Sachorientierte Vorgehensweise bildnerischen Gestaltens im Bereich einer Hortgruppe


Studienarbeit, 1992

25 Seiten, Note: 1-


Leseprobe


Gliederung

1. Benennung und Begründung des Schwerpunktes

2.Bearbeitung der Theorie zum Schwerpunkt

3. Darstellung eines konkreten Angebotes im Schwerpunkt
Gesamtzie1
Teilziele
Feinziele
3.1. Didaktische Bearbeitung eines konkreten Angebotes im Schwerpunkt
3.2. Methodische Bearbeitung eines konkreten Angebotes im Schwerpunkt
3.3. Bewertung des konkreten Angebotes des Schwerpunktes

4. Pädagogische Konsequenzen für meine weitere Arbeit im Schwerpunkt

5. Literaturliste

6. Anhang
Definitionen: Malen
Zeichnen
Plastizieren
Bauen
“Naiver Realismus“
“Kritischer Realismus“
Bildnerische Mittel
Beschreibung der Einrichtung
Beschreibung der Kinder meiner Zielgruppe

7. Eidesstattliche Erklärung

1. Benennung und Begründung des Schwerpunktes

Mein Schwerpunktthema lautet:

Sachorientierte Vorgehensweise bildnerischen Gestaltens im Bereich einer Hortgruppe.

Definition:Sachorientierte Vorgehensweise

Unter sachorientiertem Arbeiten verstehe ich, auf das zu schaffende Werk hin bezogen handeln, das ich durch gemeinsame Themensuche herausfinde. Dabei stehen nicht die Defizite der Kinder im Vordergrund, sondern die vorhandenen Kenntnisse und Fähigkeiten, die vertiefend gefördert werden sollten.

Definition:Bildnerisches Gestalten

“Bildende Kunst als ein - wie auch immer - bezeichnetes Unterrichtsfach <Arbeitsgemeinschaft, Zeichnen, Kunsterziehung, Kunst, visuelle Kommunikation, ästhetische Erziehung, Bildnerisches Gestalten usw.) ist ein vielseitiges und mehrschichtiges Gebilde. Daher besteht die Schwierig­keit, es klar zu umreißen und es eindeutig zu benennen. Es erfährt im Laufe der Zeit immer wieder einen Wandel in seiner Struktur und damit auch in seinen Zielsetzungen.“ (vergl. Lit. 1, 5. 3)

Jedoch in all den o.g. Bezeichnungen finden sich bildnerische Grundverfahren wieder, wie:

- Malen
- Zeichnen
- Plastizieren
- Bauen

die auch ihren Niederschlag in entsprechenden Berufen wie Maler, Grafiker, Bildhauer und Architekt finden. Nähere Erläuterungen zu den Grundverfahren siehe Anhang.

“Alle bildnerischen Verfahren sind miteinander verwandt. Man kann bruchlose Verbindungslinien und Ketten zwischen ihnen nachweisen. So geht z.B. das Zeichen als auftragendes Verfahren (etwa Tuschzeichnung auf Papier> in ein abtragendes Verfahren über (z.B. Kratzen einer Zeichnung in eine Sandfläche), dieses ist ein Relief <z.B. Schaben in Gipsplatte oder Schnitzen in Holz); bei weiterer Vertiefung treten rundplastische Teile und schließlich ganze Figuren hervor. Umgekehrt führt eine Zeichnung mit auf tragendem Material (z.B. Pinselzeichnung) kontinuierlich zum Malen hinüber und je nach der Art, Menge und Konsistenz des Materials (z.B. Pigmentpulver, Mosaiksteine, Papiere, Stoffreste) wieder zum Relief (z.B. Pappmache) und Rundkörper (z.B. Ton), wobei das Auftragen von Materialien schließlich zum ebenso ursprünglichen Aufbauen und Bauen mit Materialien (z.B. Baukasten) in Verbindung gerät (Tonfigur, Tonvase, Iglu, Wohnhaus) .„ (Vergl. Lit. 3, S 35)

Kurz möchte ich eine detaillierte Beschreibung geben über meine ange­stellten Beobachtungen, welche mich dazu veranlaßten, den o.g. Schwer­punkt auszuwählen.

Bis Mitte Oktober 1991 war die Einrichtung in einer nahegelegenen Schule ausgelagert (zu hohe Dioxin-Belastung der alten Einrichtung). Dort waren einige Pavillons für zwei Jahre die einzigen Räumlichkeiten für die Kinder.

Beobachtungen, die ich während dieser Zeit anstellen konnte, zeigten, daß die Kinder Angebote im werktechnischen Bereich von Seiten der Erzieher(innen) wahrnahmen, z.B. Fahrradreparatur in den Sommerferien. Zudem wurden aber auch selbständig “Recycling“ - Materialien (Klorollen etc.) von den Kindern genutzt. Auch zeigten sich die Kinder interessiert im Umgang mit Schnitzmessern, Hammer und Nagel. Weitere Möglichkeiten waren jedoch eingeschränkt, da nicht genügend Werkzeuge/Materialien vorhanden waren. So konnte nur in geringem Maße den Interessen der Kinder im werktechnischen Bereich entsprochen werden. Außerdem möchte ich bemerken, daß auch die Räumlichkeiten nicht genügend Möglichkeiten ließen, z.B. großflächige Malereien im Gruppenraum durchzuführen, sowie Werkzeuge übersichtlich unterzubringen.

Durch diese beschriebene Enge war es außerdem nicht möglich, größere/interessantere Werkstücke zu lagern, ohne daß diese durch Hin-und Herrücken beschädigt werden konnten. So bastelte ich beispielsweise mit einigen Kindern ein kleines Theater aus Pappe und anderen Materialien, welches nach einigen Tagen beschädigt wurde und nicht mehr benutzbar war. Es war nicht möglich, einen geeigneten Platz zu finden, da Schränke und andere Ablagen mit anderen Spielmaterialien belegt waren. Daraus resultierend, orientierten sich einige Kinder auf gestalterisches Tun im Außengelände. Es wurden Steine mit Hämmern zerlegt, Stöcke geschnitzt, Fahrräder repariert und umgebaut und vieles mehr.

Diese beschriebenen Situationen führten dazu, daß ich mich mit dem Bereich des bildnerischen Gestaltens aktiv auseinandersetzte. Fähigkeiten und Interessen der Kinder verstärkt zu beobachten und diese durch gezielte Aktivitäten im bildnerischen Gestalten aufzugreifen und zu fördern.

Der Umzug in die neusanierte Einrichtung “Eschenbachstraße“ gab mir hier ausreichende Möglichkeiten, räumlich bedingt und durch die Neuanschaffung von Werkzeugen und Materialien, Projekte zu dem o.g. Thema durchzuführen.

Im Bezug auf Themenfindung gab es bis jetzt keine Schwierigkeiten. Schnell konnten wir uns bisher auf konkrete Gestaltungsthemen einigen. Hier beachtete ich, daß es sehr wichtig ist, sich bei bildnerischen Thematiken an den “inneren Anlässen“ der Kinder zu orientieren. Bei ihnen war eine Menge an Ideen vorhanden. Die schönsten und von uns auch realisierbaren haben wir in einem Plan festgehalten, so daß wir schon längerfristig eine Reihe unserer Aktivitäten im voraus festlegen konnten. Meine Meinung zur Verwirklichung der Pläne wurde von den Kindern berücksichtigt. Ab und zu mußte ich ihnen die Probleme aufzeigen, die die gemachten Vorschläge mit sich bringen würden/könnten, z.B. zu teuer, mangelnder Platz, mangelnde werkliche Kenntnisse ihrer - wie meinerseits.

Hier konnte ich schon grob meinen Plan im Bezug auf Materialien mit einbringen. Um die Kinder noch mehr an das ausgesuchte Thema heran­zuführen, nahmen wir andere Bereiche wie Medien (Dias, Musik, Literatur) als Hilfe. Diese wurden gerne angenommen und mit in den Hort - Alltag integriert (z.B. Bau eines Dinosauriers aus Pappmache - Sachbücher über Dinosaurier wurden einbezogen)

Gerade in dem Alter, in dem sich meine Zielgruppe befindet, ist die Förderung der schon gemachten Grunderfahrung wichtig. Die Materialkenntnisse und die Geschicklichkeit im Umgang mit Material und Werkzeug können jetzt vertieft und eingeübt werden. Die Kinder haben in diesem Alter schon klarere Begriffe von der realen Welt und möchten differenzierter ihre “Kunstwerke“ gestalten (kausale Zusammenhänge). Jedoch fehlen hier noch oft die praktischen Fähigkeiten. Die Kinder beginnen, sich mit ihrer Person auseinanderzusetzen. Sie entwickeln unterschiedliche Interessen, und diese müssen berücksichtigt werden, um einseitiges weibliches oder männliches Verhalten zu vermeiden. All diese Gegebenheiten sind für mich eine Möglichkeit, den Kindern diese Phase ihrer Kindheit bewußt und vertieft näherzubringen.

Um dies zu erreichen, habe ich mir zunächst (mit Hilfe und Absprache der Kinder) folgende Vorgehensweisen erstellt: Arbeiten mit bzw. Bearbeiten von Pappe, Papier. Des weiteren werde ich nach dem Prinzip der Aktualität arbeiten, d.h. aktuelle leitentsprechende Themen für meine Aktivitäten aufzugreifen und den Kindern Möglichkeiten aufzeigen, mit welchen Materialien, Werkzeugen und handwerklichem Können/Techniken das Thema bearbeitet werden kann. Um an solche Themen heranzukommen nehmen wir Medien wie Radio, Tageszeitungen, Kino etc. zu Hilfe. Hier werden die Kinder genügend Anreize finden für gestalterische Auseinandersetzung. Aspekte wie Form, Farbe, Raum und bildnerische wie technische Fähigkeiten können hier besprochen und abgestimmt werden. Aus dieser situativ sich ergebenden Aktivität versuche ich, einen Zuwachs an Kenntnissen und Fähigkeiten bzw. Fertigkeiten zu erreichen. Mir ist bewußt, daß ich möglichst allen Kindern mit der Themenfindung gerecht werden muß, da ich ja mit allen sieben Kindern zusammenarbeiten will und die Interessen schon verschieden sind. Ich versuche dies durch Gespräche und Abstimmungen (sich dadurch ergebende individuelle Arbeitsaufteilungen) zu erreichen, um so einen gemeinsamen “Nenner“ zu finden.

Priorität meiner Aktivitäten ist das manuelle Training von Arbeits­techniken, d.h. das Erlernen von Techniken und Umgang mit Materialien, sowie Werkzeugen, jedoch auch den schöpferischen Akt und die damit ver­bundenen Ereignisse fördern, z.B. die Sinnesförderung, die Willensstärke, das Vorstellungvermögen, die Urteilskraft und die Geschicklichkeit.

2.Bearbeitung der Theorie zum Schwerpunkt

Vorab möchte ich auf zwei Definitionen über die “spätere Kindheit“ von “Schenk-Danzinger“ hinweisen (siehe Anhang), um die nachfolgenden Ausführungen im Bezug auf die Bearbeitungen der Theorie zum Schwerpunkt besser erläutern zu können.

Bisher half das Rollenspiel dem Kleinkind seine Umwelteindrücke Zu verarbeiten. So hilft nun das Zeichnen ebenso wie das Bauen, Malen und Plastizieren dem Kind in den ersten Schuljahren dieses zu bewältigen.

Bezogen auf meine Zielgruppe regt die technische Welt besonders das Interesse an. Sie haben den Wunsch, die Gesetzmäßigkeiten sowohl im gestalterischen als auch im technischen Bereich zu ergründen.

“Wir finden ein zunehmendes Bedürfnis im Bereich des Technischen und Handwerklichen, Zusammenhänge zu erkennen, hinter die Fassade der Dinge zu blicken, und zwar handelnd, mittels operativer Erfahrungen.“ (vergl. Lit. 26, 5. 212)

“Die besondere Vorliebe für den Bau eines Dinosauriers ist vielleicht auch in der Tatsache begründet, daß die Kinder im Übergang zur Stute des “kritischen Realismus“ eine “Hellhörigkeit“ für alle Informationen über das, was vorher war entwickeln. Das historische Denken ist erwacht.“ (vergl. Lit. 26, 5. 211)

Im Alter von 8 bis 11 Jahren (auch spätere Kindheit) sind Materialkenntnisse und Geschicklichkeit gewachsen. Das Dargestellte bleibt jedoch naiv, gewinnt aber zunehmend mehr an Erzählkraft. Es ist in der Regel erkennbar und wird oft reich ausgeschmückt. Das ist Ausdruck der Umweltkenntnis und des meist positiven Kräftebewußtseins. Durch den Bau des “Dinos“ wird von den Kindern abstraktes Denken verlangt/angeregt. Das bloße Drahtgerüst regt schon zur Vorstellung eines mit “Haut“ versehenen Körpers an. So werden abstrakte Schlüsse gezogen, wie die später auf­getragene Haut mit ihren verschiedenen Wölbungen und Formen aussehen mag. Im “kritischen Realismus“ ist diese Stufe mit ein Teil der Entwicklung.

“Im Bezug auf die bildnerische Gestaltungskraft kann kein anderer Abschnitt mit der “späteren Kindheit“ verglichen werden. Das Kind besitzt eine ausgesprochene Kraftfülle und benutzt seine physischen Fähigkeiten, um sich der ihm gegenwärtigen Umwelt ganz und gar Zu bemächtigen.“ (vergl. Lit. 3, 5. 17)

Um diese Aussage genauer darzustellen, hier einige Beispiele;

- die Kinder wollen Werkzeug gern fachgerecht handhaben lernen, z.B. sie fordern Anleitung für
Geradesägen und Zusammensetzen
- das Bastelwerk soll brauchbar werden oder wie sein wirkliches Vorbild aussehen, z.B. Modellbau mit LEGO-Bausteinen
- die Kinder wenden gerne Körperkraft an, z.B. Bau eines Baumhauses oder einer Hütte mit Ästen oder Brettern, Kraftüberschuß, Begeisterung und Geltungsdrang erschweren das Umsichtigsein, dadurch Verletzungen (Schnitzen von Speeren)
- Überschätzungen der eigenen Kräfte, z.B. die Dinosaurierplastik sollte nach zwei- bis dreimaligem Treffen fertig sein
- die Kinder Verfolgen mit Ausdauer und System Vorhaben ihren Interessensbereichen, die ihren Kräften angemessen sind, Landschaftsbau aus Natursteinen und Quarzsand für eine“ Urlandschaft “ im Hortraum
- mit Vorliebe werden Interessensgebiete zur Darstellungsgegenstand gewählt, z.B. Bau einer großen
Dinosaurierplastik aus Papiermache

“Einerseits handelt es sich um ein intuitives Aneignen und gefühlhaftes Durchdringen der Gegenstände, andererseits entwickeln sich immer bewußtere und kontrollierte Formen der Beobachtung und der Darstellung.

Einerseits verlangt das Streben nach Erscheinungstreue glaubwürdige Bewältigung der Umwelt und ein hohes Maß an Genauigkeit ... Andererseits setzt das technische Vermögen Grenzen, die selbstgestellten Ansprüche zu befriedigen.“ (vergl. Lit. 6, S. 61)

“Weil wir wissen, daß nur ein gutes Beherrschen der Mittel, Werkzeuge und Materialien befriedigendes schaffen ermöglicht, sind Konkrete Hilfe­stellungen durch den Erzieher, vor allem im technisch-handwerklichen Bereich, nötig.“ (vergl. Lit. 20, 5 211)

Beim Umgang mit Material und Werkzeug tritt die Neigung zum fachgerechten Gebrauch in den Vordergrund. Eventuell grenzt sich das Kind gegen den “Kinderkram“ ab. Es neigt dazu, sich mit anderen zu messen, auch zur Großspurigkeit, will besonders flink, groß, stark etc. sein, kann aber, wie schon erwähnt, große Ausdauer für seine Interessen aufbringen, wobei es sich auch manchmal zuviel vornimmt.

Auf den Werkzeuggebrauch muß ich besonderes Augenmerk richten, da in dieser Phase die Kinder dazu neigen, diese unsachgemäß zu gebrauchen. Sie können die Handhabung aller Geräte wie Lötwerkzeug, Bohrmaschine usw. erlernen, jedoch nur unter Aufsicht, da das “Imponiergehabe“ leicht zum Gefahrenpunkt werden könnte.

“Das werkliche Tun ist eng mit dem Sinnhaften verbunden (empfindungs­mäßig). Durch das praktische Tun/Betrachten leiten sich

- Sinnesempfindungen (Sehschulung)
- Vorstellungsvermögen (Fähigkeit des bildnerischen Gestaltens schulen)
- Phantasie
- Empfindungsgabe
- Wille
- Urteilskraft
- Geschicklichkeit

ab bzw. entwickeln sich.“ (vergl. Lit. 11, 3. 23)

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Sachorientierte Vorgehensweise bildnerischen Gestaltens im Bereich einer Hortgruppe
Hochschule
Erzbischöfliches Berufskolleg Köln Klosterstraße  (Erzieherausbildung)
Note
1-
Autor
Jahr
1992
Seiten
25
Katalognummer
V5376
ISBN (eBook)
9783638132671
ISBN (Buch)
9783638638982
Dateigröße
590 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Jahresarbeit zur staatlichen Prüfung zum Berufs des Erziehers.
Schlagworte
bildnerisches Gestalten, Erzieher, Jahresarbeit, Kinder im Alter 6 bis 12 Jahre
Arbeit zitieren
Heinrich Röser (Autor:in), 1992, Sachorientierte Vorgehensweise bildnerischen Gestaltens im Bereich einer Hortgruppe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5376

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