Migrationsbewegungen von Osteuropa nach Europa und Migrationspotentiale im Kontext der EU-Erweiterung


Hausarbeit, 2002

27 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Migrationsbewegungen von Osteuropa nach Europa
1.2 Geschichte der Ost-West Migration
1.3 Migration in der Zwischenkriegszeit
1.4 Migration während des zweiten Weltkriegs
1.5 Die Nachkriegszeit
1.6 Ost-West-Wanderungen während des Kalten Krieges 1950-1992/93
1.7 Neue Formen der Migration in den 90er Jahren

2. Migrationspotentiale im Kontext der EU-Erweiterung
2.2 Ergebnisse makroökonomischer Schätzungsverfahren
2.3 Mikroökonomische Schätzungsverfahren

3. Literaturverzeichnis

1. Migrationsbewegungen von Osteuropa nach Europa

Die Migration von Osteuropa nach Europa ist nicht nur ein aktuelles Phänomen, sondern ein weit zurückliegender Prozess, der fortwährend bestand, und weiter bestehen wird. Die Wanderung der Menschen aus Osteuropa nach Westeuropa lässt sich an historische Ereignisse, bzw. Änderungen, knüpfen. Solche grundlegenden Änderungen im Gesellschaftlichen, Wirtschaftlichen, als auch im politischen Bereich fanden zunächst in Staaten des westlichen Teil Europas statt, dazu gehört die Durchsetzung von Menschen- und Bürgerrechten, die Entstehung einer Demokratie – und in besonderer Betrachtung die Industrielle Revolution, die sich ebenfalls aus dem Westen (Nord-Westen) über den ganzen Kontinent ausgebreitet hat. Solche Ereignisse bzw. Änderungen initiierten eine Wanderungsbewegung der Menschen aus dem östlichen in den westlichen Teil Europas, mit dem Wunsch ihre persönlichen Lebensverhältnisse aufzuwerten.

Hierbei klassifiziert die Ost-West Wanderung, Osteuropa als den Teil Europas der geographisch östlich liegt, und sich politisch (z.B. Eiserner Vorhang: Planwirtschaft - Marktwirtschaft), sowie auch kulturell als östlich definiert.

1.2 Geschichte der Ost-West Migration

Als Ausgangspunkt der ersten Phase der Ost-West Migration ist die Industrielle Revolution, die Durchsetzung von demokratischen Staatssystemen und das Auftreten von Ethno-Nationalismen zu benennen. Die Industrielle Revolution fand in England ihren Ursprung, und breitete sich in östlicher sowie südöstlicher Richtung aus. Neue Schwerindustrielle Zentren in Frankreich (Lothringen), in Deutschland (Ruhrgebiet) als auch in Großbritannien (Midlands) strahlten Attraktivität (neue Arbeitsplätze) aus und mobilisierte Menschen aus Osteuropa (überwiegend Polen, Ukraine) zur Migration. Die landwirtschaftlich dominierte Lebensweise, konnte durch Migration zu einer „modernen“, „urbanen“ Prägung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gewechselt werden.

Die demokratischen Staatssysteme, welche das Recht auf Freiheit, Besitz und Gleichheit umfassten, entwickelten sich zunächst in Großbritannien, Frankreich und Nordamerika, wirkten ebenfalls als ein Pull-Faktor für Menschen aus Ost- und Mitteleuropa, die bis dahin nur feudale oder monarchisch geführten Staatssysteme kannten. Des Weiteren siedelten sich viele Slawen aus den böhmischen Ländern, aus Galizien und preußischen Teilen Polens in prosperierenden Metropolen in Kontinentaleuropa an, begleitet wurden sie durch viele Juden, besonders aus der Ukraine, Ostgalizien und dem Baltikum, die durch Ethno-Nationalismen in ihren Herkunftsländern, zur Emigration gezwungen waren.

Die Interkontinentale Migration aus Europa nach Übersee betrug zwischen 1800 und 1930 etwa 50 Mio. Menschen.

1.3 Migration in der Zwischenkriegszeit

Die Migration in der Zwischenkriegszeit wurde von ethnischen und religiösen Faktoren bestimmt. Als Ursache der ethnisch-religiösen Migration muss die Bildung neuer Nationalstaaten, durch Grenzziehung und somit Schaffung neuer ethischen Minderheiten genannt werden. Dieses Selbstbestimmungsrecht der Völker wurde in den Pariser Friedensverträgen verabschiedet. Als Folge dieser politischen Restriktionen wurden ethnische Gruppen vertrieben, oder durch staatlich kontrollierte Aktivitäten Gruppen umgesiedelt. Die Gesamte Ost-West- bzw. West-Ost-Wanderung betrug im Zeitraum 1918-1939 in Europa etwa 9 Mio. Menschen. Die Zahl der Arbeitmigration und der Remigration, sowie der politisch geleiteten Emigration belief sich auf etwa 3 Mio. Menschen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Als besonders herauszustellen sind folgende Migrationen:

- In den Jahren 1922-1923 wurden etwa 1,3 Mio. ethnische Griechen sowie andere Christen aus der Türkei nach Griechenland verbannt. Im Gegenzug kamen etwa 400.000 Türken, sowie andere Moslems aus Rumänien, Bulgarien und Griechenland in die Türkei zurück. Zwischen Bulgarien und Griechenland wurden etwa 170.000 umgesiedelt.
- 1918-1924 verließen 350.000 ethnische Ungarn aus Rumänien, Jugoslawien, Slowakei und Österreich ihre Häuser und Wohnungen und zogen zurück nach Ungarn. In diesem Zeitraum mussten ebenfalls etwa 1,1 Mio. ethnische Polen das Gebiet der neuen Sowjetunion verlassen.
- Zwischen 1918-1919 führte die Angliederung der Ukraine an die Sowjetunion, die für kurze Zeit unabhängig geworden war, zu einer Flucht von etwa 650.000 in Ostmitteleuropäische Staaten, als auch nach Westeuropa und Übersee.
- 1918-1925 verließen etwa 1,2 Mio. Reichs- und Volksdeutsche (ebenfalls mit Jüdischer Herkunft) die bis dahin besiedelten Gebiete des Baltikum, der Freistadt Danzig und aus Polen (ca. 900.000). Weitere 250.000 kamen aus anderen europäischen Ländern (darunter 120.000 aus Elsass-Lothringen, und ca. 40.000 Sudetendeutsche sowie Südmehrer)
- 1938-1939 wurden 250.000 Sudetendeutsche zur Emigration gezwungen, dazu kamen etwa 230.000 Tschechen und Slowaken, überwiegend waren es Deutsche, die nach Zusammenführung der Sudetengebiete zum Deutschen Reich auf der tschechoslowakischen lebten.
- Etwa 450.000 Juden und politische Gegner des Regimes verließen in den Jahren 1933-1939 Deutschland, Österreich sowie die Tschechoslowakei.
- Die Größte Wanderungsbewegung initiierte der Bürgerkrieg, hervorgerufen durch die Oktoberrevolution in der Sowjetunion. Etwa 1,5 Mio. Menschen aus Russland, der Ukraine und Weißrussland und andren Staaten verließen die Sowjetunion, und siedelten sich im übrigen Europa an.
- Auch die Arbeitsmigration und Remigration gewann zunehmend an Bedeutung in der Zwischenkriegszeit: durch die Entstehung des polnischen Staates remigrierten etwa 300.000 Polen aus Oberschlesien und dem Ruhrgebiet in das Land. Es kam zu einer Arbeitsmigration von etwa 450.000 Polen nach Frankreich, Weiterhin wurden 250.000 Arbeiter aus Mittel- und Osteuropa angeworben.

1.4 Migration während des zweiten Weltkriegs

Die vom NS-Regime betriebene „Heim-ins-Reich-Politik“ zwang etwa 475.000 Volksdeutsche zur Umsiedlung ins Deutsche Reich, die Menschen kamen vorwiegend aus Ost- bzw. Ostmitteleuropa. Eine weitere Migration, hier muss man von Deportation sprechen, war die Verschleppung von Zwangsarbeitern ins Deutsche Reich sowie von Deutschland besetzten Gebieten. Die Zahl der ausländischen Arbeiter, sowie KZ-Häftlingen betrug etwa 8,5 Mio. Ethnische Minderheiten sowie vermutete Anhänger des NS-Regimes, in den Ländern, die 1939 durch die Sowjetunion besetzt waren, wurden nach Osten umgesiedelt. Im weiteren Kriegsverlauf, mit dem Vorrücken der Front mussten viele Weißrussen und Ukrainer flüchten. Es kommt noch eine hohe Zahl an Soldaten hinzu, die während des Krieges in deutsche als auch sowjetische Gefangenschaft kamen.

1.5 Die Nachkriegszeit

In den Jahren 1945-1950 kam es kriegsbedingt zu einer hohen Ost-West Migration. Etwa 15,4 Mio. Menschen wurden gezwungen ihre frühere Heimat zu verlassen. Hinzu kamen etwa 9-10 Mio. Displaced Persons (Zwangsarbeiter, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene), die von den Alliierten aus dem besiegten Deutschland in ihre Heimat (Osteuropa und UdSSR) zurückgeschickt wurden, diese Repatriierung war größtenteils unfreiwillig. Somit lässt sich die gesamte Migration Ost-West und West-Ost als auch die innerstaatliche Umsiedlung (z.B. Deportationen in Rumänien, als auch die staatlich kontrollierte Besiedlung, der ehemals Deutschen Gebiete durch Polen, Tschechen, Slowaken und Russen) sowie die unfreiwillige Migration auf etwa 30 Mio. Menschen beziffern. In der Zeit des Zusammenbruchs des NS-Regimes flüchteten etwa 12 Mio. Menschen – sie wurden zu Vertriebenen, überwiegend kamen sie aus dem östlichen Teil des Deutschen Reiches sowie den zuvor durch das Deutsche Reich besetzten Gebieten.

[...]

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Migrationsbewegungen von Osteuropa nach Europa und Migrationspotentiale im Kontext der EU-Erweiterung
Hochschule
Universität Osnabrück  (Geographie)
Veranstaltung
Sozialgeographie II Räumliche Moblilität
Note
1
Autor
Jahr
2002
Seiten
27
Katalognummer
V5143
ISBN (eBook)
9783638131292
Dateigröße
3791 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Migration
Arbeit zitieren
Remigius Szlachetka (Autor:in), 2002, Migrationsbewegungen von Osteuropa nach Europa und Migrationspotentiale im Kontext der EU-Erweiterung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5143

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