Praxisorientierte Unterrichtstechnologie an kaufmännischen Berufsschulen


Seminararbeit, 2003

25 Seiten, Note: Sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG

2. BEGRIFF „UNTERRICHTSTECHNOLOGIE“

3. LERNTYPUS

4. ÜBERSICHT DER UNTERRICHTSMEDIEN
4.1. NICHT-ADAPTIVE UNTERRICHTSMITTEL
4.1.1 visuelle Unterrichtstechnologie
4.1.2 auditive Unterrichtstechnologie
4.1.3 audiovisuelle Unterrichtstechnologie
4.2. ADAPTIVE UNTERRICHTSMITTEL

5. AUSGEWÄHLTE UNTERRICHTSTECHNOLOGIEN
5.1. OVERHEADPROJEKTION - POWER POINT-PROJEKTION
5.1.1 Anwendungsbeispiele für den Unterricht an kaufmännischen Berufsschulen
5.2. FERNSEHEN - VIDEO - DVD
5.2.1 Anwendungsbeispiele für den Unterricht an kaufmännischen Berufsschulen

6. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK

7. LITERATURLISTE

1. EINLEITUNG

Ein sich ausschließlich auf die Sprache stützender Unterricht spricht die Sinneskanäle der Schüler nur einseitig an. Dies wurde schon im 17. Jahrhundert von Johann Amos Comenius (1592 - 1670) erkannt und in seiner „goldenen Regel“ für alle Lehrenden wie folgt formuliert:: „Alles soll wo immer möglich mit den Sinnen vorgeführt werden, Und wenn durch verschiedene Sinne aufgenommen werden kann, soll es den verschiedenen Sinnen zugleich vorgesetzt werden ...“1

Die Notwendigkeit der Anschaulichkeit der Vermittlung des Lehrstoffes im Unterricht begründete Comenius „mit der Unfähigkeit des Menschen zu originärer richtiger Erkenntnis.“2 Er führt dafür hauptsächlich drei Gründe an:3

? „Der Anfang der Kenntnis geht immer von den Sinnen aus: nichts - das nicht zuvor in einem der Sinne gewesen wäre - befindet sich in unserem Verstan-de.

? Erst durch die Vermittlung der Sinne, in die sich Dinge zuerst und unmittelbar einprägen, gelangen sie in den Verstand.

? Die Sinne als die „treuesten Sachverwalter des Gedächtnisses“ bewirken somit, dass jeder das, was er weiß, auch behält.“

Die Tradition der Anschauungshilfen - wenngleich mit dem damaligen noch recht einfachen „technischen Hilfsmitteln“ - geht somit auf die Zeit Comenius zurück. Das Prinzip der Anschauung in der Didaktik ist seit Comenius anerkannt und wurde in weiterer Folge auch wieder von anderen Pädagogen aufgegriffen. Auch in der „neu entwickelten Lehr-Lern-Theorie, in deren Zentrum der Anschauungsbegriff steht, ..., verschiebt sich der Schwerpunkt des Lehrens von der verbalen Vermittlung auf die Ermöglichung einer anschaulich denkenden Aneignung.“4

Ein Unterricht ohne technische Hilfsmittel würde für die Schüler relativ wenig Ab wechslung bedeuten und ihnen ein sehr großes Maß an Konzentration abverlangen, andererseits sie aber nicht umfassend fordern.“5

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher zu Beginn mit einer genauen Abgren-zung des Begriffs „Unterrichtstechnologie“, gibt einen Überblick über die Unterricht s-medien und geht in weiterer Folge auf aus gewählte Unterrichtstechnologien ein, wo-bei diese auf ihre Tauglichkeit im Unterricht an kaufmännischen Berufsschulen be-wertet werden.

2. BEGRIFF „UNTERRICHTSTECHNOLOGIE“

In der pädagogischen Diskussion zum Medien-Einsatz werden viele Begriffe verwen-det. So zB „Mediendidaktik“, „Medienkunde“, „Medienerziehung“, „Medienpädagogik“, Unterrichtstechnologie“ und „Medienpraxis“. Eine Gegenüberstellung dieser Begriffe ist in dieser Arbeit nicht vorgesehen. Vielmehr hält sich der Autor an die Definition von Melezinek:

Unterrichtstechnologie sind alle Gegenstände, technische Geräte, Einrichtungen und Systeme (d.h. alle nichtpersonalen Medien), die zur Gestaltung des Unterrichts beitragen.6

Im weitesten Sinn umschließt der Begriff daher auch die Planung von Schulbauten, Ausstattung von Klassenräumen u. ä. Im engeren Sinn befasst sich die Unterricht s-technologie mit den eigentlichen nicht personalen Informationsträgern (Dias, O-verhead-Folien, Filmen, Schulbüchern, Tafeln, etc.), deren Gestaltung und Einsatz sowie den dafür benötigten Geräten (Fotokamera, Overheadprojektor, Kopiergerät, Druckmaschinen, etc.).

In dieser Arbeit soll dem Ansatz Melezineks über Unterrichtstechnologien im engeren Sinn gefolgt werden, allerdings unter Ausschluss jener technischen Anlagen, wie Druckmaschinen, Anlagen zur Film- und Fotoentwicklung u.ä., mit denen ein Lehrer an kaufmännischen Berufsschulen im allgemeinen nicht konfrontiert ist.

3. LERNTYPUS

Für das Behalten eines Lehrstoffes ist es nicht gleichgültig, mit welchem Sinnesor-gan ein Eindruck aufgenommen wurde. Es hat sich herausgestellt, dass verschiede-nen Wahrnehmungsgebieten (Sehen, Hören, Schreiben, ...) ein unterschiedlicher Einprägungswert zukommt. Hier spielen individuelle Unterschiede zwischen Men-schen eine große Rolle. Manc he Menschen lernen besser, wenn sie den Lerninhalt lesen, andere wiederum bevorzugen das Mitschreiben des Lernstoffes usw.

„Es wird angenommen, dass durch unsere Augen etwa dreimal soviel Informationen vom Menschen aufgenommen werden wie durch alle anderen Sinnesorgane zu-sammen.“7

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die nachstehende Grafik soll dies verdeutlichen.

Daher unterscheidet die Literatur zwischen verschiedenen Lerntypen:

? Der visuelle Typ lernt am meisten durch Beobachtungen; er behält gesehe- ne Dinge besser, sei es durch Lesen oder Ansehen von bildhaftem Material.

? Der akustische Typ lernt am besten durch Zuhören.

? Der motorische Typ lernt vorwiegend durch eigene Handlungen, durch An- fassen und Fühlen, also durch praktische Manipulation - bei theoretischem Stoff durch seine händische Mitschrift.

? Der verbale Typ lernt vorwiegend anhand von Begriffen bzw. Formeln, so- zusagen verbal-abstrakt, also rein durch den Intellekt.

Die Schule ist nun gefordert, für alle Typen ein Verfahren zu generieren, das die vi-suelle, akustische und motorische Komponente gleichzeitig - oder zumindest ab-wechselnd - anspricht. Wer andere lehrt, muss auch dafür sorgen, dass er verstan-den wird. Verständlich ist eine Botschaft dann, wenn sie in der Sprache des Schülers abgefasst ist. Der Lehrer ist daher gefordert, passende Kommunikationsmodelle zu verwenden.

Ohne den Einsatz von Medien müsste sich der Lehrer auf die gesprochene Sprache verlassen, damit seine Informationen zum Empfänger, den SchülerInnen, gelangen. Doch als „Augentier“ ist der Mensch nicht dafür geschaffen, alle Informationen der gesprochenen Sprache zu entnehmen. Die weitaus meisten Informationen nimmt er visuell auf.8

Das Bieten von optischen Reizen kommt dem Aufnahmenverfahren der SchülerInnen sehr entgegen. Die Schüler behalten den Lehrstoff besser und außerdem bleiben Sie länger munter, denn die Informationsaufnahme ist weniger anstrengend.

Entscheidend für die Qualität der Lehrstoffübermittlung ist die Umsetzung der Lehr-inhalte in Grafiken und Bilder. Das menschliche Gehirn besitzt nämlich 2 Seiten. Es kann den gleichen Sachverhalt einmal sprachlich und einmal bildlich erfassen (vgl. Abbildung).

Mit der Visualisierung des Lehrstoffes werden beide Gehirnhälften angesprochen.

Einmal geht es darum, die gesprochenen Worte sichtbar zu machen. Medien werden also benutzt um Worte zu zeigen.

Der zweite Aspekt bezieht sich auf das Umsetzen der Worte in Bilder, Symbole und grafische Strukturen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das richtige Visualisieren hat eine Reihe von Vorteilen:

? Die SchülerInnen sehen eindeutig, wovon der Lehrer spricht. Missverständ- nisse können so vermieden werden.

? Manche Sachverhalte lassen sich durch Bilder oder Grafiken viel einfacher vermitteln als durch Worte.

? Mit einer Visualisierung behält der Lehrer den „Roten Faden“. Optische Hal- te- und Orientierungspunkten geben Sicherheit.

Das Ansprechen beider Gehirnhälften ist hier von zentraler Wichtigkeit. Die linke Gehirnhälfte ist für das analytische und exakte Denken; die rechte Gehirnhälfte je-doch für das kreative und vergleichende Denken. Beide Gehirnhälften werden gleichzeitig angeregt, wenn der Lehrer „Worte“ mit „Bilder“ verbindet, dh eine bildhaf-te Sprache verwendet. Der Schüler bekommt eine Vorstellung von der Botschaft, wenn der Lehrer schwierige Zusammenhänge in Beispielen und Fallstudien darstel-len.

Zur Unterstützung dieser Faktoren stehen dem Lehrer eine Vielzahl von Unterricht s-medien zur Verfügung. Der folgende Abschnitt gibt eine dementsprechende Über-sicht.

4. ÜBERSICHT DER UNTERRICHTSMEDIEN

Eine Taxanomie der Unterrichtstechnologien kann nach verschiedenen Kriterien erfolgen. Eine exakte Trennung ist jedoch problematisch, da es immer wieder zu Überschneidungen kommen wird.

Die folgende Darstellung versucht die Unterrichtstechnologien in erster Linie in solche einzuteilen, die aufgrund ihrer Konstruktion vorwiegend auf der Informationsübertragung vom Lehrenden zum Lernenden (= nicht-adaptive Unterrichtsmittel) ausgerichtet sind - Melezinek spricht hier von der monodirektionalen Kommunikation. Mit Hilfe dieser Medien werden Informationen vorwiegend „präsentierend“ dargeboten. - und solche, die „sowohl der Übertragung von Informationen vom Lehrenden zum Lernenden als auch der Vermittlung von Informationen (Rückkopplung) von den Lernenden zum Lehrenden“9 ausgerichtet sind (= adaptive Unterrichtsmittel). Diese Medien sind für die bidirektionale Kommunikation konzipiert.

Diese Einteilung zeigt schon die Problematik auf, da zB Texte auf Arbeitsblättern sowohl Grundlage von Informationsübertragungen vom Lehrenden zum Lernenden sein können, als auch in Form von auszuarbeitenden Problemstellungen als „Rückkopplung“ dienen können.

Die weitere Untergliederung der nicht -adaptiven Unterrichtsmittel soll die zur Zeit in der Bildungspraxis am häufigsten verwendete Einteilung in „visuell“, „auditiv“ und „audiovisuell“ wiedergeben:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.1. Nicht-adaptive Unterrichtsmittel

4.1.1 visuelle Unterrichtstechnologie

Die visuelle Darstellung von Lehrinhalten bildet einen wichtigen Bestandteil des Unterrichtsgeschehens. Zu den visuellen Unterrichtstechnologien sind alle jene Formen optischer Darstellung zu zählen, die ohne mechanische oder elektrische Hilfsmittel zugänglich gemacht werden können10, wie reale Gegenstände, Modelle davon, den sogenannten „Lehrmittelsammlungen“, Gegenstände und Einrichtungen für Versuche, Bilder, gedruckte Texte (Schulbücher, Arbeitsblätter), Tafelanschrieb, sowie jene, „die mittels einer Lichtquelle und eines Linsensystems Bilder, graphische Darstellungen, Transparentfolien usw. auf eine Tafel oder Leinwand projizieren“11 ; dazu sind Dia-, Film- und Overheadprojektoren zu zählen.

4.1.2 auditive Unterrichtstechnologie

Zur Gruppe der „auditiven Unterrichtstechnologie“ gehören Medien, mit deren Hil-fe Informationen auf der Grundlage des Gehörsinns vermittelt werden. Für bestimmte Unterrichtsfächer an kaufmännischen Berufsschulen - Fremdsprachenunterricht, Deutsch und Kommunikation etc. - sind auditive Medien geradezu prädestiniert. Da-zu zählen der CD-Player, der Minidisc-Player, das Radio und das Sprachlabor.

4.1.3 audiovisuelle Unterrichtstechnologie

Zur Gruppe der „audiovisuellen Unterrichtstechnologie“ zählen Geräte und Ein-richtungen, mit deren Hilfe Informationen auf der Grundlage des Gehör- und Ge-sichtssinns vermittelt werden. Die Forderung nach einer Kombination auditiver und visueller Reize ist schon auf Comenius zurückzuführen: „...dass alles soviel als mög-lich den Sinnen vergegenwärtigt werde...“12 Zu den audiovisuellen Medien gehören: Tonbildschau (Kombination von Dias und Ton), Tonfilm (Video, DVD, Fernsehen).

Auf ihre Verwendung im Unterricht an kaufmännischen Berufsschulen wird eigens im Lehrplan unter „Allgemeine didaktische Grundsätze“ hingewiesen.13

[...]


1 Comenius J.A., Didactica magna, Kap. 20 Ziff.6; zit. nach Michael B.; Darbieten und Veranschaulichen, S. 72

2 Michael B., Darbieten und Veranschaulichen, S. 73

3 Comenius J.A., Didactica magna, Kap. 20 Ziff. 7,8,9; zit. nach Michael B., Darbieten und Veranschaulichen, S. 72

4 vgl. Michael B., Darbieten und Veranschaulichen, S. 73

5 vgl. Becker G., Planung von Unterricht, S. 113

6 vgl. Melezinek A., Unterrichtstechnologie, S. 3

7 Hierhold H., Sicher präsentieren - wirksam vortragen, S. 124

8 vgl. Friedrich W., Die Kunst zu präsentieren, S. 12 ff

9 Melezinek A., Unterrichtstechnologie, S. 5

10 vgl. Fröhlich A., Die auditiven, visuellen und audiovisuellen Unterrichtsmittel, S. 50

11 Fröhlich A., Die auditiven, visuellen und audiovisuellen Unterrichtsmittel, S.56

12 Comenius J.A., Didactica magna, Kap. 20 Ziff.6; zit. nach Michael B.; Darbieten und Veranschaulichen, S. 72

13 Lehrplan für Bürokaufmann, Allgemeine didaktische Grundsätze, S

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Praxisorientierte Unterrichtstechnologie an kaufmännischen Berufsschulen
Hochschule
Pädagogische Akademie des Bundes in der Steiermark
Note
Sehr gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
25
Katalognummer
V15215
ISBN (eBook)
9783638204026
Dateigröße
588 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Praxisorientierte, Unterrichtstechnologie, Berufsschulen
Arbeit zitieren
Doris Nechutny (Autor:in), 2003, Praxisorientierte Unterrichtstechnologie an kaufmännischen Berufsschulen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15215

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