Selbstregulierende Währungen am Beispiel Bitcoins

Chancen und Risiken


Facharbeit (Schule), 2014

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Ziele und Versprechen selbstregulierender Währungen

3 Effizienz selbstregulierender Währungen
3.1 Ansätze zur Preisstabilität in der Bitcoin-Technik
3.1.1 Allgemeines zur Preisstabilität
3.1.2 Bitcoins Maßnahmen zur Erhaltung der Preisstabilität
3.1.3 Ermittlung und Risiken starker Wertsteigerung
3.2 Verbraucherschutz und Privatsphäre im öffentlichen Netz
3.3 Vertrauenswürdigkeit des Bitcoin-Konzepts

4 Alternative Ansätze vergleichbarer Online-Währungen

5 Abschlussbewertung

Literaturverzeichnis

Verwendete Bilder für die Statistiken

1 Einleitung

Gerade in der Bankenkrise ist das Vertrauen in Banken und Zentralbanken stark zurückgegangen. Unter diesem Aspekt klingt eine Möglichkeit, die Notwendigkeit dieser Institute zu senken, besonders interessant. Elektronische Währungen erlangen zunehmende Beliebtheit und versprechen, Überweisungen ohne eine dritte Partie zu ermöglichen und Preisniveaustabilität auch ohne eine Zentralbank zu gewährleisten. Besonders beliebt und in Fachkreisen ebenso umstritten ist die Online-Währung Bitcoin.

Die Entwickler der Software halten das Bankensystem für veraltet und redundant, wohingegen die Europäische Zentralbank Bitcoins als instabil und als eine Bedrohung für die gesamtwirtschaftliche Stabilität betrachtet.

In dieser Facharbeit sollen die Chancen und Risiken für potentielle Nutzer des Systems, sowie die Effizienz der Währung behandelt werden. Dabei soll der Argumentationsverlauf beispielhaft an Bitcoins als Basis vieler darauf aufbauender Währungen dargestellt werden. Von besonderer Bedeutung sind dabei die konträren Positionen der Bitcoin-Entwickler und der Europäischen Zentralbank, sodass es sich anbietet, durch Betrachtung zweier Extrempositionen zu einem umfassenden Bild zu gelangen.

Bitcoin und ähnliche Währungen sollen alleine durch mathematische Operationen stabil bleiben. Um den Nutzen dieses revolutionären Ansatzes besser beurteilen zu können, liegt ein Schwerpunkt dieser Facharbeit auf der Preisniveaustabilität.

Als Nebeneffekt des Verzichts auf Finanzinstitute sollen weitere Vorteile resultieren, welche es sich lohnt, auf ihren Nutzen für die Wirtschaft zu diskutieren.

Letztlich ist es ebenso wichtig, Bitcoins mit ähnlichen Systemen zu vergleichen, um grundsätzliche Probleme selbstregulierender Währungen von technischen Problemen der konkreten Währung unterscheiden zu können.

2 Ziele und Versprechen selbstregulierender Währungen

Schwankungen der Preisniveaustabilität senken die Kalkulierbarkeit marktwirtschaftlicher Investitionschancen und -risiken und hemmen durch Senkung der allgemeinen Investitionsbereitschaft die Wirtschaft. Zur Erhaltung eines stabilen Preisniveaus existiert in der Euro-Zone die Europäische Zentralbank. Ermittlung preislicher Schwankungen geschieht beispielsweise über einen fiktiven Warenkorb. Dieses Verfahren ist jedoch sehr komplex und dauert lange an, sodass Gegenmaßnahmen ineffizient werden können.

„Aus verschiedenen Gründen ist jeder Versuch, die Veränderung der Preise insgesamt als einzelne Zahl auszudrücken, mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Zunächst einmal wird ein bestehender Korb in der Regel allmählich immer weniger repräsentativ, da die Verbraucher zunehmend teurere Waren durch billigere ersetzen. [...] Zweitens sind Qualitätsänderungen manchmal nur schwer in den Preisindex zu integrieren. [...] Abgesehen von den neuen Varianten bestehender Waren [...] stellt die Aufnahme neuer Produkte eine wichtige, schwierige Frage dar.“

(EZB, 2011 S. 26f.)

Ebenso ist dieser Prozess mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden.

Zur Beseitigung dieser Schwierigkeiten und einiger weiterer Probleme sind elektronische Währungen geschrieben worden, welche Inflation automatisiert mittels mathematischer Algorithmen bekämpfen sollen.

„Heut zutage sind verschiedene Formen immateriellen Geldes entstanden, darunter das sogenannte elektronische Geld (‚E-Geld‘) oder elektronische Zahlungsmittel, die erstmals in den Neunzigerjahren verwendet wurden. Diese Art von Geld kann zur Bezahlung von Waren und Dienstleistungen im Internet oder beim Einsatz anderer elektronischer Medien benutzt werden.“

(EZB, 2011 S. 22)

Diese finden bereits seit einiger Zeit Verwendung, ihre Verbreitung nimmt aber aufgrund der aufstrebenden Bitcoins rasant zu. Zudem gibt es diverse weniger bekannte Online-Währungen, welche auf der Bitcoin-Technologie aufbauen und diese in verschiedenen Aspekten variieren.Allgemein gibt es jedoch starke Kritik an einem automatisierten Ansatz, insbesondere durch die Eurozentralbank.

Bitcoins und darauf aufbauende Konzepte sind auf Transaktionen über das Internet optimiert und versprechen daher nur bedingt, auf andere Zahlungsarten übertragbar zu sein. Dadurch stehen sie in keiner direkten Konkurrenz zu bestehenden materiellen Währungen, erweitern diese jedoch um eine neue Zahlungsart und verlagern Transaktione­n auf das Internet. In erster Linie drücken sie Kritik am bestehenden Bankensystem aus und zeigen Lösungsvorschläge für mögliche Verbesserungen auf.

„Korrupte Banken können das System nicht überlisten, um Profit durch die Kosten anderer Banken und der Öffentlichkeit zu machen. Eine Zukunft, in der führende Banken Bitcoin unterstützen würden, könnte helfen, Integrität und Vertrauen in Finanzinstitute wiederherzustellen.“

(Bitcoin Project, o.J.)

Diese Kritik umfasst nicht nur mögliche Korruption und fehlendes Vertrauen, sondern auch hohe Transaktionsgebühren bei Überweisungen in fremde Staaten, Sicherheits- und Betrugsmöglichkeiten, redundante Bürokratie und den Verbraucherschutz.

„Commerce on the Internet has come to rely almost exclusively on financial institutions serving astrusted third parties to process electronic payments. While the system works well enough formost transactions, it still suffers from the inherent weaknesses of the trust based model.“

(Nakamoto, 2008 S. 1)

Es soll also vollkommen ohne die Kontrolle durch Finanzinstitute, sondern durch Dezentralisierung und Automatisierung ein schwer manipulierbarer Transaktionsweg in Form einer neuen Währung geschaffen werden, welcher ohne externe Eingriffe stabil bleibt und die Wirtschaft durch schnelle, kostengünstige Überweisungsmöglichkeiten fördert.

Im Internet wird zwischen verschiedenen Standorten kaum unterschieden. Daher entstehen auch bei Überweisungen über große Entfernungen weder Verzögerungen noch fallen zusätzliche Gebühren an, sodass „Bitcoin […] den globalen Zugang zum Handelsverkehr [vergrößert] und es […] dem internationalen Handel helfen [kann] zu florieren“(Bitcoin Project, o.J.).

3 Effizienz selbstregulierender Währungen

3.1 Ansätze zur Preisstabilität in der Bitcoin-Technik

3.1.1 Allgemeines zur Preisstabilität

Spricht man von Selbstregulation einer Währung, so meint man die automatisierte Erhaltung des allgemeinen Preisniveaus, welches in der jeweiligen Währung ausgedrückt wird. Preisniveaustabilität kann zu wirtschaftlichem Wachstum beitragen und wird besonders aus angebotstheoretischer Sicht als essentiell zur Schaffung sinnvoller Rahmenbedingungen angesehen. Unter diesem Aspekt „trägt Preisstabilität zum wirtschaftlichen Wohlstand, beispielsweise in Form eines hohen Beschäftigungsniveaus, bei“(EZB, 2011 S. 29).

Die Europäische Zentralbank begünstigt dabei „das Ansteuern niedriger positiver Inflationsraten ‚nahe 2 %‘ für eine ausreichende Sicherheitsmarge zur Vermeidung von Deflationsrisiken“(Scheller, 2006 S. 87). Dementsprechend wird eine geringe Inflation zum Schutz vor möglicher Deflation in Kauf genommen, da diese als schwerer zu kontrollieren gilt.

„Deflation zu vermeiden ist deshalb wichtig, weil sie ähnliche Kosten für die Wirtschaft in sich birgt wie die Inflation. Überdies besteht die Gefahr, dass sich Deflation verstetigt, wenn sie sich erst einmal eingestellt hat, da die Nominalzinsen nicht unter null fallen können.“

(ebd. S. 88)

3.1.2 Bitcoins Maßnahmen zur Erhaltung der Preisstabilität

Bitcoins verfügen über eine limitierte Maximalgrenze, welche eine Inflation einschränken soll.

„Bitcoin ist einzigartig, da nur 21 Millionen Bitcoins erzeugt werden. Jedoch wird das niemals eine Einschränkung, weil Bitcoins bis zur 8ten Dezimalstelle […] geteilt werden können und unter Umständen in sogar noch kleinere Einheiten, falls es in der Zukunft erforderlich sein sollte.“

(Bitcoin Project, o.J.)

Dieses System erinnert laut EZB an den gescheiterten Goldstandard, welche die Aussage „The schemeisinspiredbytheformergoldstandard”(EZB, 2012 S. 22)trifft. Daherwäre esals einzige Maßnahme voraussichtlich nicht ausreichend, um die Preisniveaustabilität zu gewährleisten. Bitcoin basiert auf dem „Proof-of-Work“-Konzept(Nakamoto, 2008 S. 3), welches die Rechenleistung der beteiligten Rechner verwendet, um anhand dieser die Verteilung neu in Umlauf gelangender Bitcoins zu bestimmen. Dazu müssen die Rechner mathematische Gleichungen lösen, um einen Arbeitsnachweis zu erbringen.

„The proof-of-work involves scanning for a value that when hashed, […] thehash begins with a number of zero bits. The average work required is exponential in the numberof zero bits required and can be verified by executing a single hash.“

(ebd.)

Durch diesen als Mining bekannten Prozess kommt es zu einer künstlichen Inflation, welche jedoch durch eben geschilderte Anpassung des Schwierigkeitsgrads der Berechnungen alle vier Jahre immer weiter halbiert wird, bis schließlich das Maximum erreicht ist.

„Bitcoins werden mit einer abnehmenden und vorhersagbaren Rate erzeugt. Die Anzahl neuer Bitcoins, die jedes Jahr erzeugt wird, wird automatisch über die Zeit halbiert, bis die Generierung bei einer Gesamtsumme 21 Millionen existierender Bitcoins komplett eingestellt wird.“

(Bitcoin Project, o.J.)

Unter Vernachlässigung externer Faktoren käme es folglich zu einem immer größer werdenden Wertverlust. Geht man jedoch von einem exponentiell nachlassenden Nachfragezuwachs an Bitcoins aus, so würde sich das Verhältnis zwischen Nachfrage und Gesamtmenge ausgleichen. In der Anfangsphase gäbe es wenige Nutzer, aber auch eine geringe Anzahl an Bitcoins. Zeitgleich wären sowohl Nachfragezuwachs wie auch Inflationsrate sehr hoch. In folgenden Stadien würde die Nachfrage zwar ebenso wie die Gesamtanzahl der im Umlauf befindlichen Bitcoins steigen, der Zuwachs beider ginge jedoch in einem ungefähr identischen Verhältnis zurück. Sobald sich letztlich die Nachfrage stabilisiert hat, würde auch das Maximum der zu erzeugenden Bitcoins im Umlauf sein, sodass die Währung keiner weiteren Regulierung unterliegen müsste.

Um diesen Fall jedoch so zu realisieren, dass der Wert der Währung konstant bleibt, müsste der Nachfrageverlauf jedoch bereits im Voraus relativ präzise eingeschätzt worden sein.

3.1.3 Ermittlung und Risiken starker Wertsteigerung

Der Nutzen der Bitcoin-Technologie wird vorwiegend aufgrund der Behauptung, keine hinreichende Preisstabilität zu gewährleisten, in Frage gestellt.

“It is impossible to imagine that commercial trade transacted in Bitcoins […] would be robust if the valuation were increasing at such rates. No rational player would use Bitcoins for spending purposes. Certainly, there are irrational participants in every economy, but it is not in the least credible to believe that virtually every player, from the wealthiest to the poorest would spend large amounts of rapidly appreciating Bitcoins every year.”

(Hanley, 2013 S. 8)

Der Wert einer Währung lässt sich mittels komplexer Methoden in Relation zu den davon erworbenen Produkten und Dienstleistungen bestimmen. Im Fall einer internationalen Internetwährung scheint es sinnvoller zu sein, sich diesem anhand der vorherrschenden Wechselkurse in Relation zu einer Währung mit bekannter Inflationsrate zu nähern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die hier abgebildete Darstellung zeigt die Wechselkurse zwischen Bitcoins und Euro innerhalb des letzten Jahres auf der Online-Tauschbörse Mt.Gox, welche global die größte Verbreitung unter Bitcoin-Nutzern findet. Auf der x-Achse sind die jeweiligen Monate dargestellt, auf der y-Achse befindet sichder Wert eines Bitcoin in Euro. Auffällig ist die annähernd 18.000 prozentige Wertsteigerung Anfang Januar 2014 in Relation zu Februar 2012.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die zweite Abbildung zeigt einen Detailausschnitt, welcher die Entwicklung innerhalb der letzten drei Monate verdeutlicht. An diesem Beispiel lassen sich die starken Schwankungen im Wert der Online-Währung erkennen.

Viele Leute, die mit Bitcoins spekulieren, sehen in der Wertsteigerung vermutlich eine Chance auf Gewinne, sie birgt jedoch auch ein großes Risiko auf wirtschaftliche Depression.

„When Bitcoins increase in value, they are deflating. Deflation is a characteristic of economic depression, not a growing economy, and it is the Bitcoin economy that is supposed to grow.”

(Hanley, 2013 S. 15)

Auch die Europäische Zentralbank hateine Studie zu virtuellen Währungen veröffentlicht, in welcher sie bereits 2012 vor einer Deflationsspirale der Online-Währung warnt.

“If, however, the number of Bitcoin users starts growing exponentiallyfor any reason, and assuming that the velocity of money does not increase proportionally,a long-term appreciation of the currency can be expected or, in other words, a depreciation of theprices of the goods and services quoted in Bitcoins. People would have a great incentive to holdBitcoins and delay their consumption, thereby exacerbating the deflationary spiral.”

(EZB, 2012 S. 25)

Die Entwickler der Bitcoin-Software richten sich dagegen, machen jedoch ebenfalls den schnellen Nutzerzuwachs für die hohe Deflation verantwortlich.

„Unterhaltungselektronik ist ein Marktbeispiel, wo die Preise beständig fallen und es trotzdem keine Krise gibt. Ähnlich ist der Wert der Bitcoins über die Zeit gestiegen und trotzdem ist die Bitcoingemeinschaft zeitgleich ebenfalls dramatisch angewachsen. Weil sowohl der Wert der Währung als auch die Gemeinschaft 2009 bei null starteten, ist Bitcoin für diese Theorie ein Gegenbeispiel, das zeigt, dass es manchmal anders läuft.“

(Bitcoin Project, o.J.)

Die Entwickler gehen demnach von vorübergehenden Schwankungen aus, sodass Bitcoins sich in den folgenden Jahrzehnten wieder stabilisieren. Die Eurozentralbank hingegen rechnet mit einer sich selbst verstärkenden, zunehmenden Deflation, welche erst durch den Zusammenbruch des Bitcoinnetzwerks beendet wird. Unabhängig davon lässt sich sagen, dass Bitcoins nicht nur als Wertaufbewahrungsmittel, sondern vielmehr als Transaktionsmedium geschaffen wurden.

„Eine Bitcoin-Transaktion kann sehr viel billiger als die Alternativen und in kurzer Zeit abgewickelt sein. Das bedeutet, dass Bitcoin das Potenzial hat, in der Zukunft eine gebräuchliche Methode zum Transfer von jedlicher Währung zu werden.“

(ebd.)

Berücksichtigt man ausschließlich diesen Aspekt, sollte das jeweilige Preisniveau von keiner großen Relevanz sein, sofern eingehende Zahlungen in einem kurzen Zeitraum wieder gegen materielles Geld eingetauscht werden. Problematischer wird es bei internetbasierten Geschäften, welche Bezahlungen mit Bitcoins akzeptieren wollen. Die Preise unterlägen starken Schwankungen, wodurch es für Kunden schwieriger wird, den Realpreis zu ermitteln. Folglich würde dies zu einer Einschränkung der Markttransparenz führen. Dieses Problem lässt sich jedoch lösen, solange eine automatisch berechnete Menge Bitcoins zum Zahlungstransfer verwendet wird, der Preis jedoch weiterhin in einer materiellen Währung angegeben wird. Unter dieser Bedingung wird die Online-Währung allerdings auf ein Transaktionsmedium reduziert.

Entgegen dieser Überlegungen finden Bitcoins als Wertaufbewahrungsmittel immer mehr Verbreitung. Die steigenden Wechselkurse klingen gewinnversprechend, sodass immer mehr Leute mit Bitcoins spekulieren möchten und durch den Nachfragezuwachs die Deflation noch weiter vorangetrieben wird.

3.2 Verbraucherschutz und Privatsphäre im öffentlichen Netz

Ein häufig erwähnter Vorteil der Bitcoins liegt im Schutz der Privatsphäre.

„The public can see that someone is sendingan amount to someone else, but without information linking the transaction to anyone. This issimilar to the level of information released by stock exchanges, where the time and size of individual trades, the ‘tape’, is made public, but without telling who the parties were.”

(Nakamoto, 2008 S. 6)

Die Umsetzung wird jedoch ebenso stark kritisiert wie der selbstregulierende Ansatz zur Schaffung von Preisniveaustabilität. Die Europäische Zentralbank sieht darin weit mehr ein Potential für Kriminelle als einen möglichen Vorteil für gewöhnliche Nutzer.

„Virtual currency schemes, in contrast to traditional payment systems, are not regulated. The legaluncertainty surrounding these schemes might constitute a challenge for public authorities, asthese schemes can be used by criminals, fraudsters and money launderers to perform their illegalactivities.“

(EZB, 2012 S. 45)

Das Risiko, die Schattenwirtschaft durch Verhinderung von Kontrollen zu stärken, sehen die Entwickler jedoch als nicht größer an, als dies bei etablierten Zahlungsarten der Fall ist.

„Einige Vorwürfe wurden erhoben, dass Bitcoin attraktiver für Kriminelle sein könnte, weil es für private und unumkehrbare Zahlungen verwendet werden kann. Diese Möglichkeiten existieren jedoch bereits bei Bargeld und Überweisungen; beides wird häufig genutzt und ist fest etabliert. Die Benutzung von Bitcoin wird zweifellos ähnlichen Regelungen unterzogen, wie sie bei bereits existierenden Finanzsystemen vorhanden sind und es ist unwahrscheinlich, dass strafrechtliche Ermittlungen verhindert werden.“

(Bitcoin Project, o.J.)

Eben erwähnte „unumkehrbare Zahlungen“ (ebd.) stellen einen weiteren Kritikpunkt dar. Sie stellen zwar Gewissheit über eingehende Zahlungen her, allerdings geht damit für Kunden, die mit Bitcoins bezahlen, ein Risiko einher, insofern weder Erstattung des Geldes für nicht gelieferte oder beschädigte Produkte, noch Verifizierung des Verkäufers möglich sind. Dieses Risiko lässt sich jedoch vernachlässigen, da derartige Transaktionen häufig nicht direkt über das Bitcoinnetzwerk, sondern indirekt über eine Handelsplattform durchgeführt werden, welche ihre eigenen Mechanismen verwendet.

3.3 Vertrauenswürdigkeit des Bitcoin-Konzepts

Bitcoins weisen einige konzeptuelle Schwächen auf, welche sich auf die Vertrauenswürdigkeit des Systems auswirken. Eine Sicherheitslücke, auf die indirekt bereits im technischen Konzept aufmerksam gemacht wird, liegt in einem möglichen Angriff, sobald ein Angreifer mindestens die Hälfte der Rechenleistung stellt.

„Weproposed a peer-to-peer network using proof-of-work to record a public history of transactionsthat quickly becomes computationally impractical for an attacker to change if honest nodescontrol a majority of CPU power.”

(Nakamoto, 2008 S. 8)

Diese Schwachstelle stellt nicht nur ein unwahrscheinliches Angriffsszenario auf das Netzwerk dar, sondern stellt auch die Möglichkeit dar, dass eine eingeschränkte Personengruppevor Veröffentlichung der Open-Source-Software eine beliebige Menge Bitcoins ohne jedweden Berechnungsaufwand erstellt haben kann. Hinzu kommt, dass kaum Informationen über den Gründer des Bitcoinnetzwerks bekannt sind.

„Although thecurrent knowledge base does not make it easy to assess whether or not the Bitcoin system actuallyworks like a pyramid or Ponzi scheme, it can justifiably be stated that Bitcoin is a high-risk systemfor its users from a financial perspective. […] The fact that the founder of Bitcoin usesa pseudonym – Satoshi Nakamoto – and is surrounded by mystery does nothing to help promotetransparency and credibility in the scheme.”

(EZB, 2012 S. 27)

Auch die hohe Deflationsrate schränkt die Vertrauenswürdigkeit ein. Unabhängig davon, ob man sie als unbeabsichtigten Effekt einer Fehlkalkulation oder als geschickten Geschäftstrick ansieht, lässt sich sagen, dass frühe Investoren eine gegenüber Personen, die erst jetzt Bitcoins verwenden wollen, unverhältnismäßig hohe Anzahl für den gleichen Preis erhalten haben, auch wenn die Entwickler diesen Umstand als angemessene Risikoentschädigung ansehen.

„Einige frühe Anwender besitzen eine große Anzahl an Bitcoins, weil sie Risiken auf sich nahmen und Zeit und Material in eine ungeprüfte Technologie investierten, die kaum verwendet wurde und noch viel schwieriger zu sichern war. […] Das ist ähnlich dem Einstieg in ein neu gegründetes Unternehmen, welches entweder durch Nützlichkeit und Bekanntheit an Wert gewinnt oder nie den großen Durchbruch schafft.“

(Bitcoin Project, o.J.)

Wie kritisch dies zu sehen ist, hängt also von der Ansicht ab, inwiefern eine Währung preislichen Schwankungen aufgrund von Spekulationen unterliegen sollte.

4 Alternative Ansätze vergleichbarer Online-Währungen

Da Bitcoin als Open-Source-Software geschaffen wurde, existieren zahlreiche Schemata, welche auf der Bitcoin-Technologie aufbauen. Die meisten Währungen variieren nur Details, sodass beispielsweise die mögliche Gesamtmenge vergrößert wird, die Inflationskurve in kürzeren Abständen angepasst wird oder von vornherein eine größere Menge erzeugt wird. LetzteresistunteranderembeiLitecoin der Fall. „Litecoin provides faster transaction confirmations […] and […]is scheduled to produce 84 million currency units”(Litecoin Project, o.J.). Dadurch können eventuell Anreize geschaffen werden, mit der Währung zu spekulieren; die Probleme der Bitcoin-Technik werden dadurch nicht behoben.

Eine deutlich interessantere Veränderung weisen die Online-Währungen Peercoin und Primecoin auf, indem sie das Proof-of-Work-Konzept teilweise durch ein Proof-of-Stake-Konzept ersetzen, bei welchem ein Besitznachweis zum Einsatz kommt.

„Ein neuer Erzeugungsprozess für Coins wurde mit der Einführung von Proof-of-Stake Blöcken im Zusatz zu Bitcoins Proof-of-Work geschaffen.Ein Proof-of-Stake Block erzeugt Coins basierend auf dem konsumierten Coin-Alter innerhalb der coinstake Transaktion. Eine Coin-Erzeugungsrate von einem Cent pro konsumiertem Coin-Jahr führt zu einer leichten zukünftigen Inflationsrate.“

(King, et al., 2012 S. 3)

Dieses neue Konzept stellt folglich einen ersten Ansatz dar, um dynamisch auf Veränderungen zu reagieren, indem die Geldmenge erhöht wird, sobald Geld über längere Zeit den Besitzer nicht wechselt, und zeitgleich bei zu häufig auftretenden Transaktionen die Geldmenge durch Transaktionsgebühren reduziert wird.

Primecoin verfügt darüber hinaus über einen veränderten Proof-of-Work-Mechanismus, welcher Primzahlen als Arbeitsnachweis verwendet.

„Searching for prime chains could potentially be such an alternative proof-of-work system. With some effort a pure prime number based proof-of-work has been designed, providing both minting and security for crypto currency networks similar to hashcash type of proof-of-work.”

(King, 2013 S. 1)

Durch diese Veränderung wird die aufzubringende Rechenleistung nicht nach erfolgreicher Erstellung einer Währungseinheit verworfen, sondern liefert neue Erkenntnisse, welche beispielsweise für Kryptographie weiterverwendet werden können.

5 Abschlussbewertung

Elektronische Währungen wie Bitcoins stellen bereits jetzt eine gute Möglichkeit dar, um Geldbeträge schnell und kostengünstig zu transferieren.

Ebenso ist es ein schwieriges, wenn auch anstrebenswertes Ziel, automatisiert für Preisniveaustabilität zu sorgen. Insbesondere ist es lohnenswert, wenn dadurch zeitgleich Barrieren auf dem internationalen Markt abgebaut werden und auch für den einzelnen Nutzer Vorteile – zum Beispiel erhöhter Datenschutz – resultieren.

Aufgrund der starken Schwankungen der Wechselkurse ist allerdings davon abzuraten, größere Summen in Bitcoins zu investieren, insbesondere wenn diese über einen längeren Zeitraum aufbewahrt werden sollen. Aus diesem Grund sind sie auch als eigenständige Währung bislang unbrauchbar und ob sie, wie von den Entwicklern angekündigt, in naher Zukunft wieder stabil werden, lässt sich noch nicht voraussagen.

Daher sollten selbstregulierende Währungen in der Lage sein, dynamisch auf Veränderungen im Transaktionsverhalten ihrer Nutzer zu reagieren, wie dies ansatzweise bereits bei der Online-Währung Peercoin der Fall ist.

Solange das Proof-of-Work-Konzept verwendet wird, um die Verteilung neuer Ressourcen zu bestimmen, ist es möglich, dass einzelne Parteien ungerechtfertigte Vorteile erlangen, wodurch die Integrität der Währung vermindert wird.Auch dies ist ein Grund, das Konzept hinter Peercoin als Entwickler weiter auszudehnen und als Außenstehender den folgenden Verlauf der Entwicklung weiterhin zu beobachten.

Literaturverzeichnis

Bitcoin Project. o.J.. Offizielle Bitcoin Webseite. [Online] o.J. [Zitat vom: 22. Januar 2014.] Webseite verwaltet durch Bitcoin-Hauptentwickler. http://bitcoin.org/de/.

Courtis, Nicolas T., Grajek, Marek und Naik, Rahul. 2013. The Unreasonable Fundamental Icertitudes Behind Bitcoin Mining. London : University College London, 2013.

EZB. 2011. Preisstabilität. Warum ist sie für dich wichtig. [Online] Januar 2011. [Zitat vom: 22. Januar 2014.] Eurozentralbank, seriös. http://www.ecb.europa.eu/pub/pdf/other/price_stability_web_2011de.pdf.

—. 2012. Virtual Currency Schemes. Europäische Zentralbank. Frankfurt am Main : EZB, 2012. ISBN 978-92-899-0862-7.

Hanley, Brian P. 2013. The False Premises and Promises of Bitcoin. Kalifornien : Butterfly Sciences, 2013.

King, Sunny. 2013. Primecoin. Cryptocurrency with Prime Number Proof-of-Work. [Online] 7. Juli 2013. [Zitat vom: 5. Februar 2014.] Technisches Konzept der auf Bitcoin basierenden Primecoin-Währung. http://primecoin.org/static/primecoin-paper.pdf.

King, Sunny und Nadal, Scott. 2012. PPCoin. Peer-to-Peer Crypto-Currency with Proof-of-Stake. [Online] 19. August 2012. [Zitat vom: 5. Februar 2014.] Technisches Konzept der Peercoin-Währung. http://peercoin.net/bin/peercoin-paper.pdf.

Litecoin Project. o.J.. Litecoin. Open source P2P digital currency system. [Online] o.J. [Zitat vom: 5. Februar 2014.] Offizielle Litecoin-Webseite. https://litecoin.org/.

Nakamoto, Satoshi. 2008. Bitcoin. A Peer-to-Peer Electronic Cash System. [Online] 2008. [Zitat vom: 21. Januar 2014.] Technisches Bitcoin-Konzept, vom ursprünglichen Entwickler verfasst. http://bitcoin.org/bitcoin.pdf.

Scheller, Hanspeter K. 2006. Die Europäische Zentralbank: Geschichte, Rolle und Aufgaben. [Hrsg.] Europäische Zentralbank. [Übers.] Deutsche Bundesbank. 2. überarbeitete Auflage. Frankfurt am Main : EZB, 2006. ISBN 978-92-899-0021-8.

Verwendete Bilder für die Statistiken

Bitcoin Charts. 2014.Mt.Gox (Eur.) Charts [Online] Januar 2014 [Zugriff am: 29. Januar 2014] Verlässlichste Quelle für Wechselkurse aufgrund relativ vertrauenswürdiger Echtzeitstatistik.http://bitcoincharts.com/charts/mtgoxEUR

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Selbstregulierende Währungen am Beispiel Bitcoins
Untertitel
Chancen und Risiken
Note
1,0
Autor
Jahr
2014
Seiten
15
Katalognummer
V287094
ISBN (eBook)
9783656875857
ISBN (Buch)
9783656875864
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
eGeld, e-money, Bitcoin, Litecoin, Primecoin, PPCoin, Peercoin, Eurozentralbank, Fiskalpolitik, Sozialwissenschaften, Internet, Geld, Währung, Bankenkrise, proof-of-work, Preisstabilität, Preisniveaustabilität, Inflation, Deflation
Arbeit zitieren
Till Affeldt (Autor:in), 2014, Selbstregulierende Währungen am Beispiel Bitcoins, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287094

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