Zensur im Vormärz aus der Sicht eines Autors

Eduard von Bauernfelds Pia desideria


Seminararbeit, 2003

22 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Eduard von Bauernfeld

3. Politischer Hintergrund
3.1 Zensur in Österreich
3.1.1 Zensur im 18.Jahrhundert
3.1.2 Zensur 1800 -1848
3.1.3 Reaktionen auf die Zensur
3.2 Die politische Situation in Österreich 1842

4. Die Pia desideria
4.1 Allgemeines
4.2 . Inhalt
4.3 Analyse
4.3.1 Zeitgeist
4.3.2 Intentionen und diplomatischeTaktik
4.4 Rezeption

5. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Vorliegende Arbeit analysiert die von Eduard von Bauernfeld 1842 verfasste Schrift Pia desideria eines österreichischen Schriftstellers (im Folgenden kürzer Pia desideria) vor dem Hintergrund der politischen Situation in Österreich im Vormärz.

Zunächst wird der Autor kurz vorgestellt. Auf die politischen Hintergründe, insbesonders auf die Entwicklung der Zensur bis 1848 wird in Kapitel 2 eingegangen. Im Kapitel 3 wird der Inhalt der Pia desideria dargestellt und analysiert. Schwerpunkte dabei sind: Welche allgemeinen zeitgenössische Tendenzen werden in diesem Text deutlich? Welche Intentionen hatte Bauernfeld und mit welchen Strategien versucht er, seine Absichten durchzusetzen? Abschließend werden die unmittelbaren Reaktionen auf das Erscheinen der Pia desideria angesprochen.

2.Eduard von Bauernfeld

Eduard von Bauernfeld wurde 1802 in Wien geboren. Er studierte Philosophie und Rechtswissenschaften. Von 1826 bis 1848 war er als Beamter im Staatsdienst tätig, danach bis zu seinem Tod 1890 als freier Schriftsteller.

Bauernfeld ist heute relativ unbekannt, war aber zu seiner Zeit eine der wichtigsten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Wien. Er war einer der erfolgreichsten Lustspielautoren des 19. Jahrhunderts, schrieb satirische Gedichte, war Theaterkritiker, Redner und literarischer Kämpfer: Zielscheiben seiner Kritik waren die Theaterkritiker Saphir und Bäuerle, und das politische System des Metternichstaates.

Bauernfelds politische Einstellung ist eine liberale, er distanziert sich aber von der liberalen Opposition des Vormärz. Er wendet sich zeitlebens gegen die konservative Politik Metternichs, zeigt sich aber patriotisch und kaisertreu. Die Monarchie als Staatsform stellt er nicht in Frage.

Die Pia desideria eines österreichischen Schriftstellers (1842) sind Bauernfelds erste politische Schrift. Doch schon zuvor bewies er politisches Engagement als Redner in liberalen Vereinen und Verbänden. Den Beginn seiner politischen Tätigkeit markiert der Bundestagsbeschluss gegen die Jungdeutschen von 1835. Obwohl er die Jungdeutschen als Künstler ablehnt, erregt ihn das Verbot dieser Literatur sehr. Er hält radikale, spöttische Reden, in denen er sich vor allem gegen die Literaturpolitik Metternichs wendet. Eine seiner Reden hatte sogar eine polizeiliche Vorladung zu Folge.

Auch in seinen Theaterstücken werden Bauernfelds politische Ansichten deutlich. Sein Lustspiel Der literarische Salon (1836) wurde in Österreich mit einem Aufführungsverbot belegt. In „Großjährig“ (1846) macht er sich über das System und die Person Metternichs lustig, gleichzeitig aber auch über die liberale Opposition.

1845 erschien die Denkschrift über die gegenwärtigen Zustände der Zensur in Österreich. Von Bauernfeld verfasst, wurde sie als Petition mit 99 Unterschriften österreichischer Literaten und Wissenschaftler an Minister Graf Kolowrat übergeben. Wie in den Pia desideria, jedoch konkreter, wird hier eine zeitgemäße Handhabung der Zensur gefordert.

Deutlicher wird nun auch Bauernfelds Sorge um die materielle Absicherung des Schriftstellerstandes: 1847 erscheint das Schreiben eines Privilegierten aus Österreich. Im selben Jahr finden in Bauernfelds Wohnung politische Zusammenkünfte statt.

Im Revolutionsjahr 1848 tritt er mit Anastasius Grün vor den Erzherzog Franz Karl und Kaiser Ferdinand mit der Bitte um eine Konstitution und Preßfreiheit. Nach der Revolution wird Bauernfeld als Deputierter für das Frankfurter Vorparlament vorgeschlagen. Unmittelbar darauf erkrankt er jedoch an einer Gehirnhautentzündung und verzichtet danach auf eine politische Karriere.

3. Politischer Hintergrund

3.1 Zensur in Österreich

3.1.1 Zensur im 18.Jahrhundert

Ursprünglicher Hauptzweck der Zensur in Österreich war es, die Kirche vor protestantischen Schriften zu schützen. Seit 1705 ist die Zensur in Österreich eine Angelegenheit des Hofes. Unter Karl VI werden an das Volk gerichtete Schriften von der Regierung kontrolliert; geistliche, religiöse und juristische Texte jedoch von der Universität.

Unter Maria Theresia wird 1751 eine eigene sog. Bücher-Censur-Stelle geschaffen, der Universität wird das Zensuramt entzogen.

1773 werden die Zuständigkeitsbereiche der Zensur wie folgt festgelegt:

- Schutz der katholischen Kirche
- Schutz des Staates, des Kaiserhauses und auch der Staatsoberhäupter anderer Länder
- Schutz der guten Sitten: Unter diesem Aspekt werden nicht nur moralisch bedenkliche Schriften zensuriert, sondern auch qualitative „Verbesserungen“ an Texten und Zeichnungen durchgeführt.

Unter Joseph II wird der Einfluss der Kirche weiter geschmälert, protestantische Schriften werden erlaubt, bei wissenschaftlichen und periodischen Werken wird die Zensur gemildert. Viele der Reformen Josephs wurden jedoch bald wieder zurückgenommen, teilweise noch während seiner Amtszeit.

Unter dem Eindruck der französischen Revolution erfolgt unter Leopold II 1790 eine Zensurverschärfung. Verboten wurden alle Schriften, die gegen die Religion, die Sitten, den Staat oder den Landesfürsten gerichtet waren.

1793, also bereits unter Kaiser Franz I, sieht ein Hofdekret noch strengere Zensurmaßnahmen vor. In der General-Zensurverordnung von 1795 werden die bestehenden Zensurregelungen zusammengefasst. Sie hatten während der nächsten Jahrzehnte Gültigkeit.

3.1.2 Zensur 1800 -1848

Seit 1801 ist die Zensurkommission direkt der 1793 gegründeten Polizeihofstelle unterstellt. Es erfolgt die Rezensurierung aller Werke, die unter Maria Theresia und Joseph II erschienen sind.

1810 wird ein Zensuredikt erlassen. Dieses Edikt, auf das sich Bauernfeld in den Pia desideria und in der Denkschrift von 1845 immer wieder bezieht, ist kein Gesetz, sondern ein Leitfaden für die Zensoren. Es wird nicht veröffentlicht, sondern unter der Bezeichnung Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren an die Behörden ausgegeben. Es beinhaltet relativ liberale Vorschläge, führte aber aufgrund unpräziser Formulierung zu Auslegungsdifferenzen.

Es sieht unter anderem vor:

- größte Nachsicht für wissenschaftliche Werke (§4)
- Nachsicht bei konstruktiver Kritik am Staat (§8)
- Rekursrecht für Schriftsteller, die sich ungerecht behandelt glauben (§12)
- möglichst schnelle Abwicklung der Zensur (§14)

Den Zensoren standen folgende Formeln zur Verfügung, die sie auf eingereichte Manuskripte und importierte Literatur anwenden konnten:

- damnatur bedeutete absolutes Verbot. Mit dieser Formel wurden belegt: die Schriften des Jungen Deutschland, Chamisso, Hauff, E.T.A. Hoffmann, Jean Paul, Victor Hugo, Balzac, George Sand, sowie sämtliche Unterhaltungslektüre mit der Begründung, sie sei wertlos. Die damals beliebten Ritter-, Räuber- und Schauergeschichten waren in Österreich verboten, später auch historische Romane und moderne Romane aus Frankreich, England und Italien.
- Mit erga schedam wurden Werke belegt, die gebildeten Kreisen vorbehalten bleiben sollten. Diesen gestand man bessere Urteilsfähigkeit zu als dem breiten Publikum, das man durch diese Werke gefährdet sah. Werke dieser Kategorie konnten mittels Scheda, d.i. eine eigens von der Polzeihofstelle ausgestellte Bezugsberechtigung, erworben werden. Die Liste der Schedenbesitzer wurde vierteljährlich dem Kaiser vorgelegt. Unter anderen fielen Werke von Shakespeare und Lord Byron in diese Kategorie.
- Die Formel transeat erhielten Werke, die zwar verkauft, nicht aber beworben werden durften. Den gleichen Zweck hatte die Formel toleratur, die für Manuskripte zur Anwendung kam, die zwar gedruckt, nicht aber in Zeitungen angekündigt werden durften.
- Mit der Formel admittitur wurden Werke für den öffentlichen Verkauf zugelassen. Derart gekennzeichnete Schriften durften auch in Zeitungen angekündigt werden.

Im Vormärz unterstanden Zensurangelegenheiten dem Polizeichef Josef Graf Sedlnitzky. Unter seiner Leitung erreichte die Strenge der Zensur in Österreich ein nie dagewesenes Ausmaß.

Kaiser Franz I war ein Herrscher, der sich durch die Ereignisse der französischen Revolution so bedroht sah, dass er jeglicher Kritik am Staat mit äußerster Strenge begegnete. In Fürst Metternich fand er ein ausführendes Organ, das seinen konservativen Ansprüchen entgegenkam.

Die Zensur der Presse wurde strenger gehandhabt als früher, weil Franz I erkannte, dass ihr Einfluss immer größer wurde. Der Zensur anheim fielen außer literarischen Texten und Erzeugnissen der Bildenden Kunst auch Lexika, Landkarten, Stoffe, Abzeichen, Denkmünzen, Geschäftsschilder, Annoncen, Grabinschriften, Liedertexte etc.

[...]

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Details

Titel
Zensur im Vormärz aus der Sicht eines Autors
Untertitel
Eduard von Bauernfelds Pia desideria
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Seminar
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
22
Katalognummer
V14139
ISBN (eBook)
9783638196239
ISBN (Buch)
9783656208266
Dateigröße
552 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Eduard, Bauernfelds, Zensur, Vormärz, Sicht, Autors, Seminar
Arbeit zitieren
Christine Lindengrün (Autor:in), 2003, Zensur im Vormärz aus der Sicht eines Autors, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14139

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