Bitcoin. Risiken und Chancen einer digitalen Währung


Bachelorarbeit, 2014

55 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Grundlagen der Geldtheorie
2.1 Formen von Geld
2.2 Funktionen von Geld
2.2.1 Zahlungsmittelfunktion
2.2.2 Wertaufbewahrungsfunktion
2.2.3 Recheneinheitsfunktion
2.3 Geldnachfrage
2.4 Geldmengendefinition
2.5 Geldschöpfung

3. Bitcoin
3.1 Die Geschichte hinter Bitcoin
3.2 Funktionsweise von Bitcoin
3.2.1 Grundlage Kryptografie
3.2.2 Peer to Peer Netzwerk
3.2.3 Wallet und Bitcoin-Adressen
3.2.4 Transaktionen
3.2.5 Blockchain
3.2.6 Mining
3.3 Bitcoin in der Praxis

4. Bitcoin und das konventionelle Bankensystem
4.1 Sind Bitcoin Geld?
4.2 Rechtliche Rahmenbedingungen
4.3 Bitcoin als Spekulationsobjekt
4.4 Risiken für den Bankensektor

5 Allgemeine Risiken
5.1 Verlustrisiko
5.2 Verbotsrisiko
5.3 Kontrollrisiko
5.4 Deflationsrisiko

6. Chancen
6.1 Wertsteigerungschance
6.2 Marktchance
6.3 Kostenchance

7. Alternative digitale Währungen
7.1 Kryptische Währungen
7.2 Sonstige digitale Währungen

8. Conclusio

Literaturverzeichnis

Internetverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Geldformen nach Mankiw (2011)

Abbildung 2: Geldformen nach Samuelson/ Nordhaus (2007)

Abbildung 3: Die Geldmenge im Euro-Währungsgebiet (Ende 2012) (2014)

Abbildung 4: Vereinfachte Darstellung des Giralgeldschöpfungsprozesses (2014)

Abbildung 5: Funktionsweise eines Peer-to-Peer-Netzwerks (2005)

Abbildung 6: Bitcoin – Wallet (2013)

Abbildung 7: A chain of Bitcoin transactions (2012)

Abbildung 8: Blockchain (2012)

Abbildung 9: Beglaubigung durch Mining (2013)

Abbildung 10: Hashrate Verteilung Mining Pools (2014)

Abbildung 11: Anzahl der Transaktionen pro Tag (2014)

Abbildung 12: Kursentwicklung Bitcoin in US-Dollar (2014)

Abbildung 13: 30 day annualized volatility (2014)

Abbildung 14: Value at Risk mit einem Tag Haltedauer und 95% Konfidenz für BTC und vergleichend US-$ sowie Gold-Wechselkurse gegenüber dem € (2014)

Abbildung 15: Bankspezifische Risiken (2014)

Abbildung 16: Bitcoin supply to taper to 21m by 2140 (2013)

Abbildung 17: Gesamtwert aller sich im Umlauf befindlichen Coins der Top 10 Kryptowährungen (2014)

1. Einleitung

Die digitale Währung Bitcoin erfreut sich einem großen medialen Interesse. Ihr Ursprung ist auf das Jahr 2008 zurück zu führen. Der Zeitpunkt der Einführung war damals äußerst passend, da die Weltwirtschaft noch mit den Folgen der Finanzkrise beschäftigt und das Vertrauen in das bestehende Bankensystem erschüttert war. Ein revolutionäres Zahlungssystem, losgelöst von staatlicher Kontrolle, gewann somit innerhalb weniger Jahre eine Vielzahl an Nutzer und Befürworter. Zudem zeigt die sehr ausgeprägte kritische Auseinandersetzung mit Bitcoin seitens der Presse und aufsichtsrechtlichen Behörden die Notwendigkeit für Staaten, Banken, Unternehmen und private Verbraucher, sich mit dem Thema Bitcoin ernsthaft auseinander zu setzen.

Die technisch aufwendige Konzeption des Systems Bitcoin ist auf den ersten Blick sehr kompliziert und abstrakt. Zudem ist die Währung ausschließlich digital vorhanden und damit für den Normalverbraucher nur schwer greifbar. Trotzdem nehmen die Nutzerdichte, Bitcoin-Transaktionen und die Zahl der Akzeptanzstellen stetig zu. Aufgrund dessen ist eine kontroverse öffentliche Diskussion entstanden, bei der Banken und selbst staatliche Institutionen Bitcoin unterschiedlich bewerten.

Das Ziel dieser Arbeit ist es, mittels der Gegenüberstellung von Chancen und Risiken, eine Aussage über die Zukunftsfähigkeit des Bitcoin-Systems zu treffen. Insbesondere sollen dabei die Auswirkungen und bestehenden Risiken für das konventionelle Bankensystem erörtert werden.

Für die Einordnung von Bitcoin wird zunächst im Kapitel zwei geklärt, was Geld ist, in welchen Formen es auftritt und wie es entsteht. Der dritte Teil dieser Arbeit beginnt mit dem Hintergrund und der Historie der noch jungen Währung. Um das Bitcoin-System nachvollziehen zu können, ist das Verständnis für die technische Konzeption elementar wichtig. Die Funktionsweise wird daher in diesem Kapitel erklärt, um folgend den praktischen Einsatz von Bitcoin verständlich beschreiben zu können. Der vierte Abschnitt betrachtet Bitcoin aus Sicht des Bankensektors. Darin wird zuerst untersucht, ob Bitcoin als Geld gesehen werden kann und ferner werden die rechtlichen Rahmenbedingungen eruiert. Im Anschluss daran werden Bitcoin als Spekulationsobjekt analysiert und schließlich eventuelle spezifische Gefahren für den Bankensektor erörtert. Im Folgenden sind im fünften Kapitel die allgemeinen Risiken von Bitcoin zusammengefasst. Wo Risiken bestehen, finden sich auch Chancen. Diese Möglichkeiten einer positiven Entwicklung der virtuellen Währung werden in Teil sechs behandelt. Die rasche digitale Entwicklung hat Einfluss auf viele Lebensbereiche, so auch auf den Zahlungsverkehr. Bitcoin ist zwar die erste bekannte kryptische Währung und Vorreiter in diesem Bereich, jedoch existieren weitere digitale Währungen, die eine hohe Innovationskraft und ein immenses Wachstumspotenzial besitzen. Im Abschnitt sieben wird auf die kryptischen und sonstige digitale Alternativen zu Bitcoin eingegangen, um abschließend im achten Kapitel ein Resümee, sowohl für den Bankensektor, als auch für Bitcoin im Allgemeinen ziehen zu können.

2. Grundlagen der Geldtheorie

Der Begriff „Geld“ ist im täglichen Leben omnipräsent. Im Allgemeinen wird Geld als Geldschein beziehungsweise Münze im Portemonnaie oder als gedruckte Zahlen auf einem Kontoauszug wahrgenommen. Im weiteren Sinne ist Geld jedes allgemein anerkannte Tausch- und Zahlungsmittel. Das folgende Kapitel wird die Grundlagen und Aufgaben des Geldes definieren.

2.1 Formen von Geld

Geld kann verschieden kategorisiert werden. So unterscheidet Mankiw in:

Warengeld: Waren mit einem inneren Wert, wie zum Beispiel Gold und Silber

Nominalgeld: Medium ohne inneren Wert, der Wert bestimmt sich aus dem aufgedruckten Betrag[1]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Geldformen nach Mankiw (2011)

Quelle: In Anlehnung an Mankiw (2011), S. 104.

Eine modifizierte und differenziertere Einteilung bietet die Definition nach Samuelson und Nordhaus. Sie sehen eine Evolution vom Warengeld hin zum modernen Geld, das sich aus dem Papiergeld und dem Buchgeld zusammensetzt. Die Abbildung 2 zeigt die Unterscheidung in:

Warengeld: Geld als Tauschmittel in Form von Waren wie Edelmetalle, Tiere, Lebensmittel

Papiergeld: es bezieht seinen Wert aus dem begrenzten Angebot und der allgemeinen Akzeptanz

Buchgeld: Einlagen bei Banken oder sonstigen Finanzinstituten[2]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Geldformen nach Samuelson/ Nordhaus (2007)

Quelle: In Anlehnung an Samuelson/ Nordhaus (2007), S. 719.

Das moderne Geld kann auch als konventionelle Währung oder Fiatwährung bezeichnet werden.

2.2 Funktionen von Geld

In der Praxis dient Geld als Zahlungsmittel. Der Unterschied zu einem einfachen Tauschmittel liegt in der allgemeinen Akzeptanz bei privaten Nutzern, Unternehmen und staatlichen Institutionen. Geld kann zu einem weiteren Tauschgeschäft eingesetzt werden und befriedigt somit nicht nur den unmittelbaren Bedarf eines einzelnen Tauschpartners. In der Volkswirtschaftslehre wird Geld hingegen funktional betrachtet.[3] Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Zahlungsmittel-, Wertaufbewahrungs- und Recheneinheitsfunktion.[4] Je stärker ein Gut diese Geldfunktionen erfüllt, desto mehr wird es als Geld angesehen.

2.2.1 Zahlungsmittelfunktion

Geld ist nach der Bundesbank zunächst ein Medium, mit dem Tauschvorgänge von Gütern durchgeführt werden können. Geld wird aber auch benutzt, um Kredite zu gewähren und Schulden zu tilgen. In diesen Fällen geht es nicht um einen Gütertausch, sondern um Finanztransaktionen.[5] Man spricht daher von der Geldfunktion als Zahlungsmittel. Die Grundlage dafür bietet die allgemeine Akzeptanz der entsprechenden Geldform.

2.2.2 Wertaufbewahrungsfunktion

Ein Vorteil, den Geld bietet, liegt darin, dass der Zeitpunkt für Kauf und Verkauf nicht identisch sein muss, wenn Waren nicht direkt (Ware gegen Ware) getauscht werden. In Geld lässt sich somit das Versprechen eines Gegenwerts für andere Güter konservieren und zu anderer Zeit an einem anderen Ort wieder eintauschen. Es erlaubt einen interregionalen und intertemporalen Transport der Kaufkraft.[6] Das Geld besitzt somit eine Wertaufbewahrungsfunktion. Die Material- und Wertbeständigkeit des Geldes bilden dafür die Voraussetzungen. Eine besondere Rolle spielt diese Funktion beim „Sparen“, da hier der Wert über die Zeit gespeichert werden soll.[7]

2.2.3 Recheneinheitsfunktion

Geld fungiert als ein Wertmaßstab. Die Einheit „Geld“ ermöglicht es uns im Alltag, Güter, Dienstleistungen und Vermögenswerte in einer allgemeinen Bezugsgröße auszudrücken und damit vergleichbar zu machen. In der Praxis müssen somit nicht zahllose Austauschverhältnisse aller Güter untereinander bestimmt werden.[8] In einem fiktiven Beispiel existieren bei 1000 Gütern 499.500 Austauschverhältnisse (allgemeine Formel: n(n-1)/2 Austauschverhältnisse bei n Gütern). Aufgrund der Recheneinheit „Geld“ kann man die 499.500 Austauschverhältnisse vernachlässigen und erhält dafür 1000 Preise ausgedrückt in Geldeinheiten.[9] Um diese Funktion gewährleisten zu können, muss Geld ausreichend teilbar sein.

2.3 Geldnachfrage

„In der Geldtheorie kann die Frage nach dem, was Geld ist, nur dann beantwortet werden, wenn man die Motive derjenigen kennt, die Geld verwenden bzw. nachfragen.“[10] Demnach erklärt die Theorie der Geldnachfrage den Bedarf an Geld. Es existieren diverse Konzeptionen, die versuchen, die Geldnachfrage der Wirtschaftssubjekte zu definieren. Prinzipiell können dabei (neo-) klassische und keynesianische Ansätze unterschieden werden.

Der klassische Ansatz geht davon aus, dass die Ursache der Geldnachfrage vor allem Transaktionsmotive sind. Das Geld hat bei dieser Ansicht keinen Vermögensaspekt. Die Vermögensübertragung in die Zukunft erfolgt ausschließlich anhand von Wertpapieren.[11] Die Nachfrage nach der Realkasse, die das reale Vermögen darstellt, ergibt sich aus der Quantitätsgleichung und wird durch das Einkommen determiniert.[12]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

M = Geldmenge

V = Umlaufgeschwindigkeit

P = Preisniveau

Y = reales Bruttoinlandsprodukt/ Gesamteinkommen

Der keynesianische Ansatz hingegen unterscheidet im Gegensatz zur älteren Quantitätstheorie rein gedanklich verschiedene Motive für die Geldhaltung, die auch als Liquiditätsvorlieben bezeichnet werden.[13]

Das Umsatzmotiv (Transaktionsmotiv) setzt voraus, dass eine Sicherheit über die laufenden Ein- und Auszahlungen bekannt sind. Der Geldbedarf ist abhängig vom Transaktionsvolumen.[14]

Das Vorsichtsmotiv kommt zum Tragen, wenn der Transaktionsbedarf oder Zahlungstermine nicht genau bekannt sind. Daher wird Geld für zukünftige, nicht erwartete Investitionen zurückgehalten.[15]

Das Spekulationsmotiv begründet sich auf die grundsätzliche Betrachtung von erwarteten Zinsänderungen und deren Einfluss auf Wertpapierkurse. Keynes nimmt dabei ausschließlich verzinsliche Wertpapiere mit unendlicher Laufzeit (sogenannte ewige Renten) an. Demnach werden beispielsweise bei hohen Zinsen mehr Wirtschaftssubjekte die spekulative Kassenhaltung senken, um auf wahrscheinlich fallende Zinsen zu spekulieren, um folglich von den steigenden Anleihekursen profitieren zu können.[16]

2.4 Geldmengendefinition

Der Begriff Geldmenge wird von der Bundesbank als der sich im Umlauf befindende Geldbestand von Nichtbanken innerhalb einer Volkswirtschaft definiert.[17] Die Geldmenge ist im Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nach Gütern eine wichtige Messgröße, um eine langfristige Einschätzung der Preisentwicklung ableiten und schließlich adäquate geldpolitische Maßnahmen treffen zu können.[18] Im europäischen Wirtschaftsraum werden drei Geldmengenklassifikationen unterschieden. Diese sind mit einem M für „money“ und den Ziffern eins bis drei gekennzeichnet. Die Geldaggregate M1 bis M3 bauen nach abnehmender Liquidität aufeinander auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Die Geldmenge im Euro-Währungsgebiet (Ende 2012) (2014)

Quelle: Deutsche Bundesbank (Hrsg.) (2014b), (siehe Internetverzeichnis).

Die Geldmenge setzt sich nach der EZB wie folgt zusammen:

M1: Sichteinlagen der Nichtbanken und gesamter Bargeldumlauf

M2: M1 plus Einlagen mit bis zu zwei Jahren Laufzeit und Einlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist

M3: M2 plus Geldmarktfondsanteile, Geldmarktpapiere, Beträge aus Repogeschäften und Bankschuldverschreibungen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren[19]

Die Geldbasis, auch M0, genannt nimmt eine gesonderte Rolle ein. Sie beinhaltet die Summe des Bargeldumlaufs und den Zentralbankgeldbestand der Kreditinstitute.

2.5 Geldschöpfung

Die Geldschöpfung ist den Zentralbanken als Träger des Währungsmonopols vorbehalten. In der folgenden Betrachtung wird Bezug auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank genommen und zur vereinfachten Betrachtung die Eigenkapitalvorschriften wie zum Beispiel die Baseler Regelungen ausgeklammert. Es wird dabei die Giralgeldschöpfung fokussiert, bei dem Buchgeld geschöpft wird. Die Buchgeldschöpfung ist für den Vergleich zu dem Bitcoin-System relevant.

Das Buchgeld (auch Giralgeld genannt) wird in einem zweistufigen Bankensystem, bestehend aus Zentralbank und Geschäftsbanken, in den Umlauf gebracht.[20] An einem abstrahierten Beispiel wird der Geldschöpfungsprozess deutlich.

Eine Bank vergibt an ein Unternehmen A einen Kredit über 10.000€, zahlt diese Summe folgend auf das Girokonto des Unternehmens A und bringt damit zunächst 10.000€ als Buchgeld in den Wirtschaftskreislauf (in Abbildung 4 mit 1a markiert). Für diesen Kredit muss die Bank einen Prozent des Kreditbetrags, also 100€, als Mindestreserve bei der Zentralbank hinterlegen (1b). Das Unternehmen A wird die 10.000€ nicht auf einem unverzinsten Girokonto liegen lassen, sondern Investitionen vornehmen oder Verbindlichkeiten begleichen. Im Beispiel wird angenommen, dass der gesamte Betrag zur Bezahlung von Löhnen verwendet wird (2). Die Privatleute kaufen davon Waren im Wert von 10.000€ per Überweisung oder elektronischer Bezahlung. Für die einfache Verständlichkeit wird vorausgesetzt, dass die Waren ausschließlich bei Unternehmen A erworben werden (3). Das Unternehmen zahlt damit den Kredit an die Bank zurück und somit ist das elektronische Geld wieder vernichtet (4).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Vereinfachte Darstellung des Giralgeldschöpfungsprozesses (2014)

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Siedendiebel (2014), S. 2, (siehe Internetverzeichnis).

Die Bank schöpfte demnach aus 100€, die sie als Mindestreserve bei der Zentralbank bis zur Kredittilgung halten musste, Giralgeld im Wert von 10.000€. Sollte die Bank im Beispiel nicht die Mindestreserve aufbringen können, würde sie sich den Betrag über 100€ bei der Zentralbank zum Hauptrefinanzierungssatz von aktuell 0,15% leihen.[21] Dafür müsste diese notenbankfähige Sicherheiten in Form von klar definierten Wertpapieren bei der EZB hinterlegen. Somit hätte sich schließlich der Zentralbankgeldbestand um 100€ erhöht.

Würde der geschöpfte Buchgeldbetrag bei einer anderen Bank landen, könnte diese nun mit dieser Einlage einen neuen Geldschöpfungsprozess auslösen. Demnach könnte im wiederholten Falle theoretisch eine unendliche Menge an Giralgeld entstehen.[22] Die Mindestreserve begrenzt diese theoretisch unkontrollierte Giralgeldschöpfung, da sie eine Hinterlegung von einem Prozent auf bestimmte Sicht-, Termin- und Spareinlagen bei der Zentralbank fordert. Neben der Mindestreserve ist in der Bargeldquote ein weiterer bremsender Faktor für die Geldschöpfung zu sehen. Diese Quote muss von den Geschäftsbanken für tägliche Bargeldabhebungen bereitgehalten werden.[23]

3. Bitcoin

Im Gegensatz zu traditionellen Währungen, die von Zentralbanken herausgegeben werden, unterstehen Bitcoin (BTC) keiner zentralen Autorität. Diese dezentrale, digitale Währung beruht auf einem kryptografischen Algorithmus, infolgedessen die Schöpfung von Bitcoin aufgrund der vom Initiator programmierten Software limitiert ist. In diesem Kapitel wird zunächst der Hintergrund der Kryptowährung eruiert und ferner die Funktionsweise erläutert, um daraufhin die relevanten Eigenschaften filtern zu können.

3.1 Die Geschichte hinter Bitcoin

Das Konzept der Bitcoin wurde erstmals im Jahr 2008 in einem Aufsatz von Satoshi Nakamoto der Öffentlichkeit vorgestellt. Bis heute (Stand 10.07.2014) ist unklar, ob der Initiator Nakamoto eine reale Person oder nur ein Pseudonym ist, da dieser bisher nicht in der Öffentlichkeit aufgetreten ist.[24] Laut eines bekannt gewordenen Benutzerprofils des Netzwerkanbieters P2P Foundation, bei dem unter diesem Namen am 11. Februar 2009 ein Blogeintrag zu Bitcoin geschrieben wurde und darin auf das Standardwerk „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“ verwiesen wird, ist Nakamoto 39 Jahre alt und stammt aus Japan.[25] Die Anonymität des Erfinders bietet in Bezug auf die Interessen, die hinter den Motiven der Entwicklung von Bitcoin stecken könnten, Raum für Spekulationen.

Gegen einen Missbrauch des Bitcoin-Systems seitens des Entwicklers spricht, dass das öffentlich frei zugängliche System auf dem Open-Source-Prinzip basiert und somit eine vollkommene Transparenz bezüglich der Softwarelogik gestattet. Satoshi Nakamoto beschreibt zunächst kritisch das Grundproblem von modernen Währungen und versucht mit seinem System einen Lösungsansatz zu liefern. Nakamoto führt an, dass bei konventionellen Währungen ein grundsätzliches Maß an Vertrauen in die Zentralbanken vorhanden sein muss, damit diese den Wertbestand der Währung aufrecht hält. Zudem muss den Banken in ihren Funktionen vertraut werden, das heißt, dass das zur Verfügung gestellte Geld ordnungsgemäß aufbewahrt und transferiert wird. Als Vorbild für die neu entstandene digitale Währung diene dabei die technische Entwicklung der etablierten und für Dritte unzugängliche Passwortverschlüsselung im Internet. [26]

Der Initiator beschreibt das Grundproblem des gegenseitigen Vertrauens in der Transaktion zwischen zwei unbekannten Partnern in seinem Standardwerk „A Peer-to-Peer Electronic Cash System”. „What is needed is an electronic payment system based on cryptographic proof instead of trust, allowing any two willing parties to transact directly with each other without the need for a trusted third party.“[27] Im konventionellen Währungssystem wird dieses Vertrauen den Regierungen und Zentralbanken entgegengebracht und der Wert von Banknoten allgemein akzeptiert. Das Bitcoin-System basiert hingegen auf einem dezentralen Netzwerk, das im folgenden Kapitel näher beschrieben wird.

3.2 Funktionsweise von Bitcoin

Das Bitcoin-System ist wie ein kollektives Buchführungssystem aufgebaut. „Eine Art weltweites Rechnungsbuch vermerkt jede Transaktion und den Verbleib jeder virtuellen Münze.“[28] Obwohl ein Bitcoin nur im Computer existiert, sorgt das System für eine Begrenzung der Münzen und gewährleistet, dass niemand diese fälschen oder doppelt ausgeben kann.

Die Bitcoin-Community sieht sich als Gemeinschaft und solange der Großteil der Benutzer an der Dauerhaftigkeit der Währung interessiert ist, kann die digitale Buchführung nicht manipuliert werden.[29] Bitcoin existieren in diesem weltweiten Buchführungssystem nur als Transaktionen, die in einem Peer-to-Peer-System für alle Clients im Netzwerk sichtbar sind. Im Zusammenhang mit dem Netzwerk wird bei der Absicht, einen Betrag von einer zur anderen Bitcoin-Adresse zu transferieren, eine Nachricht an alle Nutzer versendet. Jeder Benutzer kann beliebig viele Adressen anlegen. Eine Adresse hat immer einen öffentlichen digitalen Schlüssel zum Empfangen und Versenden von Bitcoin und einen privaten Schlüssel zum Autorisieren der entsprechenden Transaktion. Über eine öffentliche Historie ist ersichtlich, welche Umsätze bei jeder einzelnen Adresse geflossen sind und welchen Weg ein einzelner Bitcoin seit dem Mining genommen hat.[30]

Der Begriff Mining hat sich in Anlehnung an das Schürfen von Gold oder anderen Edelmetallen etabliert. Man kann die digitale Währung über zwei Wege erlangen. Entweder man kauft diese von anderen Nutzern, zum Beispiel über eine Handelsplattform, oder man stellt die Bitcoin selbst her. Da es keine zentrale Institution gibt, werden neue Bitcoin ausschließlich über das Mining geschöpft. Beim Bitcoin-Schürfen muss ein komplizierter Algorithmus gelöst werden, der den Einsatz einer Spezialhardware voraussetzt. Aktuell (Stand 10.07.2014) sind 13 Millionen Bitcoin im Umlauf.[31] Die mathematische Formel der Software limitiert die maximal mögliche Menge jedoch auf 21 Millionen Stück. Da sich mit jedem geschaffenen Bitcoin der Rechenaufwand erhöht, wächst die Geldmenge sukzessive langsamer. Der 21-millionste und damit letzte Bitcoin soll im Jahr 2040 errechnet werden.[32]

Für das Verständnis der Funktionsweise der digitalen Währung ist es notwendig, einige Grundbegriffe der Informatik zu kennen. Der folgende Abschnitt gibt einen Überblick über die technischen Voraussetzungen, das Herstellen und Transferieren von Bitcoin.

3.2.1 Grundlage Kryptografie

Die Basis für die Sicherheit des Bitcoin-Systems ist die Übertragung mit verschlüsselten Informationen. Die Ursprünge der Kryptografie liegen schon im alten Ägypten, wo diese für Geheimschriften genutzt wurde. Das Konzept der bekannten Verschlüsselungsmaschine „Enigma“, die von Deutschland während des zweiten Weltkrieges benutzt wurde, beruhte ebenfalls auf einer kryptografischen Technik.

Die moderne Kryptografie funktioniert asymmetrisch. Das bedeutet, es wird ein digitales Schlüsselpaar eingesetzt. Der öffentliche Schlüssel codiert die Nachricht und der vom Benutzer geheim gehaltene private Schlüssel wird zur Entschlüsselung der Nachricht eingesetzt.[33]

Bitcoin beruhen ebenfalls auf diesem asymmetrischen Verfahren. Der private Schlüssel ermöglicht dem Inhaber, Daten, die mit dem öffentlichen Schlüssel codiert sind zu entschlüsseln. Zudem kann der Privat-Key digitale Signaturen erstellen und Überweisungen authentifizieren. Daher ist dieser mit einer persönlichen Unterschrift vergleichbar. Die digitale Signatur wird aus dem privaten Schlüssel und den zu signierenden Daten beziehungsweise Hashwerten berechnet.[34]

Ein Hashwert, beziehungsweise Hash-Algorithmus ist ein Datensatz mit einer vorgegeben Länge, der als hexadezimale Zeichenkette codiert ist und aus beliebigen Eingabedaten gewonnen werden kann. Er wird anhand eines Algorithmus berechnet, der eine große Eingabemenge auf eine kleinere Zielmenge abbildet. Der Name stammt dabei vom englischen „to hash“, in der deutschen Übersetzung „Zerhacken“, ab, was auf die Eingabedaten durchaus zutrifft. Es ist theoretisch nicht möglich, von einem Hash-Wert auf die zugrundeliegende Datenmenge zu schließen. Zudem ist ein Hash-Wert immer einzigartig, weshalb Informatiker im Zusammenhang von der Endgültigkeit eines Hash-Werts sprechen.[35] Diese Eigenschaft macht das System für die Behandlung von sensiblen Daten, wie zum Beispiel Passwörtern, sehr interessant.

3.2.2 Peer to Peer Netzwerk

Das Bitcoin-Netzwerk basiert auf der dezentralen Peer-to-Peer-Netzwerktechnologie. Diese bildet einen Verbund aus gleichberechtigten Computern. Jede Einheit im Netzwerk sendet und empfängt Daten. Zudem fungieren alle Einheiten gleichzeitig als Client und Server. Ein zentraler Server ist dafür nicht nötig.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Funktionsweise eines Peer-to-Peer-Netzwerks (2005)

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Eberspächer/ Schollmeier (2005), S. 36.

In einem allgemeinen Peer-to-Peer-Netzwerk: werden Ressourcen zwischen den Peers geteilt, erfolgt der Zugriff auf Ressourcen direkt zwischen den Peers und ist jedes Peer gleichzeitig Anbieter und Anforderer von Daten.

Darüber hinaus gelten speziell für dezentrale Peer-to-Peer-Netzwerke:

Jegliche Peer-to-Peer-Funktionen gelten ebenfalls.

Die Funktionalität des gesamten Netzwerks wird durch die Entfernung einer einzelnen Einheit nicht gefährdet.

Es existiert keine zentrale Einheit.[36]

Die Verstreuung der Nachrichten erfolgt über einen sogenannten Flooding-Algorithmus. Ein Knoten im System sendet eine Nachricht an alle bekannten Knoten. Dieser wiederum an alle seine bekannten Knoten, bis auf die, von denen er die Nachricht erhalten hat. Im Peer-to-Peer-Netzwerk werden über die Verknüpfung der Knoten alle Teilnehmer rasch erreicht.[37]

3.2.3 Wallet und Bitcoin-Adressen

Um am Bitcoin-System und den damit einhergehenden Transaktionen teilnehmen zu können, wird eine Client-Software benötigt. In dieser ist ein Wallet (englisch für Brieftasche), vergleichbar mit einer Geldbörse oder einem Bankkonto, integriert. Die Benutzeroberfläche variiert je nach Anbieter. In der Abbildung 6 ist ein Muster einer Bitcoin-Wallet zu sehen. Der Download der kostenlosen Software erfolgt im Gegensatz zu einem Bankengagement absolut anonym.[38]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Bitcoin – Wallet (2013)

Quelle: Shaw (2013), S. 2, (siehe Internetverzeichnis).

[...]


[1] Vgl. Mankiw (2011), S. 204.

[2] Vgl. Samuelson/ Nordhaus (2007), S.719.

[3] Vgl. Crowther (1948), S. 20.

[4] Vgl. Borchert (2001), S. 28.

[5] Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.) (2014a), S. 10.

[6] Vgl. Borchert (2001), S. 29.

[7] Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.) (2014) (a), S. 11.

[8] Vgl. ebenda, S. 10 f.

[9] Vgl. Issing (1998), S.2.

[10] Borchert (2001), S. 111.

[11] Vgl. ebenda, S. 111f.

[12] Vgl. Borchert (2001), S. 113.

[13] Vgl. Issing (1998), S. 41.

[14] Vgl. Keynes (2009), S. 144.

[15] Vgl. Keynes (2009), S. 144.

[16] Vgl. Issing ( 1998), S. 41.

[17] Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.) (2014b), S. 1, (siehe Internetverzeichnis).

[18] Vgl. ebenda, S. 1, (siehe Internetverzeichnis).

[19] Vgl. Europäische Zentralbank (Hrsg.) (2014a), S. 1, (siehe Internetverzeichnis).

[20] Vgl. Deutsche Bundesbank (Hrsg.) (2014c), S. 2, (siehe Internetverzeichnis).

[21] Vgl. Siedendiebel (2014), S. 2, (siehe Internetverzeichnis).

[22] Vgl. Rothengatter/ Schaffer/ Spring (2008), S. 184.

[23] Vgl. Rothengatter/ Schaffer/ Spring (2008), S. 182.

[24] Vgl. Olson (2014), S. 1, (siehe Internetverzeichnis).

[25] Vgl. Nakamoto (2009), S. 1, (siehe Internetverzeichnis).

[26] Vgl. ebenda, S. 2, (siehe Internetverzeichnis).

[27] Vgl. Nakamoto (2008), S. 1, (siehe Internetverzeichnis).

[28] Bögeholz /Scherschel (2013), S. 146.

[29] Vgl. ebenda, S. 146.

[30] Vgl. Jädicke (2014), S. 3f, (siehe Internetverzeichnis).

[31] Vgl. Bitcoincharts.com (Hrsg.) (2014a), S. 1, (siehe Internetverzeichnis).

[32] Vgl. Woo/ Gordon/ Iaralov (2013), S. 2, (siehe Internetverzeichnis), S. 2.

[33] Vgl. Schneier (2006), S. 74.

[34] Vgl. Kerscher (2013), S. 22.

[35] Vgl. Sedgewick (2002), S. 273 f.

[36] Vgl. Eberspächer/ Schollmeier (2005), S. 36.

[37] Vgl. Heller (2009), S. 15.

[38] Vgl. Reid/ Harrigan (2011), S. 3.

Ende der Leseprobe aus 55 Seiten

Details

Titel
Bitcoin. Risiken und Chancen einer digitalen Währung
Hochschule
Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2014
Seiten
55
Katalognummer
V281627
ISBN (eBook)
9783656854999
ISBN (Buch)
9783656855002
Dateigröße
2938 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der prüfende Professor hatte vor, diese Bachelorarbeit in seiner Schriftenreihe zu veröffentlichen. Der Autor entschied sich jedoch für eine eigene Publikation.
Schlagworte
Bitcoin, Bitcoins, Banken
Arbeit zitieren
Oliver Cherek (Autor:in), 2014, Bitcoin. Risiken und Chancen einer digitalen Währung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281627

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