Darstellung und Geschichte der beruflichen Bildung in Frankreich


Hausarbeit, 2001

22 Seiten, Note: gut


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung

2 Die berufliche Bildung in Frankreich - ein Überblick
2.1 Die schulische Berufsausbildung am Lycée Pro
2.2 Die „Apprentissage“ als betriebliche Berufsausbildung
2.3 Zuständigkeiten und Kompetenzen der Berufsausbildung
2.4 Finanzierung

3 Geschichtliche Entwicklung der beruflichen Bildung
3.1 Geschichtliche Entwicklung der schulischen Berufsausbildung
3.2 Geschichtliche Entwicklung der „Apprentissage“

4 Schlußwort

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Immer mehr EU-Bürgerinnen und -Bürger überschreiten die nationalen Grenzen und gehen ins europäische Ausland, um dort zu leben, zu studieren und zu arbeiten. Jedoch existieren in den einzelnen EU-Ländern verschiedene Ausbildungssysteme mit verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten und -anforderungen, die zu anderen Kompetenzen und Abschlüssen führen. Die Berufsausbildungssysteme haben sich in den Mitgliedstaaten historisch unterschiedlich entwickelt.

Die Folgenden Ausführungen werden sich näher mit dem französischen Berufsausbildungssystem beschäftigen, hierbei beziehen sie sich nur auf die berufliche Erstausbildung; die Weiter- oder Erwachsenenbildung oder sonstige Eingliederungsprogramme für jugendliche Arbeitslose werden außen vorgelassen. Ziel ist es, dem Leser einen Überblick über das Ausbildungssystem zu verschaffen und ferner darzustellen, wie dieses sich bis heute anhand geschichtlicher Aspekte des ganzen Landes entwickelt hat.

Hierbei werden die ersten Kapitel die Berufsausbildung in ihrer heutigen Gestalt darstellen, sowohl die schulische als auch die betriebliche, jedoch getrennt voneinander. Im Anschluß daran, wird die Geschichte der schulischen und separat der betrieblichen Ausbildung erläutert. Allerdings können sich Überschneidungen ergeben, da sich die Abschlußmöglichkeiten, das heißt die Abschlußzertifikate sowohl im schulischen als auch im betrieblichen Bereich, teilweise überschneiden, was bedeutet, daß ein Abschluß sowohl über die schulische Laufbahn als auch über die Laufbahn der Lehre („Apprentissage“) zu erlangen ist.

Im Schlußteil werden die wesentlichen Arbeitsergebnisse kurz resümiert und ein Ausblick auf die mögliche Entwicklung des französischen Berufsbildungssystems in bezug auf die Europäische Union gegeben.

2. Die berufliche Bildung in Frankreich - ein Überblick

Im beruflichen Bildungssystem in Frankreich erfolgt die Ausbildung vorrangig in vollzeitschulischen Unterrichtsmaßnahmen der Sekundarstufe II an einem Lycée Professionnel[1] in der Regel nach Absolvieren der Sekundarstufe I (Klassen 6. bis 3.) an einem „Collège“. Sie ist nach den aufeinanderaufbauenden Niveaustufen definiert. Zählweise der Schulklassen in Frankreich weicht dabei von der Zählweise in Deutschland ab. Die ersten fünf Klassen der Elementarstufe werden nicht benannt und die Klassen der Sekundarstufe I werden von der 6. Klasse abwärts bis zur „Terminale“ gezählt, wobei die Klassen der Sekundarstufe II wiederum auch nicht benannt werden. Diese Ausführung wird die französische Zählweise an erster Stelle benutzen, jedoch zum allgemeinen besseren Verständnis für den Leser die übliche deutsche Klassenzählung in [Klammern] anfügen. Das Lycée Pro, welches in Deutschland mit einer Berufsfachschule zu vergleichen ist, führt in zweijährigem Bildungsgang zum Brevet d’études professionelles (B.E.P.) respektive zum zwei- bis dreijährigem Certificat d’aptitude professionelle (C.A.P.), die zum Übergang ins Berufsleben vorbereiten sollen. Diese Abschlüsse gehören dem Niveau V an. Im Anschluß an den Bildungsgang B.E.P. oder C.A.P. ist es seit dem Schuljahr 1985/86 möglich das berufsbezogene Abitur („Baccalauréat professionnel[2]“) der Niveaustufe IV zu erlangen.

Ferner ist es möglich, neben der Ausbildung an einem Lycée Pro, an einem allgemeinbildenden Lycée den Abschluß des Baccalauréat de technicien (BTn), welches dem Fachabitur mit technischer Fachrichtung oder den Brevet de technicien (BT), welches dem Technikerbrief entspräche, zu erwerben (Niveaustufe IV). Die Niveaustufe III als Hochschulzugangsberechtigung ist nur mit dem allgemeinbildenden Abitur oder einer zweijährigen Qualifizierung zu den Abschlüssen der Technikerausbildung oder dem beruflichen Abitur (Bac pro) möglich.[3]

Eine Ausnahme bildet die Apprentissage („Lehre“), die teilweise im Betrieb teilweise in Ausbildungszentren („Centre de formation d´apprentis[4]“) auf Basis eines Arbeitsvertrages stattfindet, und auch die Abschlüsse C.A.P. und B.E.P. und sogar Bac pro anbietet.

Im diesem Kapitel wird auf die schulische Berufsausbildung am Lycée Pro mit den möglichen Abschlüssen C.A.P., B.E.P. und Bac Pro eingegangen, und im Anschluß daran das Modell der „Apprentissage[5]“ in Frankreich erläutert.

2.1 Die schulische Berufsausbildung am Lycée Pro

Das berufsbildende Lycée Pro bereitet auf den Erwerb der Folgenden Abschlüsse vor:

- Berufsbefähigungsnachweis (C.A.P.),
- Abschlußzeugnis der mittleren beruflichen Sekundarbildung (B.E.P.),
- Berufliche Hochschulreife (Bac pro).

Die Schüler, die das 4-jährige Collège nach der 3. Klasse [9. Klasse] oder den beiden ersten Schuljahren (Klassen 6. und 5.), die einer Beobachtungsstufe [6. und 7. Klasse] entsprechen, verlassen, können das Lycée Pro besuchen.[6] So ist eine Ausstiegsmöglichkeit aus der allgemeinbildenden Schule - dem Collège - schon nach der 5. Klasse [7. Klasse] möglich, jedoch bildet deren Erreichen nur die Zugangsvoraussetzung für den Ausbildungsgang mit Abschluß C.A.P.[7]

[8] Das C.A.P. entspricht ungefähr den in Deutschland bekannten Facharbeiter- oder Gesellenbrief, und umfaßt ca. 205 verschiedene C.A.P. - Ausbildungen. Sie erstreckt sich über drei bzw. zwei Jahre. Auch Schüler, die das 5. Schuljahr [7. Schuljahr] des Collège beendet haben, können in die Klasse des ersten Ausbildungsjahres aufgenommen werden, wobei sie die Ausbildung in drei Jahren durchlaufen. Diejenigen, die nach der 3. Klasse [9. Klasse] die Ausbildung zum Erlangen des C.A.P. aufnehmen, erwerben dies nach zweijähriger Ausbildung. Eine andere Möglichkeit bieten die C.F.A.´s, die diesen Ausbildungsgang in zwei Jahren für Schulabgänger nach der 3. Klasse [9. Klasse] in Form einer „Apprentissage“ anbieten.

Das B.E.P. dagegen setzt zwar den vollen Abschluß des Collège voraus, führt aber in nur zwei Jahren zu einem breiter profilierten Abschluß auf Facharbeiterebene (mit ca. 43 Ausbildungsgängen) und entspricht in etwa dem deutschen Abschluß der Berufsfachschule. „Hier ist das Berufsbildungsziel eine Qualifikation auf Berufsgruppenbreite.“[9] Im Unterschied zum C.A.P., das auf eine praktische Berufstätigkeit ausgerichtet ist, hat das B.E.P. einen etwas höheren fachtheoretischen Anteil und deckt ganze Berufsgruppen und ganz besonders den Dienstleistungssektor ab. Seit 1991 ist die schulische Berufsausbildung sowohl beim C.A.P. also auch beim B.E.P. nicht mehr nur auf die Schule fokussiert, ferner werden von den Schülern zur Einführung ins Berufsleben auch Praktika im Betrieb von einem Drittel der Ausbildungszeit abgeleistet.[10] Mehr und mehr dient das B.E.P. vielen Absolventen als Sprungbrett für weiterführende Ausbildungsgänge, vor allem auf ein Bac pro (Berufsabitur).

Nach Beendigung der schulischen Ausbildung in Form des C.A.P. oder auch B.E.P. muß der Absolvent jedoch nicht zwingend ins Berufsleben einsteigen, er hat ferner die Möglichkeit über den Abschluß des B.E.P. (gegebenenfalls über C.A.P.) auch das Bac pro zu erlangen.[11] Das Bac pro ist ein zweijähriger, gezielt im Hinblick auf einzelne Berufe, konzipierter berufsqualifizierender Abschluß, der im Gegensatz zum technischen Abitur, direkt ins Berufsleben führt, wenngleich er ebenfalls zur Aufnahme eines Studiums berechtigt.[12] Er besteht aus einer zweijährigen, vollschulischen Ausbildung mit 69 Wochen Unterricht (10. und 11. Schuljahr) an einem Lycée Pro. Die Ausbildung erfolgt in enger Kooperation mit örtlichen Betrieben und schließt verpflichtend umfangreiche Praktikumsphasen von insgesamt mindestens 16 Wochen in Betrieben mit ein. Wer im Anschluß an das Collège direkt den Weg des Berufsabiturs gehen möchte, kann dies in einem Zeitraum von drei Jahren erlangen.[13]

[...]


[1] Im Folgenden: Lycée Pro.

[2] Im Folgenden: Bac pro.

[3] Vgl. Rothe (1996), S. 140.

[4] Im Folgenden: C.F.A.

[5] deutsch: Lehre.

[6] Vgl. Haensch (1991), S. 261.

[7] Vgl. Rothe (1996), S. 109.

[8] Vgl. hierzu und zum folgenden: Voisin (1989), S. 24.

[9] Rothe (1996), S. 110.

[10] Vgl. Rothe (1996), S. 97.

[11] Ebenda, S. 110.

[12] Vgl. Voisin (1989), S. 42.

[13] Vgl. Rothe (1996), S. 112.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Darstellung und Geschichte der beruflichen Bildung in Frankreich
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal  (Berufspädagogik)
Veranstaltung
Das berufliche Bildungswesen in Geschichte und Gegenwart
Note
gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
22
Katalognummer
V3810
ISBN (eBook)
9783638123563
Dateigröße
571 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Berufsbildung, Ausbildung, Frankreich, Apprentissage, BEP, CAP, Lycée Professionnel, Bac Pro, Lycée Pro, BTn, Centre de formation d apprentis, CFA, Dezentralisierungsgesetz 1983, Ausbildungsabgabe
Arbeit zitieren
Stephanie Hympendahl (Autor:in), 2001, Darstellung und Geschichte der beruflichen Bildung in Frankreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3810

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