Gerätturnen - Schwungstemmen


Term Paper, 1998

29 Pages, Grade: 1,5


Excerpt


Inhalt

0. Vorbemerkung:

1. Der Begriff Schwungstemme

2. Definition (nach K.L. Weller)

3. Die räumlich-zeitlichen Strukturen

4. Die dynamischen Merkmale

5. Sachanalyse
5.1. Sachanalyse der Stemmbewegungen nach KNIRSCH
5.2. Sachanalyse nach THIEME
5.2.1 Schwungstemme vorwärts am Barren (Oberarm-Stemmaufschwung vorwärts)
5.2.2. Schwungstemme rückwärts am Barren (Oberarm-Stemmaufschwung rückwärts)

6. Schwungbewegungen lernen

0. Vorbemerkung:

Ich werde auf den folgenden Seiten dieser Ausarbeitung hauptsächlich auf die Schwungstemmen vorwärts und rückwärts am Barren eingehen, obwohl an manchen Stellen auch von den Schwungstemmen an den anderen Geräten die Rede ist. Dies ist als Maßnahme zur Begrenzung des Umfangs dieser Ausarbeitung zu sehen, da eine detaillierte Beschreibung aller Schwungstemmen an allen Geräten den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde.

1. Der Begriff Schwungstemme

Nach EKKEHARD BLUMENTHAL sind Schwungstemmen „turnerische Fertigkeiten, die aus dem Langhang an Reck, Doppelreck und Ringen usw. aus dem Oberarmhang am Barren in den Stütz oder Handstand (am Barren) führen; bei denen es also das gemeinsame Ziel ist, den Körperschwerpunkt (KSP) höher zu führen, als er sich in Ausgangslage befand. Die durchgehend wirksamen dynamischen Faktoren sind die der aktiven Impulsverstärkung durch Pendelverkürzung und eines aktiven Stemmeinsatzes der Arme.“

Außerdem läßt sich zwischen „Schwungstemmen vorwärts (an Barren und Ringen) und Schwungstemmen rückwärts (an Barren, Stufenbarren, Ringen und Reck)“ unterscheiden.

(BLUMENTHAL; 1978; S. 54 oben)

Schwungstemmen vorwärts Reck, Ringe, Barren (v.l.n.r.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Abbildungen: Karl Ludwig Weller „Technik und Methodik des Gerätturnens“; Verlag Karl Hofmann Schorndorf; 1981)

KARL-LUDWIG WELLER geht u.a. folgendermaßen auf diese Bewegungsgruppe ein: „Schwungstemmen sind Bewegungen vom Hang in eine hohe Endposition und können an den [...] Ringen, Barren und Reck ausgeführt werden. Aus mechanischen Überlegungen heraus könnten die Schwungstemmen den Felgen zugeordnet werden, denn auch hier handelt es sich um eine mit viel Energie auszuführende Schwungbewegung in eine höchstmögliche Endposition. Auch eine Verkürzung des Radius in der Aufschwungphase ist zu erkennen, damit durch das kleinere Schwerkraftmoment eine höhere Endlage erreicht werden kann.“

(WELLER, 1981; S. 122 oben)

2. Definition (nach K.L. Weller)

„Schwungstemmen sind mit viel Energie auszuführende Schwungbewegungen, bei denen die Gesamtmasse durch Stemmen (unter Stemmen ist die Veränderung des Arm-Rumpf-Winkels durch die schnell wechselnde Koordination von Ziehen und Drücken zu verstehen.

Zug- und Druckaktivität: unter Zug ist die Verkleinerung des Arm-Rumpf-Winkels und Annäherung des Schwerpunktes in Richtung Drehachse zu verstehen; unter Druck ist die Vergrößerung des Arm-Rumpf-Winkels und Entfernung des KSP von der Drehachse zu verstehen vom Hang in den Stütz oder Handstand gehoben wird.“

(WELLER; 1981, S. 122/123)

3. Die räumlich-zeitlichen Strukturen

Die Schwungstemme läßt sich nach BLUMENTHAL in drei Hauptablaufphasen untergliedern:

1. die Aushol- oder Anschwungphase
2. die Ab- und Aufschwungphase
3. die mit der Aufschwungphase verschmelzende Stemmphase.

Durch den Anschwung in der ersten Phase, „die ihm eine optimale Energie"aufladung" für die Aufschwungphase ermöglicht. Das bedeutet bei den Langschwung‑Schwungstemmen am Reck und an den Ringen, den Pendelschwung des möglichst gestreckten Körpers bei gestreckten Armen aus einer Höhe beginnen zu lassen, in welcher der KSP sich über Drehpunkthöhe (Griffhöhe) befindet (durch entsprechendes Schwungholen); das bedeutet bei der Langhangschwungstemme am hohen Holm des Doppelrecks, den Abschwung des möglichst gestreckten Körpers aus einer möglichst starken Beuge im Hüftgelenk gegen den unteren Holm beginnen zu lassen, der zugleich ein Widerlager für eine energiebringende Aktivstreckung darstellt; das bedeutet für die Schwungstemmen vorwärts und rückwärts am Barren eine Körperhaltung mit einer gewissen Streckreserve bzw. Beugereserve, also einer Hüftbeuge bei der Schwungstemme rückwärts und einer Hüftüberstreckung bei der Schwungstemme vorwärts. Diese Streckreserve bzw. Beugereserve kann hier während der Abschwungphase deshalb energiebringend genutzt werden, weil der Oberarmhang außer dem Drehpunkt (Schultern) jeweils einen Griffpunkt (Hände) vorgibt, der für die Aktivstreckung das notwendige Widerlager darstellt.“(BLUMENTHAL; 1978, S. 54 Mitte)

Hinsichtlich aller Schwungstemmen sollte das Körperpendel zwischen Übergang der Abschwung- zur Aufschwungphase in der Senkrechten unter dem Drehpunkt so lange als möglich sein. “In der Aufschwungphase selbst wird das Pendel aktiv verkürzt, um eine deutliche Beschleunigung des Gesamtschwerpunktes oder von Teilschwerpunkten herbeizuführen. Das bedeutet für die Langhangschwungstemmen an Reck, Doppelreck und Ringen eine Überstreckung im Bereich der Hüftgelenke und der Lendenwirbelsäule und bedeutet bei den Oberarmhangschwungstemmen die schlagende Weiterführung aus der Streckreserve bzw. Beugereserve über die Streckung hinaus (in der Lotrechten) zu einer gewissen Hüftbeuge (ca. 130 – 120°) bei der Schwungstemme vorwärts bzw. einer Überstreckung im Bereich der Hüftgelenke und der Lendenwirbelsäule bei der Schwungstemme rw. In der Endphase der Gesamtbewegung greift in den aufwärts führenden Pendelschwung mit nunmehr verkleinerten Radius zwischen Drehpunkt und KSP die Zug‑ und Stemmaktivität ­der Arme ein, die den Körper in den Stütz am Gerät, den Körperschwerpunkt also an den Drehpunkt heranbringt. Dies bedeutet wiederum für die Langhangstemmen ein aktives Beugen der gestreckten Arme in den Schultergelenken, bei der Oberarmhangstemme vorwärts am Barren ein Heben des Körpers ebenfalls durch Einsatz der Retroflektoren den Schultergelenken (bei Streckung der Ellenbogengelenke), bei der Schwungstemme rückwärts am Barren primär ein Strecken der von Beginn der Ausholphase her gebeugten Ellenbogengelenke. Mit dem Heben des Rumpfes aus dem Oberarmhang wird der ursprüngliche Drehpunkt (Schultern auf den Barrenholmen) entlastet und am Gerät durch den Griffpunkt ersetzt.“

(BLUMENTHAL; 1978, S. 54 unten/S. 55 oben)

4. Die dynamischen Merkmale

Folgende Faktoren sind hilfreich, da sie sehr energiebringend für die Schwungstemme sind:

1. die Schwerkraft, die im Pendelschwung wirkt, sowie
2. die aktive Ausnutzung der Streck- bzw. Beugereserve in der unteren Körperhälfte (beschleunigende Wirksamkeit der Hüftgelenksbeuger und –strecker, sowie Rückenstrecker).

Diese beiden Faktoren führen, sofern sie entsprechende ausgeführt werden, durch die Ausnutzung der Schwungverstärkung am Ende der Aufschwungphase zu der gewünschten hohen Endlage des KSP.

Im Falle der Oberarmhangschwungstemme wird die Energie der stärker beschleunigten unteren Körperhälfte beim Abbremsen der Überstreckung/Beugung in den Hüftgelenken (ca. 130 – 120°) auf die obere Körperhälfte übertragen.

Nicht minder essentiell als Kraftkomponente gelten die Stemm- und Zugaktivität der Arme, die für die Annäherung des KSP aus der Kreisbahn an den Dreh- und Griffpunkt sorgen. Diese dienen der Kompensation, falls aus dem Pendelschwung und der Streck-/Beugereserve weniger kinetische Energie gewonnen werden kann.

(BLUMENTHAL 1987, S. 55)

In diesem Zusammenhang zeigt SÖLL einige der typischen Ausführungsfehler auf:

Schwungstemme rückwärts (rw.) am Barren:

1. die Vorwärts-Abwärtsbewegung der Beine wird zu stark betont;

Folge: die Rückwärts-Aufwärtsbewegung wird vernachlässigt.

2. die Hüftgelenke bleiben beim Abschwung gestreckt;

Folge: die Schnepperbewegung entfällt oder ist zu schwach.

3. die Schnepperbewegung erfolgt bereits vollständig in der Senkrechten unter dem Griffpunkt.

Folge: der Impuls aus der Kraftübertragung ist nicht nach oben gerichtet.

4. die Schultern gelangen entweder mangels Armkraft oder der fehlgerichteten Schnepperbewegung wie auch der schlechten Gesamtkoordination wegen nicht über und vor den Griffpunkt;

Folge: großes Trägheitsmoment; der Stütz kann nicht erreicht werden

5. die Hände lösen in der Aufschwungphase den Griff.

Folge: eine „runde“ Bewegung ist nicht mehr möglich, es kommt zu einer

ruckartigen Stützbewegung.

Schwungstemme vorwärts (vw.) am Barren:

Zu wenig Energiegewinn in der Anschwungphase. Daher oft kräftiges „Ersatzschneppern“ in der Hüfte in der Aufschwungphase

Schwungstemme am Reck und Doppelreck:

Zu wenig Energiegewinn aus der Anschwungphase; der Körperschwerpunkt pendelt nicht bis mindestens in Höhe des Griff- und Drehpunktes.

Folge: frühes Einsetzen der Zug- und Stemmaktivitäten der Arme, notwendiges Abbeugen in den Ellenbogengelenken, Felgumschwung als Hilfsmaßnahme.

Der geringe Energiegewinn in der Abschwungphase kann daraus resultieren, daß der Körperschwerpunkt beim Schwungholen unter Griffhöhe bleibt (beim Reck), bzw. das Abschwingen vom unteren Holm nicht hinreichend dynamisch erfolgt (Doppelreck), daß die Arme in der Abschwungphase nicht gestreckt sind und der Körper, statt um den Drehpunkt abzuschwirren, mehr oder weniger geradlinig absackt, so daß der Gesamtkörper in der Abschwungphase nicht hinreichend gestreckt ist.

(SÖLL; 1982, S.69 ff)

5. Sachanalyse

5.1. Sachanalyse der Stemmbewegungen nach KNIRSCH

Kurt Knirsch unterteilt die Stemmbewegungen u.a. in seinem „ Fundamentum des Gerätturnens “ folgendermaßen:

1. der Stemmaufschwung rückwärts aus dem Langhang in den Felghang (mit Bewegungsrichtung rückwärts), sowie
2. den Oberarm – Stemmaufschwung vorwärts (mit Bewegungsrichtung vorwärts).

Beide Stemmbewegungen, sowohl vorwärts als auch rückwärts, weisen in deren Hauptfunktionsphasen an den möglichen Geräten zwei gemeinsame Aktionen auf.

Nachfolgend werden die wie oben unter 5.1 genannten Stemmbewegungen behandelt:

5.1.1 FUNDAMENTALBEWEGUNG STEMMAUFSCHWUNG RW. AUS DEM LANGHANG IN DEN FELGHANG (an den Ringen; auch Einkugeln genannt)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Abb.: Kurt Knirsch: Fundamentum des Gerätturnens; S. 72; 2.überarbeitete Auflage; Kirchentellinsfurt 1996; Röhm Verlag Sindelfingen)

[...]

Excerpt out of 29 pages

Details

Title
Gerätturnen - Schwungstemmen
College
Ruhr-University of Bochum  (Fakultät für Sportwissenschaft)
Course
Grundkurs Gerätturnen
Grade
1,5
Author
Year
1998
Pages
29
Catalog Number
V1902
ISBN (eBook)
9783638111676
File size
2062 KB
Language
German
Keywords
Gerätturnen, Schwungstemmen, Grundkurs, Gerätturnen
Quote paper
Stefan Ulmer (Author), 1998, Gerätturnen - Schwungstemmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1902

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