Analyse von Friedrich Schillers Drama „Maria Stuart“


Hausarbeit, 2002

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A) „Maria Stuart“- Ein klassisches „Vorzeigewerk“ Friedrich Schillers

B) Friedrich Schillers Drama „Maria Stuart“
1. Historischer Hintergrund
2. Inhalt des Dramas
3. Charakterisierung der Hauptpersonen
3.1. Elisabeth
3.2. Maria Stuart
4. Der Höhepunkt - Die Begegnung der Königinnen
4.1. Leicesters Überredungskunst
4.2. Die Begegnung der Königinnen
4.3. Analyse der Begegnung
5. Der Freiheitsbegriff in „Maria Stuart“
5.1. Schillers philosophisches Menschenbild
5.2. Anwendung Schillers Philosophie auf „Maria Stuart“
5.3. Schillers Begriffe „Erhabenheit“ und „schöne Seele“
6. Schillers Frauenbild

C) Schillers Umgang mit dem historischen Stoff

Literaturverzeichnis

A) „Maria Stuart“ - Ein klassisches „Vorzeigewerk“ Friedrich Schillers

Die Tragödie „Maria Stuart“ ist eines der bekanntesten und erfolgreichsten Werke des deutschen Dichters Friedrich Schiller und zählt zu den vollkommensten Theaterstücken der Weltliteratur. Das 1800 veröffentlichte Drama gilt, neben einigen anderen Werken Schillers und Johann Wolfgang von Goethes, als Musterbeispiel der „Weimarer Klassik“. Diese Epoche bezeichnet den literarischen Zeitraum zwischen 1786 - dem Beginn von Goethes erster Italienreise - und 1805, dem Todesjahr Friedrich Schillers. Die Jahre der „Weimarer Klassik“, auch unter der Bezeichnung „Hochklassik“ bekannt, wurden insbesondere vom literarischen Schaffen der beiden Dichter Schiller und Goethe geprägt, die zu Lebzeiten eine enge Freundschaft verband.

Mit „Maria Stuart“ schuf Schiller ein Werk, das eine Bereicherung für die gesamte Literatur darstellt. Schillers Umgang mit dem historischen Stoff, der dem geschlossenen Drama zu Grunde liegt, die Einbeziehung klassischer Ideale und die regelmäßige Bauform der Tragödie machen das Stück einzigartig. Nicht selten wird „Maria Stuart“ deshalb als „Vorzeigetragödie“ Friedrich Schillers gehandelt.

Im Folgenden soll dieses klassische Drama, dessen Handlung auf dem Konflikt zwischen der englischen Königin Elisabeth I. und der schottischen Königin Maria Stuart im 16. Jahrhundert basiert, vorgestellt und in einzelnen Punkten vertieft analysiert werden.

B) Friedrich Schillers Drama „Maria Stuart“

1. Historischer Hintergrund

1533 wird Elisabeth Tudor als Tochter des englischen Königs Heinrich VIII. und seiner Frau Anna Boleyn geboren. Als Anna Boleyn 1536 wegen angeblichen Ehebruchs und Blutschande zum Tode verurteilt wird, lässt Heinrich VIII. Elisabeth als illegitim erklären. Damit verliert Elisabeth jeglichen Thronanspruch.

Elisabeths spätere Konkurrentin, Maria Stuart, kommt am 8. Dezember 1542, als Tochter des schottischen Königs Jakob V. und Maria von Guise, zur Welt. Bereits sieben Tage nach der Geburt wird sie zur Königin gesalbt, weil ihr Vater im Kampf gegen England fällt. 1558 heiratet Maria, die seit 1548 am französischen Hof erzogen wurde, den französischen Thronfolger Franz II. von Valois und ist damit Königin von Frankreich. Noch im selben Jahr wird Elisabeth I., die 1544 ihren Herrschaftsanspruch durch einen Parlamentsbeschluss zurückerhalten hat, Königin von England. Maria fühlt sich übergangen und erhebt Ansprüche auf den englischen Thron. 1561 übernimmt sie, nach dem Tod ihres Ehemannes, die Regierung von Schottland. Im Jahre 1565 heiratet Maria ihren Vetter Herny Darnley, den Vater ihres Sohnes JakobVI., den sie 1566 zur Welt bringt. Zwei Jahre nach der Hochzeit wird Darney ermordet. Obwohl Maria unter Verdacht steht, am Tod ihres Mannes mitschuldig zu sein, heiratet sie noch im selben Jahr den mutmaßlichen Mörder ihres Gemahls, den Grafen Bothwell. Das schottische Volk ist über seine Königin entsetzt. Es beginnt Maria als Hure zu beschimpfen und verlangt Gerechtigkeit im Namen des Ermordeten. Weil sich Maria in ihrem eigenen Land nicht mehr sicher fühlt, sieht sie keinen anderen Ausweg und flieht 1568 nach England. Bei Elisabeth I. hofft sie Schutz und Unterkunft zu finden. Die Anklage, Maria sei an der Ermordung ihres Gemahls beteiligt gewesen, verschafft Elisabeth die Gelegenheit, Maria gefangen zu nehmen. Nach Aufdeckung einer Verschwörung gegen Elisabeth und zugunsten Marias, erlässt das Parlament 1585 den „Act for the Queen´s Safety“, ein Gesetz zur Sicherheit der Königin. Darin ist Strafe nicht nur für diejenigen vorgesehen, die Elisabeth umbringen wollten, sondern auch für die Person, welcher der Mord von Nutzen wäre. Sinn und Zweck dieses Gesetzes ist die Benachteiligung und Vernichtung Maria Stuarts.

Im folgenden Jahr kommt es zur Gerichtsverhandlung gegen Maria und zu ihrer Verurteilung zum Tode. Neben der Anklage, bei der Ermordung ihres Mannes mitgewirkt zu haben, wird Maria unterstellt, an einer Verschwörung gegen Elisabeth beteiligt gewesen zu sein. Elisabeth unterzeichnet schließlich den Hinrichtungsbefehl. Am 8. Februar 1587 wird Maria nach 19-jähriger Gefangenschaft in Fotheringhay geköpft. Elisabeth bleibt bis zu ihrem Tod 1603 englische Königin.[1]

2. Inhalt des Dramas

In seinem klassischen Drama „Maria Stuart“ stellt Schiller den Konflikt zwischen der protestantischen Elisabeth I. von England und der katholischen Maria Stuart von Schottland dar.

Maria, die verdächtigt wird, am Tod ihres zweiten Mannes mitschuldig zu sein, flieht nach England, um bei Elisabeth I. vor ihrem eigenen Volk Schutz zu suchen. Doch die englische Königin lässt ihre katholische Rivalin einsperren. Elisabeth sieht in der schottischen Königin eine Gefahr für die Macht der protestantischen Kirche, sowie für ihre königliche Stellung. Sie befürchtet, Maria könnte wegen ihrer Abstammung bestimmte Ansprüche auf den Thron Englands stellen. Ein Befreiungsversuch von Mortimer, der im Dienste Elisabeths steht, und Leicester, einem Anhänger der englischen Königin, scheitert. Offiziell stehen beide auf Elisabeths Seite, in Wahrheit kämpfen sie für Marias Freiheit und wollen sie vor ihrer Hinrichtung bewahren. Als ihr Intrigen- und Doppelspiel von Burleigh entlarvt wird, bringt sich Mortimer um und Leicester beteuert vor Elisabeth seine Unschuld. Er gibt vor, sein Kontakt zu Mortimer und Maria hätte nur dazu gedient, deren Absichten zu erkunden. In Wahrheit sei er auf Elisabeths Seite und für die Hinrichtung Marias. Um seine Unschuld zu beweisen, erteilt Elisabeth Leicester den Befehl, Marias Hinrichtung zu leiten. Mortimers und Leicesters Versuch, Maria zu retten, hat weder deren Freiheit zur Folge, noch irgendeine andere positive Auswirkung auf ihr Schicksal. Vielmehr beschleunigen die Verehrer durch ihre Intrigen Marias bevorstehende Hinrichtung. Ein Gerücht, Maria hätte einen Anschlag auf Elisabeth unterstützt, lässt Elisabeth das Todesurteil Marias unterschreiben. Maria wird hingerichtet und Elisabeth bleibt als einsame Königin zurück.

3. Charakterisierung der Hauptpersonen

Die beiden Hauptfiguren des Dramas, Maria und Elisabeth, sollen nun genauer beschrieben werden. Gerade weil die Königinnen in ihrem Wesen nicht unterschiedlicher, und ihre Auffassungen nicht gegensätzlicher sein könnten, sind sie sehr interessante Charaktere. Die Regentinnen bilden im Drama, das durch ein intrigantes Doppelspiel aller handelnden Personen gekennzeichnet ist, das Zentrum des dramatischen Konflikts.

3.1. Elisabeth

Elisabeth, die jungfräuliche Königin von England, sieht ihre königliche Stellung durch Marias Thronansprüche gefährdet. Ihre, von Vielen als illegitim betrachtete Geburt, machen Elisabeth verletzbar. Deshalb liegt ihr viel daran, die schottische Königin unschädlich zu machen. Elisabeth will Maria besiegen, die sie als „Furie[ihres]Lebens“ und als „Plagegeist vom Schicksal angeheftet“[2] bezeichnet. Für ihre Entscheidungen und ihr Handeln will Elisabeth keine Verantwortung übernehmen. Verzweifelt sucht die englische Königin nach Gründen, die ihr Unterzeichnen des Hinrichtungsbefehls rechtfertigen, und zugleich jede Schuld von ihr weisen. Um keinen Preis will sie als Urheberin für Marias Tod gelten. Die Verantwortung für ihr Handeln versucht Elisabeth auf andere zu übertragen. So gibt Elisabeth keine Anweisungen, was mit dem unterschriebenen Hinrichtungsbefehl geschehen soll. Sie befiehlt ihrem Staatssekretär Davison nur, „zu tun, was seines Amtes ist“[3] und droht zugleich: „Auf Eure Gefahr! Ihr haftet für die Folgen.“[4] Sie überlässt Davison die Entscheidung über die Umsetzung des Todesurteils.

Elisabeth sieht sich als Opfer ihrer „königlichen Tugend“. Sie beklagt ihre königliche Pflicht, gerecht zu herrschen und auf den Willen des Volkes Rücksicht nehmen zu müssen.[5] Dieses königliche Attribut der gerechten Herrschaftsausübung und die Angst vor der Reaktion des Volkes machen es der englischen Königin unmöglich, Maria ohne Furcht, Skrupel und mit einem reinen Gewissen hinzurichten: „Warum hab ich Gerechtigkeit geübt, Willkür gehaßt mein Leben lang, daß ich Für diese erste unvermeidliche Gewalttat selbst die Hände mir gefesselt! Das Muster, das ich selber gab, verdammt mich!“[...]Die allgewaltige Notwendigkeit, die auch das freie Wollen Der Könige zwingt, gebot mir diese Tugend.“[6] Elisabeth zweifelt an der Richtigkeit ihrer bisherigen Machtausübung. Ihre Unentschlossenheit und Angst vor einer falschen Entscheidung spiegeln sich in diesen Worten wieder. Die englische Königin agiert wie eine barocke Fürstin[7], die ihre Rivalin Maria besiegen will, aber moralisch nicht für die Hinrichtung ihrer Konkurrentin verantwortlich gemacht werden möchte. Mit allen Mitteln versucht sich Elisabeth der Verantwortung für ihr Handeln zu entziehen.

Auffallend ist im Drama Elisabeths Kühle und Strenge. Sie wirkt verbittert und in ihrer Persönlichkeit verletzt. Obwohl sie als Königin sehr selbstbewusst auftritt und ihre Aufgaben als Regentin sehr pflichtbewusst erfüllt, ist sie als Frau, im Vergleich zu Maria, wenig erfolgreich. Auch Elisabeth sehnt sich danach, als Frau wahrgenommen und bewundert zu werden. Marias Aussehen und ihr erfülltes Liebesleben machen sie für Elisabeth, neben einer politischen Gegnerin, auch zu einer Konkurrentin auf weiblicher Ebene. Keine Frage: Elisabeth ist eifersüchtig auf Marias Schönheit und deren Wirkung auf Männer. „Elisabeth verurteilt Maria weniger als politische, denn als erotische Nebenbuhlerin. Das Weib, der Mensch ist stärker in ihr als die Königin und genauso in Maria Stuart.“[8] Elisabeth opfert ihre Weiblichkeit dem Amt und unterdrückt sinnliche Neigungen und Emotionen. Das ist der Grund, warum sie als Regentin, nicht aber als Frau erfolgreich ist. Elisabeth verkörpert typische männliche Eigenschaften wie Leistungsbereitschaft, Askese, Disziplin und Strenge[9], ihr Leben als Frau ist aber von Erfolglosigkeit und Unzufriedenheit gekennzeichnet.

[...]


[1] vgl. Neis, Edgar: Friedrich Schiller - Maria Stuart. 13. Aufl. 1992, Hollfeld 1981, S. 8-22 u. S. 105-113

[2] Schiller, Friedrich: Maria Stuart, Stuttgart 1965, S. 107

[3] vgl. Schiller, Friedrich: a.a.O., S. 111

[4] Schiller, Friedrich: a.a.O., S. 110

[5] vgl. Schiller, Friedrich: a.a.O., S. 106f

[6] Schiller, Friedrich: a.a.O., S. 107

[7] Möllmann, Heiner; Moos, Wolfgang; Rinne, Holger: Friedrich Schiller - Maria Stuart. In: WWW: http://pluto.informatik.uni-oldenburg.de

[8] Sengle, Friedrich: Das historische Drama in Deutschland. 2. Aufl.1969, Stuttgart 1952/1969, S.60

[9] vgl. Sautermeister, Gert: Maria Stuart. In: Schillers Dramen - Neue Interpretationen. (Hg. Hinderer Walter), Stuttgart 1983, S. 184

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Analyse von Friedrich Schillers Drama „Maria Stuart“
Hochschule
Universität Augsburg  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Ausgewählte Geschichtsdramen
Note
2,0
Autor
Jahr
2002
Seiten
18
Katalognummer
V7995
ISBN (eBook)
9783638150859
Dateigröße
562 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Maria Stuart, Friedrich Schiller, Weimarer Klassik, Frauenfiguren in der Literatur, Historische Werke, The Tudors, Königin Elisabeth, Schottland
Arbeit zitieren
Katrin Fischer (Autor:in), 2002, Analyse von Friedrich Schillers Drama „Maria Stuart“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7995

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