4 Essays zu Themen der Klinischen Neuropsychologie


Essay, 2008

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Index

Vergangenheit- Gegenwart-Zukunft: Welche Entwicklungen in der neurologischen Rehabilitation bzw. Neuropsychologie sind Ihrer Meinung nach zentral? Sehen Sie die Entwicklung als kontinuierlichen Fortschritt oder gibt es Ihrer Ansicht nach auch Stillstand oder Rückschritt? Was wird die Zukunft bringen?

Die Hirnschädigung in ihrer subjektiven Bedeutungsgebung – Diskutieren Sie die Relevanz dieser Dimension, vor allem hinsichtlich Therapie/Rehabilitation: Wie kann diese Dimension ausreichend Berücksichtigung finden?

Aufgabe der Neuropsychologie in einer teilhabeorientierten neuropsychologischen Rehabilitation – Fokussieren Sie auf ausgewählte Aspekte und beschreiben Sie konkrete Umsetzungsmöglichkeiten

Was ist für die Arbeit mit Angehörigen Hirngeschädigter besonders wichtig?

Vergangenheit- Gegenwart-Zukunft: Welche Entwicklungen in der neurologischen Rehabilitation bzw. Neuropsychologie sind Ihrer Meinung nach zentral? Sehen Sie die Entwicklung als kontinuierlichen Fortschritt oder gibt es Ihrer Ansicht nach auch Stillstand oder Rückschritt? Was wird die Zukunft bringen?

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Neue Erkenntnisse im Bereich der Neuropsychologie und der neurologischen Rehabilitation werden von Medien und Verbrauchern gerne aufgegriffen und oft euphorisch bewertet. Den Hintergrund für das große Interesse und die leicht überschäumenden Hoffnungen bilden die Zunahme der Demenzerkrankungen, der Schlaganfälle und auch psychischer Probleme wie Depressionen und Angststörungen.

Zu einer gelasseneren Einschätzung der Nachrichten aus der Forschung gelangt, wer sich die Entwicklung der Neuropsychologie und der neurologischen Rehabilitation in Erinnerung ruft.

Unter dem Rad der Geschichte

Der Mensch hat wohl schon immer versucht, den Geheimnissen der Psyche und des Gehirns auf die Spur zu kommen. In der Antike entwickelten Philosophen und Ärzte wie Hippokrates, Platon, Aristoteles, Celsus und Galenos Konzepte zur Entstehung und Behandlung psychischer und neurologischer Erkrankungen (Arenz, 2003). Die Auseinandersetzung mit diesen Erkenntnissen wurde im Mittelalter durch den Dogmatismus der christlichen Kirche unterbrochen (Frommelt & Katzenmeier, 1999). In Europa geriet das bereits erworbene Wissen in Vergessenheit. Die aus der Antike überlieferte klassische Medizin überlebte im islamischen Einflussbereich und wurde dort weiterentwickelt (Frommelt & Katzenmeier, 1999, Arenz, 2003). Bedeutende psychiatrische Einrichtungen insbesondere in Spanien entstanden (Arenz, 2003).

Mit der aufkommenden Aufklärung wuchsen im 18. Jahrhundert die Erkenntnisse vor allem in Anatomie und es gab großes Interesse an der Erforschung der Funktionsweise von Lebewesen, explizit des Menschen (Frommelt & Katzenmeier, 1999). Viele der Theorien kamen dem, was wir heute wissen, sehr nahe und brachten die Forschung voran, andere wie z.B. die "Schädellehre" von F.J. Gall werden aus heutiger Sicht eher belächelt (edd.) .

Die französische Revolution brachte erste sozialmedizinische Modelle hervor und somit die erstmals festgeschriebene Verpflichtung eines Staates, für die Rehabilitation von Kranken und Verletzten aufzukommen (Frommelt & Katzenmeier, 1999). Dies kann als die Geburtsstunde des heutigen Gesundheitssystems verstanden werden.

Psychiatrie und Medizin machten im 19. Jahrhundert entscheidende Fortschritte. In der Hirnforschung trug Carl Wernickes Erkenntnis, dass bestimmte Funktionen an bestimmte anatomische Hirnzentren gebunden sind, einen entscheidenden Beitrag (Frommelt & Katzenmeier, 1999). Psychophysikalische Tests (z.B. nach Wundt) gewannen an Bedeutung und sicherten den Platz der Psychologie an der Seite der Medizin (ebd.).

Durch die vielen Hirnverletzen im Ersten Weltkrieg gab es nun einerseits ein großer Bedarf an Ínterventionen (v.a. im neurochirurgischen und rehabilitativen Bereich) und andererseits lieferten die Kopfschussverletzungen von Soldaten reichlich Anschauungs- und Forschungsmaterial. Die eigentliche neuropsychologische Rehabilitation hat ihre Anfänge in den Hirnverletztenschulen mit dem Ziel "Lücken und Abschwächungen auszugleichen und die ganze Persönlichkeit annähernd auf die Höhe zu führen, auf der sie vor der Verwundung stand" (Frommelt & Katzenmeier, 1999, S. 11). Dazu wurde eine eigenständige Arbeitsmethodik angesiedelt im heilpädagogischen und psychologischen Bereich eingesetzt (ebd.). Es wurde bald sehr deutlich, dass weder pädagogische Ansätze noch neuroanatomische Betrachtungsweisen allein sinnvoll sind, um komplexe neuropsychologische Befunde zu rehabilitieren.

Der Nationalsozialismus bedeutete eine tiefe Zäsur in der Neurorehabilitation. Viele wichtige Fachvertreter wurden aus rassischen oder politischen Gründen vertrieben (Frommelt & Katzenmeier, 1999). Die NS-Ideologie sprach psychisch und neurologisch Erkrankten zunehmend deutlicher die Existenzberechtigung ab. Finanzielle Mittel und medizinisches Personal wurden abgezogen und für "kriegswichtige" Zwecke eingesetzt (vgl. Arenz, 2003). In den unsystematisch organisierten Sonderlazaretten für Soldaten mit Hirnverletzungen wurde die Arbeit von Psychologen 1942 auf Betreiben von Nervenärzten, durch den Heeressanitätsinspekteur, verboten (Frommelt & Katzenmeier, 1999). In dem Umstand lässt sich einerseits die kriegsspezifische Ausrichtung dieser Zeit erkennen und zum anderen ein Konkurrenzverhältnis zwischen Ärzten und Psychologen, das bis in die heutige Gegenwart (in abgeschwächter Form) anhält.

Die Wiederbelebung der akademischen Neuropsychologie nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland begann erst in den 1980er Jahren, vor allem durch Einflüsse aus den USA (Wendel, Heel, Lucius-Hoene & Fries, 2005). Während in anderen Ländern die Neuropsychologie selbstverständlich international und interdisziplinär ausgerichtet war, behinderten fachpolitische Reibungen im Zuge der Professionalisierung der klinischen Psychologie eine entsprechende Entwicklung in Deutschland (Preilowski, 2000). Heutzutage ist zwar annähernd das internationale Niveau erreicht, dennoch sind Auswirkungen bis heute erkennbar, z.B. in der Konkurrenz zwischen Arzt und (Neuro-) Psychologen.

Dieser kurze Abriss verdeutlicht, dass die Entwicklung der Neuropsychologie und neurologischen Rehabilitation nie kontinuierlich verlief. Sie ist eingebettet in die allgemeine Geschichte, so dass Epochen wie das Mittelalter zu Rückschritten, Zeiten wie die NS-Diktatur zu Stillständen und in der Folge langen Unterbrechungen führten.

Das Ganze ist mehr als die Summe der Teile

Ich halte weniger einzelne Erkenntnisse für zentral, sondern vielmehr den Entwicklungsprozess als Ganzes. Der Forschungsprozess und Erkenntnisgewinn basiert auf der ständigen Auseinandersetzung mit einer Vielzahl von zu beweisenden oder zu widerlegenden Hypothesen.

Die Zukunft beginnt heute

Schon heute liegt ein Schwerpunkt der neurologischen Rehabilitation im Bereich der chronischen Alterserkrankungen wie z.B. Morbus Alzheimer. Da diese Erkrankungen durch die weiter ansteigende Lebenserwartung der Menschen immer häufiger auftreten und einen erheblichen Kostenfaktor darstellen, wird hier vermehrt geforscht. Schon der frührer amerikanische Präsident George Bush erkannte das Problem und rief von 1990 - 2000 eine "Decade of the brain" in den USA aus.

Für Hirngeschädigte werden neuropsychologische Ansätze als spezialisierte Form der Psychotherapie anvisiert (Wendel et al., 2005).

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Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
4 Essays zu Themen der Klinischen Neuropsychologie
Hochschule
Hochschule Magdeburg-Stendal; Standort Magdeburg
Veranstaltung
Klinisché Neuropsychologie
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
18
Katalognummer
V91048
ISBN (eBook)
9783638045636
ISBN (Buch)
9783640270255
Dateigröße
401 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Essays, Themen, Klinischen, Neuropsychologie, Klinisché, Neuropsychologie
Arbeit zitieren
Katrin Bauer (Autor:in), 2008, 4 Essays zu Themen der Klinischen Neuropsychologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/91048

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