Chancen und Probleme durch Intermediation bei Kryptowährungen


Bachelorarbeit, 2016

34 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung
1.1. Kryptowährungen und die Blockchain-Technologie
1.2. Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft
1.3. Geschäftsmodelle mit Transaktionen bei Kryptowährungen
1.4. Allgemeine Erschwernisse bei Kryptowährungen
1.4.1. Koordinationsprobleme
1.4.2. Unkenntnis und Misstrauen
1.4.3. Konkurrenz durch andere Bezahlmethoden
1.4.4. Nachteile des proof-of-work
1.5. Zwischenfazit

2. Probleme und Gefahren durch Intermediation bei Kryptowährungen
2.1. UnsicherheitderPlattformen
2.2. TeilweiseVerlust derAnonymität
2.3. Transaktionsgebühren
2.4. Gefahrder>50%-Attacke

3. Einbettung in die Netzwerkökonomik
3.1. Kryptowährungen als „zweiseitige Märkte"
3.2. Direkte Netzeffekte
3.3. Indirekte Netzeffekte
3.4. Kritische Masse
3.5. The winner takes it all
3.6. Vermittlungseffizienz durch Intermediäre
3.7. Nutzerakzeptanz
3.7.1. Adoption
3.7.2. Diffusion
3.8. Strategien zum Markteintritt auf einem zweiseitigen Markt:

4. Intermediation als Katalysator
4.1. Implikationen fürdieTeilnehmerdesMarktes
4.1.1. Standardisierung
4.1.2. Erhöhung der Benutzerfreundlichkeit
4.1.3. Erschließung peripherer Marktsegmente
4.2. Disintermediation vs. Reintermediation

5. Fazit

II. Literaturverzeichnis

III. Darstellungsverzeichnis

IV. Abkürzungsverzeichnis

1. Einführung

Geld gilt seit Jahrtausenden als wichtigstes Tauschmittel der Menschen. Da der Tausch von gleichwertigen Waren aus technischen Gründen nicht immer möglich war, hatte man sich entschieden auch kleinere, wertvolle Objekte als Gegenwert zu akzeptieren. Daraus entwickelten sich Metallmünzen, die an verschiedenen Orten als gleichwertig eingeschätzt wurden, wodurch ein müheloserer Handel entstehen konnte. Später kamen Geldscheine hinzu, die allerdings keinen intrinsischen Wert mehr besaßen. Eine zentrale Institution innerhalb des Währungssystems wies dem Geldschein einen bestimmten Wert zu. Die Tauschpartner mussten nun darauf vertrauen, dass dieser Wert von der Institution garantiert würde und dass sie mit dem Geld überall zahlen konnten.

Dieses Finanzsystem, mit einer Zentralbank als oberste Instanz, besteht heute noch. In diesem Rahmen hat sich eine Branche aus Dienstleistern entwickelt, die als Intermediäre sämtlicher Transaktionen dienen. Doch zusätzlich zu den Geschäftsbanken, versuchen sich immer mehr Start-ups in diesem Dienstleistungsmarkt zu positionieren. Mit der Verbreitung des Internets entstanden neue Möglichkeiten Transaktionen durchzuführen. So hat sich z.B. PayPal inzwischen als beliebte Alternative zu klassischen Zahlungsmethoden etabliert. Intermediäre sorgen für einen effizienteren Zahlungsverkehr, indem sie zur Reduzierung vorhandener Informationsasymmetrien beitragen und für sichere Übermittlungen der Geldbeträge zwischen den Beteiligten sorgen. Allerdings benötigen die Intermediäre hierfür eine Infrastruktur, um diese Dienstleistung möglichst vielen potenziellen Nutzern anbieten zu können. Die damit einhergehenden Betriebskosten werden u.a. durch Transfergebühren gedeckt. Diese erhobenen Gebühren können, je nach Art des Transfers, sehr hoch für die Transaktionspartner ausfallen.

Im Jahr 2008 wurde ein völlig neuer Ansatz vorgestellt, welcher die Intermediation im Zahlungsverkehr mithilfe von digitalen und kryptographischen Methoden, zumindest theoretisch, überflüssig macht. Transaktionspartner benötigen keine Dritte mehr, die etwaige hohe Gebühren beanspruchen würden. Das Geschäftsmodell traditioneller Banken und ähnlicher Finanzdienstleister könnte hinfällig werden.

Doch kann man auf Intermediation wirklich verzichten? Werden Intermediäre verschwinden oder werden neue Unternehmen und Geschäftsmodelle zu einer Reintermediation führen? Und weshalb spielen Kryptowährungen derzeitig eine noch kaum wahrnehmbare Rolle im Zahlungsverkehr?

Diesen Fragen wird in den folgenden Kapiteln Rechnung getragen. Im Fokus dieser Arbeit liegt insbesondere die Intermediation im Zahlungsverkehr von dezentralen Kryptowährungen. Es soll das Paradoxon verdeutlicht werden, dass intermediäre Dienste durch ein Peer-to-Peer-System überflüssig gemacht werden sollen, dieser Umstand aber ein Hemmnis für die Verbreitung und Nutzerfreundlichkeit der Kryptowährung sein kann.

Einleitend wird das Konzept von Kryptowährungen und verschiedenen Implikationen für (Finanz-)Wirtschaft und Gesellschaft erläutert. Um den Begriff der Intermediation in diesem Kontext einzugrenzen, fokussiert diese Arbeit auf die Phase der Abwicklung von Zahlungen mit Kryptowährungen. Damit ein besseres Verständnis für die schleppende Verbreitung der Kryptowährungen entsteht, wird auch auf allgemeine Schwachstellen Bezug genommen.

Nachdem im Zwischenfazit angedeutet wird, dass Intermediation auch Chancen zur Verbesserung des Systems bieten könnte, sollen in Abschnitt 2 zunächst damit einhergehenden Probleme verdeutlicht werden.

Abschnitt 3 unterliegt der wirtschaftswissentlichen Einbettung des Themas in die Netzwerkökonomik. Es werden verschiedene Aspekte vorgestellt, die den Aufbau und die Dynamik des Marktes einer Kryptowährung erklären können. Hierbei soll die Relevanz von Intermediären in diesem Markt hervorgehoben werden.

Darauf basierend zeigt Abschnitt 4 welche Implikationen eine verbesserte Intermediation für das Netzwerk der jeweiligen Kryptowährung haben kann und schließt das Thema durch eine begriffliche Erläuterung von Reintermediation ab.

Der letzte Abschnitt beinhaltet mögliche Entwicklungen der Zukunft von Kryptowährungen, sowie eine kurze Zusammenfassung der Arbeit.

1.1. Kryptowährungen und die Blockchain- Technologie

„Wir brauchen ein elektronisches Zahlungssystem, das nicht auf Vertrauen, sondern auf einem kryptographischen Nachweis beruht.“ (Nakamoto, 2008)

Dieses Zitat stammt aus dem von Satoshi Nakamoto im Jahre 2008 veröffentlichten Paper, mit dem er die Geburtsstunde der ersten öffentlich gehandelten Kryptowährung einleitete. Er beschreibt darin ein Online­Tauschsystem, welches zwei Parteien erlaubt, mit Hilfe von Verschlüsselungsverfahren digitales Geld zu tauschen und dabei anonym zu bleiben. Er konstruiert ein System, das außerhalb des klassischen Finanzsystems und ohne Mittelsmänner funktioniert. Dieses Konzept des direkten Geschäftsverkehrs nennt sich „Peer-to-Peer“.

Seine eigens hierfür entwickelte Kryptowährung nannte er Bitcoin. Sie ist eine von inzwischen mehr als 600 Kryptowährungen, die zusammen eine Marktkapitalisierung von etwa 13,3 Milliarden Euro ausmachen. Da Bitcoin ein Open-Source-Projekt ist, bauen viele Kryptowährungen in leicht abgeänderter Form auf das Protokoll von Bitcoin auf. Sie unternehmen den Versuch technische Schwächen von Bitcoin auszugleichen und die Funktionalität zu erhöhen. Die meisten von ihnen sind aber kaum von wirtschaftlicher Relevanz, da ihre Marktkapitalisierung weniger als 1 Millionen Euro beträgt. Dagegen ist Bitcoin die mit Abstand dominanteste Kryptowährung mit einem Anteil von 80,2 % am Gesamtwert (Crypto-Currency Market Capitalizations (Stand 14.06.16), n.d.). Um die Übersichtlichkeit zu bewahren, stehen in dieser Arbeit Kryptowährungen im Fokus, die dem Softwareprotokoll von Bitcoin zugrunde liegen.

Die grundlegende, innovative Technologie hinter dezentralen Kryptowährungen nennt sich Blockchain. Nakamotos Ziel war es, mittels dem Peer-to-Peer- Prinzip, elektronische Zahlungen online und direkt von einer Person zur Nächsten zu schicken, ohne einen Finanzintermediär zu brauchen. Sein veröffentlichtes Software-Protokoll soll es den Nutzern erlauben, durch ein Public-Key-Verschlüsselungsverfahren auf sichere Weise Zeichenketten miteinander zu tauschen. Eine Transaktion ist ein Transfer eines Betrages zwischen zwei Personen, der in die Blockchain eingetragen wird. Dies kann immer dann stattfinden, wenn die Person mit Hilfe eines geheimen, privaten Schlüssels (bzw. Code-Kette) die Überweisung signiert, um sicherzustellen, dass sie auch wirklich vom Besitzer kommt . Die Blockchain ist vergleichbar mit einem öffentliches Grundbuch, in dem alle getätigten Transaktionen auf Authentizität überprüfbar sind. Nakamoto wollte ein dezentrales Computernetzwerk schaffen, das durch unumstößliche Regeln zusammenarbeitete, um dessen Integrität zu wahren.

Ein Block besteht aus einer Gruppe von bereits getätigten Transaktionen und einer Kennung des vorherigen Blocks. Doch ein Block ist bedeutungslos, bevor er nicht verifiziert wurde. Da es sich um ein dezentrales Netzwerk handelt, konkurrieren die teilnehmenden Mitglieder (die Rechenkapazität zu Verfügung gestellt haben), um die Verifikation des Blocks. Es soll in einer Art Wettbewerb überprüft werden, ob der Block integer ist und mit dem vorherigen, bereits verifizierten Block vereinbar ist (vgl. Zeev, 2015). Damit wird u.a. getestet, dass die darin enthaltenen Schlüssel nicht bereits verwendet wurden (double­spending). Dieser Prozess wird Mining genannt. Die Verarbeitung benötigt viel Rechenkapazität, doch die Verteilung der Berechnungen im Netzwerk sorgt dafür, dass die Bestätigung eines Blocks zeitlich begrenzt ist. Bei Bitcoin benötigt die erste Bestätigung eines Blocks durchschnittlich etwa 10 Minuten. Der Abschluss des Prozesses der Verifikation wird auch proof-of-work genannt. Dieser Arbeitsnachweis ist im Grunde genommen die Überprüfung, ob der neue Block konform zur bisherigen Transaktionshistorie in der Blockchain ist. Als Anreiz an diesem Mining-Wettbewerb teilzunehmen, erhalten die Miner neue, private Schlüssel, die sie wiederum für Transaktionen einsetzen können (Casey & Vigna, 2015).

1.2. Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft

In einem internen Report der Deutschen Bank wird von einer der ersten Ideen aus dem Financial-Technology-Bereich (kurz: FinTech) gesprochen, die das Potenzial zur Disruption habe.

„In der reinen Blockchain-Theorie werden nicht nur einzelne Geschäftsbereiche traditioneller Banken künftig überflüssig, sondern es könnte zu einem echten Paradigmenwechsel im vorherrschenden Finanzsystem kommen, weil viele Intermediäre Dienste durch ein P2P-Netzwerk ersetzt werden könnten.“ (Dapp & Karollus, 2015).

Kryptowährungen sind nur eine von vielen Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie. Sie kann mehr als den Zahlungsverkehr umzukrempeln, sie eignet sich bspw. auch zur Dokumentierung von Rechten oder Ansprüchen in einer Blockchain. Deswegen suchen neben Start-ups und Banken, auch Non-Profit-Organisationen und Regierungen nach neuen Anwendungsfeldern. Beispiele für aktuelle Projekte aus verschiedenen Bereichen sind: Aktienhandel, Grundbuchregister, Lieferkettenprotokolle bei Lebensmittel, Rechtemanagement von Musik und Kunst.

Inwieweit die Blockchain-Technologie unser Leben beeinflussen wird, bleibt offen, doch viele Experten sind sich einig: Sie kann unser bisheriges System aus Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig ändern.

Doch zurück zu Kryptowährungen und Intermediären; der folgende Abschnitt wird das Thema dieser Arbeit einleiten und konkretisieren.

1.3. Geschäftsmodelle mit Transaktionen bei Kryptowährungen

Intermediäre können auf dem Markt ganz verschiedene Rollen einnehmen. Da sich Transaktionen in mehrere Phasen unterteilen, haben die Intermediäre auch verschiedene Aufgaben. Im Allgemeinen kommt ihnen folgende Funktionen zu:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darstellung 1 - Transaktionsphasen (vgl. Clement2013, S. 260)

Diese Arbeit beschäftigt sich aus Gründen der Übersichtlichkeit vorrangig mit Intermediation in der Abwicklungsphase, auch wenn es im System einer Kryptowährung ebenfalls zu Intermediation in anderen Phasen kommt.

Die Europäische Zentralbank hat in ihrer Analyse 2015 zu virtuellen Währungen unterschiedliche Arten, wie Dienstleistungen im Zahlungsverkehr aussehen können, festgehalten. (ECB, 2015):

Generell kann bei dezentralisierten Kryptowährungen eine Einheit Geld nicht einfach von Person A zu Person B geschickt werden, indem sie von Kontoguthaben A abgezogen, und dem Kontoguthaben B gutgeschrieben wird. Um eine Zahlung zu initiieren muss der Zahler eine Transaktionsanweisung geben. Die Anweisung geht an die Miner, welche sämtliche Transaktionsanweisungen bündeln und überprüfen, ob jeweils ausreichend Guthaben dafür verfügbar ist.

Mining ist eine unverzichtbare Form von Intermediation im Ökosystem der Kryptowährung. Inzwischen gibt es einige, kommerzielle Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind und dafür große Server-Parks betreiben (Bsp.: Genesis-mining.com).

Außerdem gibt es Transaktionsdienstleister die den Händlern bei Zahlungserhalt eine unmittelbare, fixierte Konversion von Kryptowährung in Währung X anbieten (Bsp.: bitpay.com). Der Händler hat dadurch den Vorteil die Risiken der Kursschwankungen von Kryptowährungen zu umgehen. Allerdings werden durch den Service monatlich festgesetzte Gebühren fällig.

Ein anderes Geschäftsmodell ist die länderübergreifende Überweisung von Beträgen (Bsp.: goabra.com). Eine bestimmte Menge Geld der Währung X wird in einem Land bspw. in Bitcoin getauscht, anschließend über das Bitcoin- Netzwerk ins Ausland geschickt und dort vom Empfänger wieder in die dortige Währung umgewandelt. Der Service-Anbieter arrangiert jeweils die Ein- und Auszahlung. Im Vergleich zu Banken spart sich der Nutzer hohe Gebührensätze.

1.4. Allgemeine Erschwernisse bei Kryptowährungen

1.4.1. Koordinationsprobleme

Auch aufgrund der dezentralen Organisationsstruktur innerhalb der Währungssysteme, gestaltet sich die Durchsetzung von gemeinsamen Regeln, Standards oder Richtlinien sehr schwierig. Im Gegensatz zu anderen

Ökosystemen, wie z.B. der Automobilwirtschaft in modernen Industriestaaten, gibt es keine Institutionen (wie bspw. Bundesverkehrsministerium, TÜV etc.), die die hoheitliche Legitimation haben, Regelrahmen zu entwerfen oder durchzusetzen.

Vielmehr haben viele Staaten kein klares Konzept, wie sie Kryptowährungen auf politischer Ebene einordnen oder regulieren wollen. Tendenziell stehen diese im Verdacht, illegalen Handel und Geldwäsche zu vereinfachen. Sie werden daher kritisch beäugt (vgl. Europäisches Parlament, 2016). Auch von einer weltweiten, politischen Koordination ist man weit entfernt. Es geht zwar entgegen den philosophischen Prinzipien dezentraler Kryptowährungen, doch viele Stimmen fordern stärkere Regulierung. Man erhofft sich dadurch das öffentliche Vertrauen dafür stärken zu können (vgl. Kops, 2015).

Eine weitere Auswirkung der mangelnden Koordination ist die hohe Volatilität, welche viele Interessierte vor einer Nutzung abschrecken könnte. Bei Bitcoin gab es Kursschwankungen bis zu 40% an nur einem Tag (vgl. bitcoin charts, 2013). Gegen dieses Problem ist keine autoritäre Instanz vorgesehen, die Mechanismen einführt, um das zu verhindern.

1.4.2. Unkenntnis und Misstrauen

Statistiken und Umfragen belegen, dass Kryptowährungen noch weit davon entfernt sind, von der breiten Bevölkerung als Zahlungsmittel akzeptiert zu werden.

Im Jahr 2013 hatten laut einer Forsa-Umfrage gerade einmal 15% aller Deutschen von einer digitalen Internetwährung gehört. (vgl. Seeger, 2013). Bitcoin als verbreitetste Internetwährung, war im Jahr 2014 bereits zu etwa 25% in der Bevölkerung bekannt, unter Smartphone-Nutzern hatten etwa 45% davon gehört. (vgl. Knippelmeyer, 2014)

Doch generell sind viele Deutsche gegenüber innovativen Bezahlverfahren skeptisch eingestellt. Die Bundesbank ermittelte 2014, dass etwa ein Drittel der Deutschen die Nichtnutzung mit der Auffassung begründete, dass sie innovative Bezahlmethoden als zu unsicher einschätzen. (Bundesbank, 2014)

Eine andere Studie aus dem Jahr 2014 beschränkte sich auf die Haltung zu Bitcoins: Sie ermittelte, dass zwar 26% der Bevölkerung und 34% der Smartphone-Nutzer Bitcoins kennen, sich aber nicht vorstellen können, diese zu nutzen. Der Anteil derjenigen, die Bitcoins kannten und auch nutzen würden, befand sich im einstelligen Prozentbereich. Dies kann als fehlendes Vertrauen in die neue Währung interpretiert werden (vgl. Scholz, 2014).

Die tendenziell ablehnende Haltung mag vermutlich durch negative Schlagzeilen in der Presse befeuert werden. Als Beispiel kann eine Plattform angeführt werden, die 2014/2015 große mediale Aufmerksamkeit erhielt.

Silk Road galt als größte Plattform im Internet, um illegale Aktivitäten aller Art anonym durchzuführen. Darunter Drogenhandel, Waffenhandel oder illegale Pornographie. Dies war nur durch die Nutzung von Kryptowährungen möglich, da die Händler und Käufer im Zahlungsverkehr durch verschiedene Sicherheitsmaßnahmen nicht identifizierbar waren. Doch die Betreiber der Plattform konnten nach längeren Ermittlungen schließlich lokalisiert und festgenommen werden. Dennoch entstanden kurz danach weitere Plattformen ähnlicher Art.

Häufiger sind in den Medien Mitteilungen über extreme Kursschwankungen bei Bitcoin zu lesen. Was einerseits spannend für Währungsspekulanten sein mag, andererseits verunsichernd für Nutzer ist, welche das virtuelle Geld als Wertaufbewahrungs- oder Zahlungsmittel betrachten. Denn risikoaverse Investoren lassen sich durch hohe Volatilität tendenziell abschrecken (vgl. Maisborn, 2000).

1.4.3. Konkurrenz durch andere Bezahlmethoden

Während sich Kryptowährungen im internationalen Zahlungsverkehr trotzdem zunehmender Beliebtheit erfreuen, ist von einem alltäglichen, lokalen Gebrauch noch lange nichts zu sehen. Etwa 52% der Kunden im Einzelhandel zahlen mit Bargeld. Zweit beliebteste Methode ist mit 40% Anteil die Zahlung mit Karte. Erst an letzter Stelle werden in der vom EHI Retail Institute erhobenen Statistik sonstige Zahlungsmethoden genannt, wie bspw. „mobiles Zahlen“, welches sich auf einen Anteil von 0,6% beschränkt. Da das Geld von Kryptowährungen in digitalen Wallets auf dem Smartphone gelagert sind, zählt dies zur Kategorie „mobiles Zahlen“ hinzu. Demzufolge haben Kryptowährungen kaum Relevanz im Einzelhandel (vgl. Handelsblatt, 2015).

Eine andere Umfrage aus dem Jahr 2013 in Deutschland sollte die Haltung von Befragten (mit Kenntnis von Bitcoin) offenbaren, ob sie bereit sind Bitcoin als Bezahlung anzunehmen. Über 34 % konnten sich dies vorstellen. Immerhin 41% wären bereit, mit Bitcoin zu zahlen (vgl. Tomorrow Focus Media, 2013).

Doch auch im aktuellen Bericht der Europäischen Zentralbank über virtuelle Währungen zeichnet sich, im Vergleich zu anderen etablierten Bezahlsystemen, eine eher schwache Marktdurchdringung der beliebtesten Kryptowährung Bitcoin ab:

1.4.4. Nachteile des proof-of-work

Die meisten dezentralisierten Kryptowährungen (bspw. Bitcoin, Litecoin, Nameecoin) nutzen das bereits in Abschnitt 1.1 erläuterte proof-of-work- System, um Transaktionen zu verifizieren. Die Verifikationsdauer spielt im Onlinehandel meist eine untergeordnete Rolle, da es dauert bis der Prozess der Auslieferung des physischen Gutes in Gang gesetzt wird. Doch bei Zahlungen im Alltag, die direkt an der Ladentheke stattfinden, kann die lange Bestätigungsdauer zum Problem werden.

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Ende der Leseprobe aus 34 Seiten

Details

Titel
Chancen und Probleme durch Intermediation bei Kryptowährungen
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg  (Institut für Informatik und Gesellschaft)
Note
1,7
Autor
Jahr
2016
Seiten
34
Katalognummer
V371043
ISBN (eBook)
9783668489868
ISBN (Buch)
9783668489875
Dateigröße
670 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bitcoin, Ethereum, Kryptowährung, Intermediation, Ripple, Ether, Litecoin, Dash, Zentralbank, Bank, Wallet, Tauschbörse, Blockchain, Vertrauen, Akzeptanz
Arbeit zitieren
Florian Schaetzle (Autor:in), 2016, Chancen und Probleme durch Intermediation bei Kryptowährungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/371043

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