Zu Paul Watzlawicks "Menschliche Kommunikation". Formen und Störungen in der menschlichen Kommunikation


Hausarbeit, 1999

26 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die begrifflichen Grundlagen

3. Die fünf pragmatischen Axiome
3.1. Es ist unmöglich, nicht zu kommunizieren.
3.2. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt derart, daß letzterer den ersten bestimmt und daher Metakommunikation ist.
3.3. Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe bedingt.
3.4. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten.
3.5. Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär.

4. Schlußbemerkung

5. Literatur

1. Einleitung

In dieser Ausarbeitung soll ein Ereignis, das jeder Mensch tagtäglich erlebt, ohne sich darüber bewußt zu sein, analysiert werden. Es handelt sich um Kommunikation im allgemeinen, zwischenmenschliche Kommunikation und die Störfaktoren, die während einer Kommunikation auftreten können, im besonderen.

Oft beobachtet man im Alltag als Zuschauer oder Zuhörer Mitmenschen, die kommunizieren, sich unterhalten oder diskutieren. Ebenso oft beobachtet man, wie solche Kommunikationen "aus den Fugen" geraten, Streitereien mit gegenseitigen Schuldzuweisungen entstehen. Und im Normalfall ist man selber ebenso oft in die beschriebenen Situationen involviert, sei es in Kommunikation mit nur einer Person oder mit einer Personengruppe. Manchmal bemerkt man selber, daß im Gespräch "irgendwie der Wurm drin" ist, weiß aber nicht so recht, was der ausschlaggebende Faktor für bestimmte Eskalationen sein könnte.

Der Lösung kommt man näher, indem man die Kommunikation an sich betrachtet, die verschiedenen Elemente der Kommunikation, den Sender der Nachricht, die Nachricht selber und den Empfänger der Nachricht, in Einzelteile zerlegt, diese analysiert und sie hinterher wieder aneinanderfügt. Gerade an den "Schnittstellen" der einzelnen Elemente, die sich als Codierung, Übermittlung und Decodierung der Nachricht bezeichnen lassen, sind größte Vorsicht und höchste Aufmerksamkeit geboten: hier finden sich gehäuft Quellen für Störungsursachen.

Paul Watzlawick erstellte einen Katalog von Regeln, die es ermöglichen, diesen Elementen der Kommunikation und den "Schnittstellen" auf die Spur zu kommen. Er betrachtet die menschliche Kommunikation aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln und setzt verschiedene Schwerpunkte. Er beleuchtet den Sachinhalt einer Nachricht unabhängig vom Beziehungsaspekt der Kommunikationspartner und forscht nach Störmaterial, das sich ergibt, wenn beide Aspekte gemeinsam betrachtet werden (Kapitel 3.2.), er begibt sich in den Kreislauf der Kommunikationsabläufe und erkennt, was passiert, wenn der Kreislauf von einem Kommunikationspartner unterbrochen wird, indem dieser einen Anfangspunkt für die Kommunikation benennt (siehe Kapitel 3.3.), um nur einige seiner Blickwinkel zu nennen. Was beim Anwenden seiner Regeln nicht aus den Augen verloren gehen sollte, ist die Tatsache, daß zwar jeder kleinste Faktor, jeder Blickwinkel separat analysiert werden kann, Kommunikation jedoch stets aus allen Faktoren gleichzeitig besteht.

Die von Paul Watzlawick 1969 aufgestellten fünf Kommunikationsregeln, anhand derer man Interaktionen und Kommunikationen zwischen Personen analysieren kann, nennt er selber "pragmatische Axiome". Er betont, daß es sich bei diesen Regeln lediglich um "provisorische Formulierungen, die weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Endgültigkeit haben"[1] handelt.

Im folgenden Kapitel werden die Begriffe, die die Grundlagen für die folgende Ausarbeitung der Watzlawickschen Kommunikationsregeln bilden, erläutert. Diese Begriffe sind insbesondere Die Begriffe "Kommunikation" und "System".

Im dritten Kapitel gehe ich auf jedes einzelne von Paul Watzlawick aufgestellte Axiom ein, werde es erläutern und die möglichen Störungen mit Beispielen belegen. Ebenso sollen Möglichkeiten veranschaulicht werden, die helfen können, die Störungen zu erkennen und zu beseitigen.

Eine Zusammenfassung bzw. einige abschließende Worte bilden das Kapitel 4, bevor am Schluß die Literaturliste genannt wird.

2. Die begrifflichen Grundlagen

Um über Kommunikation zu sprechen und zu schreiben, ist es notwendig, den Begriff vorab zu definieren. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Austausch, Verständigung; Übermittlung und Vermittlung von Wissen"[2] Im weiteren Sinne seien alle Prozesse der Übertragung von Nachrichten oder Informationen gemeint, die durch Zeichen aller Art unter Lebewesen, womit sowohl Menschen als auch Tiere und Pflanzen gemeint seien, und / oder technische Einrichtungen, wie Maschinen, vermittelt werden. Die Vermittlung funktioniere über biologische, psychische, soziale und andere Informationsvermittlungssysteme.[3]

Zum Kommunikationsprozeß gehören drei wesentliche Elemente: der Sender, auch Kommunikator genannt, die Nachricht bzw. Mitteilung oder Aussage und der Empfänger der Nachricht.

Der Kommunikationsprozeß umfaßt einerseits die zwischenmenschliche Kommunikation, die auch als direkte Kommunikation bezeichnet wird (hierbei wird von Angesicht zu Angesicht mittels Sprache, Mimik, Gestik, Ausdruck usw. als Verständigungsmittel kommuniziert), andererseits die Informations-übertragung mittels technischer Nachrichtensysteme, wie Massen- und Telekommunikation, was eine indirekte Kommunikation darstellt. Damit eine Kommunikation im Sinne einer Verständigung zustande kommt, müssen drei Voraussetzungen erfüllt sein: Die zu vermittelnden Gedanken oder Absichten des Kommunikators müssen in ein kommunizierbares Zeichensystem umgewandelt werden, z. B. Schrift oder Sprache (Codierung). Diese Zeichen müssen in physikalische Signale transformiert und mittels technischer Medien übertragen werden, beispielsweise Rundfunk, Fernsehen oder Telefon. Und der Adressat muß die empfangenen Zeichen deuten und durch Interpretation die ihm vermittelte Bedeutung erschließen (Decodierung).

Die Verständigungsmöglichkeit durch Kommunikation ist um so größer, je mehr Übereinstimmung im Zeichenvorrat zwischen Kommunikator und Empfänger herrscht.[4] So funktioniert bei zwei Kommunikationspartnern, die unterschiedliche Muttersprachen sprechen, ein Austausch am effektivsten, wenn sie direkt und nicht via Rundfunk kommunizieren, denn von Angesicht zu Angesicht besteht die Möglichkeit, "mit Händen und Füßen", also durch Gestik und Mimik die Fremdworte zu unterstreichen, zu erklären oder darzustellen.

Sabine Bachmair versteht unter Kommunikation in der Alltagssprache das "miteinander sprechen", verweist aber darauf, daß im wissenschaftlichen Sprachgebrauch auch nichtsprachliche Mitteilungen, also Aussagen, die durch Mimik und Gestik gemacht werden, zur Kommunikation gehören. Sie betrachtet Kommunikation als neutralen Begriff, der nicht nur das "sich im Gespräch verstehen", sondern ebenso das Nichtverstehen beinhaltet.[5] Auch bei ihr finden sich die Begriffe Sender, Nachricht und Empfänger wieder, sie ergänzt jedoch diese lineare Darstellung um die Rückmeldung, die der Empfänger der Nachricht dem Sender übermittelt, so daß dieser seinerseits zum Sender einer Nachricht wird und sein Partner zum Empfänger. So entsteht eine Kreisförmigkeit des Verhaltens und der Kommunikation.

Als Grundlage der im Folgenden beschriebenen Kommunikationstheorie von Paul Watzlawick ist der Systembegriff zu betrachten, der an dieser Stelle definiert werden soll. Ein System bezeichnet einen "ganzheitlichen, regelhaft strukturierten Zusammenhang von Einzelheiten, Dingen oder Vorgängen, der entweder in der Natur gegeben oder von Menschen hergestellt ist"[6]. Watzlawick beschreibt zwischenmenschliche Systeme als Mit-anderen-Personen-kommunizierende-Personen, die ein Teilsystem eines größeren Systems darstellen, das aus vielen Teilsystemen besteht. Die Relevanz der Ganzheitlichkeit wird dadurch deutlich, daß jeder Teil eines Systems mit den anderen Teilen so verbunden ist, daß eine Änderung in einem Teil eine Änderung in allen Teilen und damit im ganzen System verursacht.[7] Das bedeutet, daß das Verhalten jedes Einzelnen auf die Verhaltensweisen anderer Personen einwirkt und wiederum durch das Verhalten der anderen bedingt wird. So entsteht die Grundannahme der Kommunikationstheorie, daß Beziehungen zwischen Menschen als kreisförmig betrachtet werden können.[8]

Jedes Individuum ist in Systeme eingebunden. Das kann die Familie sein, die Schulklasse, das Team im Beruf, die Nachbarschaft usw. Alle diese Systeme sind offene Systeme, sie neigen zu Veränderungen im weitesten Sinne und stehen in ständiger Wechselbeziehung zur Umwelt. So ist jede Person eines zwischenmenschlichen Systems gleichzeitig Sender von Informationen, die auf andere Personen einwirken, aber auch Empfänger von Nachrichten, die auf sein eigenes Verhalten ausschlaggebend einwirken.

[...]


[1] vgl. P. Watzlawick,

[2] dtv Brockhaus Lexikon, 1989, Band 10, S.56

[3] ebd.

[4] ebd.

[5] Vgl. S. Bachmair, S.96

[6] dtv Brockhaus Lexikon, Band 18,

[7] P. Watzlawick, S.119

[8] S. Bachmair, S.97

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Zu Paul Watzlawicks "Menschliche Kommunikation". Formen und Störungen in der menschlichen Kommunikation
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Rehabilitationswissenschaften)
Autor
Jahr
1999
Seiten
26
Katalognummer
V11932
ISBN (eBook)
9783638179690
ISBN (Buch)
9783638681650
Dateigröße
2200 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Paul, Watzlawick, Menschliche, Kommunikation, Formen, Störungen
Arbeit zitieren
Daniela Bröske (Autor:in), 1999, Zu Paul Watzlawicks "Menschliche Kommunikation". Formen und Störungen in der menschlichen Kommunikation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/11932

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