, ob Ästhetik gleichsam ein Maßstab für den eigenen Nutzen ist[41]. Festzuhalten ist jedoch, daß das Bestreben, die Artenvielfalt zu bewahren - streng darwinistisch ausgedrückt - der eigenen Erhaltung dient und nicht einem selbstlosen Akt, der entrechteten Natur zu helfen.

Sicher ist es auch hier zu einfach, den Menschen auf eine biologistische Verhaltensweise zu reduzieren. Neben dem Streben nach Fortbestand beeinflussen Religion und Ethik das Verhalten gegenüber anderen Lebewesen. Dennoch soll an dieser Stelle festgehalten werden, daß es nicht - wie oft moniert - das anthropozentrische Denken ist, welches die Vernichtung natürlicher Räume verursacht.. So wie in der gängigen Vorstellung dem Menschen zum Vorwurf gemacht wird, er beute Natur im Eigeninteresse aus, muß festgestellt werden, daß auch die gewünschte Erhaltung seinem Eigeninteresse dient.

Schon seit geraumer Zeit werden beispielsweise Wälder gerodet, um Platz für den Anbau anderer Pflanzen zu schaffen. Die Problematik, die sich heutzutage dadurch ergibt, hängt mit der gewachsenen Zahl der Menschen und ihren Bedürfnissen sowie mit der durch den technischen Fortschritt erreichten Geschwindigkeit, die natürlichen Wachstumsrhythmen entgegen steht, zusammen. Die Spirale der Distanzierung von natürlichen Gegebenheiten und deren steigender Zerstörung führt zu diesen Verhaltensweisen, ohne daß sie deshalb moralisch bewertet werden müssen.

Es scheint Kulturen zu geben, die unbewußt einen sorgfältigeren Umgang mit Natur pflegen, der vor allem religiös begründet ist. Die Frage, warum sich vor allem im europäischen Raum andere Verhaltensweisen durchsetzten, kann hier nicht endgültig beantwortet werden.

1.5. Vorteile einer distanzierten Haltung

Der distanzierte Blick, der dem Menschen durch die Entfremdung von der Natur seit Entwicklung der modernen Naturwissenschaften möglich ist, erlaubt es ihm gleichzeitig zu sehen, welche Wege zur Zerstörung des von ihm bevorzugten Naturzustands führen und welche Möglichkeiten ihm gegeben sind, diesen zu erhalten.

Gerade dadurch, daß sich der Mensch mit den zerstörerischen Folgen seiner Handlungen in der Landschaft konfrontiert sieht, entsteht jedoch erst ein "Bewußtsein von Landschaft und Erwachen wird möglich".[42]

Im Gegensatz zu anderen Lebewesen ist der Mensch vernunftbegabt, d.h. er ist in der Lage, Verhaltensweisen zu antizipieren und ihre Konsequenzen zumindest teilweise vorherzusehen. Erst nachdem eine gewisse Loslösung stattgefunden hatte, entwickelte der Mensch eine emotionale Beziehung zur Natur, sieht ihre Vorteile, entdeckt sein Bestreben nach einer naturnahen Existenz[43]. Natur wird - wie erwähnt - zum Symbol eines glücklichen, selbstbestimmten, gesunden Daseins. Erst durch diese Trennung und die mannigfaltige Forschung im Bereich der Naturwissenschaften sieht er sich selbst innerhalb der Natur stehen und kann die Folgen seines Agierens bedenken.

Die parallele Existenz aller menschlichen Lebensformen von Völkern, die ihre Werkzeuge einzig und allein aus Holz oder Stein herstellen, bis hin zu den Nutzerinnen und Nutzern digitaler Netze erlaubt es wie nie zuvor, vergleichende Betrachtungen anzustellen, welche Vor- und Nachteile jeweils mit der Daseinsart verbunden sind. Ein Zurückdrehen der Geschichte kann es dabei allerdings nicht geben. Auch lassen sich dem modernen Menschen nicht einfach Wertvorstellungen sogenannter Naturvölker überstülpen. Veränderung kann in dem fortlaufenden Prozeß der Menschheitsgeschichte nur auf die Zukunft gerichtet stattfinden.

Aus all diesen Überlegungen folgt, daß Menschen für die Bestimmung, Begründung und Realisierung der Maximen ihres Umgangs mit "der Natur" selbst zuständig bleiben. Sie sind für die Regelung ihres Weltverhältnisses selbst verantwortlich und können sich aus dieser Verantwortung nicht durch Rekurs auf die scheinbare Objektivität oder Autorität eines behaupteten Eigenwertes der Natur davonstehlen.[44]

II. Hindernisse

Aus dem bestehenden Mensch-Natur-Verhältnis heraus läßt sich erkennen, daß dieses historischen und kulturellen Schwankungen unterliegt. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, das offensichtlich ungünstige momentane Verhältnis zu revidieren. Forderungen nach neuen sogenannten Leitbildern werden deshalb gerade in jüngster Zeit laut[45]. Ihrer Entwicklung stehen drei Hindernisse im Weg, die hier hypothetisch aufgelistet werden sollen:

- Das negative Menschenbild in der Ökologiebewegung;
- Das funktionale Trennen ökologischer Probleme von sozialen Zusammenhängen;
- Die Antizipation der Ziele.

Im folgenden soll erläutert werden, worin diese Hindernisse im einzelnen bestehen.

2. Das Menschenbild

Wenn man die natürliche Verfassung der Dinge betrachtet, scheint der Mensch offensichtlich dazu bestimmt, das glücklichste der Geschöpfe zu sein; wenn man nach dem derzeitigen Zustand urteilt, erscheint die menschliche Art als die bedauernswerteste von allen. Es spricht also eine sehr große Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Mehrzahl seiner Übel sein Werk sind, und man möchte fast sagen, daß er mehr getan hat, um seine Lage schlecht zu machen, als die Natur hat tun können, um sie gut zu machen.[46]

Der edle, sich dem Animalischen gegenüber scharf abgrenzende, zu Höherem berufene Mensch scheint an der Aufgabe gescheitert zu sein, den Garten Eden zu bebauen und zu bewahren[47]. Die sich daraus entwickelnde negative Sicht des Menschen ließ diesen zu einer destruktiven Figur verkommen, vor der es die Natur zu schützen gilt.

Der Mensch ist der größte Feind der Natur. Würden Sie diese These unterstreichen? Bei einer (...) Befragung von 2.500 Kindern und Jugendlichen (...) antworteten (...) 77% mit Ja. Bei den gymnasialen Oberstufen-SchülerInnen empfanden sogar 90% den Menschen als größten Naturfeind.[48]

Dabei stellt sich die Frage, ob ein derartiges Selbstbild insbesondere der nachwachsenden Generation hilft, das Leben in der Natur positiv zu gestalten. Jeder ist Mensch. Jeder, der den Menschen allein in dieser zerstörenden Rolle kennenlernt, kann seine Zugehörigkeit zu dieser Spezies nur verdrängen. Dabei reicht die Spannweite von dem Entwickeln eines hedonistischen Lebensstils bis hin zum (Öko-) Fundamentalismus, dem Gefühl, die Wahrheit gepachtet zu haben.

Die Ökologiebewegung der letzten 20 Jahre wurde im Hinblick auf ihr Menschenbild insbesondere von zwei weltanschaulichen Richtungen geprägt[49].

- Die theologische

Eine aus religiöser Motivation begründete Aufforderung, die Natur zu bewahren, setzt diese als Schöpfung voraus, die von einem göttlichen Wesen kreiert wurde. Die Aufgabe des Menschen ist dabei, diese Schöpfung quasi als Leihgabe zu behandeln, sorgfältig zu bewahren und dem Schöpfer eines Tages möglichst unversehrt zurückzugeben. Die Problematik dieser Richtung zeigt sich in der dichotomen Sicht des Menschen als einerseits der restlichen Schöpfung weit überlegenen Kreatur und andererseits einzigem Lebewesen, das zur Sünde fähig ist.. Dabei bleibt die Frage, ob Menschen, die sich sündig fühlen, durch dieses Gefühl in die Lage versetzt werden, ein konstruktives Verhalten an den Tag zu legen. Darüber hinaus besteht die Schwierigkeit, auch nichtgläubige Menschen von dieser Sichtweise zu überzeugen.

- Die biozentrische

In dieser Richtung, die vor allem in den letzten Jahrzehnten die Naturschutzarbeit bestimmte, wird die Forderung laut, Arten um ihrer selbst willen zu erhalten. Das Eigenrecht der Natur auf Existenz wird dabei vorausgesetzt. Die Problematik dieses, die Natur personifizierenden Ansatzes, wurde bereits erläutert. SCHMIDT[50] erklärt darüber hinaus anschaulich die Schwierigkeit, bestimmte artenreiche Momente der Kulturlandschaft statisch festzuhalten. Verschiedene Nutzungsinteressen, und seien es nur Verfechter zweier sich bekämpfender Arten, stehen sich dabei oft im Weg. Die Unmöglichkeit, den dynamischen Prozeß des Artensterbens (der - ohne zu verleugnen, wie hoch der durch menschliche Eingriffe bedingte Artenrückgang ist - auch ein natürlicher Vorgang ist) muß letztendlich zu Resignation führen.

Einig waren sich beide Richtungen bisher in der Bekämpfung des egoistischen, nur an sich selbst denkenden Menschen. Der vielgeschmähte Anthropozentrismus scheint aber der geeignete Weg zu einem anderen Umgang mit Natur. Menschen wollen Natur, sie brauchen Natur, sie wollen ein bestimmtes Aussehen, eine bestimmte Form der Natur . Als Naturwesen ist ihnen das Streben nach Erhaltung ihres Lebens mit auf den Weg gegeben. Voraussetzung dafür muß allerdings ein Wissen um die eigenen Bedürfnisse und um ökologische Zusammenhänge sein. Das Gefühl, im Eigeninteresse zu handeln und dieses nicht auf ein moralisches Hochgefühl zu beschränken, weckt mit Sicherheit mehr Engagement als ein Reagieren auf den erhobenen Zeigefinger. Persönliche Erfahrung wird jeden und jede davon überzeugen, daß eine bewußt getroffene, freie Entscheidung wesentlich mehr Erfolge zeigt als das Handeln aufgrund von äußerem Druck. Eine Haltung,

frei von Moral, kann aus bewußtem Willen heraus zu einer neuen Ethik führen. In der Konferenz von Rio 1992 wurde folgerichtig folgender Leitsatz aufgestellt:

Human beings are at the center of concern for sustainable development. They are entitled to a healthy and productive life in harmony with nature.50a

Die Liebe zur Natur, die nach Meinung vieler Pädagoginnen und Pädagogen entwickelt werden muß50b, sollte nicht den Menschen vergessen. Die Akzeptanz der Gegenwart und auch des in ihr lebenden Menschen wäre hierbei die beste Ausgangsposition.

3. Die separate Stellung der Ökologie

Die Annahme, daß umweltschädliches Verhalten auf mangelndem Wissen beruht, war im Bereich der Umwelterziehung lange vorherrschend. Hinzu kam in den letzten Jahren die Forderung nach sinnlich erlebter Naturbegegnung im Kindesalter, um frühzeitig den Wunsch nach einer intakten Natur zu verankern und die persönliche Betroffenheit zu wecken[51]. Umweltbewußtes Verhalten läßt sich nach diesen Ansichten in folgender Kausalkette erzeugen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Kausalkette der Umweltbildung[52]

Die Zielgröße der Umwelterziehung sind die Einstellungen/die Betroffenheit. Das Umweltverhalten, obwohl angestrebt, befindet sich außerhalb der Wirkungskette. In der Verbindung dieser beiden Bereiche befindet sich jedoch die Schwachstelle des Systems. Zwar ist das rationale Wissen über Umweltprobleme gerade hierzulande relativ hoch, dennoch führt dies selten zu einem anderen Verhalten. In der Umweltbewußtseinsforschung wurden zum Teil sogar negative Korrelationen zwischen Umweltwissen, daraus folgender Umwelteinstellung und dem resultierenden Umweltverhalten gefunden[53]. Dies hat mehrere Gründe. Zum einen muß das menschliche Verhältnis zur Natur eher als ein unbewußtes angesehen werden, dessen Entstehungsgeschichte kaum rational nachvollzogen wurde. Die Veränderung dieser unbewußten Beziehung allein durch kognitive Einsicht greift von daher zu kurz[54]. Darüber hinaus wird die psychologische Reaktion des Menschen völlig unterschätzt[55]. Neben der Abwehrreaktion, die auf das bereits beschriebene negative Menschenbild folgen muß, kann auch das Umgehen mit den durch Umwelterziehung geschürten Ängsten in erster Linie nur durch Abwehr und Verdrängung erfolgen, weil dieses Problem aufgrund seiner Dimensionen den einzelnen Menschen sonst niederdrückt[56]. Die durch Abwehr geschaffene Distanz zu Natur und Umwelt führt aber eher noch zu einer höheren Entfremdungsstufe.

Ein dritter wesentlicher Punkt liegt in der mangelnden Berücksichtigung des Menschen als Mitglied eines sozialen Systems. Sein Verhalten, auch in ökologischer Hinsicht, wird eben nicht nur durch seine Einstellung zur Ökologie geprägt, sondern hängt neben ökonomischen und politischen Zwängen insbesondere auch von sozialen Gesichtspunkten ab[57]. Die Einsicht, daß Autofahren der Umwelt schadet, beispielsweise, ist weit verbreitet, der Verzicht auf das Autofahren aber schadet dem sozialen Status in unserer Gesellschaft und schränkt die Mobilität stark ein. Umweltschutz bedeutet Selbstbeschränkung[58]. Die Suche nach dem besseren, schöneren Leben ist jedoch eine Haupttriebfeder des menschlichen Seins. BLOCH bezeichnet in diesem Zusammenhang den Menschen als Mangelwesen, das von dem Prinzip der Hoffnung auf Erfüllung seiner Bedürfnisse geleitet werde[59]. Der einzelne stellt dabei für sich Kosten-Nutzen-Überlegungen an und wird zwischen zwei Handlungen immer diejenige mit dem für ihn größeren Gewinn ziehen[60]. Dieser kann in einem Gefühl der moralischen Anständigkeit liegen, genauso aber kann es die Freude an menschlicher Gesellschaft, ein materieller Verdienst oder eine tiefe emotionale Befriedigung sein. Wenn der Mensch auf die ihm angenehmen Seiten des Lebens verzichten soll, gewinnt er das Gefühl, gleichsam auf das Leben selbst zu verzichten. Warum sollte er es dann noch erhalten wollen?

Begeisterung beim Drosseln der Heizung, Glücksgefühle beim Benutzen öffentlicher Personennahverkehrsmittel, Erregung beim verpackungsfreien Einkauf, Lustgefühle bei der Entsorgung von Altpapier in die Wertstofftonne?[61]

Menschen, die konsequent ein Leben führen möchten, ohne ihrem ökologischen Umfeld zu schaden, müssen dies meist zum Preis eines "Ausstiegs" aus der Gesellschaft machen, ein Randdasein führen, in dem sie zum einen nicht ernst genommen werden, zum anderen aber auch auf den lebendigen und fruchtbaren Austausch mit anderen Menschen verzichten. Lebensstile sind nicht bloß zu beseitigende Hindernisse auf dem Weg der “richtigen” Umwelterziehung[62] ; vielmehr gewinnt der Mensch durch sie die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und wird in seiner Identität gestärkt. In der sozialen Subgruppe erfährt er durch seine Art der Lebensgestaltung Anerkennung und Respekt.

Die erste Aufgabe einer realistischen Umweltbildung bestünde also darin, die mit den Lebensstilen gegebenen sozial-ökologischen Realitäten zur Kenntnis zu nehmen. Es genügt nicht, die rein ökologische Seite der Problematik wahrzunehmen, vielmehr muß das Umfeld des Menschen - seine soziale, kulturelle, ökologische Umwelt - unter die Lupe genommen werden. Leitbilder der Umwelterziehung sollten diese Dimension erfassen[63].

4. Wertänderungen

Wer darf eigentlich entscheiden, wie Natur gestaltet wird?[64]

Leitbilder und Werte sind im Laufe der Geschichte entwickelte Richtlinien einer Kultur, die von einem Großteil einer Gesellschaft als solche akzeptiert werden.

[Werte umfassen] Aspekte einer sozial geteilten Konstruktion von Wirklichkeit [die] als Begründungen, Rechtfertigungen oder Bewertungsgrundlagen von Ereignissen und Handlungen in der sprachlichen Kommunikation einer Gruppe, Gesellschaft oder Kultur verwendet werden.[65]

Nachfolgende Generationen werden mit diesen Werten in ihrer Adoleszenz konfrontiert, wozu hierzulande neben dem Elternhaus auch die Schule einen wesentlichen Teil beiträgt. Durch gemeinsam geteilte Werte wird ein soziales System stabilisiert, weil sie Einstellung und Verhalten der Individuen bedingen[66]. Werte sind "Vorstellungen von gesellschaftlich Wünschenswertem"[67] und bilden damit den Rahmen für das Agieren des und der Einzelnen.

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Abb. 3: Rahmenbedingungen des individuellen Handelns[68]

In ihrer Funktion, gesellschaftliche Systeme zu stabilisieren, sind Werte wenig dynamisch und nur langwierig veränderbar. Um überhaupt Voraussetzungen für eine Wertänderung zu schaffen, ist es zunächst notwendig, daß die Mitglieder einer Gesellschaft sich über die Unzulänglichkeit ihrer Werte bewußt werden, d.h. es müssen Spannungen auftreten. Diese erst können den betroffenen Wert in das Bewußtsein treten lassen und dadurch zum Objekt machen, das definiert werden kann. Durch die Definition läßt sich der Wert von anderen Objekten abgrenzen; nur auf diese Weise können Alternativen entstehen. Meistens kommt es in Folge zur Verbreitung alternativer Werte in Subgruppen der Gesellschaft, bis diese einen - meist wieder unbewußten - Konsens über den neu anzunehmenden Wert gefunden hat[69].

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Umweltproblematik Mensch-Natur- ???

Verhältnis

Abb. 4: Wertänderungen

Neue Leitbilder müssen gewollt werden, gesellschaftlich wünschenswert sein. Warum aber sollte sich eine Gesellschaft etwas wünschen, wenn ihr nicht klar wird, welchen Gewinn sie daraus zieht[70] ?

4.1. Die Zielgröße der Umwelterziehung

Ein grundlegendes Ziel der Umwelterziehung ist es, den Einzelnen und die gesellschaftlichen Gruppen das komplexe Wesen der natürlichen und künstlichen Umwelt (...) verstehen zu lernen und sie die erforderlichen Kenntnisse, Wertvorstellungen, Verhaltensweisen und praktischen Fertigkeiten erwerben zu lassen, die sie in die Lage versetzen, in verantwortungsbewußter und wirksamer Weise am Erkennen und Lösen von Umweltproblemen und an der Gestaltung der Umweltqualität teilzuhaben.[71]

Umwelterziehung will den Menschen auf den richtigen Weg führen. Er soll einsehen, daß sein bisheriges Verhalten falsch war, das "komplexe Wesen der natürlichen und künstlichen Umwelt" verstehen lernen und

- Kenntnisse
- Wertvorstellungen
- Verhaltensweisen
- praktische Fertigkeiten

erwerben, mit denen er das richtige Verhalten ausüben kann.

Die Problematik dieser Absicht besteht darin, daß zum einen nicht deutlich wird, wer festlegt, welche Qualitäten zur Erreichung des gewünschten Zieles erworben werden sollen, daß zum anderen das Ziel außer als Abkehr von bisherigen Verhaltensweisen nicht beschrieben ist und daß außerdemnicht beantwortet wird, warum eine Gruppe von Menschen und warum gerade diese bestimmt, wo es lang gehen soll? Warum soll sich denn etwas ändern?

Natürlich gibt es eine Reihe wissenschaftlicher Erkenntnisse, die beispielsweise die Gefahr einer Vergrößerung des Ozonlochs beschreiben können, wodurch diese hierzulande rational den meisten Menschen bewußt ist. Dabei ist ein gesellschaftlicher Konsens festzustellen, der beinhaltet, daß eine derartige Vergrößerung nicht erwünscht ist, weil die Folgen wie Hautkrebserkrankungen oder Klimaveränderungen eine Gefahr darstellen - also keinen Gewinn in der Nutzen-Kalkulation des und der einzelnen. Und dann? Dann werden Sommersmogverordnungen erlassen und so gut wie gar nicht beachtet. Der Kohlendioxidausstoß hält unverändert an, weil sich die Psyche des Menschen sträubt, aufgrund äußeren Drucks auf bestimmte Formen des Energieverbrauchs zu verzichten. Es mangelte ihm an Gelegenheit, für sich selbst festzustellen, was ihm eigentlich lieber wäre: Die Freiheit der Mobilität und das vergrößerte Ozonloch oder die Vermeidung von Krankheit, die Erhaltung von Lebensgrundlagen und die Beschränkung der Mobilität? Oder vielleicht noch eine dritte und vierte Variante? Es mangelt ihm an der Möglichkeit, die eigene Zukunft aktiv - fragend, mitbestimmend, gestaltend - vorzubereiten. Auf der UNCED Konferenz 1992 wurden folgerichtig mit der Agenda 21 viele Möglichkeiten für die demokratische Partizipation aller Mitglieder der Gesellschaft an der Gestaltung der Zukunft geschaffen[72]. "Sustainable development" - im Deutschen mit nachhaltige oder dauerhaft umweltgerechte Entwicklung übersetzt - ist seitdem ein wichtiger Begriff in der Zukunftsdiskussion und soll deshalb hier noch einmal genauer betrachtet werden.

4.2. Nachhaltigkeit

Sustainable development evoziert eine umweltfreundliche und global gerechte Lebensweise. Im Grunde genommen steht dieser Begriff aber für Lebensformen, die in der Zukunft stabil sein können. Die Deutung im Hinblick auf Umweltfreundlichkeit und soziale Gerechtigkeit beinhaltet also bereits eine Interpretation, welche Lebensformen nachhaltig sind. Das Konzept der Nachhaltigkeit kann jedoch zunächst sehr viel grober beschrieben werden. Eine nachhaltige Entwicklung berücksichtigt sowohl ökologische als auch ökonomische als auch soziale Aspekte.

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Abb. 5: Das Dreieck der Nachhaltigkeit

Die Bewertung, was zu einer solchen Lebensweise dazugehört, kann weder wissenschaftlich bestimmt noch von oben herab verordnet werden. Das Streben nach nachhaltigen, zukunftsfähigen Lebensformen kann als Wertmaßstab eines jeden einzelnen Menschen dabei vorausgesetzt werden, da eine jede und ein jeder stabile Verhältnisse bevorzugt, getrieben von der Suche nach dem größtmöglichen Glück[73]. Mit der Festlegung eines Wertes als eines zu erreichenden Ziels, können verschiedene Handlungen bewertet werden. Positiv sind diejenigen, die auf das Ziel hinführen, negativ solche, die von ihm wegführen. Zur effektiven Erreichung eines solchen Ziels ist es notwendig, daß verschiedene Menschen ihre jeweiligen Zielvorstellungen miteinander abstimmen. Eine Gesellschaft (oder Weltgemeinschaft) ist nur durch gemeinsame Ziele - Leitbilder - in der Lage, Erfolge zu erreichen.

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Abb. 6: Entstehung und Veränderung von Leitbildern

Ein anspruchsvoller Prozeß also, der kein Ende findet, da sich zum einen Konsequenzen aus Handlungen ergeben werden, die vorher nicht absehbar waren, und die Gesellschaft sich zum zweiten in einem ständigen Wandel befindet, ihre Ziele also immer wieder neu definieren muß.

[Sustainable development is] economic development that meets the needs of the present generation without compromising the ability of future generations to meet their own needs.[74]

Natürlich ist es utopisch, sich vorzustellen, daß alle Menschen gleichsam in einer großen Runde sitzen und fair und offen ihre Handlungsziele festlegen. Dennoch kann der Weg zu neuen Leitbildern, die nachhaltige Systeme garantieren, nur über diese Punkte - Aufklärung, Diskussion, Partizipation - laufen.

Die Lösung kann nur der Prozeß sein. Es gibt nicht die eine dauerhaft umweltverträgliche, zukunftsfähige, nachhaltige Lebensform[75].

In Bezug auf die Mensch-Natur-Beziehung, die unter Abschnitt I erläutert wurde, bedarf die Nachhaltigkeitsdiskussion der Gewißheit, daß Natur kein fester Zustand ist und sich sowohl Vorstellungen von Natur als auch der Begriff selbst gesellschaftlichen Wandlungen unterwerfen[76]. Der direkte Eingriff in und Umgang mit natürlichen Gegebenheiten zeigt sich in der Landwirtschaft. Das Leitbild Landwirtschaft steht dabei nicht nur exemplarisch als eines der zu verändernden, sondern greift weit in viele Fragen des menschlichen Zusammenlebens ein. Deshalb soll es im folgenden näher untersucht werden.

III. Eine mögliche Lösung

5. Landwirtschaft - Kultivierung der Natur

Kultur, das "Biotop des Menschen"[77], scheint in unseren Breitengraden in neuhumanistischer Tradition vor allem Literatur, Musik und Kunst zu umfassen[78]. Cultura hingegen - das lateinische Ursprungsnomen für diesen Begriff[79] - bedeutet "Bebauung, Bestellung, Pflegen"[80]. Das Besondere des Menschen liegt also nicht allein in der Fähigkeit, mehr oder weniger unvergänglich Schönes in der Dichtung oder beispielsweise Architektur zu schaffen, sondern darin, vorgefundene Naturgegebenheiten nach seinen Bedürfnissen zu gestalten. Der Mensch rodet Wälder, siedelt, pflügt Erde um, bewahrt Samen für die Neuernte, domestiziert Tiere. Er gestaltet sein Umfeld, er erschafft seine Umwelt mehr als jedes andere Wesen. Er hat großen Einfluß auf die Beschaffenheit dieser Umwelt.

In diesem Kapitel soll daher die Landwirtschaft als gestalterischer Eingriff des Menschen in natürliche Gegebenheiten betrachtet werden.

5.1. Die Funktion der Landwirtschaft

Landwirtschaft[81] arbeitet direkt unter natürlichen Bedingungen. Sie kann sich dem nur zu einem gewissen Teil entziehen. Der Jahresrhythmus verlangt das Säen und Ernten zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr, die nicht verschoben werden können. Der gesamte Produktionsprozeß ist vom Klima und den örtlichen Bedingungen abhängig. Mit anderen Worten: Die Gestaltung der natürlichen Gegebenheiten zur Erschaffung der menschlichen Kultur geschieht in erster Linie über Landwirtschaft. Es ist inzwischen möglich geworden, sich auch dabei von äußeren Bedingungen unabhängig zu machen, durch Treibhäuser, künstliche Nährkulturen und nicht zuletzt durch Gentechnik. Die Gefahr, dabei aber letztendlich die eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören, wurde bereits angesprochen. Auch bei derartigen Produktionsprozessen zeigt sich in der Landwirtschaft am deutlichsten, welchen Begriff von Natur wir haben und von welcher Art unsere Beziehung zu ihr ist.

Fast möchte man sagen, für uns gilt: Natur ist Landwirtschaft. Das Verständnis von Landwirtschaft und wie sie mit Natur umgeht bestimmen unser Verhältnis zur Natur entscheidend.[82]

Hierbei reicht die Spannbreite in der aktuellen globalen Situation vom reinen Sammeln und Jagen dessen, was vorzufinden ist, bis hin zur industriell geprägten Nutzung aller erdenklichen Ressourcen. Entsprechend sind die jeweiligen Landschaften gestaltet. Nach wie vor leben einige wenige Indianervölker im artenreichen Regenwald, während in anderen Teilen der Erde Landschaften als "ausgeräumt" bezeichnet werden. Im europäischen und nordamerikanischen Raum bestimmte im letzten Jahrhundert vor allem das Denken Albrecht Thaer s (1752-1828) die Art der Landwirtschaft. Er meinte, Landwirtschaft sei wie jedes andere Gewerbe anzusehen und sollte daher maximalen finanziellen Gewinn anstreben. Der Produktionsfaktor Boden - die Natur - aber, der in diesem Wirtschaftszweig Arbeit und Kapital ergänzt, bedarf, um beständig zu bleiben, eines zukunftsorientierten Umgangs. Die Besonderheit dieses Produktionsfaktors besteht darin, daß er Pflege braucht, um mehr zu leisten und bei entsprechender Behandlung durch häufige Nutzung sogar noch produktiver werden kann. Bei sorgfältiger Bearbeitung ist die Fähigkeit des Bodens zu produzieren unendlich, da die benötigte Energie von den Pflanzen mittels Photosynthese bereitgestellt wird.

[...]


[1] Obwohl oft generalisierend vom "Menschen" die Rede ist, werden in dieser Arbeit damit hauptsächlich die Bewohnerinnen und Bewohner hochindustrialisierter Staaten abendländischer Kultur bezeichnet.

[2] vgl. MEADOWS, D. et al.: Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit. Stuttgart 1994; HAUFF, V. (Hrsg.): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Greven 1987; BUND/MISEREOR (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. Basel 1996

[3] vgl. POFERL, A.; BRAND, K.-W.: Umweltbewußtsein und Umwelthandeln im Alltag. In: DIECKHOFF, K.-H.; ROTH, J. (Hrsg.): Umweltkrise als Bildungschance. Tutzinger Stiftung zur Förderung der Umweltbildung. München 1996, S. 62ff.

[4] SAMHAMMER, T.: Die hervorragende pädagogische Aufgabe einer lebendigen Landwirtschaft im Hinblick auf ein neues Naturverständnis. Diplomarbeit Universität-Gesamthochschule Kassel, FB 11, Wintersemester 1998/1999, S.9

[5] vgl. GEBHARD, U.: Kind und Natur. Opladen 1994, S. 60

[6] So beschreibt LIEDLOFF 1996, daß die Yequana Indianer in den Urwäldern Amazoniens kein Wort für "Arbeit" kennen, weil diese nicht wie hierzulande von der "Freizeit" getrennt ist.

[7] TROMMER, G.: Natur im Kopf. Die Geschichte ökologisch bedeutsamer Naturvorstellungen in deutschen Bildungskonzepten. Weinheim 1993, S. 25

[8] MARKL, H: Die ökologische Wirklichkeit. In: WILDENMANN, R. (Hrsg.): Stadt, Kultur, Natur: Chancen zukünftiger Lebensgestaltung. Studie im Auftrag der Landesregierung Baden-Württemberg, Baden-Baden 1989, S. 75; zit. n. GEBHARD 1994, S. 64

[9] vgl. QUINT, R.: Raumerleben und Raumutopie: ökologische Überlegungen zu den Entwürfen schulischer Wunschräume. Frankfurt am Main; Bern, New York, Paris 1990, S. 144

[10] GEBHARD 1994, S. 60f.

[11] Mit dem Begriff “Umwelt” wird hier mangels eines Synonyms die botanische, animalische und mineralische Umwelt des Menschen bezeichnet.

[12] vgl. Kap. 1.1.

[13] vgl. den Fragebogen in Kap. 10.1.

[14] ELIAS, N: Über die Zeit. Frankfurt/M. 1987, S. XV

[15] BOESCH, E. E.: Kultur und Handlung. Einführung in die Kulturpsychologie. Bern, Stuttgart, Wien 1980, S. 10

[16] vgl. FRIEDRICH SCHILLER (1759-1807): Über naive und sentimentalische Dichtung. Ditzingen o. J.; JEAN-JACQUES ROUSSEAU (1712-1778): Emile oder Von der Erziehung. Düsseldorf 1979; und aktuelle Schriften zu Natur- oder Umweltpädagogik wie KLEBER, E. W.: Grundzüge ökologischer Pädagogik. Weinheim und München 1993; KALFF, M.: Handbuch zur Naturpädagogik, Stuttgart 1994; SUCHANTKE, A.: Partnerschaft mit der Natur. Stuttgart 1993

[17] vgl. AMINI, S.: Die Nachhaltigkeit der Nachhaltigkeit. Hintergrund und Analyse eines Schlagwortes, S. 11. In: Der Tropenlandwirt. Journal of Agriculture in the Tropics and Subtropics. Hrsg.: Deutsches Institut für Tropische und Subtropische Landwirtschaft GmbH, Witzenhausen; Universität Gesamthochschule Kassel, Fachbereich 11, Witzenhausen; Verband der Tropenlandwirte e.V., Witzenhausen, (56) 1996, S. 7-30

[18] vgl. NOHL, W.: Das Naturschöne im Konzept der städtischen Freiraumplanung. Plädoyer für eine Naturästhetik, S. 525f. In: Das Gartenamt. Stadt und Grün. Organ der Ständigen Konferenz der Gartenbauamtsleiter beim Deutschen Städtetag. Hannover; Berlin (31) 1982, S. 525-532

[19] vgl. QUINT 1990, S. 146ff.

[20] vgl. QUINT 1990, S. 18ff.

[21] GEBHARD 1994, S. 35

[22] vgl. VOGEL, Chr.: Zur Wechselwirkung von biologischer und kultureller Evolution, S. 70. In: Loccumer Protokolle 75/1988, Kooperation und Wettbewerb. Zu Ethik und Biologie menschlichen Sozialverhaltens. Rehburg-Loccum 1989, S. 68-111; VAN ELSEN, T.: Kann Landwirtschaft die Natur "ernähren"? In: Lebendige Erde - Zeitschrift für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise; Hrsg.: Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise e.V., Darmstadt (2) 1999, S. 34-37

[23] FELDMANN, K.: Tod und Gesellschaft. Eine soziologische Betrachtung von Sterben und Tod. Frankfurt/M. 1990, S. 29; zit. n. GEBHARD 1994, S. 63

[24] vgl. HEID, H. (1992): Ökologie als Bildungsfrage?, S. 113ff.. In: Zeitschrift für Pädagogik. Hrsg.: BENNER, D. et al.. Weinheim und Basel (38/1) 1992, S. 113-138

[25] vgl. GEBHARD 1994, S. 11; HEID 1992, S. 113ff.; OLDEMEYER, E.: Entwurf einer Typologie des menschlichen Verhältnisses zur Natur, S. 15. In: GROßKLAUS; G.;OLDEMEYER, E.: Natur als Gegenwelt. Karlsruhe 1983

[26] MARKL, H.: Natur als Kulturaufgabe. Stuttgart 1986, S. 10

[27] vgl. QUINT 1990, S. 142

[28] vgl. NOHL 1982, S. 525

[29] zit. n. BOLSCHO, D.; SEYBOLD, H.: Umweltbildung und ökologisches Lernen. Berlin 1996, S. 15

[30] vgl. CAPRA, F.: Wendezeit. Bausteine für ein neues Weltbild. München 1987, S. 51ff.

[31] vgl. TROMMER 1990, S. 27

[32] vgl. BOLSCHO/SEYBOLD 1996, S. 11ff.

[33] vgl. TROMMER 1990, S. 25

[34] vgl. 1. Moses 1, 28

[35] ALBERT SCHWEITZER (1875-1965); zit. n. TROMMER 1993, S. 115

[36] vgl. GEBHARD 1994, S. 60

[37] vor allem die romantisch-verklärende Vorstellung scheint Zeitströmungen ausgesetzt zu sein; man denke z. B. an die Jugendbewegung Anfang des Jahrhunderts oder die Hippiekultur in den 70er Jahren; Gruppierungen also, die eine starke Unzufriedenheit mit der Gegenwart ausdrückten. Auch der Nationalsozialismus, wenngleich seine Ziele mit den zuvor genannten Bewegungen nicht verglichen werden dürfen, forderte die Rückkehr zum "Natürlichen" als Gegenströmung zu den vorhandenen gesellschaftlichen Zuständen, die den Mißmut der Bevölkerung hervorriefen.

[38] NOHL 1982, S. 528

[39] HEID 1992, S. 116

[40] vgl. QUINT 1990, S. 145; SCHOMANN, S.: „Ist der Mensch ein Thier?“. In: TAZ - die tageszeitung, Berlin 6./7.März 1999, TAZ mag, S. VI.

Dazu schreibt KÜKELHAUS: Stellen wir uns vor, wir müßten einige Kilometer über eine schnurgerade, ebene, hindernisfreie, glatte, hell ausgeleuchtete Betonbahn gehen. Am Ende der Strecke werden wir, wie jedermann aus Erfahrung weiß, ermattet sein. Wie anders erginge es uns, wenn wir die gleiche Strecke durch einen Wald gehen würden? Wie sieht es bei dieser Wanderung aus? Keine schnurgerade Betonbahn, sondern verschlungene Pfade. Auf und ab, über Stock und Stein, Wurzeln, Rinnsale, schlüpfriges Moos, dichtes Gebüsch. Das Licht ist dämmrig und wechselvoll. Man muß ganz Auge, ganz Ohr sein. Und ganz Nase, ganz Lunge. Es duftet nach Waldboden und Kräutern. Seltsame Geräusche von überall her. Vogelgezwitscher. Am Ende des Weges werden wir erfrischt und wie "neu geboren" sein. (KÜKELHAUS, H.: Von Profitopolis zur Stadt der Menschen. Katalog zur Ausstellung. München 1979; zit. n. QUINT 1990, S. 188)

[41] vgl. HEID 1992, S. 120ff.

[42] SAMHAMMER 1998/99, S.7

[43] vgl. NOHL 1982, S. 526

[44] HEID 1992, S. 123

[45] vgl. BUND/MISEREOR 1996, S. 149ff.

[46] JEAN JACQUES ROUSSEAU (1750); zit. n. TROMMER 1990, S. 44

[47] vgl. 1. Moses 2, 15

[48] N.N. (1998): Mit schlechtem Gewissen durch den Wald. In: UNABHÄNGIGE BAUERNSTIMME - Eine Zeitung von Bäuerinnen und Bauern, Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft - Bauernblatt e.V., Rheda-Wiedenbrück, (7-8) 1998, S. 15

[49] vgl. HAMPICKE, U.: Naturschutz und Ethik - Rückblick auf eine 20jährige Diskussion, 1973-1993, und politische Folgerungen. In: Zeitschrift für Ökologie und Naturschutz (ZÖN).Hrsg.: Prof. Dr. H. Plachter, Philipps-Universität Marburg, Fachbereich Biologie, Fachgebiet Naturschutz. Marburg (2) 1993, S. 73-86

[50] vgl. SCHMIDT, G.: Bauern im Bild der Stadt - oder: Warum wir bei Agrardebatten skeptischer sein sollten, S. 204. In: AgrarBündnis (Hrsg.): Der kritische Agrarbericht 1993, Rheda-Wiedenbrück, S. 199-209

50a CONFERENCE OF ENVIRONMENT AND DEVELOPMENT, Rio de Janeiro 1992; zit. n. BECKER, B.: Ethical Norms and Values behind the Concept of Sustainability, S. 37. In: Der Tropenlandwirt, (56) 1996, S. 31-50

50b vgl. KALFF 1994, S. 27f.

[51] vgl. HIBS (Hessisches Institut für Bildungsplanung und Schulentwicklung): Materialien zum Unterricht, Sekundarstufe 1 - Heft 60/ Umwelterziehung I. Wiesbaden 1986, S. 4

[52] DE HAAN, G.; KUCKARTZ, U. (Hrsg.): Umweltbildung und Umweltbewußtsein. Opladen 1998, S. 13

[53] DE HAAN/KUCKARTZ 1998, S. 14ff.

[54] vgl. GEBHARD 1994, S. 10

[55] vgl. POFERL/BRAND 1996, S. 59ff.

[56] vgl. GEBHARD 1994, S. 213ff.:

Wie steht es nun mit der emotionalen Beteiligung angesichts der Umweltzerstörung? Viele Kinder zeigten sich vom Thema “Umweltzerstörung” nur wenig beeindruckt. So ein neunjähriges Mädchen: “Das interessiert mich überhaupt nicht!” Einige behandelten es wie ein “schulmäßiges” Thema, über das man etwas weiß, v. a. auch weiß, daß es allgemein als wichtig eingestuft wird. Jedoch gibt es auch Kinder, die deutlich Angst angesichts der Umweltsituation zeigen. Ein Beispiel von einem achtjährigen Jungen soll im folgenden dargestellt werden: Der Junge zeigt sich bei dem Gespräch über Umweltthemen zwar gelangweilt, möchte das Thema am liebsten wechseln, äußert sich dann entsprechend der Kenntnisse, die er in der Schule gelernt hat. In einem weiteren Gespräch wurde er aufgefordert, zu malen, wie die Welt in 30 Jahren aussehen wird. “Das mach ich. Das geht schnell, da ist nicht mehr viel los auf der Welt.” Auf dem Bild stellt er sich selbst dar, wie er auf einem Baum ohne Äste und Blätter steht. Er hat die Hände zum Kopf gehoben und ruft: “O Gott, wie sieht es denn hier aus”!

Er erklärt, die Blätter und Äste seien abgefallen, weil sie älter geworden sind und weil die Luft vergiftet ist. Die Reste der Zweige liegen auf der Erde, auf der es auch kein Gras mehr gibt. (GEBHARD 1994, S. 215f.)

[57] vgl. AMINI 1996, S. 22

[58] vgl. BOLSCHO/SEYBOLD 1996, S. 12

[59] vgl. BLOCH, E.: Das Prinzip Hoffnung. Frankfurt a. M. 1977

[60] vgl. DE HAAN/KUCKARTZ 1998, S. 22f.

[61] ebd., S. 22

[62] vgl. REUSSWIG, F. : Die ökologische Bedeutung der Lebensstilforschung, S. 99. In: DE HAAN/KUCKARTZ 1998, S. 99-101

[63] vgl. HEID 1992, S. 123; REICHEL, N. (Hrsg.): Politik und Praxis der Umwelterziehung: Beiträge der internationalen OECD-Konferenz vom 6. bis 11. März 1994 in Braunschweig. Frankfurt a. M. 1995, S. 33

[64] HEID 1992, S. 126

[65] LANTERMANN, E.-D.; DÖRING-SEIPEL, E.: Umwelt und Werte, S. 632. In: Kruse, L.; Graumann, C.-F.; Lantermann, E. (Hrsg.): Ökologische Psychologie. München 1990. S. 623-639; zit. n. BOLSCHO/SEYBOLD 1996, S. 30

[66] vgl. SANDERS, J.: Hausarbeit über Gesellschaftliche Werte – Strukturen, Stabilität und Funktion von GIESELA MAAG, Opladen 1991; Universität-Gesamthochschule Kassel, FB Politikwissenschaft, Sommersemester 1998, S. 2

[67] KLUCKHOHN, o. A.; zit. n. SANDERS 1998, S. 3

[68] BECKER, B. (1996): Ethical Norms and Values behind the Concept of Sustainability. In: Der Tropenlandwirt (56) 1996, S. 33 (verändert)

[69] vgl. SANDERS 1998, S. 4

[70] vgl. Kap. 3

[71] DEUTSCHE UNESCO-KOMMISSION (Hrsg.) (1979): Zwischenstaatliche Konferenz über Umwelterziehung. Tiflis 1977, UNESCO-Konferenzberichte 4, München 1979, S. 73ff.; zit. n.: BOLSCHO, D.: Konzeption einer Studie zur Bedeutung schulischer Umweltbildung für umweltgerechtes Handeln, S. 121f.. In: DE HAAN/KUCKARTZ 1998, S. 121-133

[72] vgl. BMUNR (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit): Umweltpolitik. Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung im Juni 1992 in Rio de Janeiro – Dokumente – Agenda 21. o. A.

[73] vgl. JEREMY BENTHAM (1748-1832). In; AMINI 1996, S. 21; vgl. auch Kap. 3

[74] WCED (World Commission on Environment and Development): Our Common Future. The Brundtland Report. Oxford 1987,

o. S.; zit. n. BECKER 1996, S. 31

[75] vgl. AMINI 1996, S. 19

[76] vgl. ebd., S. 10

[77] vgl. Kap. 1.1.2.

[78] Der DUDEN unterscheidet hierbei zwischen Kultur "als Gesamtheit der geistigen und künstlerischen Lebensäußerungen einer Gemeinschaft, eines Volkes" und der "Nutzung, Pflege und Bebauung von Ackerböden" (DROSDOWSKI G.: Bd.5 Duden Fremdwörterbuch, Mannheim; Wien, Zürich 1990, S. 440)

[79] Nicht nur die "Natur" (vgl. Kap. 1.1.), sondern auch die "Kultur" wurde als Fremdwort in die germanische Sprache eingeführt

[80] Dazu schreibt HILLEBRECHT: Agrarkultur ist eigentlich ein Pleonasmus (doppeltgemoppelt), denn lateinisch "cultura" allein bedeutet ursächlich das gleiche, kommt das Hauptwort doch von dem Verb "colere", und das heißt (den Acker, den Garten) "bebauen und bearbeiten". Aber dieses Wort colere heißt nicht nur "Ackerbau treiben", sondern auch "wohnen", "ansässig, seßhaft sein". Darüber hinaus verstanden die Römer darunter auch "Sorge tragen, pflegen, bewahren" bis hin zu "verpflegen", ja sogar "üben", "hochhalten", "ehren", "verehren", "anbeten", "heilig halten" und "huldigen".

Und der oder die das alles tut, ist der "colonus"=der Bauer und "die colona"=die Bäuerin, und beide können noch für mehr verantwortlich gemacht werden, da sie es sind, die bereits in Urzeiten (und zwar vor dem Handel) Niederlassungen, Pflanzstädte und -siedlungen, also "Kolonien" gegründet haben. (HILLEBRECHT, K.: Kultur und Kultivieren und was Agrar- und Eßkultur miteinander zu tun haben, S. 8. In: Ökologie & Landbau - Zeitschrift für eine ökologische Agrarkultur. Hrsg.: Stiftung Ökologie & Landbau, Bad Dürkheim (4) 1996, S. 8-11)

[81] Aus Gründen der Lesbarkeit wird darauf verzichtet, neben Landwirtschaft jedes Mal Forstwirtschaft und Fischerei zu erwähnen. Sie sind aber m.E. mit einbezogen.

[82] SAMHAMMER 1998/1999, S. 1

Ende der Leseprobe aus 100 Seiten

Details

Titel
Das Leitbild der Landwirtschaft im schulischen Unterricht
Hochschule
Universität Kassel  (Institut für soziokulturelle und sozioökonomische Studien)
Note
1,0
Autor
Jahr
1999
Seiten
100
Katalognummer
V15737
ISBN (eBook)
9783638207638
Dateigröße
824 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit gibt einen detaillierten Einblick in die Bedeutung der Landwirtschaft in einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Um die Bedeutung dieses Themas in der Gegenwart zu überprüfen, werden 15- bis 17-jährige Schüler verschiedener Schulformen nach ihrer Einstellung zur Landwirtschaft befragt. Ausblicke, wie eine Auseinandersetzung mit Landwirtschaft in dieser Altersgruppe aussehen könnte, runden die Arbeit ab.
Schlagworte
Leitbild, Landwirtschaft, Unterricht
Arbeit zitieren
Claudia Busch (Autor:in), 1999, Das Leitbild der Landwirtschaft im schulischen Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15737

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