Katholische Soziallehre


Seminararbeit, 2002

15 Seiten, Note: keine - m.E.


Leseprobe


Gliederung

A. Einleitung

B. Zur Geschichte der kath. Soziallehre

C. Darstellung der Sozialprinzipien
1. Personalität (GS 12-18)
2. Gemeinwohl (GS 26)
3. Solidarität (CA 10)
4. Subsidiarität (QA 79)
5. Heute wird Nachhaltigkeit noch hinzugerechnet.

D. Markt oder Moral: Der Shareholder Value-Gedanke

E. Globalisierung – eine ethische Annäherung

Literaturverzeichnis

A. Einleitung

Für den Außenstehenden mag katholische Theologie und die Katholische Soziallehre im Besonderen mit ökonomischem Handeln, mit wirtschaftlichen Vorgängen in Unternehmen und in der modernen Marktwirtschaft wenig zu tun haben; sicher meinen einige, die Zielvorstellungen beider „Lager“ lägen weit auseinander, einige meinen sogar, sozial-verantwortliches nahezu altruistisches Handeln von Individuen und vieler NGO’s (z.B. Caritas, Amnesty International) widerspräche der marktwirtschaftlichen Realität zunehmend größer werdender globaler Konzerne, die vor allem ihre Eigenkapitalrendite im Auge behalten.

Gilt es z. B. nicht allgemein als sehr fraglich, wenn Unternehmen ihre Produktionsstätten in Niedriglohnländer verlagern, nur um die Eigenkapitalrendite zu verbessern. Oder die Spekulationen an der Börse: Anteile an Unternehmen zu kaufen, um kurzfristig hohe Gewinne einzustreichen? Und auf der anderen Seite z.B. die südamerikanische Juristin, die sich aus christlicher Berufung motiviert für Minderheiten einsetzte, vom Staat verfolgt und schliesslich ermordet wurde? Ethisch korrekt oder die Überbleibsel längst veralteter Moralvorstellungen?

Auf der einen Seite die fürsorglichen-sozialverantwortlichen Christus-Nachfolger und auf der anderen Seite die egoistischen Nutzen- und Gewinnmaximierer einer global freien Marktwirtschaft? Sieht so unsere heutige Wirklichkeit aus?

Diese und andere Fragestellungen sollen im folgenden anhand der geschichtlichen Herleitung der kath. Soziallehre, der div. Enzykliken, der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, der Veränderungen in Staat, Gesellschaft und der Technik geklärt werden.

B. Zur Geschichte der kath. Soziallehre

Um verstehen zu können, wie sich die kath. Soziallehre entwickelte, werde ich im folgenden auf die historischen Hintergründe eingehen.

Vor 200 Jahren vollzog sich in Europa eine große Veränderung, die einherging mit der Aufklärung, der französischen Revolution, der kapitalistischen Expansion und der industriellen Revolution. Das meint nicht, dass diese als Einzelerscheinungen zu betrachten sind, sondern vielmehr als Teilaspekte dieser ganzheitlichen Umwälzung; technische, wirtschaftliche, philosophische und politische Ereignisse und Betrachtungsweisen sind dabei eng miteinander verwoben bzw. aufeinander bezogen.[1]

Mit der Erfindung der Dampfmaschine ging ein neues Zeitalter der Produktion einher. Die Revolution bestand v.a. darin, Arbeitsabläufe zu mechanisieren und somit einen gewaltigen Anstieg in der Produktion zu erreichen. Aber laut Adam Smith, dem Begründer der modernen Wirtschaftswissenschaften, ist die Arbeitsteilung die weitaus wichtigere Veränderung, welche die industrielle Revolution so revolutionär werden ließ: “Die Arbeitsteilung dürfte die produktiven Kräfte der Arbeit mehr als alles andere fördern und verbessern.

Das gleiche gilt wohl für die Geschicklichkeit, Sachkenntnis und Erfahrung, mit der sie überall eingesetzt oder verrichtet wird.“[2]

Mit seinem berühmten Stecknadelbeispiel verdeutlicht Adam Smith, dass das Aufteilen von Arbeit in EINZELNE kleine Arbeitsschritte die Produktivität deutlich erhöht. Als volkswirtschaftliche Folge resultiert daraus, dass ein dauerhafter Nutzen bzw. dauerhafte Wohlstandssteigerung für alle möglich ist, ein freies Spiel der Kräfte vorausgesetzt. Vom Einzelnen wird nach Smith nicht erwartet, dass er gänzlich altruistisch handelt, sondern dass durch eine geschaffene Ordnung (Staat) Eigeninteresse und Kollektivinteresse nicht auseinanderfallen, bzw. man muss eine Ordnung schaffen, in welcher der Einzelne der Gemeinschaft nutzt, wenn er das eigene Interesse verfolgt. Eine solche Ordnung ist die Marktwirtschaft, bei der Gemein- und Eigenwohl zusammenfallen. Nach Smith lautet dies so: „Nicht vom Wohlwollen des Fleischers, Brauers oder Bäckers erwarten wir unsere Mahlzeit, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Wir wenden uns nicht an ihre Menschen-, sondern an ihre Eigenliebe.“

Allerdings funktioniert dieses System von Eigen- und Kollektivinteresse, wie schon erwähnt, nur innerhalb einer gewissen Ordnung, dem Staat. Notwendig sind Spielregeln, welche die Handlungen der Akteure in eine Richtung lenken, die im Ergebnis alle besser stellt. Gesellschaftliche Übel haben ihre Ursache daher nicht in schlechten Motiven oder Charakterschwächen, sondern sie sind durch Defizite im Regelsystem begründet.

An einem Beispiel soll dies an dieser Stelle verdeutlicht werden:

Durch die Industrialisierung entstand im 19. Jahrhundert die Arbeiterschaft, die oft in ungeschützten und elenden Verhältnissen lebte. Engagierte Laien in Deutschland wie Franz von Baader und die entstehenden christlichen Arbeitervereine, Priester wie Adolf Kolping und Bischöfe wie Wilhelm Emmanuel von Ketteler von Mainz setzten sich schließlich für diese Menschen ein. Nicht zuletzt durch ihr Engagement kam es 1891 zur ersten päpstlichen Sozialenzyklika zur Arbeiterfrage, mit dem Titel „Rerum novarum“. Arbeitsschutzgesetze resultieren aus dieser Zeit.

Letztendlich kann gesagt werden, dass die kath. Soziallehre aus dem bestehenden Bedürfnis zur Klärung eines best. Problems entstand, der Stellung des Arbeitnehmers gegenüber dem Arbeitgeber.

Allgemein formuliert, heißt das: Die Soziallehre der Kirche basiert zwar auf dem christlichen Glauben der Offenbarung, dennoch besteht sie inhaltlich nicht so sehr aus zeitlosen und überörtlich geltenden, „ewigen“ Wahrheiten, sondern wendet diese Wahrheiten auf die Zeit und den Ort verschiedener, dem ständigen Wechsel unterliegender Verhältnisse an. Daraus ergibt sich, dass die kath. Soziallehre dem Wandel der Dinge folgen und auf die ständig neu auftauchenden Fragen laufend neue Antworten geben muss. Laut Rudolf Weiler hat die kath. Soziallehre traditionell eine philosophische Basis, speziell durch die praktische Philosophie oder Ethik als Lehre von der Sittlichkeit des einzelmenschlichen Lebens bzw. die Sozialethik als Lehre von der sittlichen Ordnung der Gesellschaft.[3]

In der evangelischen Kirche wird die Soziallehre von der Bibel abgeleitet, vom Gebot der Nächstenliebe. Warum diese Soziallehre als katholisch bezeichnet werden kann, ist nicht ein ihr eigentümlicher, spezifisch katholischer Lehrgehalt, sondern einfach ihre Herkunft, die von der katholischen Kirche, von ihrem Lehramt, von Päpsten und Bischöfen.

[...]


[1] Vgl. Hermann von Laer: “Die moderne Wirtschaftstheorie und ihre ethische Begründung” in “Bleibt die Ethik auf der Strecke?” von Georg Konen und Günter Wilhelms (Hrsg.) , Seite 10, 2001

[2] aus Adam Smith „Der Wohlstand der Nationen”, 1776

[3] aus Rudolf Weiler “Einführung in die kath. Soziallehre – Ein systematischer Abriss“, 1991

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Katholische Soziallehre
Hochschule
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt  (Betriebswirtschaft)
Veranstaltung
Wirtschaftsethik
Note
keine - m.E.
Autor
Jahr
2002
Seiten
15
Katalognummer
V10362
ISBN (eBook)
9783638168083
Dateigröße
509 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
katholische Soziallehre
Arbeit zitieren
Daniela Anton (Autor:in), 2002, Katholische Soziallehre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/10362

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