"Gott, der Herr, redet." - Hörspiel für den Religionsunterricht in der 8. Jahrgangsstufe am Gymnasium


Hausarbeit (Hauptseminar), 1997

17 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1 Analyse des didaktischen Bedingungsfeldes

2 Fachwissenschaftliche Analyse
2.1 Exegetisch-hermeneutische Gesichtspunkte
2.2 Systematisch-theologische Reflexion

3 Fachdidaktische Analyse
3.1 Didaktische Vorüberlegungen
3.2 Didaktische Überlegungen zum Hörspiel

4 Zum Text des Hörspiels

5 Das Hörspiel: ”Gott,derHerr,redet...“

Vorwort

In dieser Seminararbeit soll ein Hörspiel vorgestellt werden, das zur Einführung in den Themenbereich 4 ”Prophetie“derachtenJahrgangsstufedesGymna- siums dienen kann.1 Dabei soll es sowohl spezifische Merkmale der alttesta- mentlichen Prophetie vorstellen, als auch den Schülern die Person des Amos näherbringen. Zunächst ist allerdings auf die theologischen und fachdidakti- schen Überlegungen einzugehen, welche die Basis für das Hörspiel gebildet ha- ben. Die Gliederung der Arbeit richtet sich nach den ”Elemente[n]religionsun- terrichtlicher Unterrichtsvorbereitung“ von Lachmann.2

1 Analyse des didaktischen Bedingungsfeldes

Die achte Jahrgangsstufe stellt sicherlich eine gewisse Herausforderung an den Unterrichtenden dar. Sie gehört zu der Altersgruppe, die sich bereits deutlich vom Elternhaus löst. Dies hat wiederum eine kritische Distanz zu den vom Elternhaus vermittelten Werten und Lebensinhalten zur Folge.3Der Religions- unterricht ist davon zu einem nicht geringen Teil betroffen. Kritische Distanz bis hin zur völlig ablehnenden Haltung finden sich ebenso, wie zumindest religiöses Interesse oder gar deutliche Motivation durch den Einfluß kirchlich geprägter Elternhäuser.4 Innerhalb dieses Spannungsfelds gilt es nun, einen Weg zu fin- den, das Unterrichtsthema so zu vermitteln, daß man einem möglichst großen Teil der Schüler gerecht wird.

Aus den im Lehrplan genannten Inhalten des Themenbereichs ”Prophetie“sind, unter Berücksichtigung der konkreten Themenstellung dieser Arbeit, besonders die Merkmale und Probleme der Prophetie, sowie die Vorstellung der Person des Propheten wichtig. Andere Inhalte wären in Anknüpfung an das Hörspiel in weiteren Unterrichtsstunden anzugehen.

2 Fachwissenschaftliche Analyse

2.1 Exegetisch-hermeneutische Gesichtspunkte

Das Buch Amos ist das dritte der sogenannten

”ZwölfkleinenPropheten“,zu- gleich aber auch das älteste Schriftprophetenbuch des Alten Testamentes über- haupt. Es ist in etwa um die Wende vom 8. zum 7. Jahrhundert vor Christus entstanden und im Laufe der Jahrhunderte weiter ergänzt und bearbeitet wor- den. Das Auftreten des Amos ist um 760 vor Christus anzusetzen, also zur Regierungszeit Jerobeam II. Alle uns über den Propheten zur Verfügung ste- henden Informationen finden wir im alttestamentlichen Text selber, weder wird er in anderen Büchern, noch außerhalb des Alten Testaments genannt. Aus dem Südreich Juda stammend, predigte er für kurze Zeit im Nordreich Israel, der Zeitraum wird sich vermutlich auf wenige Monate beschränkt haben. Seine Pre- digt unterscheidet sich deutlich von der seines Zeitgenossen Hosea. Während dieser die Liebe Gottes betont, spricht Amos von der Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit Gottes, die das Gericht über das zwar äußerlich blühende, aber innerlich marode Israel zur Folge haben wird.5Der wirtschaftliche Aufschwung unter der Regierung Jerobeams II. ging einher mit zunehmender sozialer Un- gerechtigkeit und einer weitverbreiteten Mißachtung der Gebote Gottes (vgl. 3.2.). Dieser Situation stellt Amos nun den Anspruch Gottes und seinen Ruf zur Umkehr in dessen Auftrag entgegen.

Es ist wenig sinnvoll, innerhalb des Unterrichts detaillierter auf die Ergebnisse der historisch-kritischen Untersuchung des Amos-Buches einzugehen, sondern eine Beschränkung auf die wesentlichsten Informationen scheint der Jahrgangs- stufe angemessen. Ebenso kann innerhalb des Hörspiels nicht das ganze Buch verarbeitet werden, sondern es muß eine repräsentative Auswahl getroffen wer- den. Diese soll das zum Einstieg Notwendigste über Person, Auftreten, Wirken und Predigt des Propheten vermitteln. Die entsprechenden Textstellen sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden.6

Amos 1, 1-2: Die Person des Propheten Der Anfang des Buches ist ty- pisch für die Propheten, es werden kurz die Person des Propheten und die Zeit seines Auftretens beschrieben. Wir erfahren etwas über den eigentlichen Beruf des Amos, daß er kein ”Berufsprophet“war,sondernprimärimlandwirtschaft- lichen Bereich tätig war und über seine Herkunft aus Tekoa in Juda. Es wird die Regierungszeit Jerobeams II. und Usijas zusammen mit einem Erdbeben als weiteres zeitliches Einordnungselement genannt. Das ”Brüllen“,derRufGottes, hat Amos in sein prophetisches Amt geführt, das ihn bevollmächtigte, was er selbst wahrgenommen hatte und was Gott ihn hatte schauen lassen (der Text schließt beide Möglichkeiten ein), Israel zu predigen.7

Amos 7, 14-17: Amos’ Ausweisung aus Bethel Neben den Versen eins und zwei des ersten Kapitels ist Amos 7,10-17 der einzige weitere Abschnitt, in dem wir etwas über die Biographie des Propheten erfahren. Nur hier wird eine konkrete Szene aufgebaut und von einer Begegnung des Amos mit Per- sonen in Israel berichtet. Amos’ Predigt hat für Unruhe gesorgt und nun ist das ”Establishment“bemüht,denUnruhestifterausdemWegzuschaffen.

Interessant ist die Antwort des Amos auf die Worte Amazjas, die ihm die Zu- gehörigkeit zum Berufsprophetentum unterstellen. Deutlich weist er dies von sich und betont sein Herausgerufensein aus seinem bisherigen Leben durch das Wort Gottes (vgl. Amos 3,8: ”DerLöwebrüllt[vgl.Amos[1],2]—werfürch- tet sich nicht? Gott, der Herr, redet — wer wird da nicht zum Propheten?“). Durch seine Aussage in 7,14: ”[...]ichbinunabhängig;ichbesitzeRinderund Maulbeerfeigenbäume.“ macht Amos klar, daß er sein Prophetenamt nicht zum Broterwerb hat.8

Amos 7, 1-9: Die ersten drei Visionen Ob die Visionen des Amos Aus- löser seines prophetischen Amtes waren, oder erst während seines Dienstes sich ereigneten, ist nicht mit Sicherheit zu sagen. Deutlich läßt sich in den Visionen eine Entwicklung erkennen. Die ersten beiden Male zeigt Gott dem Propheten das bevorstehende Gericht, und dieser leistet Fürbitte für das bedrohte Volk angesichts dessen Schwachheit. Gott erhört das Gebet seines Propheten und nimmt das Gericht zurück. Doch beim dritten Mal, als im Volk noch immer kein Wille zur Umkehr zu erkennen sein scheint, verzichtet Amos auf die Fürbitte und Gott kündigt sein nicht abzuwendendes Gericht an. Ist die Zeit für einen Weg aus der Katastrophe nun vorbei (vgl. 3.2.)?9

Amos 8, 4-10: Amos’ Predigt gegen die Reichen Beispielhaft zeigen sich hier Inhalt und Intention der Predigt des Amos. Reiche nutzen ihre Position aus, um auf Kosten der Armen ihr Vermögen noch zu vergrößern und setzen sich dabei über das alte Jahwerecht hinweg. Ausbeutung und gar Schuldsklaverei der Bedürftigen sind die Folge. Angesichts der Gewinnsucht verliert der Feiertag seine Bedeutung, wird sogar lästig, und ebenso ist das Fälschen von Gewichten an der Tagesordnung, um den eigenen Gewinn noch zu steigern. Die soziale Ungerechtigkeit, die enorme Profitgier und der totale Verlust des Respekts vor den Geboten Jahwes kennzeichnen die Situation, die Amos anprangert. Und so kann auch nur das gerechte Gericht Gottes, das nun zum Ende des Buches fast unabwendbar scheint, die Antwort auf dieses Verhalten sein.10

2.2 Systematisch-theologische Reflexion

Das wesentliche Anliegen des Amos in seiner Predigt macht eine Vermittlung in unsere Zeit hinein relativ einfach. Der Ruf nach ”sozialerGerechtigkeit“er- schallt auch heute noch. Aus diesem Grund wurde Amos immer wieder gerne angeführt, wenn es darum ging, eineÄnderung sozialer Verhältnisse oder gar eine Sozialrevolution biblisch zu begründen. Daß man besonders mit letzterem Amos mißversteht, ist bei genauerer Betrachtung seiner Worte nicht schwer zu erkennen.11 Natürlich geht es ihm um eine Veränderung der bestehenden Verhältnisse, seine Kritik an diesen ist scharf und deutlich, doch ist sein Ziel keine Veränderung durch Umsturz. Ihm geht es vielmehr um eine Veränderung des Einzelnen, die dann auch einen Wandel in der Gesellschaft bringen würde. Allerdings biete Amos kein fertiges Sozialprogramm, das Ziel seiner Predigt ist etwas wesentlich Elementareres. Für ihn sind Gesellschaft und Kultus untrenn- bar miteinander verbunden. Würde Gottes Wort wieder neu gehört werden und dem Kultus zu seiner ihm zustehenden Bedeutung verholfen werden, so würde sich aus den Implikationen, die beide mit sich bringen, auch ein besseres Mit- einander in der Gesellschaft ergeben. Im Zerfall der alten Werteordnung, die auf dem Wort Jahwes basiert, sieht Amos die wahre Ursache für das zerrüttete Ge- meinleben. Das Zusammenleben der Menschen in Israel hat sich verändert. Doch betrachtet man die Worte des Propheten, so hat er wohl kaum noch Verände- rung in Israel erwartet. Die Zeichen für einen Hoffnungsschimmer aus Amos’ Sicht sind dünn gesät, die Gerichtsandrohung angesichts der Starrsinnigkeit und Unbeirrbarkeit des Volkes nimmt in seiner Predigt dagegen wesentlich breite- ren Raum ein. So gehen auch die Meinungen in den theologischen Schulen zu der Frage, ob es für Amos noch Hoffnung auf Rettung Israels gab, auseinander. Wolff12 und Jeremias13 lehnen dies ab, während Rudolph14 die Freiheit Got- tes in seinem Handeln betont, die auch Gnade trotz der Verfehlungen möglich macht.

3 Fachdidaktische Analyse

3.1 Didaktische Vorüberlegungen

Amos’ Ruf nach sozialen Veränderungen ist etwas, was sich den Schülern si- cherlich relativ einfach nahe bringen läßt. Dieses Thema ist auch in unserer heutigen Gesellschaft so präsent (sei es Tagespresse, Fernsehen o.ä., um Bei- spiele zu nennen), daß man annehmen kann, daß ihnen zumindest in Ansätzen diese Problematik bewußt ist. Die in diesem Alter zunehmende Kritik an El- ternhaus und gesellschaftlichem Umfeld, könnten ein weiterer Punkt sein, der den Schülern den Zugang zu diesem Thema erleichtert. Wichtig ist nun, den Schülern klar zu machen, wie sich Amos in seiner Zeit diese Veränderung vor- gestellt hat. Sie fängt bei jedem einzelnen an und Richtschnur ist das Wort Gottes, das damals wie heute den Menschen mit seinem Anspruch gegenübert- ritt. Hier besteht die Chance, deutlich zu machen, daß dieses Wort immer noch Aktualität besitzt, daß es bei den drängenden Fragen der Zeit Wege aufzeigen kann, diese zu beantworten. Zugleich wird am Beispiel des Amos deutlich, daß ein jeder von uns, so wie hier der Hirte aus Tekoa, gerufen ist, das Wort Got- tes zu vertreten und daran zu erinnern. Daß dieses Wort auch in alltäglichen Leben Hilfe und Anleitung sein kann, wird bei Amos deutlich. Seine Predigt fordert letztendlich eine Achtung vor der Würde des Nächsten, ein brüderli- ches Miteinander und Gerechtigkeit für alle ohne Ansicht seines Standes oder Herkunft.

Der Bezug zum aktuellen Lehrplan gestaltet sich dagegen etwas schwieriger, da anstelle des Amos inzwischen Jeremia der Prophet ist, der in der achten Jahr- gangsstufe des Gymnasiums bearbeitet werden soll. Insofern kann hier nur der Punkt ”MerkmaleundProblemederProphetie“Berücksichtigungfinden,der sich ohne weiteres auch auf Amos übertragen läßt. Zu den konkretenÜberlegungen dazu: vgl. 4.2.

3.2 Didaktische Überlegungen zum Hörspiel

Da das Hörspiel als Einleitung in den Themenkreis ”Prophetie“imallgemei- nen und den Propheten Amos im speziellen gedacht ist, werden natürlich be- stimmte Anforderungen an dieses gestellt. Es soll den Einstieg in das Thema erleichtern und dabei bereits grundsätzliche Fragen beantwortet oder zumin- dest angeschnitten werden. Da ist zunächst einmal die Frage nach Prophetie an sich: Was versteht man unter einem Propheten, wie wird man Prophet? Auf die Frage, was man unter einem Propheten verstehe, würden Schüler sicherlich aus heutiger Sicht versuchen, dies mit Begriffen wie Wahrsager oder Zaube- rer/Magier zu beschreiben. Aus ihrer Sicht ist ein Prophet eine Person, die sich von ”Normalsterblichen“durchbestimmte(übernatürliche)Fähigkeitenunter- scheidet. Entsprechend würden die Schüler das Wirken eines Propheten in erster Linie mit dem Vorhersehen der Zukunft und Wirken von Wundern beschreiben. Das Hörspiel versucht, diesem Bild entgegenzutreten und anhand der Person des Amos ein neues zu entwerfen. Die Auswahl der Textstellen, die innerhalb des Hörspiels verarbeitet werden sollen, richtet sich nach diesen Maßgaben.

Amos1,1-2: Die Person des Propheten Bereits in den ersten Worten des Buches wird deutlich, daß Amos nicht grundsätzlich Prophet war. Erst der Ruf Gottes hat ihn dazu bewegt, seinen Beruf aufzugeben und als Prophet in der Fremde zu wirken. Prophet ist also kein Beruf wie jeder anderer, man erlernt ihn nicht, sondern Gott wählt den Einzelnen in das Amt hinein.

Desweiteren gibt dieser Abschnitt Einblick in die Zeit des Auftretens des Amos.

[...]


1KWMBI I So.-Nr. 1/992, S. 16

2Adam/Lachmann: Religionspädagogisches Kompendium, S. 150-157[1]

3Fraas: Religiosität des Menschen, S. 232f.

4Fraas: Religiosität, S. 258-260[4]

5vgl. Craigie: Twelve Prophets, S. 120[3]

6Für eine genauere Diskussion zur Wahl der Textstellen im Bezug auf ihre Verwendung im Hörspiel vgl. 3.2.

7vgl. Craigie: Twelve Prophets, S. 124f.[3]

8vgl. Craigie: Twelve Prophets, S. 178f.[3]

9vgl. Craigie: Twelve Prophets, S. 174-176[3]

10vgl. Craigie: Twelve Prophtes, S. 184-187[3]

11vgl. Wanke: Zu Grundlagen und Absicht prophetischer Sozialkritik, S. 16f.[7]

12Wolff: Dodekapropheton, S. 278, 282[8]

13Jeremias: Der Prophet Amos, S. 71f.[5]

14Rudolph: Joel, Amos, Obadja, Jona, S. 193[6]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
"Gott, der Herr, redet." - Hörspiel für den Religionsunterricht in der 8. Jahrgangsstufe am Gymnasium
Hochschule
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  (Theologische Fakultät)
Note
2
Autor
Jahr
1997
Seiten
17
Katalognummer
V7775
ISBN (eBook)
9783638149198
ISBN (Buch)
9783638787048
Dateigröße
516 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Sehr dichte Arbeit.
Schlagworte
Religion, Unterrichtsmaterial, Propheten
Arbeit zitieren
Dr. Christoph Lange (Autor:in), 1997, "Gott, der Herr, redet." - Hörspiel für den Religionsunterricht in der 8. Jahrgangsstufe am Gymnasium, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7775

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: "Gott, der Herr, redet." -  Hörspiel für den Religionsunterricht in der 8. Jahrgangsstufe am Gymnasium



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden