Computus Ecclesiasticus - Die Festrechnung der Kirche


Referat (Ausarbeitung), 2007

19 Seiten


Leseprobe


Inhalt

I. ANSÄTZE ZUR DATIERUNG DER OSTERFEIER
1. konkurrierende Systeme – Der Osterfeststreit
2. Das Konzil von Nicaea, 325
3. Zwei unterschiedliche Osterzyklen

II. DIE BERECHNUNG DES OSTERTERMINS
1. Ostergrenzen (terminus paschalis)
2. Festzahlen
3. Gaußsche Formel

III. EIN GEMEINSAMER OSTERTERMIN FÜR ALLE CHRISTEN?
1. Die Gregorianische Kalenderreform
2. Oster-Probleme der Moderne
a. Das paradoxe Osterfest
b. Eine Fixierung des Osterfestes?
3. Orthodoxe Bestrebungen

APPENDIX

ABKÜRZUNGEN

LITERATUR

I. ANSÄTZE ZUR DATIERUNG DER OSTERFEIER

1. konkurrierende Systeme – Der Osterfeststreit

Die Berechnung des christlichen Osterfestes orientierte sich von Anfang an am jüdischen Pessah. Die urchristlichen Gemeinden übernahmen aus dem Judentum den Festkalender und gaben ihm bald ihre eigene christliche Prägung. Die neue christliche Deutung des Festes als Fest der Erfüllung der messianischen Verheißung (v.a. in der Eucharistie) wurde zur Quelle der christlichen Theologie und führte zu einer Abgrenzung und später zur Trennung vom Judentum. Noch dazu gewann durch die Zunahme der Heidenchristen der römische Sonnenkalender im Gegensatz zum jüdischen Mondkalender vermehrt an Bedeutung.

Die Juden feiern das Pessah am 14. Nisan[1]. In der christlichen Literatur wird dieser Tag Luna decima quarta genannt.

Der Tradition nach wurde Christus am Luna XIV. gekreuzigt. Die Auferstehung wird demgemäß am Luna XVI. angesetzt. Aus diesen Annahmen entfalteten sich drei unterschiedliche Traditionen[2]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese unterschiedlichen Ansätze existierten zunächst nebeneinander, doch im zweiten Jahrhundert kam es vermehrt zu Kontroversen um die unterschiedlichen Feierpraktiken und -zeiten. Diese Epoche wird liturgiegeschichtlich als Osterfeststreit [3] bezeichnet!

- 160 zwischen Polykarp (Bischof von Smyrna, Quartadecimaner) und
Aniketos (römische Tradition der sonntäglichen Osterfeier)
- 170 ging es in Laodicea unter den Quartodecimanern darum, ob eher dem Bericht des Johannes-Evangeliums oder dem des Matthäus-Evangeliums zu folgen ist (Tod Jesu am 14. oder 15. Nisan)

Zur heftigsten Auseinandersetzung führte jedoch Bischof Victor I. (189-198) von Rom, als er die quartodecimanische Praxis als heterodox verwarf und die sonntägliche Praxis der Osterfeier zur alleinigen Form erklärte[4].

Im Osten hielt man jedoch unter Führung von Bischof Polykrates von Ephesos an der quartodecimanischen Feierpraxis fest.

Zu einer weiteren Verschärfung führten die Exkommunikation der östlichen Bischöfe und Gemeinden und die Betonung des Führungsanspruches der römischen Kirche.

In der Folgezeit setzte sich die sonntägliche Osterfeier vermehrt durch.

Wesentlich für sämtliche Festsetzungen des Osterfestes blieben aber der Frühlingsbeginn und der Frühlingsvollmond[5]. Der Frühlingsbeginn folgte mit dem 25.März aus dem römischen Kalender und bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts wurde die Vollmondphase durch direkte Beobachtung bestimmt. Später wurde dann Ostercyclen oder Canones paschales angefertigt, um die Vollmonde und damit die Osterdaten zyklisch für einen längeren Zeitraum vorausberechnen zu können.

2. Das Konzil von Nicaea, 325

Im Jahr 325 rief Kaiser Konstantin in Nicaea ein Konzil ein, bei dem, neben der Verurteilung des Arius, auch die Praktiken der Osterberechnung thematisiert wurden. Die dominicalische Praxis wurde als Vorschlag eingebracht. Die Ergebnisse der Diskussionen wurden jedoch nicht in einer Verordnung festgehalten, sondern lediglich in einem Brief der Synode von Nicaea an die Ägypter publiziert. Erwähnungen finden sich ebenso in einem Schreiben an die Lateiner, sowie u.a. bei Eusebius und Athanasius.

„Der durch Gottes Gnade heiligen und großen Kirche von Alexandrien und den in Ägypten, Libyen und der Pentapolis lebenden geliebten Brüdern entbieten die in Nicaea zur großen und heiligen Synode versammelten Bischofe Grüße im Herrn.

Da uns in Gottes Gnade und der gottgeliebte Kaiser Konstantin aus den verschiedenen Provinzen und Städten zusammengeführt und sich so in Nicaea die große und heilige Synode konstituiert hat, erschien es dringend notwendig, von der heiligen Synode aus auch euch einen Brief zu schicken, damit ihr zu wissen bekommt, was hier zur Debatte stand, was erörtert, beschlossen und bestätigt wurde.

Allererster Untersuchungsgegenstand war – in Anwesenheit des gottgeliebten Kaisers Konstantin – die Glaubensfeindschaft und Gesetzwidrigkeit des Arius und seiner Anhänger. Einstimmig wurde beschlossen, seine glaubensfeindliche Lehrmeinung sowie seine blasphemischen Aussagen und Bezeichnungen, mit deren Hilfe er den Sohn Gottes schmähte, mit dem Anathem zu belegen. …

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

ls gute Botschaft teilen wir euch die Übereinstimmung über das heilige Pascha mit: Dank euren Gebeten kam es auch in diesem Punkt zu einer glücklichen Lösung. Alle Brüder [sic. und Schwestern] im Osten, die bisher mit den Juden gefeiert haben [14. Nisan], werden von jetzt an das Paschafest in Übereinstimmung mit den Römern, mit euch und mit uns allen, die seit Urzeit mit euch daran festhalten, feiern. Freut euch also über das Erreichte, über den gemeinsamen Frieden, die Übereinstimmung und die Überwindung aller Spaltungen und nehmt mit umso größerer Achtung und Liebe unseren Mitliturgen, euren Bischof Alexander, auf, der uns durch seine Gegenwart erfreute und der in seinem Alter noch eine so große Mühe auf sich genommen hat, damit auch bei euch Friede werde. Betet auch für uns alle, damit diese Beschlüsse Bestand haben durch Gott, den Allherrscher, und durch unseren Herrn Jesus Christus im Heiligen Geist. Ihm sei Ehre in Ewigkeit. Amen.“[6]

Das Osterfest wurde also auf den Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgelegt, wobei als Frühlingsbeginn der 21.März fixiert wurde.

Sämtliche Beschlüsse der 250-300 Bischöfe wurden vom Kaiser zu Reichsgesetzen erhoben.

Trotz des Beschlusses von Nicaea im Jahr 325 war eine einheitliche Feier noch nicht erreicht. Aufgrund der unterschiedlichen Osterzyklen der Alexandriner und Römer, kam es zu Unterschieden in der zyklischen Berechnung der Ostertermine.

[...]


[1] Das jüdische Monat beginnt stets bei Neumond; der 14. Nisan markiert somit den Vollmond bei einem Mondmonat von 28 Tagen.

[2] Vgl. BACH Josef, Die Osterfest-Berechnung in alter und neuer Zeit. (1907)

[3] Vgl. BIENERT Wolfgang A., Osterfeststreit (2006)

[4] Vgl. Eus. h.e. V, 23ff.

[5] der erste Vollmond nach Frühlingsbeginn mit dem Äquinictium

[6] WOHLMUT Josef, ALBERIGO Giuseppe etal., Dekrete der oekumenischen Konzilien (1998)

Aus einem Brief der Synode von Nicaea an die Ägypter

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Computus Ecclesiasticus - Die Festrechnung der Kirche
Hochschule
Universität Wien  (Institut für Astronomie)
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V85305
ISBN (eBook)
9783638003353
ISBN (Buch)
9783638911306
Dateigröße
543 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die vorliegende Arbeit wurde als Referat bei einem außeruniversitären Bildungsfrühschoppen am 25.3.2007 gehalten und zuvor mehreren Univ.Prof. zur Kontrolle vorgelegt.
Schlagworte
Computus, Ecclesiasticus, Festrechnung, Kirche
Arbeit zitieren
Pia Hecht (Autor:in), 2007, Computus Ecclesiasticus - Die Festrechnung der Kirche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/85305

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